Dennis Gastmann

deutscher Journalist und Fernsehmoderator

Dennis Gastmann (* 11. Juni 1978 in Osnabrück) ist ein deutscher Schriftsteller, Abenteurer, Filmemacher und Vertreter des Gonzo-Journalismus.

Dennis Gastmann in Patagonien (2010)

Leben Bearbeiten

Dennis Gastmann studierte Politik und Journalistik an der Universität Hamburg und begann als Filmemacher im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Er volontierte im NDR und stieg zunächst bei der Satiresendung extra 3 ein – als Autor, Interviewer und Reporter vor der Kamera. Gleichzeitig arbeitete er für die Magazine ZAPP und Panorama. Erste Bekanntheit erlangte er durch ein schwarz-weißes, kunstvoll montiertes Interview mit dem lange verstorbenen Franz Josef Strauß zur Landtagswahl in Bayern 2008.[1] Eine größere Öffentlichkeit erreichte seine charmante, entwaffnend kindliche Reporterfigur „Dennis“, die journalistischen Missständen auf den Grund ging – mit einfach formulierten, aber hintersinnigen Fragen. Die Zeitschrift Geo nannte seine Fragetechnik „hartnäckig wie Michael Moore, furchtlos wie Borat“.[2] 2009 erhielt er dafür gemeinsam mit Ina Müller den Journalistenpreis Goldener Prometheus als „Bester Newcomer“.

Im gleichen Jahr wechselte Gastmann in die Auslandsredaktion des Senders. Für die Magazine Weltbilder und WDR Weltweit reiste er „Mit 80.000 Fragen um die Welt“ und versuchte, auf liebevoll-ironische Weise, die letzten großen Fragen der Menschheit zu beantworten. Die gleichnamige interaktive Fernsehserie, dessen Autor, Gesicht und Stimme er fünf Jahre lang war, wurde mehrfach für den Grimme-Preis nominiert. Später moderierte er Der Gastmann im WDR Fernsehen, die „erste politisch-satirische Talk-Reportage“, wofür er eine weitere Grimme-Preis-Nominierung erhielt.[3]

Gastmann dokumentierte seine Abenteuer in dem Reportage-Band Mit 80.000 Fragen um die Welt.[4] Anschließend widmete er sich der Schriftstellerei. Für Gang nach Canossa wanderte er 1637 Kilometer zu Fuß von Hamburg bis nach Italien. Sein subjektiver Reichtumsbericht Geschlossene Gesellschaft führte ihn auf eine einjährige Expedition in die Welt der Millionäre und Milliardäre. Später erschien Atlas der unentdeckten Länder im Rowohlt Verlag, eine Reise von der Mönchsrepublik Athos über Transnistrien bis zur entlegenen Insel Pitcairn, auf der die Nachfahren der Meuterer von der Bounty leben.[5] Seine Bücher avancierten zu Spiegel-Bestsellern und gelten als moderne Beispiele für Gonzo-Journalismus im deutschsprachigen Raum. Er gehört zum Kolumnistenkreis des Reisemagazins Merian.[6]

2023 veröffentlichte er im Rowohlt Verlag seinen ersten Roman Dalee. Inspiriert von der Fotografie eines schwimmenden Elefanten erzählt er eine Geschichte zur Zeit der wirtschaftlichen Erschließung der Andamanen, einer ehemaligen Strafkolonie, durch ein Rodungsunternehmen in den 1940er Jahren. Celine Schäfer von ttt – titel, thesen, temperamente schrieb dazu: „Aus genauen Beobachtungen entwickelt Dennis Gastmann eine überbordende Phantasie, eine bildreiche Geschichte über die Liebe eines kleinen Jungen zu seinem Elefantengefährten.“[7]

Dennis Gastmann lebt in Hamburg.[8] Er ist Speaker bei Geistesgegenwart,[8] der Referentenagentur der Holtzbrinck-Verlage, und doziert an zahlreichen deutschen Journalistenschulen, unter anderem im Bereich Reportage, Interview und Humor.[9]

Pressestimmen Bearbeiten

„Gastmann ist ein wundervoller Reiseautor mit einem Gespür für skurrile Situationen und der Begabung für schillernde Menschenporträts“, schrieb der Focus.[10]

Der Medienkritiker Stefan Niggemeier nennt Gastmann einen „außergewöhnliche[n] Reporter, der uns Zuschauer nicht als Wissender, sondern als Fragender durch die Welt führt“.[1] Das Medienmagazin V.i.S.d.P. bezeichnete Gastmann als „Peter Scholl-Latour der Generation Twitter“, der den Beruf des Auslandsreporters neu erfinde.[11] NDR Kultur sagt, er sei ein „brillanter Beobachter“.[12]

Auszeichnungen Bearbeiten

  • 2009: Goldener Prometheus als „Bester Newcomer des Jahres“
  • 2009: NDR-Fernsehpreis „Seh-Stern“ für die „Beste Programmidee des Jahres“
  • 2010: Axel-Springer-Preis in der Kategorie Fernsehen[13]
  • 2010: Doppelte Nominierung für den Grimme-Preis für Mit 80.000 Fragen um die Welt (NDR/WDR)
  • 2013: Nominierung für den Grimme-Preis für Der Gastmann (WDR)

Verschiedenes Bearbeiten

Dennis Gastmann ist Träger des Adelstitels „Letzter Kaiser von Ladonien“.[14]

Werke Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Stefan Niggemeier: Die schwere Kunst der leichten Reportage: Mit Dennis um die Welt. In: FAZ.net. 10. November 2009, abgerufen am 5. Juni 2023.
  2. Geschlossene Gesellschaft. In: rowohlt.de. Abgerufen am 5. Juni 2023.
  3. Der Gastmann (WDR). In: grimme-preis.de. Abgerufen am 5. Juni 2023.
  4. Mit 80 000 Fragen um die Welt. In: rowohlt.de. Abgerufen am 5. Juni 2023.
  5. Christine Luz: Unbekannte Reiseländer: Wie Dennis Gastmann Kaiser von Ladonien wurde. In: Der Spiegel. 9. Juni 2016, abgerufen am 5. Juni 2023.
  6. Info. In: dennisgastmann.de. Abgerufen am 5. Juni 2023.
  7. Celine Schäfer: Dennis Gastmanns‘ Abenteuerroman „Dalee“ – Von schwimmenden Elefanten und exotischen Inseln. In: daserste.de. 2. April 2023, abgerufen am 2. Mai 2023.
  8. a b Speaker: Dennis Gastmann. In: argon-speakers.de. Abgerufen am 5. Juni 2023.
  9. Workshop Infos. In: dennisgastmann.de. Abgerufen am 5. Juni 2023.
  10. Literatur: Für Unerschrockene: „Atlas der unentdeckten Länder“. In: Focus Online. 24. Mai 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Januar 2019; abgerufen am 14. Oktober 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.focus.de
  11. Moritz Gerlach: Unser Mann in Absurdistan. In: Eimsbütteler Nachrichten. 18. Dezember 2013, abgerufen am 5. Juni 2023.
  12. Dennis Gastmann. In: kurhausdangast.de. Abgerufen am 5. Juni 2023.
  13. Prämierte Arbeiten TV. In: axel-springer-preis.de. Archiviert vom Original am 30. Oktober 2013; abgerufen am 25. April 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/archiv.axel-springer-preis.de
  14. The Nobles of Ladonia. In: ladonia.org. Abgerufen am 25. April 2016.
  15. Pädophile auf Pitcairn. In Frankfurter Allgemeine Zeitung. 8. Juni 2016, Seite 10.