Die DBProjekt GmbH Stuttgart 21 war eine zwischen 1996 und 2003 bestehende Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn AG zur Realisierung von Stuttgart 21, ähnlich der Planungsgesellschaft Bahnbau Deutsche Einheit[1].

Sie ging im Oktober 2003 in der DB ProjektBau auf.[2] Mit der DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH wurde Mitte 2013 eine neue Projektgesellschaft gegründet.

Geschichte Bearbeiten

Bahnchef Heinz Dürr kündigte am 9. Februar 1996 in Stuttgart die Gründung einer Projektgesellschaft für Stuttgart 21 an. Eigene Bereiche sollten für die Streckenführung, die Bahnhofsgestaltung und die Flächenverwertung zuständig sein. Daneben sollte ein Aufsichtsrat eingerichtet werden, in dem Bund, Land, die Stadt Stuttgart und die Region vertreten sein sollten. Ein Projektbeirat sollte, an die Stelle des bisherigen Lenkungskreises, die Entwicklung des Projekts begleiten.[3]

Das Unternehmen wurde im gleichen Jahr von Dürr gegründet, um mit kurzen Managementstrukturen mit schnellen Entscheidungswegen Stuttgart 21 zu realisieren.[4] Der Gesellschaftsvertrag datiert auf den 5. Juni 1996. Die Eintragung ins Handelsregister erfolgte am 15. August 1996. Der Unternehmensgegenstand war „die Vorbereitung, Koordinierung und Steuerung von Planung, Bauvorbereitung, Baudurchführung und Bauüberwachung des Bahnprojektes 'Stuttgart 21' (Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs zu einem Durchgangsbahnhof mit tiefgelegten und überbauten Gleisanlagen; Freimachung bisheriger Gleisflächen für städtebauliche Nutzung) einschließlich Steuerung der Vergabe und der Abwicklung aller Arbeiten“. Die Gesellschaft wurde von zwei Geschäftsführern oder einem Geschäftsführer und einem Prokuristen gemeinsam vertreten.[5]

Das Stammkapital betrug 100.000 DM.[5] 90 Prozent des Unternehmens waren im Eigentum der Deutschen Bahn AG.[6] Die übrigen zehn Prozent (10.000 DM[7]) wurden von Drees & Sommer gehalten.[8]

Das Unternehmen saß, mit der Anschrift Am Hauptbahnhof 7[5], in angemieteten Räumen der neuen Landesbank in der Nähe des Stuttgarter Hauptbahnhofs.[9] Es erteilte 1997 den Auftrag für den Aufbau des Turmforums.[10] Im Frühjahr 2000 arbeiteten 38 Mitarbeiter für das Unternehmen. Aufgrund der zu dieser Zeit unsicheren Zukunft des Projekts Stuttgart 21 sollten sich diese zunächst verstärkt um andere Großprojekte, z. B. den neuen Berliner Bahnknoten, kümmern.[11] Mitarbeiter der Gesellschaft wurden an andere Büros ausgeliehen.[12] Mit der ins Stocken geratenen Planung verließen im Jahr 2000 eine Reihe von Mitarbeitern das Unternehmen.[9] Mitte 2000 beschäftigte die Gesellschaft noch 25 Mitarbeiter. Davon waren noch sechs mit Stuttgart 21 befasst. In dieser Zeit wurde weiteren fünf Mitarbeitern gekündigt.[9]

Im Frühjahr 2001 arbeiteten acht Mitarbeiter für die Gesellschaft. Die Belegschaft wäre auf über 60 Mitarbeiter aufgestockt werden, wenn der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn am 16. Mai 2001 grünes Licht für das Projekt gegeben hätte.[13] Mit Wirkung zum 1. August 2001 schied Sommer aus der Geschäftsführung aus und verkaufte seine Anteile an die DB Netz AG. Damit sollte eine komplette Neuausrichtung des Unternehmens einhergehen, das unter der Firma DB Projekte Süd als eine von drei bundesweiten Planungsgruppen firmieren sollte.[7] Es war geplant, die Belegschaft bis zum Jahresende auf 80 Mitarbeiter aufzustocken.[14]

Im Rahmen dieser Neuordnung der Planungs- und Bauaktivitäten bei der Deutschen Bahn band der Konzern 2001 die Projektgesellschaft näher an sich.[8] Die Kompetenzen der Gesellschaft wurden dabei stark beschnitten.[4] Personal, Einkauf und Vergabe sollte zukünftig aus der Frankfurter Zentrale der DB Netz AG gesteuert werden.[7]

Im Dezember 2001 war die Deutsche Bahn Projekte Süd GmbH in Gründung. Sie sollte neben Stuttgart 21, der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm und Neu-Ulm 21 auch verschiedene Containerbahnhof-Projekte betreuen. Sie beschäftigte zu dieser Zeit rund 50 Mitarbeiter und sollte auf mehr als 100 Mitarbeiter aufgestockt werden.[15]

Am 23. April 2003 wurde die Verschmelzung der Gesellschaft mit der DB Projekt Verkehrsbau GmbH und der DBBauProjekt GmbH auf die DB ProjektBau GmbH beantragt. Sie wurde am 8. Oktober 2003 vollzogen.[2]

Mitte 2013 wurde mit der DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH eine neue Projektgesellschaft für Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm gegründet.

