Beočin (serbisch-kyrillisch Беочин; ungarisch Belcsény deutsch [veraltet] Beotschin, auch Beöcsin) ist eine Kleinstadt im Okrug Južna Bačka in der Vojvodina, Serbien. Der Verwaltungssitz der Opština Beočin hat knapp 8000 Einwohner. Die Stadt ist bekannt für ihre Zementindustrie.[1]

Беочин
Beočin
Beočín
Belcsény
Beočín
Беочин
Беочин

Blick auf Wohnblöcke in der Einfallstraße aus Richtung Rakovac (im Osten)

Wappen von Beočin
Beočin (Serbien)
Beočin (Serbien)
Basisdaten
Staat: Serbien Serbien
Okrug: Južna Bačka
Koordinaten: 45° 13′ N, 19° 43′ OKoordinaten: 45° 12′ 33″ N, 19° 43′ 16″ O
Höhe: 88 m. i. J.
Fläche: 35,08 km²
Einwohner: 7.839 (2011)
Agglomeration: 15.726 (2011)
Bevölkerungsdichte: 223 Einwohner je km²
Telefonvorwahl: (+381) 21
Postleitzahl: 21300
Kfz-Kennzeichen: NS
Struktur und Verwaltung (Stand: 2021)
Gemeindeart: Stadt
Gliederung: Beočin grad, Beočin selo, Brazilija (geteilt mit Čerević)
Bürgermeisterin: Mirjana Malešević Milkić (SPS)
Postanschrift: Svetosavska br. 25
21 300 Beočin
Webpräsenz:

Geographie

Bearbeiten
 
Boot an der Donau in Beočin

Beočin liegt nördlich der Fruška Gora am rechtsseitigen (südlichen) Ufer der Donau, etwa 15 Kilometer südwestlich von Novi Sad. Im Westen grenzt die Kleinstadt an den Wohnplatz Brazilija an, der verwaltungstechnisch zwischen Beočin und Čerević aufgeteilt ist. Im Osten liegt in etwa 2 km Entfernung das Dorf Rakovac. Obwohl Beočin verwaltungstechnisch zur Batschka gezählt wird, gehört es durch seine geographische Lage historisch zu Syrmien. Die Kleinstadt ist in zwei Stadtteile gegliedert: Beočin selo ist der Ältere von beiden im Süden der Stadt, Beočin grad grenzt an die Donau und die Zementfabrik an.

Historie

Bearbeiten

Das heute etwas südlich außerhalb der Stadt gelegene Kloster Beočin wird in ottomanischen Aufzeichnungen erstmals 1566/1567 erwähnt.[2] Spätestens Ende des 17. Jahrhunderts bildete sich angrenzend an das Kloster ein Weiler auf dem Gebiet des heutigen Selo; dieser zählte 1702 49 Haushalte.[3]

Zunächst lebten die Bewohner vor allem vom Weinanbau, aber im 19. Jahrhundert bekam die Zementindustrie mehr Bedeutung. Die erste Zementfabrik wurde 1839 gegründet.[4]

Demographie

Bearbeiten

Laut der letzten Volkszählung in Serbien lebten 2011 3986 Frauen und 3853 Männer in der Stadt.[5]

Bevölkerungsentwicklung[6]
Zensusjahr Einwohner Bemerkungen
/Referenzen
1702 >343 49

Feuerstellen

1845 1140 [7]
1901 1903 [8]
1948 3639
1953 4082
1961 5145
1971 6563
1981 7298
1991 7873
2002 8058
2011 7839
Hier fehlt eine Grafik, die leider im Moment aus technischen Gründen nicht angezeigt werden kann. Wir arbeiten daran!

In der Stadt lebt eine große ethnische Minderheit von Roma, die etwa ein Fünftel der Bevölkerung ausmachen. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten viele Deutsche in der Stadt,[9] heutzutage beträgt ihr Anteil etwa 3 ‰ der Bevölkerung.

Die meisten Bewohner der Stadt sehen sich als Serben; bei der Volkszählung 2011 gaben 4797 sich als solche an, was etwa zwei Drittel der Bevölkerung entspricht.[5] Nach den Roma bilden Kroaten die zweitgrößte ethnische Minderheit, als solche deklarierten sich rund 5 % der Bevölkerung, während 2½ % sich als Magyaren sahen.[5] Obwohl in der Opština eine große Zahl von Slowaken lebt (830, was etwa 5 % der Bevölkerung entspricht), deklarierten sich in der Stadt selbst nur 75 Personen, was weniger als 1 % entspricht, als slowakisch.[5] Auffällig ist die hohe Zahl an Personen, die sich nicht zuordnen lassen wollen (466), nicht zugeordnet werden können (83), sich regional einordnen (134) oder sich als Jugoslawen (122) verstehen. Dies sind insgesamt 805 Personen, also mehr als 10 % der Stadtbewohner.[5]

Hier fehlt eine Grafik, die leider im Moment aus technischen Gründen nicht angezeigt werden kann. Wir arbeiten daran!

