Breitenwinn (Lutzmannstein)

Wüstung im Truppenübungsplatz Hohenfels, war ein Gemeindeteil des Marktes Lutzmannstein im Landkreis Parsberg

Breitenwinn, eine Wüstung im Truppenübungsplatz Hohenfels, war ein Gemeindeteil des Marktes Lutzmannstein im Landkreis Parsberg.

Breitenwinn
Ehemaliger Markt Lutzmannstein
Koordinaten: 49° 15′ N, 11° 44′ OKoordinaten: 49° 15′ 28″ N, 11° 44′ 18″ O
Höhe: 498 m
Einwohner: 24 (1950)

Geographische Lage Bearbeiten

Der Weiler lag im oberpfälzischen Jura der Südlichen Frankenalb etwa 5 km nordöstlich von Velburg auf ca. 498 m über NHN im Breitenwinner Tal, südöstlich des 593 m hohen Steinerbergs und nördlich des 596 m hohen Schleicherbergs.

Verkehr Bearbeiten

Breitenwinn lag an einer von Velburg nach Hohenburg führenden Straße.

Geschichte Bearbeiten

In der über 600 m langen 1535 erstmals erforschten Breitenwinner (Tropfstein-)Höhle (auch „Kastner-Höhle“ genannt nach dem Besitzer von ca. 1920) wurden Funde der Bronze-, Hallstatt- und Latènezeit gemacht. Auch wurden menschliche Skelettreste gefunden.[1]

Als einer der nahe beieinander liegenden „-winn-Orte“ wird Breitenwinn in karolingischer Zeit als Ansiedelung slawischer Kriegsgefangener durch den Königshof Lauterhofen entstanden sein.[2] Im Salbuch der Herrschaft Lutzmannstein erscheint der Ort 1428 mit einem Hof, 1502 als „Praittenwinden“ mit zwei zinspflichtigen Anwesen, 1544 mit drei Anwesen.[3] Im Kartenwerk von Christoph Vogel von 1600 ist „Braitenwinn“ als Bestandteil der Herrschaft Lutzmannstein verzeichnet.[4][5] Gegen Ende des Alten Reiches, um 1800, bestand Breitenwinn aus 6 Anwesen, nämlich 2 Ganzhöfen (Fischer und Schaller), 2 Gütl (zum Schallerhof gehörend) und 2 Häusl sowie einem gemeindlichen Hirtenhaus.[6]

Im Königreich Bayern wurde um 1810 der Steuerdistrikt Lutzmannstein im Landgericht Parsberg (später Landkreis Parsberg) gebildet. Ihm gehörten neben dem Markt Lutzmannstein das Dorf Pielenhofen und die zwei Weiler Breitenwinn, Grün an.[7] Mit dem zweiten bayerischen Gemeindeedikt von 1818 entstand, um Pielenhofen und Grün verkleinert, die Ruralgemeinde Lutzmannstein, der 1830 die Weiler Judeneidenfeld und Kircheneidenfeld eingemeindet wurden. Über die gesamte Gemeinde übten die Freiherren von Giese/Gise die Patrimonialgerichtsbarkeit II. Klasse mittels Gerichtshalter bis 1848 aus.[8] Anschließend ging die Gerichtsbarkeit an das Landgericht Parsberg über. 1893 zerstörte ein Großfeuer „acht Firste“.[9]

Als 1951 für die US- und NATO-Truppen der Truppenübungsplatz Hohenfels geschaffen werden musste, genügte dafür nicht das Gebiet des ab 1838 geschaffenen, 1949 aufgelösten Heeresgutsbezirks Hohenfels. Der westlichen Erweiterung des neuen Truppenübungsplatzes mussten mehrere Gemeinden weichen, darunter auch die Gemeinde Lutzmannstein.[10][11] Durch Truppenübungen wurden alle acht Orte der Gemeinde Lutzmannstein, also auch Breitenwinn mit seiner Dorfkapelle, allmählich zur Wüstung. Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde das gesamte Erweiterungsgebiet am 1. Oktober 1970 der Stadt Velburg zugeschlagen.

