Caroline Criado-Perez

britische Journalistin und Feministin

Caroline Criado-Perez (* Juni 1984 in Brasilien)[1] ist eine britische Journalistin, Autorin, Feministin, Aktivistin, die sich mit Themen der Geschlechtergerechtigkeit befasst. Sie ist Trägerin des britischen Ritterordens OBE. Bekannt wurde sie als Mitbegründerin der Website The Woman’s Room („Das Frauen-Zimmer“). Im Jahr 2013 initiierte sie eine erfolgreiche Kampagne gegen die Bank of England wegen der geplanten Abschaffung von Frauenabbildungen auf Geldscheinen. Dies führte zu anhaltenden Gewaltandrohungen gegen sie in den sozialen Medien.

Caroline Criado-Perez 2019 beim Summit 2019 des Open Data Institute. Urheber: Paul Clarke

Leben und Wirken Bearbeiten

Durch die Berufstätigkeit ihres argentinischen Vaters verbrachte Criado-Perez ihre Kindheit in Spanien, Portugal, Taiwan, Großbritannien und den Niederlanden und besuchte ab dem Alter von 11 Jahren eine Public School.[1] Sie verließ mit 18 Jahren die Schule und wollte Opernsängerin werden.[2] Um ihre Ausbildung zu finanzieren, arbeitete sie im Digital Marketing,[3] entschied sich jedoch nach einigen Jahren, diesen Berufswunsch nicht weiterzuverfolgen und lernte abends für ihren A-Level englischer Literatur.[2][4] Anschließend studierte sie am Keble College der University of Oxford Englisch und englische Literatur und erreichte ihren Abschluss im Alter von 25 Jahren. Beim London Library Student Writing Prize des Jahrgangs 2012 wurde sie mit einem der mit 1.000 Pfund dotierten zweiten Preise („runner-up“) ausgezeichnet.[2][5][6] Seitdem arbeitet sie als Redakteurin bei einem Informations- und Networking-Portal der Pharmabranche[3] und strebt einen Master in Gender Studies an der London School of Economics and Political Science an.[7] In ihrem Buch Invisible Women: Exposing Data Bias in a World Designed for Men beschäftigt sie sich mit dem Gender-Data-Gap, und bemängelt Verzerrungen gerade auch wissenschaftlicher Datenerhebungen, deren Wissenslücken die kontinuierliche und systematische Diskriminierung von Frauen bedingen und weiter verschärfen.

Website „The Woman’s Room“ Bearbeiten

Im November 2012 war Criado-Perez Mitbegründerin der Website The Woman’s Room,[8] deren Ziel es ist, Vorschläge für weibliche Fachleute zu sammeln und an Journalisten zu vermitteln, um den Anteil von Expertinnen in den Medien zu erhöhen.[4][9] Anlass war die Tatsache, dass die BBC in ihrem Radio 4-Programm an zwei aufeinander folgenden Tagen zu den Themen Verhütung von Teenagerschwangerschaften und Brustkrebs ausschließlich Männer als Experten eingeladen hatte, was in absurden Fragen gipfelte wie: „Wenn Sie eine Frau wären, würden Sie dann ohne zu zögern an einem Screeningprogramm teilnehmen?“[10][8]

Kampagne gegen die Bank of England Bearbeiten

In einer weiteren Kampagne rief sie 2013 die Bank of England auf, die Entscheidung, ab April 2016 nur mehr Männer auf den Rückseiten der Banknoten abzubilden, rückgängig zu machen und historisch bedeutsame Frauen nicht zu entfernen.[11] Vorausgegangen war der Wechsel von Elizabeth Fry zu Winston Churchill auf dem Fünf-Pfund-Schein.[12] Nachdem dieser Aufruf 35.000 Unterstützer gefunden hatte, kündigte Mark Carney – von Juli 2013 bis März 2020 Präsident der Bank of England – an, die 10-Pfund-Note mit der Abbildung von Jane Austen gestalten zu lassen.[13][14] Sie wurde am 200. Todestag in Umlauf gebracht.[15]

Gewaltandrohungen auf Online-Medien Bearbeiten

Die erfolgreiche Kampagne gegen die Abschaffung von Frauenabbildungen auf Banknoten führte zu zahlreichen Drohungen gegen Criado-Perez auf Online-Medien wie Twitter bis hin zu Ankündigungen von Vergewaltigung. Ein 21-jähriger Mann wurde festgenommen,[16][17] zwei Tage später wurde ein weiterer Mann festgenommen.[18][19] Weil Twitter dies nicht rechtzeitig unterbunden habe und über 12 Stunden lang derartige Postings möglich waren, wurde zum Boykott des Mikroblogging-Dienstes aufgerufen, bis eine Möglichkeit zum Melden eines solchen Missbrauchs für alle Betriebssysteme und Plattformen eingerichtet sei. Eine entsprechende Online-Petition fand innerhalb eines Tages 15.000 Unterstützer.[20][21][22] Der britische Twitter-Chef Tony Wang kündigte daraufhin an, man prüfe die Einführung eines Buttons, um solchen Missbrauch zu melden.[23] Auch in der weiteren Folge wurden Todes- und Gewaltdrohungen ausgesprochen sowie Bombenanschläge angekündigt, unter anderem gegen das Parlamentsmitglied Stella Creasy und die Journalistinnen India Knight und Laurie Penny.[24][25]

Im Januar 2014 wurden ein Mann und eine Frau, die über Twitter Drohungen gegen Criado-Perez ausgesprochen hatten, zu mehrwöchigen Haftstrafen sowie zu jeweils 800 Pfund Schadenersatz verurteilt.[26]

