Die Burg Tallard ist eine alte Festung, deren Ursprung bis ins 10. Jahrhundert zurückreicht. Sie steht in der französischen Gemeinde Tallard im Département Hautes-Alpes in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur.

Burg Tallard

Die Burg liegt auf einem Steilhang der Durance-Ebene am östlichen Rande des Ortes Tallard.

Geschichte

Bearbeiten

Seit dem 10. Jahrhundert stand Tallard unter dem Schutz der Fürsten von Orange und blieb es bis 1215, als diese das Land an die Ritter des Johanniterordens abtraten. Diese errichteten dort ein kleines Kastell an der Stelle der heutigen Burg, bevor sie es 1322 an Arnaud de Trians gegen seine Ländereien in Sizilien eintauschten. Er wurde der erste Herr von Tallard und baute aus dem bestehenden Gebäude eine Burg, darunter den heute ausgehöhlten Donjon und das Wohnhaus, das zur Zeit restauriert wird.

Im Jahr 1326 wurde Tallard durch die Angliederung von sieben umliegenden Gemeinden zu einer Vicomté.

Bernardin de Clermont, ein Nachkomme von Arnaud de Trians, heiratete 1496 Anne de Husson, eine reiche Erbin und Gräfin von Tonnerre. Diese Verbindung ermöglichte es ihm, die alte Burg zu einem Wohnsitz umzugestalten, indem er den Vorhof mit seinem langen Gardesaal, die herrschaftliche Kapelle im Flamboyantstil, das Eingangsschlösschen und den Park La Garenne hinzufügte und das Wohnhaus mit Marmor und Decken à la française ausschmückte.[1]

Ab 1562 führten die Religionskriege dazu, dass die Clermonts für mehr als zwanzig Jahre ins Exil gehen mussten. Die Burg wurde dadurch zum Schauplatz zahlreicher Kämpfe und weckte die Begehrlichkeiten von François de Bonne, Duc de Lesdiguières, dem Kriegsherrn der Protestanten.

Die geschwächte Festung wurde 1600 von Étienne de Bonne d'Auriac aufgekauft, der sie restaurierte. Seine Nachkommen, Camille d'Hostun (1652–1728), Erbe Tallards über seine Mutter, Marschall von Frankreich unter Ludwig XIV., wurden der neue Besitzer. Der Marschall wurde 1712 zum Duc d‘Hostun und 1715 zum Pair de France ernannt – da war die Burg, die 1692 von Viktor Amadeus II., Herzog von Savoyen, und seine Truppen das Schloss niedergebrannt worden war, bereits aufgegeben.

Bis 1897, als Joseph Roman, ein Historiker und Archäologe, die Burg aufkaufte, war die Burg Tallard dem Verfall preisgegeben. Im selben Jahr wurde per Erlass die Kapelle unter Denkmalschutz gestellt, gefolgt von zwei weiteren Erlassen zum Denkmalschutz (1958 und 1969).

1927 wurde das Schloss an die Gräfin Blanche de Clermont Tonnerre verkauft, die es bis zu ihrem Tod im Jahr 1944 wiederbelebte. Das Schloss fiel als Erbe an ihre Großnichte Marie Christine von 'halten konnte. In den 1950er Jahren wurde das Bewusstsein für die Erhaltung dieses Erbes durch den neuen Pfarrer von Tallard, Richard Duchamblo geweckt. Die Gemeinde Tallard kaufte das Schloss 1957.

1958 wurde der Corps des Gardes unter Denkmalschutz gestellt, wodurch eine Phase der Restaurierung eingeleitet wurde, die unter der Schirmherrschaft des Comité de sauvegarde du château de Tallard, einem Ableger der Société d'Études des Hautes-Alpes, durchgeführt wurde.

1964 wurde ein 99-jähriger Erbpachtvertrag unterzeichnet, der die Société d'Études ermächtigte, ihre Restaurierungs- und Schutzarbeit fortzusetzen: Das Schloss wurde 1969 in seiner Gesamtheit unter Denkmalschutz gestellt.

1985 unterzeichneten Vertreter des Malteserordens eine Absichtserklärung zur Nutzung der Burg für Projekte zur Geschichte des Ordens, die aber vom Orden selbst wieder zurückgezogen wurde. Das Projekt wurde 2012 aufgegeben und die Gemeinde Tallard übernahm wieder die volle Verfügung über die Burg.

Literatur

Bearbeiten
  • Charles-Laurent Salch, Dictionnaire des châteaux et des fortifications du Moyen Âge en France, Strasbourg, Éditions Publitotal, 28. Ausgabe, 1987, ISBN 978-2-86535-070-4, S. 1156
  • Charles-Laurent Salch, Atlas des villes et villages fortifiés en France : Début du Ve siècle à la fin du XVe siècle, Strasbourg, Éditions Publitotal, 1987, S. 263
  • René Dinkel e.a., Suivez le guide : Monuments Historiques Provence Alpes Côte d’Azur, Marseille, Direction régionale des affaires culturelles et Conseil régional de Provence – Alpes - Côte d’Azur (Office Régional de la Culture), 1986, ISBN 978-2-906035-00-3
  • Pierre Schoeffler, Jérôme M. Michel, Archères en rame en Auvergne et dans le royaume de France au XIIIe siècle, Revue Châteaux-forts d’Europe, Nr. 76, S. 54-104-136,‎ Oktober 2015
  • Josyane et Alain Cassaigne, 500 châteaux de France : Un patrimoine d'exception, Éditions de La Martinière, 2012, ISBN 978-2-7324-4549-6, S. 19
Bearbeiten
Commons: Burg Tallard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

Bearbeiten
  1. Josyane et Alain Cassaigne, 500 châteaux de France : Un patrimoine d'exception, Éditions de La Martinière, 2012, ISBN 978-2-7324-4549-6, S. 19.

Koordinaten: 44° 27′ 36″ N, 6° 3′ 22″ O