Der Trompeter von Säkkingen (Versepos)

Versepos von Joseph Victor von Scheffel

Der Trompeter von Säkkingen (modernisiert: Der Trompeter von Säckingen, vollständiger Titel: Der Trompeter von Säkkingen. Ein Sang vom Oberrhein) ist ein von Joseph Victor von Scheffel 1853 in der Metzlerschen Buchhandlung in Stuttgart publiziertes Versepos, das zeitweise eines der meistgelesenen Bücher Deutschlands war. Für die 1873 im Verlag Adolf Bonz & Comp. in Stuttgart erschienene Ausgabe schuf Anton von Werner die Illustrationen.[1] Bis 1921 erreichte das Werk 322 Auflagen und wurde noch zu Lebzeiten des Verfassers in mehrere europäische Sprachen übersetzt.[2] Gleichzeitig äußerte sich, bedingt durch den außerordentlichen Publikumserfolg des Werks, die Literaturkritik distanziert zu dem Werk. So schrieb der Literaturhistoriker Eduard Engel: „Dass der Trompeter kein Werk hoher Dichtkunst ist, darüber herrscht heute wohl Übereinstimmung.“[3]

Titelblatt der 3. Auflage von 1865

Entstehung Bearbeiten

 
Grabmal des Trompeters von Säckingen

Die Beschäftigung Scheffels mit der mündlich überlieferten Geschichte erfolgte während seiner Tätigkeit als Verwaltungsbeamter 1850/51 in Säckingen, geschrieben wurde das Werk während seiner Italienreise 1852/53 auf Capri. Als Grundlage für das Versepos Scheffels diente ihm die historische Persönlichkeit des Säckinger Bürgers Franz Werner Kirchhofer (1633–1690), eines erfolgreichen Handelskaufmanns, Ratsherrn und Schulmeisters, der 1657 gegen den Widerstand ihrer adligen Brüder Maria Ursula von Schönau (1632–1691) geheiratet hatte. Ihr am Säckinger Fridolinsmünster angebrachtes gemeinsames Grabmal spricht von dem „in gegenseitiger Liebe unvergleichlichen Paar“.[4]

In dem in 16 „Stücken“ aufgeteilten Werk verarbeitete Scheffel in humoristischer Weise zahlreiche autobiographische Details, so seiner Studienzeit in Heidelberg, seiner Tätigkeit in Säckingen und seines Romaufenthalts.[5] Als Versmaß ist der Trochäus verwendet.

Handlung Bearbeiten

1. Stück: Wie jung Werner in den Schwarzwald einreitet

Der Protagonist des Epos, der Heidelberger Jura-Student Werner Kirchhof, reitet durch den noch winterlichen Schwarzwald, wo er, nach einem Lied auf der Trompete, oberhalb von Säckingen mit dem Pfarrer eines Dorfes zusammentrifft, der ihn in sein Pfarrhaus einlädt.

2. Stück: Jung Werner beim Schwarzwälder Pfarrherrn

Werner erzählt dem Pfarrherrn, dass er der Kurfürstin vor dem Heidelberger Schloss betrunken ein Ständchen gebracht habe und wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses von der Universität Heidelberg relegiert worden sei. Eingeflochten ist das Lied Alt-Heidelberg, du feine.

3. Stück: Der Fridolinustag

Am 6. März, dem Festtag des Heiligen Fridolin, des Schutzpatrons von Säckingen, erblickt Werner bei der Prozession vor dem Fridolinsmünster erstmals Margareta und verliebt sich spontan in sie.

4. Stück: Jung Werners Rheinfahrt

Werner entwendet zu einer nächtlichen Rheinfahrt ein Fischerboot und bringt von einer Kiesbank im Rhein aus seiner Angebeteten in Schloss Schönau ein Ständchen auf der Trompete.

5. Stück: Der Freiherr und seine Tochter

Der Freiherr, der während des Dreißigjährigen Kriegs als Reiter-Obrist unter Johann von Werth gedient hatte, erzählt seiner Tochter von seinem Soldatenleben und seiner Gefangenschaft auf Schloss Vincennes, wo er seine spätere Frau und Mutter Margaretas, Leanor Montfort du Plessys, kennengelernt hatte. Das Gespräch wird durch das über den Rhein herüberklingende Trompetenspiel Werners unterbrochen, das die Aufmerksamkeit des Freiherrn weckt.

6. Stück: Wie jung Werner beim Freiherrn Trompeter ward

Das entwendete und am Ufer liegengelassene Boot führt auf die Spur Werners, der nach dem Trompetenstück des Vorabends auf das Schloss geladen und anstelle des zuvor im Rhein ertrunkenen Stabstrompeters Raßmann als Trompeter eingestellt wird.

