Christian Friedrich Nürnberger

deutscher Mediziner und Botaniker

Christian Friedrich Nürnberger (* 1744 in Zwickau; † 26. Februar 1795 in Wittenberg) war ein deutscher Mediziner und Botaniker.

Nürnberger war der Sohn des Stadtschreibers und Advokaten in Zwickau Michael Nürnberger und dessen Frau Christiane Sophie (geb. Mann). Er genoss seine erste Bildung in seiner Vaterstadt, bezog am 25. April 1759 die kurfürstlich sächsische Landesschule St. Afra in Meißen[1]. Hier hatte er Johann Gottfried Höre, Christian Andreas Cleemann[2], Christian Friedrich Weise[3], Johann Liebrecht Schreger[4] und Johann Albert Klimm[5] als Lehrer. Am 3. Juni 1764 verließ er die Bildungseinrichtung und bereitete sich in Großenhain bei den Predigern Ulich[6] und Ebert[7] auf ein Studium vor.

Am 30. Mai 1766 immatrikulierte sich an der Universität Wittenberg. Dort verfolgte er ein medizinisches Studium, besuchte die Vorlesungen von Daniel Wilhelm Triller, Georg August Langguth, Georg Rudolph Böhmer. Nachdem er 1772 sein medizinischen Kanditenexamen bestanden hatte, somit seine Approbation als Arzt erlangt hatte, promovierte er am 30. September 1773 zum Doktor der Medizin. In Wittenberg eröffnet er eine Praxis, hielt seit 1774 medizinische Privatvorlesungen und war Bibliothekar an der Wittenberger Universitätsbibliothek. Er erlangte an der medizinischen Fakultät am 22. Juli 1780 eine außerordentliche Professur.

1782 wurde er durch den Tod von Triller ordentlicher Professor der Anatomie und Botanik in Wittenberg, womit er die Aufsicht über den akademischen Garten und das anatomische und naturgeschichtliche Kabinett erhielt. Zwei Jahre später absolvierte er eine Gelehrtenreise, welche ihn nach Braunschweig, Göttingen, Kassel, Marburg etc. führte. In der Wissenschaft hat er sich neben Beiträgen, die mit seiner Professur verbunden waren, vor allem auf dem Gebiet der Physiologie einen Namen gemacht. Dabei schrieb er Abhandlungen über den Blutkreislauf und verfasste histologische Arbeiten. Seine Vorlesungen stießen bei der Studentenschaft auf ein breites Echo und wurden gern besucht. Vor allem zeichnete sich Nürnberger dabei durch seine Gründlichkeit aus.

Nürnberger, der sich am 30. April 1790 auch den höchsten philosophischen Grad eines Magisters erworben hatte, engagierte sich auch an den organisatorischen Aufgaben der Universität. Er war mehrmals Dekan der medizinischen Fakultät und er übernahm im Wintersemester 1791 das Interims-, sowie in den Wintersemestern 1787, 1793 das Rektorat der Hochschule. Nürnberger hinterließ als Ehrenmitglied der Leipziger ökonomischen Gesellschaft, der Wittenberger Universitätsbibliothek nach seinem Tode seine eigene Bibliothek, die mit der Zusammenlegung der Universität Halle-Wittenberg in die Sammlung derselben einfloss.

Nürnberger verheiratete sich mit Rahel Dorothea Christiana Strauß (* 12. Januar 1759 (1757) in Lauchstädt; † 1833 in Dresden), der Tochter des Assessors am Oberkonsistorium und Hofpredigers in Dresden, Dr. theol. Johann Gottfried Strauß († Dresden Mai/Juni 1779[8]) und der Rahel Christiane (geb. Heun). Die Ehe blieb kinderlos. Seine Witwe heiratete nach seinem Tod im Juni 1796 den Kreisamtmann in Tennstädt Cölestin August Just (* 11. November 1750 in Merseburg, † 22. Mai 1822 in Tennstedt).