Gebäude- und Einwohnerzahlen Bearbeiten

  • 1808: 33 „Seelen“, 4 Häuser, 4 Pferde, 4 Ochsen[12]
  • 1835: 35 „Seelen“, 6 Häuser[13]
  • 1867: 18 Einwohner, 10 Gebäude, Kirche[14]
  • 1871: 29 Einwohner, 13 Gebäude, an Großviehbestand 1873 2 Pferde, 26 Stück Rindvieh[15]
  • 1900: 21 Einwohner, 4 Wohngebäude,[16]
  • 1925: 22 Einwohner, 4 Wohngebäude[17]
  • 1938: 19 Katholiken[18]
  • 1950: 24 Einwohner, 4 Wohngebäude[19]

Kirchliche Verhältnisse Bearbeiten

  • Breitenwinn gehörte zur katholischen, zum 1. Februar 2020 aufgelösten Pfarrei St. Lucia zu Lutzmannstein im Bistum Eichstätt, Dekanat Velburg, die von 1675 bis 1758 mit der Pfarrei Pielenhofen im Bistum Regensburg vereint war.[20][21] Die Dorfkapelle St. Maria von Breitenwinn wurde 1850 geweiht.[22]
  • Die Protestanten gehörten um 1925 zur evangelisch-lutherischen Pfarrei Neumarkt i. d. Opf., um 1950 zum exponierten Vikariat Parsberg.[17][19]

Bau- und Bodendenkmäler Bearbeiten

  • Die Grundmauern eines Rechteckbaus in der Wüstung haben in der Bayerischen Baudenkmälerliste die Nr. D-3-73-167-120[23]
  • Untertägige mittelalterliche und frühneuzeitliche Befunde in der Wüstung sind unter D-3-6736-0085 in der Bayerischen Bodendenkmalliste eingetragen. Die Kastnerhöhle ist unter der Nr. D-3-6736-0052 eingetragen.

Literatur Bearbeiten

  • Manfred Jehle: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 51: Parsberg, München 1981
  • Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. II. Band, Eichstätt: Brönner & Däntler, 1938

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jehle, S. 3
  2. Jehle, S. 3
  3. Jehle, S. 174, 178, 276
  4. Günter Frank und Georg Paulus: Die pfalz-neuburgische Landesaufnahme unter Pfalzgraf Philipp Ludwig (Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, 6). Kollersried 2016, S. 434
  5. Jehle, S. 285
  6. Jehle, S. 486
  7. Jehle, S. 534, 553
  8. Jehle, S. 545
  9. Indiana Tribüne, Indianapolis, 22. Mai 1893, S. 4
  10. Wilhelm Volkert: Gerichtsverhältnisse im Pflegamt Hohenfels vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 100 (1959), S. 173
  11. Jehle, S. 519
  12. Neuburger Taschenbuch für 1808, 2. Jahrgang, Neuburg an der Donau, S. 198
  13. Popp, Th. D. (Hg.): Matrikel des Bissthumes Eichstätt, Eichstätt: Ph. Brönner, 1836, S. 106
  14. Joseph Heyberger: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon, München 1867, Sp. 796
  15. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 979, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  16. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 902 (Digitalisat).
  17. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 910 (Digitalisat).
  18. Buchner II, S. 110
  19. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 783 (Digitalisat).
  20. Buchner II, S. 107
  21. Jehle, S. 222, 269
  22. Buchner II, S. 111
  23. Sixtus Lampl und Otto Braasch: Denkmäler in Bayern, Band III: Oberpfalz. Ensembles, Baudenkmäler, Archäologische Geländedenkmäler, München: R. Oldenbourg Verlag, 1986, S. 164