7. Stück: Der Ausritt zum Bergsee

Freiherr und Bewohner Säckingens brechen zum Bergsee auf, um dort das jährliche Maifest mit einem Fischzug und anschließendem Festmahl im Freien zu begehen. Begleitet von Werner auf der Trompete trägt der Schulmeister ein selbstverfasstes Mailied vor. Während der Schulmeister zum Lohn den Rest des Fischfangs erhält, flicht Margareta dem Trompeter einen Kranz.

8. Stück: Das Konzert im Gartenpavillon

Zum bevorstehenden Geburtstagsfest ihres Vaters lässt Margareta durch den Maler Fludribus, der in Rom die Frescotechnik erlernt hat, die Kuppel des Pavillons im Schlossgarten ausmalen. Zur Eröffnung dirigiert Werner mit örtlichen Laienmusikern ein Madrigal von Claudio Monteverdi.

9. Stück: Lehren und Lernen

Margareta findet am Morgen nach dem Konzert die Trompete Werners im Garten und probiert sie aus – zum Entsetzen Werners, der ihr darauf Unterricht auf der Trompete erteilt und mit ihr das Angriffssignal des kaiserlichen Kürassierregiments ihres Vaters einstudiert.

10. Stück: Jung Werner in der Erdmannshöhle

Vom Waldgeist Meysenhartus irregeführt, trifft Werner auf die Erdmannshöhle am Dinkelberg, wo ihm der „Stille Mann“, ein seit unvordenklichen Zeiten hier versteinert sitzender Greis, vorgestellt wird, in dessen Haltung Scheffels Resignation nach dem Scheitern der Badischen Revolution von 1848/1849 zum Ausdruck kommt.

11. Stück: Der Hauensteiner Rummel

Während des „Hauensteiner Rummels“ – tatsächlich eines erst im frühen 18. Jahrhundert stattgefundenen Bauernaufstands gegen den Waldvogt der Grafschaft Hauenstein, Freiherr Franz Anton von Schönau-Wehr[6] – kommt es zur Belagerung des Herrenschlosses durch die aufständischen Bauern. Werner, der einen Ausfall über die Zugbrücke unternimmt, wird verwundet, während Margareta durch das Blasen des gelernten Trompetensignals der Kürassiere die Verteidigung des Schlosses mobilisiert.

12. Stück: Jung Werner und Margareta

Der verwundete Werner wird von Margareta gepflegt; beide gestehen sich ihre Liebe.

13. Stück: Die Werbung

Ein früherer Kriegskamerad des Freiherrn, Graf Wildenstein, wirbt für seinen Sohn Damian um die Hand Margaretas, aber auch Werner stellt, ermutigt durch seinen Anteil bei der Verteidigung des Schlosses, einen Antrag, der aber vom Freiherrn aus Standesgründen schroff abgewiesen wird. Werner zieht, ohne von Margareta Abschied zu nehmen, nach einem letzten Trompetengruß in die Ferne.

14. Stück: Das Büchlein der Lieder

Als Intermezzo der Erzählung sind die Lieder Jung Werners, Lieder des Katers Hidigeigei, Lieder des stillen Mannes aus der Erdmännlein-Höhle, Aus den Liedern Margaretas und Werners Lieder aus Welschland eingefügt, um die dazwischenliegende Wartezeit von fünf Jahren zu überbrücken.

15. Stück: Ein Wiedersehen in Rom

Der inzwischen als Kapellmeister im Petersdom engagierte Werner dirigiert den Chor beim Hochamt, als Margareta, die mit der Fürstäbtissin von Säckingen nach Rom gereist ist, ihn wiedererkennt und in Ohnmacht fällt.

16. Stück: Lösung und Ende

Am folgenden Tag ernennt Papst Innozenz XI., der die Liebe Werners und Margaretas in Erfahrung gebracht hat, seinen bisherigen Hofkapellmeister zum Päpstlichen Hofpfalzgrafen, und verlobt das Paar. Mit Werners Erhebung zum "Marchese Camposanto" ist die Standesbarriere für eine Heirat mit der Tochter des Freiherrn beseitigt.

Werke, basierend auf dem Trompeter von Säkkingen Bearbeiten

 
Titelblatt der Oper Der Trompeter von Säkkingen
  • Carl Volkmer: Der Trompeter von Säckingen: romantisches Zeitbild in fünf Aufzügen/ mit Benutzung von Victor v. Scheffels Rheinlandsang gleichen Namens. Leipzig um 1880.[8]
  • Emil Kaiser: Der Trompeter von Säckingen: Lyrische Oper in drei Aufzügen. Text nach Victor Scheffel’s gleichnamiger Dichtung frei bearbeitet. Josef Groák, Olmütz 1882.[9]
  • Emil Hildebrandt, Julius Keller, Ludwig von Brenner (Musik): Der Trompeter von Säkkingen: romantisches Schauspiel mit Gesang in 3 Acten und 7 Bildern. Hermann Schmidt, Berlin 1885.[10]
  • Max Bruch: Vier Lieder von J. V. Scheffel aus Frau Aventiure und Trompeter von Säkkingen für Bariton mit Pianofortebegleitung Op. 33. Cranz, Bremen [1870].
  • Hermann Riedel: Liederzyklus Lieder Jung Werner’s und Margaretha’s aus Scheffel’s Trompeter von Säkkingen.
  • George Henschel: Werner’s Lieder aus Welschland. Acht Lieder aus Scheffel’s Trompeter von Säkkingen Op. 25. Simrok, Berlin 1875.
  • Josephine Caroline Lang: Fünf Lieder aus dem „Trompeter von Säckingen“ von J. V. von Scheffel für eine Baritonstimme, Op. 45. T. F. A. Kuhn, Weimar 1879.

