Bromoxynil ist ein Pflanzenschutzwirkstoff und eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Benzonitrile und organischen Bromverbindungen.

Strukturformel
Strukturformel von Bromoxynil
Allgemeines
Name Bromoxynil
Andere Namen
  • 3,5-Dibrom-4-hydroxybenzonitril
  • 3,5-Dibrom-4-hydroxyphenylcyanid
Summenformel C7H3Br2NO
Kurzbeschreibung

Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 216-882-7
ECHA-InfoCard 100.015.348
PubChem 15531
ChemSpider 14775
Wikidata Q408345
Eigenschaften
Molare Masse 276,91 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,632 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt

188,7 °C[1]

Siedepunkt

318,2 °C[1]

Dampfdruck

1,7·10−4 Pa (25 °C)[2]

Löslichkeit
  • schlecht löslich in Wasser (0,13 g·l−1 bei 25 °C)[1] und Hexan[3]
  • löslich in 1-Octanol (5,0 g·l−1 bei 25 °C) und Methanol (8,5 g·l−1 bei 25 °C)[3]
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[4] ggf. erweitert[1]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301​‐​330​‐​317​‐​361d​‐​410
P: 201​‐​273​‐​280​‐​301+310+330​‐​302+352​‐​304+340+310[1]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Geschichte Bearbeiten

Bromoxynil wurde 1965 in den USA zum ersten Mal als Herbizid registriert. Ab 1972 wurden dort Grenzwerte für das Vorhandensein in Fleischprodukten und 1980 in Obst und Gemüsen erlassen. Es kommt auch in Form eines Butyrat[5]-, Octanoat[6]- oder Heptanoat[7]-Derivates zum Einsatz, wobei jedoch die Zulassung des Butyrat-Derivates 1989 wegen Bedenken zu dessen Gefährlichkeit zurückgenommen wurde.[3]

Gewinnung und Darstellung Bearbeiten

Bromoxynil kann durch Reaktion von 4-Hydroxybenzaldehyd mit Brom und anschließende Reaktion mit Hydroxylamin gewonnen werden.[8]

Eigenschaften Bearbeiten

Bromoxynil ist ein schlecht in Wasser löslicher Feststoff.[1] Bromoxynil-octanoat und Bromoxynil-heptanoat sind braune kristalline Feststoffe mit einem Schmelzpunkt von etwa 44 °C.

Die Ester sind in Wasser praktisch unlöslich. Bromoxynil-octanoat ist löslich in Aceton und Ethanol (10 g/100 ml), Benzol und Xylol (70 g/100 ml), Chloroform und Dichlormethan (80 g/100 ml) sowie Cyclohexanon (55 g/100 ml). Bromoxynil-heptanoat ist löslich in 1-Octanol (33,8 g/100 ml), Methanol (52,4 g/100 ml), Hexan (77,5 g/100 ml), Dichlormethan (111,1 g/100 ml), Aceton (106,4 g/100 ml) und Ethylacetat (102,7 g/100 ml). Die Octansäure- und Heptansäureester hydrolysieren leicht zu Bromoxynil unter alkalischen Bedingungen.[3]

Verwendung Bearbeiten

 
Geschätzte Ausbringungsmenge in den USA 2011

Bromoxynil wird als Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln verwendet.[1] Es ist ein selektives auf dem Laub angewandtes Herbizid, um verschiedene Gräser und zweikeimblättrige Blattunkräuter (vor allem bei Getreide und Mais im Nachauflauf) einzudämmen. Der Stoff hemmt den photosynthetischen Elektronentransport (Hill-Reaktion) und auch beeinflusst die oxidative Phosphorylierung in den Mitochondrien. Dadurch wird die Energieproduktion und die Atmung der Pflanzen beeinträchtigt.[3] Einige Pflanzen besitzen durch das Enzym Bromoxynil-Nitrilase (EC 3.5.5.6) eine Resistenz gegen das Herbizid.

Zulassungsstatus Bearbeiten

In der Europäischen Union, darunter auch in Deutschland und Österreich war Bromoxynil in Pflanzenschutzmitteln zugelassen. Zum 11. September 2020 trat die Durchführungsverordnung (EU) 2020/1276 in Kraft. In dieser ist geregelt, dass alle Mitgliedstaaten bis spätestens 14. März 2021 die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln mit Bromoxynil widerrufen sollen. Die Aufbrauchfrist endete zum 14. September 2021.[9]

Heute sind in der Europäischen Union und der Schweiz keine Bromoxynil-haltigen Präparate mehr zugelassen.[10]

Sicherheitshinweise Bearbeiten

Bromoxynil ist ähnlich wie das verwandte Ioxynil bei Säugetieren nur mäßig giftig, jedoch stark giftig für Fische.[11]

Literatur Bearbeiten

  • Barbara Schaller: Untersuchungen zum Metabolismus von Bromoxynil in ausgewählten pflanzlichen Systemen; Universität Halle, Dissertation, 1990.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h i j k Eintrag zu Bromoxynil in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 8. Januar 2020. (JavaScript erforderlich)
  2. European Commission: Bromoxynil (PDF; 532 kB).
  3. a b c d e United States Environmental Protection Agency: Reregistration Eligibility Decision of Bromoxynil (PDF; 989 kB), abgerufen am 8. Juni 2011.
  4. Eintrag zu 3,5-dibromo-4-hydroxybenzonitrile im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  5. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Bromoxynil-Butyrat: CAS-Nummer: 3861-41-4, EG-Nummer: 223-374-9, ECHA-InfoCard: 100.021.251, PubChem: 62526, ChemSpider: 56300, Wikidata: Q27258810.
  6. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Bromoxynil-Octanoat: CAS-Nummer: 1689-99-2, EG-Nummer: 216-885-3, ECHA-InfoCard: 100.015.351, GESTIS-Stoffdatenbank: 490340, PubChem: 15533, ChemSpider: 14777, Wikidata: Q22133404.
  7. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Bromoxynil-Heptanoat: CAS-Nummer: 56634-95-8, EG-Nummer: 260-300-4, ECHA-InfoCard: 100.054.801, GESTIS-Stoffdatenbank: 496457, PubChem: 62119, Wikidata: Q27889458.
  8. Thomas A. Unger: Pesticide synthesis handbook, ISBN 978-0-81551401-5, S. 816 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Durchführungsverordnung (EU) 2020/1276 der Kommission vom 11. September 2020 zur Nichterneuerung der Genehmigung für den Wirkstoff Bromoxynil gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates über das Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln und zur Änderung des Anhangs der Durchführungsverordnung (EU) Nr. 540/2011 der Kommission
  10. Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Kommission: Eintrag zu Bromoxynil in der EU-Pestiziddatenbank; Eintrag in den nationalen Pflanzenschutzmittelverzeichnissen der Schweiz, Österreichs und Deutschlands, abgerufen am 18. Juli 2022.
  11. György Matolcsy, Miklós Nádasy, Viktor Andriska, Sándor Terényi: Pesticide chemistry, Band 32, ISBN 978-0-44498903-1, S. 589.