Bustamit

Mineral, Kettensilikat aus der Wollastonit-Gruppe

Das Mineral Bustamit ist ein selten vorkommendes Kettensilikat aus der Wollastonit-Gruppe. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca3(Mn,Ca)3[Si3O9]2[2] und entwickelt meist prismatische bis tafelige oder nadelige Kristalle, aber auch faserige bis massige Mineral-Aggregate von rosa bis rotbrauner Farbe bei weißer Strichfarbe.

Bustamit
Rosa Bustamit aus der Grube Meldon bei Okehampton, Devon, England
(Größe: 7 × 5 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Bst[1]

Chemische Formel Ca3(Mn,Ca)3[Si3O9]2[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Ketten- und Bandsilikate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/F.18
VIII/F.18-040

9.DG.05
65.02.01.02
Ähnliche Minerale Wollastonit
Kristallographische Daten
Kristallsystem triklin
Kristallklasse; Symbol triklin-pinakoidal; 1[3]
Raumgruppe P1 (Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2[2]
Gitterparameter a = 7,74 Å; b = 7,16 Å; c = 13,82 Å
α = 90,5°; β = 94,6°; γ = 103,9°[2]
Formeleinheiten Z = 2[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5,5 bis 6,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,32 bis 3,43; berechnet: 3,421[4]
Spaltbarkeit vollkommen nach {100}
gut nach {110} und {110}
undeutlich nach {010}[4]
Bruch; Tenazität uneben bis muschelig
Farbe rosa bis rotbraun
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz bis matt
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,640 bis 1,695[5]
nβ = 1,651 bis 1,708[5]
nγ = 1,653 bis 1,710[5]
Doppelbrechung δ = 0,013 bis 0,015[5]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Pleochroismus sichtbar: X = Z = orange; Y = rosa[5]
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale rosa- bis magentarote Fluoreszenz nach UV-Licht-Bestrahlung

Etymologie und Geschichte Bearbeiten

Erstmals entdeckt wurde Bustamit in der „Franklin Mine“ im Sussex County des US-Bundesstaates New Jersey[6]. Die Erstbeschreibung des Minerals erfolgte 1826 durch Alexandre Brongniart. In seiner Publikation wird der Namensgeber nur ungenau wiedergegeben:

« Nous la désignons par le nom de BUSTAMITE, qui rappelle le minéralogiste de Mexico qui nous l'a fait connaître. »

„Wir bezeichnen es mit dem Namen Bustamite, der an den Mineralogen aus Mexiko erinnert, durch den wir es kennengelernt haben.“[7]

Möglicherweise wollte Brongniart mit seiner Namensgebung den mexikanischen Biologe und Mineralogen Miguel Bustamante y Septiem (1790–1844) geehrt wissen.

Anderen Quellen zufolge soll es sich bei dem Namensgeber dagegen um den Mediziner, General und dreimaligen Präsidenten von Mexiko Anastasio Bustamante (1780–1853) handeln.[4][8][5]

Klassifikation Bearbeiten

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Bustamit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Kettensilikate und Bandsilikate (Inosilikate)“, wo er zusammen mit Cascandit, Denisovit, Ferrobustamit, Foshagit, Jennit, Pektolith, Serandit, Vistepit, Wollastonit-1A und Wollastonit-2M eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Bustamit ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Kettenbildung, so dass das Mineral entsprechend seiner strukturellen Aufbaus in der Unterabteilung „Ketten- und Bandsilikate mit 3-periodischen Einfach- und Mehrfachketten“ zu finden ist, wo es zusammen mit Cascandit, Ferrobustamit, Pektolith, Sérandit, Tanohatait, Wollastonit-1A, Wollastonit-2M in der „Wollastonitgruppe“ mit der System-Nr. 9.DG.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Bustamit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Kettensilikatminerale“ ein. Hier ist er ebenfalls zusammen mit Wollastonit-1A, Wollastonit-2M, Wollastonit-3A-4A-5A-7A, Ferrobustamit, Pektolith, Serandit, Cascandit, Denisovit und Tanohatait in der „Wollastonitgruppe“ mit der System-Nr. 65.02.01 innerhalb der Unterabteilung „Kettensilikate: Einfache unverzweigte Ketten, W=1 mit Ketten P=3“ zu finden.