Illustrationen Bearbeiten

Verfilmungen Bearbeiten

Übersetzungen Bearbeiten

  • The Trumpeter of Saekkingen. A Song from the Upper Rhine, tranlated from the German by Mrs. Francis Brünnwo. Chapman and Hall, London und Scribner, Armstrong & Co, New York, 1877.
  • De Trompetter van Saekkingen. Een Lied van den Bovenrijn, nar het Hoogduitsch van J. V. van Scheffel door W. P. E. Boumann. H. A. Kramers Zoon, Rotterdam 1877.
  • Il Trombettier di Sekkingen, canto dall’ Alto Reno. Primo traduzione italiana dalla LX. Etitione tedesca die G. B. Fasanotto. H. F. Münster, Verona 1879.
  • Trompeteren fra Säkkingen, af Joseph Victor von Scheffel, oversat efter Originalens. Oplag med Forfatterens Tilladelse af Elith Reumert. H. Hagerup, Kjøbenhavn 1887.
  • De Trompetter van Säkkingen. Een lied van den Boven-Rijn naar het Hoogduitsch van Joseph Victor von Scheffel. Geïllustreerd, opnieuw bewerkt door Dr. E. Laurillard. N. J. Boon, Amsterdam o. J. [1891].
  • The Trumpeter. A Romance of the Rhine. By Joseph Victor von Scheffel. Translated from the Two Hundredth German Edition by Jessie Beck and Louise Lorimer. With Introduction by Sir Theodore Martin. William Blackwood and Sons, Edinburgh and London 1893.
  • Trumpetaren från Säkkingen, en sång från öfre Rhen, af Joseph Victor von Scheffel; öfversättning af Oscar Hjalmar Guldbrand. Chelius, Stockholm 1901.
  • A säkkingeni trombitás, felsőrajnai dalköltemény, forditotta Luby Sándor, Werner Antal rajzaival. Apollo Irodalmi és Nyomdai Részvénytársaság, Budapest 1902.
  • Le Trompette de la Forêt-Noire (Chant du Haut-Rhin). En vers français, de Bardile. Henri Didier, Paris 1930.
  • Йозеф Виктор фон Шеффель: Тромпетер фон Зекинген. (Übersetzung A. R. Gimadeev). Verlag Aletheia, St. Petersburg 2017. ISBN 978-5-906823-80-9.

Ausstellungen Bearbeiten

  • 2016: Der Trompeter von Säckingen. Eine Liebesgeschichte. Ein Buch. Ein Bestseller.[11]

Trompeterdenkmal Bearbeiten

 
Statue des Trompeters im Park von Schloss Schönau

1901 wurde auf dem Säckinger Münsterplatz das von dem Münchner Bildhauer Josef Wilhelm Menges Scheffeldenkmal aufgestellt, dessen Begleitfigur, der Trompeter, 1941 der Metallspende des deutschen Volkes zum Opfer fiel. 1976 wurde die von Josef Henselmann neugeschaffene Trompeterstatue als Einzeldenkmal im Schlosspark aufgestellt.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. website des Anton-von-Werner-Archiv
  2. Übersetzungen des Trompeters auf der website der Scheffel-Freunde
  3. Eduard Engel: Geschichte der deutschen Literatur des Neunzehnten Jahrhunderts und der Gegenwart. G. Freytag, Leipzig, 5. Auflage 1913, S. 234.
  4. Internetseite zum Trompeter von Säckingen.
  5. Eugen Herford: Entstehungsgeschichte von Scheffel’s Trompeter von Säckingen. (Nach einem Vortrag des Verfassers im Copernikus-Verein zu Thorn.) Zürich, Schröter & Meyer 1889 digitalisat
  6. Wolfgang Hug: Freie Bauern auf dem Wald — vom Kampf der Salpeterer im 18. Jahrhundert. In: Mitteilungen des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz e.V. Freiburg i. Br., NF 18, 2002, S. 171–184. Digitalisat
  7. Eine konzertante Aufführung fand 2022 in Bad Säckingen statt Südkurier vom 8. Mai 2022
  8. Text auf der Website der ULB Münster
  9. Text auf der Website der scheffel-freunde.de
  10. Text auf der Website der ULB Münster
  11. Es hat nun doch noch sollen sein in FAZ vom 27. Juli 2016, Seite 12