Schriften

Bearbeiten
  • Disputatio Medica Inauguralis De Damnis Ex Lactatione Nimium Protracta. Dürr, Wittenberg 1773. (Digitalisat)
  • Observationes anatomico physiologica super glandulis conglobatis, Prolusio. Wittenberg 1780. (Digitalisat)
  • De sympathia oeconomiae animalis prolusio. Wittenberg 1782. (Digitalisat)
  • De incrementis Academiae Wittebergensis ex liberalisate medicorum. Wittenberg 1783.
  • Progr. de organorum et actionum sexus in Oeconomia animali et vegetabili analogía. Wittenberg 1784.
  • Progr. de Chirurgia recentiorum absolutam vulnerum lethalitatem capitis praecipue non infringente. Wittenberg 1784.
  • Progr. de liquore gastrico et enterico, eorumque organo secretorio singolari. Wittenberg 1785.
  • Diss. de justa foeminarum lactatione magno sanitatis praesidio; Sectio prior de virtute lactationis prophylactica. Wittenberg 1786.
  • Diss. Sectio altera de virtute lactationis therapevtica. Wittenberg 1787.
  • Meletemata super digitorum unguibus. Wittenberg 1786.
  • Progr. II de unguium et pilorum sorte post fata. Wittenberg 1787.
  • Progr. de vita fetuum excludendorum per manum obstetricantem ex ossium fractura non periclitante. Wittenberg 1788.
  • Dissertatio medica de medicina nonnunquam ex animi commotionibus capienda; q. def. D. 13. Mart. Praes. Wittenberg 1790.
  • Progr. I – IV Causarum morbificarum criteria. Wittenberg 1790.
  • Progr. Triga observationum anatomicarum, necessariam et perutilem incarcerationum distinctionem confirmantium. Wittenberg 1792.
  • Progr. I – V Epicrisis remediorum in herniarum incarcerationibus commendatorum Sect, I — V. Wittenberg 1793–1794.
  • Disputatio inauguralis medica de Racematione epicriseos venaesectionum in herniarum incarcerationibus commendatorum. (Resp. August Benjamin Christoph) Wittenberg 1794. (-digitalisat)
  • Progr. I et II De Naevis Qvibvsdam Politiae Medicae Academiis Plervmqve Adhaerentibvs. (Resp. Ernst Friedrich Graun) Dürr, Wittenberg 1794. (Digitalisat I), (Digitalisat II)
  • Bemerkungen über das jetzige epidemische Fieber. In: Wittenberger Wochenblatt. 1782, St. 21.