Kristallstruktur Bearbeiten

Bustamit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2 mit den Gitterparametern a = 7,74 Å; b = 7,16 Å; c = 13,82 Å; α = 90,5°; β = 94,6° und γ = 103,9° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Eigenschaften Bearbeiten

Unter langwelligem UV-Licht zeigen manche Bustamite eine rosa- bis magentarote Fluoreszenz[5][3], ähnlich der von neonfarbenen Textmarkern.

Bildung und Fundorte Bearbeiten

 
Bustamit, Galenit (silber) und Calcit (weiß) aus Broken Hill, Australien
(Größe: 9,1 × 7,8 × 5,7 cm)

Bustamit bildet sich in Skarn durch Metamorphose oder in manganreichen hydrothermalen Lösungen. Begleitminerale sind unter anderem Braunit, Calcit, Diopsid, Glaukochroit, Johannsenit, Rhodonit, Tephroit, Granate und Wollastonit.

Insgesamt konnte Bustamit bisher (Stand: 2011) an rund 75 Fundorten nachgewiesen werden.[5] Neben der Typlokalität „Franklin Mine“ fand sich das Mineral in den USA noch in der „Sterling Mine“ bei Ogdensburg (New Jersey); bei Agnew Meadows im Madera County und im Inyo County in Kalifornien; Terryall im Park County in Colorado; Hanover im Grant County (New Mexico) sowie am Lake Crescent und Mount Jupiter im Jefferson County (Washington).

In Deutschland fand sich das Mineral bei Mendig und Kruft in der Eifel (Rheinland-Pfalz) sowie bei Elbingerode im Harz (Sachsen-Anhalt).

In Österreich trat Bustamit bisher nur am Mooserboden im Kapruner Tal in Salzburg auf.

Weitere Fundorte sind Argentinien, Australien, Bulgarien, China, Frankreich, Honduras, Italien, Japan, Mexiko, Mongolei, Namibia, Neuseeland, Norwegen, Peru, Rumänien, Russland, Schweden, Spanien, Südafrika, Türkei und das Vereinigte Königreich (Großbritannien).

Verwendung Bearbeiten

Bustamit enthält zwar mit einem Anteil von bis zu 32,4 % relativ viel Mangan, kommt aber zu selten vor, um als Erz genutzt werden zu können. Gelegentlich wird er aber für interessierte Sammler zu Schmucksteinen geschliffen.[9]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Alexandre Brongniart: Sur la bustamite, bisilicate de manganèse et de chaux du Mexique. In: Anneles des Sciences Naturelles. Band 8, Nr. 4, 1826, S. 411–418 (rruff.info [PDF; 471 kB; abgerufen am 9. März 2018]).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Bustamite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 636.
  3. a b Webmineral – Bustamite (englisch)
  4. a b c Bustamite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 76 kB; abgerufen am 9. März 2018]).
  5. a b c d e f g h Mindat – Bustamite (englisch)
  6. Typlokalität Franklin Mine, Franklin, Sussex County, New Jersey, USA beim Mineralienatlas und bei Mindat
  7. Alexandre Brongniart: Sur la bustamite, bisilicate de manganèse et de chaux du Mexique. In: Anneles des Sciences Naturelles. Band 8, Nr. 4, 1826, S. 418 (rruff.info [PDF; 471 kB; abgerufen am 9. März 2018]).
  8. Richard V. Gaines, H. Catherine W. Skinner, Eugene E. Foord, Brian Mason, Abraham Rosenzweig: Dana’s New Mineralogy. 8. Auflage. John Wiley & Sons, New York (u. a.) 1997, ISBN 0-471-19310-0, S. 1318.
  9. Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. 16. überarbeitete Auflage. BLV Verlag, München 2014, ISBN 978-3-8354-1171-5, S. 238.