Cordt Plato von Schloen

Militärperson in braunschweigischen Diensten und dänischer Generalleutnant

Cordt Plato von Schloen zu Hollwinkel, genannt Gehlen, (* 29. Januar 1577 in Schloss Hollwinkel; † 2. Juni 1650 in Alswede) war Militärperson in braunschweigischen Diensten und dänischer Generalleutnant im Dreißigjährigen Krieg. Zudem war er Landdrost der Grafschaft Diepholz[1] und Erbgesessener zu Hollwinkel, Lübbecke und Dorpel.

Eltern, Schwiegereltern und Ehegattin des Cordt Plato von Schloen (Ahnenprobe 1755)

Herkunft Bearbeiten

Er war Sohn des Ernst von Schloen genannt Gehle, Erbgesessener zu Hollwinkel, Lübbecke und Dorpel († 1596) und dessen Gattin Anna, geb. von Helversen († 1588), eine Tochter des Plato von Helversen, Obristlieutenant und Erbgesessener zu Hameln, und dessen Gemahlin Agnesa Bock von Northolte (Nordholz).[2]

Leben Bearbeiten

Im Alter von 20 Jahren begleitete er Herzog August I. von Braunschweig-Lüneburg auf einer Reise nach Ungarn. Am 10. April 1600 wurde er Leutnant in der Reiterei der Armee des Herzogs zu Braunschweig Heinrich Julius. Er diente dabei unter Rittmeister Otto Plato von Helversen (1563–1626), einem Neffen seiner Mutter.

Am 2. Mai 1602 wurde er vom Herzog Heinrich Julius selbst zum Rittmeister bestallt und hatte den Befehl über 150 Reiter im Konflikt gegen die Stadt Braunschweig. 1608 war er Hofjunker beim Bischof Christian von Minden und wurde zum spanischen Kriegsrat Philipp de Croy gesandt. Im Dezember des Jahres begleitete er Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg nach Frankreich und England, und zudem 1613 mit auf den Reichstag nach Regensburg. Im September 1615 warb er für Herzog Christian zu Braunschweig und Lüneburg 100 Reiter für die Belagerung der Stadt Braunschweig, bei welcher er als Oberstleutnant ein Kommando führte.

1617 schloss er mit dem Domkapitel Minden einen Vergleich in Bezug auf das Amt Reineberg wegen der Gerichtsbarkeit des Hauses Hollwinkel.[3]

Im Dreißigjährigen Krieg stand er 1624 als Obristleutnant einer Kürassier-Abteilung[4] und Generalwachtmeister der Truppen des niedersächsischen Kreises in braunschweig-lüneburgischen Diensten. Er unternahm den Versuch, mit seinen Truppen in katholische Dienste überzulaufen. Sein Angebot wurde vom Oberst Dietrich Ottmar von Erwitte an den bayerischen Heerführer Tilly weitergeleitet, und dabei wurden Schloens soldatische Qualitäten lobend hervorgehoben. Jedoch scheiterte dieses Unterfangen, möglicherweise wegen des seinerzeit vorherrschenden Misstrauens gegenüber „unkatholischen“ Offizieren.

So führen schwedische Kriegslisten für 1632 vier Kompanien zu 300 Mann unter Schloens Befehl bei den Truppen Herzog Georgs von Braunschweig-Lüneburg auf. Für den 28. Oktober 1633 waren Schloens Kompanien als Garnison für Rinteln bestimmt. 1635 sind noch acht Kompanien Infanterie zu 200 Mann aufgelistet, wobei eine Verstärkung um weitere 800 Mann vorgesehen war.

Schloen war Kriegsrat in fürstlich braunschweigisch-lüneburgischen Diensten, stand womöglich doch vorübergehend in spanischen Diensten[5] und war schließlich dänischer Generalleutnant unter König Christian IV. In den Zeiten seiner Kriegszüge soll sein Schloss Hollwinkel mehr oder weniger unbewohnt gewesen sein. Während Schloens Abwesenheit wohnte seine Frau Metta zeitweise auf Hollwinkel und übernahm verwaltungstechnische Aufgaben. Schloen starb bald nach Kriegsende, Anfang Juni 1650, und wurde am 17. Dezember des Jahres in der Kirche Alswede bestattet.[6] Das Schloss Hollwinkel wurde erst seit 1652 wieder dauerhaft von der Familie Schloen genannt Gehle bewohnt.

