Colesevelam (Handelsname Cholestagel) ist ein Ionenaustauscher der Firma Genzyme, der Salze mit den Anionen von Gallensäuren bildet. Er fungiert somit als Gallensäurebinder und hemmt die Resorption von Cholesterin, weswegen er medizinisch zur Behandlung der Hypercholesterinämie eingesetzt wird. Für dieses Anwendungssgebiet ist Colesevelam seit März 2004 in der EU bei Erwachsenen zugelassen; es wird entweder als einziger Wirkstoff oder begleitend zu anderen Therapien (Statine, Ezetimib) eingesetzt.[2]

Strukturformel
Teilstrukturformeln von Colesevelam
Teilstrukturen von Colesevelam[1]
Allgemeines
Name Colesevelam
CAS-Nummer 182815-43-6
Monomere/Teilstrukturen Allylamin, Epichlorhydrin, N-Allyldecylamin, N,N,N-Trimethyl-6-(2-propenylamino)-1-hexanaminiumchlorid[2]
ATC-Code

C10AC04

DrugBank DB00930
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Lipidsenker, Gallensäuren-Komplexbildner

Wirkmechanismus

Absorption von Gallensäuren

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Pharmakologie Bearbeiten

Colesevelam wird nicht aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert.[4]

Colesevelam bindet Gallensäuren, u. a. Glykocholsäure, die wichtigste Gallensäure beim Menschen. Cholesterol ist der einzige Vorläufer der Gallensäuren. Während der normalen Verdauung werden Gallensäuren in den Darm sezerniert. Ein großer Teil der Gallensäuren wird dann vom Darmtrakt rückresorbiert und über den enterohepatischen Kreislauf wieder zur Leber zurücktransportiert.[4]

Anwendungsgebiete Bearbeiten

Colesevelam ist in Kombination mit einem HMG-CoA-Reduktase-Hemmer (Statin) adjuvant zu einer Diät angezeigt, um eine zusätzliche Reduktion der LDL-Cholesterinwerte bei Patienten mit primärer Hypercholesterolämie zu erzielen, bei denen mit einem Statin allein keine ausreichende Kontrolle möglich ist.[4]

Colesevelam als Monotherapie ist bei Patienten mit isolierter primärer Hypercholesterolämie zur Senkung erhöhter Gesamt- und LDL-Cholesterinspiegel adjuvant zu einer Diät indiziert, wenn ein Statin als unangemessen betrachtet oder nicht gut vertragen wird.[4]

Colesevelam ist zudem seit 2010 zugelassen zur Anwendung in Kombination mit Ezetimib, mit oder ohne ein Statin, bei erwachsenen Patienten mit primärer Hypercholesterinämie, einschließlich Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie.[5]

Gegenanzeigen Bearbeiten

Überempfindlichkeit gegenüber dem arzneilich wirksamen Bestandteil oder einem der sonstigen Bestandteile; Darmverschluss oder Gallengangverlegung.[4]

Nebenwirkungen Bearbeiten

In kontrollierten klinischen Studien mit ca. 1400 Patienten wurden die folgenden unerwünschten Arzneimittelwirkungen bei Patienten berichtet, die mit Colesevelam behandelt wurden. Bei der Berichterstattung wird nach sehr häufig (≥1/10), häufig (≥ 1/100, 51/10), gelegentlich (≥ 1/1000, 51/100), selten (≥ 1/10.000, 51/1000) und sehr selten (51/10.000) einschließlich Einzelfälle unterschieden:

Sehr häufig treten unerwünschte Wirkungen im Gastrointestinaltrakt auf wie Flatulenz, Verstopfung; Häufig: Erbrechen, Diarrhö, Dyspepsie, Abdominalschmerzen, Stuhlanomalien, Übelkeit. Häufig werden Kopfschmerzen und erhöhte Triglyceride im Blutserum beobachtet. Gelegentlich treten Myalgie und erhöhte Transaminasen im Blutserum auf.

Die Hintergrundinzidenz von Flatulenz und Diarrhö war bei Patienten, die in den gleichen kontrollierten klinischen Studien das Placebo erhielten, höher. Nur Verstopfung und Dyspepsie wurden von einem höheren Prozentsatz der Patienten, die Cholestagel erhielten, im Vergleich zum Placebo berichtet. Die Nebenwirkungen waren in der Regel leicht oder mäßig schwer.

Bei Anwendung von Colesevelam in Kombination mit Statinen kam es gegenüber der Behandlung mit Statinen allein nicht zu unerwarteten häufigen Nebenwirkungen.[4]

Handelsnamen Bearbeiten

Cholestagel (EU), WelChol (USA)

Weblinks Bearbeiten

  • Cholestagel auf der Website der europäischen Arzneimittelagentur

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Thomas L. Lemke, David A. Williams: Foye’s Principles of Medicinal Chemistry. Lippincott Williams & Wilkins, 2012, ISBN 1-60913-345-5, S. 824 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b Eintrag zu Colesevelam. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 29. Juni 2019.
  3. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  4. a b c d e f Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels Cholestagel (PDF; 82 kB) genzyme.de. Abgerufen am 5. Juli 2012. (Memento vom 6. März 2012 im Internet Archive)
  5. Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) (PDF; 61 kB).