Literatur

Bearbeiten
  • August Hirsch: Geschichte der medizinischen Wissenschaften in Deutschland. Oldenbourg, München/Leipzig 1893. Neudruck New York/Hildesheim 1966, S. 197, 442.
  • Johann Georg Meusel: Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen Teutschen Schriftsteller. Band 10 (1810), S. 129 (Digitalisat).
  • Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg. Niemeyer, Halle (Saale) 1917, S. 582 (Digitalisat).
  • Fritz Juntke: Album Academiae Vitebergensis – Jüngere Reihe Teil 3 (1710–1812). Niemeyer, Halle (Saale) 1966, S. 332.
  • Neues Wittenbergisches Wochenblatt. Wittenberg, 1799, S. 329 u. 339 ff.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Arfraner Album. I., S. 317
  2. Christian Andreas Cleemann (* 22. Dezember 1713 in Guben; † 6. September 1776 in Meißen), Sohn des Rektors in Guben Magister Sigismund Cleemann und der Christiana (geb. Corona). Er besuchte das Gymnasium in Zittau, studierte seit dem Wintersemester 1735 an der Universität Leipzig und erwarb sich am 30. April 1739 den akademischen Grad eines Magsters der Philosophie an der Universität Wittenberg. Danach war er Hauslehrer in Stauchitz. 1742 wurde er Konrektor der Stadtschule Meißen und übernahm dort 1746 das Rektorat. 1755 wurde er dritter Lehrer der Landesschule St. Afra in Meißen und übernahm am 29. August 1770 die Stelle des Konrektors der Fürstenschule.
  3. Christian Friedrich Weise (auch: Weiss; * 17. September 1706 in Hohnstein, † 19. Juli 1770 in Meißen), Er war der Sohn des früheren Pfarrers in Steingwolmsdorf bei Bischofswerda, später 1692 Pfarrer in Hohnstein bei Pirna, Johann Michael Weise (1648–1726) und dessen erster Ehefrau Elisabeth (geb. Schulze), Tochter des Pfarrers in Spremberg Mag. Christoph Schultze. Nach der Ausbildung seines Vaters, hatte er die Schule in Chemnitz frequentiert, wo sein Bruder Christian Heinrich Weise, damals Konrektor war. 21. Juni 1726 begann er an der Universität Leipzig ein Studium, 1729 war er Hofmeister in Meißen, 17. Oktober 1731 erwarb er sich den philosophischen Magistergrad an der Uni. Wittenberg, 1733 wurde er Konrektor Stadtschule Meißen, 27. April 1735 wurde er dritter Lehrer und Professor der Landesschule St Afra in Meißen und 1755 Konrektor der gleichen Bildungseinrichtung.
  4. Johann Liebrecht Schreger (auch: Schroeger, * 24. Januar 1725 in Ebersbrunn bei Zwickau; † 26. Dezember 1811 in Meißen), Vater Johann Georg Schreger (* 1668 in Pirna; † 1750), 1722 Pfr. Ebersbrunn, 1725 Pfr. Auligk b. Zeitz, und Dorothea Sophia Hertel, Er besuchte das Gymnasium in Gera, 13. Februar 1741 bis 20. Oktober 1746 sächsische Landesschule Pforta, 1747 Uni. Leipzig (3. J.; N.N.), 1750 war er Hauslehrer in Opitz, 1755 Hauslehrer in Dresden, 29. April 1758 Magister der Philosophie Uni. Wittenberg, 10. Mai 1758 Kantor, Musikdirektor und vierter Lehrer Landesschule St. Afra in Meißen, 1802 emeritiert,
  5. Johann Albert (Albrecht) Klimm (* 6. Dezember 1698 in Kranichfeld/Thüringen; † 10. November 1778 in Meißen), Vater Johann Adam Klimm, Rektor Kranichfeld, Schule Nürnberg, 1714 Gym. Gotha, 28. April 1721 Uni. Leipzig, 1725 Lehrer Mathematik sächsische Landesschule Grimma, (berufen: 4. Mai, bestätigt: 13. Juli, Antritt: 2. August) 1729 fünfter Lehrer sächsische Landesschule St. Afra Meißen,
  6. Samuel Gottlob Ulich (* 2. Dezember 1708 in Großenhain, † 1766 ebenda), besuchte vom 2. September 1722 bis 15. März 1728 die kurfürstlich sächsische Landesschule St. Afra Meißen. 1728 soll er die Universität Wittenberg und 1730 an der Universität Leipzig studiert haben. 1737 war er Subdiakon in Großenhain und stieg dort 1760 zum Diakon auf. Aus seiner Ehe mit einer Tochter des einstigen Propstes in Schlieben und späteren Superintendenten in Großenhain Johann Clodius (* 15. August 1645 in Neustadt bei Stolpen/Sachsen, † 14. Juni 1733 in Großenhain) und dessen Frau Anna Maria (geb. Meißner), stammen Kinder. Von seinen Kindern kennt man:
    Samuel Gottlob Ulich (* 1746 Großenhain; † 1775 in Zwickau) 2. September 1770 bis 12. September 1765 sächsische Landesschule St. Afra Meißen, 30. Mai 1766 Uni. Wittenberg, 1771 Pfarrer St. Moritz Zwickau,
    Immanuel Gottlieb Ulich (* Großenhain) 15. April 1762 bis 26. Juli 1766 sächsische Landesschule St. Afra in Meißen, 30. Mai 1766 Uni. Wittenberg (dep.),
  7. Eusebius Traugott Ebert, (* 12. April 1742 in Großenhain, † 31. Oktober 1781 ebenda, □ 3. November 1781 ebenda), war der Sohn des Großenhainer Archidiakons Georg Traugott Ebert (* 26. März 1702 in Großenhain; † 29. Januar 1771 ebenda). Er besuchte vom 18. August 1755 bis 29. Juni 1661 die kurfürstlich sächsische Landesschule Pforta. Am 8. August 1761 immatrikulierte er sich an der Uni. Leipzig, wo er sich am 17. Dezember 1763 das Bakkalaurat der Philosophie und am 8. März 1764 den philosophischen Magistergrad erwarb. 1770 habilitierte er sich daselbst und erhielt 1771 die Stelle eines Subdiakons an der Marienkirche in Großenhain. Am 24. August 1772 hatte er in Großenhain Gottliebe Luisa Eleonora von Heintke, die Tochter von Johann Georg von Heintke, dem Hauptmann beim Infanterieregiment Prinz Xaver in Großenhain, und dessen Frau Juliana Charlotta (geb. von Fink, * 9. November 1708; † Großenhain 30. Dezember 1792) geheiratet. Seine Witwe ging am 16. November 1787 in Großenhain mit Johann Christian Kurzrey, Erblehn- und Gerichtsherr auf Zschieschen, eine erneute Ehe ein.
  8. Michael Weber: Trauerrede auf Sr. Hochwürden Magnificenz Herrn D. Joh. Gottfried Strauß ... zu Sachsen Ober Consistorial Assessor und ersten Hofprediger welche von Herrn M. Michael Weber ... am 3. Junius 1779. Jena, 1779, (Digitalisat)