Familie Bearbeiten

  • Im Februar 1614 heiratete er Metta von Rheden a.d.H. Ovelgünne (Tochter des verstorbenen mindischen Landdrosts und Drosts zur Libenaw, Erbgesessen auf Ovelgönne und Pattensen, Ernst von Rheden zu Ovelgünne, und der Maria von Staffhorst). Das Paar hatte in 36 Jahren 6 Söhne[7] und 7 Töchter, von denen einige früh verstarben und in Alswede und Drebber begraben wurden. Er stiftete zusammen mit seiner Gattin die kunstvoll geschnitzte Hollwinkler Prieche in der Kirche von Alswede, deren Reste im Hollwinkler Treppenhaus angebracht sind, und leistete einen Beitrag zum Bau der Alsweder Kanzel.[8]
  • Einer seiner Söhne war der Oberst Heimart Johann von Schloen, genannt Gehle zu Lübbecke, der Weihnachten 1651 einen Überfall mit drei berittenen Dienern auf den ehemals schwedischen Obristen Otto Johann von Steinaecker (ca. 1607–1667 Haldem) unternahm, um so vermeintlich die Ehre seines Vaters wiederherzustellen. Steinaecker hatte zuvor behauptet, dass es Schuld des Generallieutenants Cort Plato von Schloen zu Hollwinkel gewesen sei, dass das Residenzhaus der Grafschaft Diepholz, wo dieser Landdrost war, in Kriegszeiten eingeäschert worden sei, legte aber weder Beweise vor, noch wollte er die Beschuldigung zurücknehmen. Heimart von Schloen überfiel ihn auf einer Landstraße und befahl seinen bewaffneten Dienern, Steinäcker in seinem Schlitten (auf der Heimfahrt vom weihnachtsabendlichen Kirchbesuch in Lübbecke) mit Holzprügeln einzuschüchtern und zuletzt zu erschießen. Steinäcker kam aber mit dem Schrecken davon und wandte sich an die Gerichte. Im Jahre 1662 wurde Schloen zu einer hohen Strafe von 1000 Reichstalern verurteilt. Eine Berufung Schloens gegen das Urteil am Reichskammergericht nahm dieses zwar entgegen, jedoch verhinderte der Kurfürst selbst die dortige Vertretung Schloens als Mandanten, da es sich um einen Kriminalfall wegen Störung der Sicherheit auf offener Landstraße gehandelt habe.

Quellen und Literatur Bearbeiten

  • Dr. Bernd Warlich, (Volkach, 2015): Schloen [Schlon, Schliern] zu Hollwinkel, Cord [Cort] Plato von, genannt Gehle [Gehlen]; auf www.30jaehrigerkrieg.de. (Abgerufen am 18. Juni 2021)
  • Friedrich von der Decken: Herzog Georg von Braunschweig und Lüneburg: Beiträge zur Geschichte des dreissigjährigen Krieges (Band 1) Hahn, Hannover 1833 (online bei books.google.de)
  • Braunschweigische Anzeigen (5. Oktober 1757), S. 1346f. (online bei der Google-Büchervorschau)
  • Julius Schmidt (Hrsg. Peter Lucius, Rinteln 1651): Rechter Rechter Christen Kampff und Cron : Bey Adelicher ... Leichbegängnüß deß ... Herrn/ Cordt Plato von Schloen/ genandt Gehlen/ Seiner Königlichen Majest. zu Dennenmarck Christian des IV. gewesenen General Leutenanten; Leichenpredigt 17. Dezember 1650, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz. (Online bei Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 23. Februar 2023)

Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten

  1. Hugo Preuschhof: Ahnenliste des Christian Friedrich Schlick aus Minden in: Mitteilungen des Mindener Geschichts- und Museumsvereins, Jahrgang 39 (1967), S. 90 (Digitalisat Uni Münster. Abgerufen am 3. März 2023)
  2. Anna war die Schwester des Heimard von Helversen (* 1530 in Hameln; † 1592 Hildesheim), dem Vater des späteren Generalmajors des niedersächsischen und fürstlich magdeburgisch-braunschweigischen Obristen Otto Plato von Helversen (* 1563 Hildesheim; † 4. Januar 1626 in Wolfenbüttel), der eine abenteuerliche Vita im Dienste verschiedener Mächte durchlief; siehe: Eintrag auf Wikitree.com sowie: Chronicon der Stadt und Vestung Wolffenbüttel (Helmstedt 1747) Seite 94 (books.google.de) und Leichenpredigt 1626 (Seite 116f.) mit Lebenslauf in Versform (alles abgerufen am 8. August 2021).
  3. Freiherr Leopold von Ledebur: Die ehemalige Burg Reineberg im Fürstenthum Minden (1833), online. (Abgerufen am 18. Juni 2021)
  4. Otto Elster: Die Geschichte der stehenden Truppen im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel. 2 Bände. Heinsius, Leipzig 1899 (Band 1 tu-bs.de), Seite 14
  5. Hedem.info (Abgerufen am 18. Juni 2021)
  6. siehe Leichenpredigt, Julius Schmidt (Hrsg. Peter Lucius, Rinteln 1651)
  7. siehe Schloen (Adelsgeschlecht)#Zweig von Schloen, genannt Gehlen
  8. Ahnentafel von Eckhard Artur Preuschhof (Online als PDF), Eintrag 1820, Seite 57 (Abgerufen am 18. Juni 2021)