Auszeichnungen Bearbeiten

Schriften Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Simon Hattenstone: Interview Caroline Criado-Perez: ‚Twitter has enabled people to behave in a way they wouldn't face to face‘. In: The Guardian. 4. August 2013, abgerufen am 26. September 2019 (englisch).
  2. a b c d Gewinner-Eintrag: The London Library Student Prize 2012. In: The London Library Magazine. Nr. 3, 2012, S. 21/22, hier S. 22 (englisch; PDF: 160 kB, 2 Seiten auf londonlibrarystudentprize.com (Memento vom 29. Oktober 2012 im Internet Archive)).
  3. a b Kolumne: Caroline Criado-Perez: ePharma Editor at eyeforpharma. In: eyeforpharma.com. Artikelübersicht, abgerufen am 26. September 2019 (englisch).
  4. a b Brogan Driscoll: The Women's Room Co-Founder, Caroline Criado-Perez: On Female Experts, Feminism And Media. In: HuffingtonPost.co.uk. 21. Juni 2013, abgerufen am 26. September 2019 (englisch).
  5. London Library Student Prize: 2012 Winner announced! (Memento vom 29. Juni 2013 im Webarchiv archive.today) In: londonlibrarystudentprize.com. 30. März 2012, abgerufen am 26. September 2019 (englisch).
  6. London Library Student Prize – Pressemitteilung: The London Library Student Prize 2012 - Winner Announced! 30. März 2012 (englisch; DOCx-Datei: 70 kB, 3 Seiten auf londonlibrarystudentprize.com (Memento vom 13. April 2014 im Internet Archive)).
  7. Caroline Criado-Perez, interviewt von Jane C. Woods: Caroline Criado-Perez (WeekWoman) – Inspirational Woman. In: ChangingPeople.co.uk. 11. Februar 2013, abgerufen am 26. September 2019 (englisch).
  8. a b Selbstvorstellung: About Us. In: TheWomensRoom.co.uk. 2018, abgerufen am 26. September 2019 (englisch).
  9. Georg Szalai: U.K. Web Site to Help BBC Get More Female Experts on Air. In: The Hollywood Reporter. 5. November 2012, abgerufen am 26. September 2019 (englisch).
  10. Caroline Criado-Perez: Female experts for BBC interviews wanted: Your suggestions please. In: The Guardian. 5. November 2012, abgerufen am 26. September 2019 (englisch).
  11. Caroline Criado-Perez: The women’s blog – Women on bank notes: is the Bank of England finally listening? In: The Guardian. 4. Juli 2013, abgerufen am 26. September 2019 (englisch).
  12. Kevin Peachey: Sir Winston Churchill to feature on new banknote. In: BBC News. 26. April 2013, abgerufen am 26. September 2019 (englisch).
  13. Mark Carney to review female representation on bank note. In: BBC News. 3. Juli 2013, abgerufen am 28. Juli 2013 (englisch).
  14. Vanessa Thorpe: What now for Britain's new-wave feminists – after page 3 and £10 notes?, The Guardian vom 27. Juli 2013, abgerufen am 28. Juli 2013 (englisch).
  15. Jane Austen is now on Britain's 10 pound note. In: ABC News. 14. September 2017 (net.au [abgerufen am 22. März 2022]).
  16. Meldung: Caroline Criado-Perez Twitter abuse case leads to arrest. In: BBC News. 28. Juli 2013, abgerufen am 29. Juli 2013 (englisch).
  17. Meldung: Großbritannien: Polizei nimmt Mann nach Drohungen auf Twitter fest. In: Spiegel Online. 29. Juli 2013, abgerufen am 30. Juli 2013.
  18. Meldung: Man Arrested In Twitter Abuse Campaign Probe. In: HuffingtonPost.co.uk. 30. Juli 2013, abgerufen am 1. August 2013 (englisch).
  19. Laura Smith-Spark: Calls for action as female journalists get bomb threats on Twitter. cnn.com vom 1. August 2013, abgerufen am 1. August 2013.
  20. Redaktionelle Meldung: Sexismus: Trolle stürzen sich auf neue 10-Pfund-Banknote. In: derStandard.at. 28. Juli 2013, abgerufen am 26. September 2019.
  21. Jessica Elgot: Twitter Rape Abuse Of Caroline Criado-Perez Leads To Boycott Threat. In: HuffingtonPost.co.uk. 27. Juli 2013, abgerufen am 28. Juli 2013 (englisch).
  22. Alex Wellman: Woman who campaigned for Jane Austen to become face of £10 note bombarded with rape threats, Daily Mirror vom 27. Juli 2013, abgerufen am 28. Juli 2013 (englisch).
  23. Lena Jakat: Wie zehn Pfund auf Twitter Hass schüren. In: Süddeutsche.de. 28. Juli 2013, abgerufen am 29. Juli 2013.
  24. Erneute Gewaltdrohungen gegen Frauen auf Twitter. In: derStandard.at. 6. August 2013.
  25. Ben Quinn: Twitter bomb threats made against more women in public eye. In: The Guardian. 5. August 2013, abgerufen am 26. September 2019 (englisch).
  26. Meldung: Hass-Tweets gegen Aktivistin: Briten zu Haftstrafen verurteilt. In: Süddeutsche.de. 26. Januar 2014, abgerufen am 26. September 2019.
  27. Prime Minister’s Recommendations For The Birthday Honours List 2015. (PDF) Britische Regierung, abgerufen am 12. Februar 2020 (britisches Englisch).
  28. Meldung: Buch über Gender-Gap gewinnt renommierten Wissenschaftspreis. In: ORF.at. 24. September 2019, abgerufen am 26. September 2019.
  29. 2019 Royal Society Insight Investment Science Book Prize. Royal Society, abgerufen am 4. November 2019 (britisches Englisch).
  30. a b About | Caroline Criado Perez. Abgerufen am 22. März 2022 (englisch).