Joachim Schulze (geboren 5. August 1929 in Breslau ; gestorben 4. Dezember 2008) war ein deutscher Wirtschaftsingenieur und Hochschullehrer.

Joachim Schulze studierte an der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) Wirtschaftsingenieurwesen und spezialisierte sich im Bereich Technische Chemie. Sein Studium schloss er mit einer Diplomarbeit bei Herbert Kölbel über eine Projektierungs- und Vorkalkulationsaufgabe ab. Anschließend promovierte er ebenfalls bei Herbert Kölbel zum selben Thema und war von 1958 bis 1970 Assistent bzw. Oberingenieur am Institut für Technische Chemie der TU Berlin. 1970 habilitierte er mit einer kumulativen Habilitationsschrift zum Absatz in der chemischen Industrie und wurde im selben Jahr als Professor für Wirtschaftschemie an die TU Berlin berufen, wo er bis 1991 tätig war.

Zusammen mit seinem Lehrer Herbert Kölbel gilt Joachim Schulze als der Begründer des Fachgebietes Wirtschaftschemie in Deutschland und zwar in Anlehnung an die Fachgebiete Chemical Engineering Economics, Cost Estimate und Chemical Economics in den angelsächsischen Ländern. In den 1960er-Jahren wurde zum ersten Mal diese Bezeichnung im deutschsprachigen Raum verwendet. Damit haben Kölbel und Schulze dieses interdisziplinäre Fach an der Schnittstelle zwischen technischer Chemie und Betriebswirtschaftslehre im deutschsprachigen Raum definiert [1] [2] [3] [4]. An der TU Berlin werden seitdem Wirtschaftsingenieure der Fachrichtung Technische Chemie, später Chemie und Verfahrenstechnik [1] ausgebildet. In dem Zeitraum von 1960 bis 1995 wurden zahlreiche Beiträge zu dem genannten Fach von Kölbel und Schulze, später von Schulze, zusammen mit seinen Schülern, veröffentlicht. Die Bedeutung dieser Werke liegt darin, dass zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum das Thema Wirtschaftschemie aufgegriffen wurde. Bis heute sind viele Teile der Werke noch aktuell. Erwähnenswert ist die Einführung des ersten Preisindexes für Chemieanlagen in Deutschland durch Kölbel und Schulze unter dem Namen „Kölbel-Schulze-Preisindex“, der über viele Jahrzehnte in verschiedenen Zeitschriften erschienen ist [2][3][4]. Die große Bedeutung der Wirtschaftschemie für die Praxis wurde in den 1990er-Jahren des letzten Jahrhunderts erkannt. Seitdem wird das Fach an mehreren Universitäten in Deutschland sowie in Zürich gelehrt. Ausgebildet werden Wirtschaftschemiker und Wirtschaftsingenieure mit Spezialisierung in Wirtschaftschemie, die in der chemischen und verwandten Industrien Betätigungsfelder finden. Im Jahre 2000 wurde die Vereinigung für Chemie und Wirtschaft [5] als Sektion der Gesellschaft Deutscher Chemiker [6] gegründet, die Themen der Wirtschaftschemie vertritt. Außerdem hat Joachim Schulze mehrere Bücher und wissenschaftliche Studien, überwiegend zusammen mit seinen Schülern, sowie über 100 Zeitschriftenartikel zu Spezialthemen der Wirtschaftschemie verfasst. Diese beschäftigten sich beispielsweise mit der Kostenschätzung in der chemischen Industrie, der Planung von Chemieanlagen. Managementfragen in der chemischen Industrie und den industriellen chemischen Prozessen.


Das private Interesse von Joachim Schulze galt der Musik und der Botanik. Seine Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Wasser- und Sumpfpflanzen führten zu einigen neuen Pflanzenentdeckungen, wobei drei Pflanzenarten in der Botanischen Literatur seinen Namen tragen, wie z.B. Crinum thaianum J. Schulze [7].

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  1. https://www.tu.berlin/wm/gkwi/studium/bachelor/studiengangsstruktur/chemie-und-verfahrenstechnik
  2. Herbert Kölbel, Joachim Schulze: Preisindices chemischer Anlagen als Hilfsmittel für Wirtschaftlichkeitsrechnungen, in: Chemische Industrie XIV/April 1962, ISSN 0009-2959
  3. Joachim Schulze: Modernisierter Preisindex für Chemieanlagen, in: Chemische Industrie, XXXII, 1980, ISSN 0009-2959
  4. Neuer Preisindex für Chemieanlagen: https://www.chemietechnik.de/neuer-preisindex-fuer-chemieanlagen/, erschienen am 9.8.2017
  5. https://www.gdch.de/netzwerk-strukturen/fachstrukturen/vereinigung-fuer-chemie-und-wirtschaft.html
  6. https://www.gdch.de/gdch/ueber-uns.html
  7. Joachim Schulze: Crinum thaianum., in: Plant Life, 27, 1971.