Personalien Bearbeiten

Als Geschäftsführer fungierten zunächst Hans Sommer und Reimar Baur.[5] Sommer hatte dabei den Vorsitz inne, Baur war für Technik zuständig. Ab September 1997 fungierte Jürgen Tuscher als kaufmännischer Geschäftsführer.

Nach anderen Angaben war zunächst (1996) Hans Holtz kaufmännischer Geschäftsführer,[16] in den Jahren 1997 und 1998 Reimar Baur[17][18].

Ende September 2001 schied der damalige kaufmännische Geschäftsführer, Jürgen Tuscher, aus dem Unternehmen aus.[7] Ab 1. Oktober 2001 war Roland Max de Cunha kaufmännischer Geschäftsführer[19] Reimar Baur war Ende 2001 Sprecher der Geschäftsführung.[19] 2002 übernahm Peter Marquart diese Funktion.[20]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Deutschlands längste Weichen. In: Planungsgesellschaft Bahnbau Deutsche Einheit mbH (Hrsg.): Info-Brief, ZDB-ID 2668166-3, Heft 2/1997, 31. August 1997, S. 7 f.
  2. a b Handelsregister-Bekanntmachungen vom 15.10.2003: DB ProjektBau GmbH. Bundesanzeiger, 8. Oktober 2003, (HRB82899).
  3. Stuttgart 21 – Bahn gründet Projektgesellschaft. In: Stuttgarter Zeitung. 10. Februar 1996.
  4. a b Michael Isenberg: Bahn will neue Stuttgart-21-Firma. In: Stuttgarter Nachrichten, Nr. 270, 21. November 2012, S. 18 (online).
  5. a b c d DBProjekt GmbH Stuttgart 21. Bundesanzeiger: Handelsregister-Bekanntmachungen vom 4. September 1996.
  6. Achim Wörner: "Finanzpuffer bei Stuttgart 21 weg". In: Stuttgarter Zeitung, 18. Oktober 1997, S. 1.
  7. a b c d Michael Isenberg: Bei Stuttgart21 hat jetzt allein die Bahn das Sagen. In: Stuttgarter Nachrichten. 29. August 2001, S. 21.
  8. a b Konstantin Schwarz: "Jede Risikoeinschätzung ist richtig". In: Stuttgarter Nachrichten, 29. Juni 2007, S. 21.
  9. a b c Michael Ohnewald: Der Kanzler will Stuttgart 21 aufs rechte Gleis bringen. In: Stuttgarter Zeitung. 1. August 2000, S. 17.
  10. Informationszentrum im Turm des Hauptbahnhofs: Der Bahn-Chef schwingt den Hammer. In: Stuttgarter Zeitung, 10. Dezember 1997, S. 23.
  11. Thomas Wüpper: Bahn: Stuttgart21 nicht gefährdet. In: Stuttgarter Zeitung, 11. Mai 2000, S. 1.
  12. Jörg Nauke: Ein Projekt wird wiederbelebt. In: Stuttgarter Zeitung. 16. Februar 2001, S. 19.
  13. Michael Ohnewald: "Die Bahn arbeitet mit Hochdruck an Stuttgart 21". In: Stuttgarter Zeitung. 9. April 2001, S. 21.
  14. Michael Ohnewald: Neuer Bahnhof soll 2013 in Betrieb gehen. In: Stuttgarter Zeitung. 11. Juli 2001, S. 21.
  15. Mathias Bury: Die Deutsche Bahn Projekte Süd GmbH. In: Stuttgarter Zeitung. 17. Dezember 2001, S. 19.
  16. Hans Holtz: Die Geschichte des Stuttgarter Hauptbahnhofs. In: Landeshauptstadt Stuttgart (Hrsg.): Stuttgart 21: Entwürfe für die neue Stadt. Deutsche Verlags-Anstalt, 1996, ISBN 3-421-03219-X, S. 8–15.
  17. Alea iacta est: Das wird der Stuttgarter Hauptbahnhof Bullaugen statt einer Kathedrale / Entscheidung mit viel Fingerspitzengefühl. In: Immobilien Zeitung, Nr. 25/97, 27. November 1997, S. 16.
  18. Gutes und Schlechtes über Stuttgart 21: Gerüchte um ein Scheitern der Galeria Ventuno. In: Immobilien Zeitung, Nr. 26/98, 17. Dezember 1998, S. 21.
  19. a b Mathias Bury: Die Vision des Tunnelbahnhofs in 18 Aktenordnern. In: Stuttgarter Zeitung. 2. November 2001, S. 23.
  20. Gesamtprojektleiter. In: Stuttgarter Nachrichten, 19. August 2011, S. 19.