Ökonomie

Bearbeiten

Das heutige Zementwerk liegt im Mehrheitsbesitz von Wietersdorfer.

 
Omnibusbahnhof

Die Magistrale 119 von Neštin an der Grenze zu Kroatien nach Sremska Kamenica verläuft als Umgehungsstraße durch das Stadtgebiet. Eine Autofähre verbindet die Stadt mit Futog am gegenüberliegenden Ufer der Donau. Am Omnibusbahnhof der Stadt verkehren die Linien 79, 80 und 81 zwischen dem Bahnhof Novi Sad und Čerević bzw. Banoštor. Der nächstgelegene Bahnhof liegt an der Bahnstrecke Budapest–Belgrad im etwa 16 km entfernten Petrovaradin, dieser wird jedoch seit 2018 wegen einer Neutrassierung derzeit nicht angefahren.[10] Die um das Fin de Siècle bestandene schmalspurige Stichbahnstrecke von Petrovaradin nach Beočin[11] wurde stillgelegt und abgebaut. Der Donauhafen bietet eine Kailänge von 110 m bei 2½ m Tiefgang; er wird von Rhenus betrieben.[12]

Der FK Cement Beočin wurde 1913 als BAK (umbenannt 1919 in BSK) von Arbeitern der Zementfabrik gegründet und spielt im 1500 Zuschauer fassenden städtischen Stadion (Gradski stadion). 2021 spielt die erste Mannschaft in der Südstaffel der Vojvođanska liga, die auf der vierten Ebene der serbischen Ligapyramide liegt. Größter Erfolg der jüngeren Geschichte war die Meisterschaft in der Srpska Liga Vojvodina 1998/1999.

Außerdem gibt es Vereine für Judo, Karate, Boxen, Kung-Fu, Sportfischen, Schach, Handball.[13]

Persönlichkeiten

Bearbeiten
 
Gordana Đurđević-Dimić, Schauspielerin am Nationaltheater in Novi Sad
Bearbeiten
Commons: Beočin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. The establishment and development of cement industry in Serbia. In: Cemetna industrija Serbija. Abgerufen am 16. November 2022.
  2. Verski objekti na tlu Vojvodine. Studio Bečkerek, Novi Sad 2006, S. 36.
  3. Josip Kljajić: Petrovaradinska tvrđava od kraja 17. do kraja 18. stoljeća. In: Scrinia Slavonica. 1. Jahrgang, 2001, S. 58–86, S. 65 (serbokroatisch).
  4. Major Business Organizations of Eastern Europe and the Commonwealth of Independent States 1992. Springer Netherlands, Dordrecht 1992, ISBN 978-94-011-2232-0, S. 549.
  5. a b c d e Nacionalna pripadnost: podaci po opštinama i gradovima (= Stanovništvo). Republički zavod za statistiku, Beograd 2012, ISBN 978-86-6161-023-3, S. 38 f. (Online [PDF]).
  6. Serbian censuses. In: pop-stat.mashke.org. Abgerufen am 7. Juni 2021.
  7. Allgemeines geographisch-statistisches Lexikon aller Österreichischen Staaten. Band 1. k. k. a. p. typo-geographische Kunstanstalt, Wien 1845, S. 306 f.
  8. Meyers Großes Konversations-Lexikon. Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1905, Beočin, S. 647 (Online).
  9. Wilhelm Sattler: Die deutsche Volksgruppe im unabhängigen Staat Kroatien. Steirische Verlagsanstalt, Graz 1943, S. 80.
  10. Majorie van Leijen: Serbia invests billions in railway lines to rest of Europe | RailFreight.com. In: RailFreight.com. 28. Januar 2020, abgerufen am 4. Juni 2021.
  11. N. N.: ohne Titel. In: Zeitschrift für Kleinbahnen. 8. Jahrgang, 1901, S. 823.
  12. Jan Peter Naumann: Rhenus baut Engagement im Donauraum aus. In: Deutsche Verkehrs-Zeitung. 24. Februar 2015, abgerufen am 6. Juni 2021.
  13. Obrad Nikolić: Спортски савез општине Беочин. Abgerufen am 4. Juni 2021.
  14. Who's who in science and engineering: 1992 - 1993 (= A Marquis who's who in America publication). 1. ed Auflage. Marquis Who's Who, Wilmette, Ill 1992, ISBN 978-0-8379-5751-7, S. 863.