erste Anmerkung zum Einleitungsversuch

Bearbeiten

Der Begriff Feminismus wurde zwar Ende des 19. Jahrunderts im Zusammenhang mit der Entstehung der politischen Bewegung geprägt, die Ideengeschichte des Feminismus - und um die geht es in dem Artikel im Unterschied zum Artikel Frauenbewegung - ist jedoch 100 Jahre älter. (Es wurde und wird sogar diskutiert, ob die Querelle des femmes seit dem 14. Jahrhundert Feminismus avant lettre war.)

Wesentlich für die moderne politische Ideengeschichte des Feminismus ist das 'Gleichheitsversprechen', wie es in der Erlärung der Menschen- und Bürgerrrechte der franz. Revolution formuliert wurde (und das immer wieder gebrochene Gleichheitsversprechen), und in dem Gleichheit und Freiheit für alle Menschen proklamiert wird. Plakativ und schlicht: In der ersten Frauenbewegung ging es v.a. um die Geichheit, in der zweiten um die Freiheit. Auch die postkolonialen Feminsmen (die bisher im Artikel nicht darsgestelt sind), beziehen sich auf das Versprechen von Gleichheit und Freiheit.

Darum ist der Satz im aktuellen Intro wichtig, kann ev. beseser formuliert werden, sollte jedoch nicht entfallen:

Feminismus entstand mit den Emanzipationsbestrebungen von Frauen im Zuge der Aufklärung in Europa sowie im Zusammenhang allgemeiner Bürgerrechts- und Freiheitsbewegungen weltweit und kontrastierte den Anspruch der Gleichheit aller Menschen mit den Alltagserfahrungen von Frauen.

Ein Problem habe ich mit der Formulierung "Rolle des weiblichen Geschlechts". Rolle ist verkürzend und eine überkommene Vorstellung, um die es im feministischen Denken nicht geht. Weibliches Geschlecht - warum nicht Frau? Es geht doch in der feministischen Ideengeschichte um Frauen - und um das Geschlechterverhältnis.--Fiona (Diskussion) 08:32, 29. Mär. 2014 (CET)Beantworten

--Fiona (Diskussion) 08:12, 29. Mär. 2014 (CET)Beantworten

Hallo Fiona!
Danke für das Feedback!
  • Das Wort „Rolle“ sollte nicht normativ verstanden sein, dass es darum ginge, ihm eine gewisse Rolle zuzuweisen oder eine gewisse natürliche Rolle der Frau zu identifizieren. Bezog sich deine Kritik auf dieses mögliche Verständnis des Satzes? Das ist in der Tat unglücklich, „Bedeutung“ wäre vllt. besser, suggeriert aber einen unglücklichen Dualismus zwischen „Weiblichkeit an sich“ und „Weiblichkeit in der Gesellschaft“. Vllt. „Position des weiblichen Geschlechts in der Gesellschaft“? Habe es nun durch das „weibliche Geschlecht in der Gesellschaft“ ersetzt – so schlicht scheint es mir das beste, auch frei von einem Storyboard, das die „Rolle“ beschreibt, die dann anschließend jemand spielen muss.
  • Warum nicht „Frau“? Erstmal die Gegenfrage: „die Frau“ oder „Frauen“? „Die Frau“ schafft eine Einheit von Individuen und Universellem – scheint mir gerade bei diesem Thema aber auch allgemein unangemessen. „Frauen in der Gesellschaft“ ist schon weniger verfänglich, scheint mir aber auch weniger zu treffen: Es ist nicht per se Frage feministischer Gesellschaftsanalyse, welche Rolle Maria Theresia (etwa im Siebenjährigen Krieg) spielte. Um Frauen geht es auch in der allgemeinen Geschichtswissenschaft. Eine feministische Perspektive würde wenn fragen, wie ihre politische Rolle mit dem damaligen Bild des weiblichen Geschlechts zusammenspielte.
Zur „Gleichheit aller Menschen“:
  • Ich bin etwas skeptisch, hier einen Widerspruch zwischen allgemeinem Anspruch und Alltagserfahrung zu setzen. Ein nicht-sexistischer Gleichheitsanspruch war nicht die Norm der Aufklärung. Die Menschen- (hommes) und Bürgerrechte der französischen Revolution bezogen sich auf Männer und erforderten die Entgegensetzung der Frauen- und Bürgerinnenrechte. Bei Rousseau, Vater der Menschenrechte, findest du Sätze wie « Si la femme est faite pour plaire et pour être subjuguée, elle doit se rendre agréable à l’homme au lieu de le provoquer » und « Ainsi toute l’éducation des femmes doit être relative aux hommes. » – soll nicht heißen, dass sich seine Menschenfreundlichkeit nicht auch mitunter auf Frauen erstreckte (er kannte auch Tierrechte, das macht ihn aber sicher nicht zum Antispeziesisten). Auf der anderen Seite lese ich etwa in diesem Text von Harriet Taylor Mill und John Stuart Mill genau eine solche Gegenüberstellung – und das, obwohl zumindest JSM (über HTM kann ich nicht viel sagen und es ist wohl auch nicht viel bekannt) mit Naturrechten nichts am Hut hatte, im Text heißt es dann auch nachher „But, in truth, none of these arguments and considerations touch the foundation of the subject“ und es wird völlig ohne Naturrechte argumentiert, die aber anerkannt werden als Ideen, die in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung Wirkmacht entfalten. Es ist aber die Frage, ob die Wikipedia hier der Meinung der beiden (“We do not imagine that any American democrat will evade the force of these expressions by the dishonest or ignorant subterfuge that ‘men’ in this memorable document, does not stand for human beings, but for one sex only”) übernehmen kann: Es wäre falsch, einer Verwendung von men oder hommes eine objektive Bedeutung als generisch oder männlich zuzuweisen. Die Formulierungen leben auch von ihrer Mehrdeutigkeit, die situativ sexistisch ausgenutzt werden kann. Die Wikipedia kennt ein paar schöne Beispiele. Men in einem Text sind nicht einfach in dem einen Fall die Menschen und im anderen die Männer, sie sind die Menschen und die Männer zugleich. „Die Bedeutung“ einer Verfassung, einer Erklärung wird auch durch die Herrschenden und den Zeitgeist ausgefochten. Also, ich bin unsicher – hast du vllt. eine Quelle, die auf den Verweis auf einen solchen Widerspruch eingeht? --Chricho ¹ ² ³ 22:22, 29. Mär. 2014 (CET)Beantworten
Um es nochmal deutlicher zu sagen: Ich bezweifle, dass sich der Gegensatz von „Gleichheit aller Menschen“ und „Gleichheit nur für Männer“ als Gegensatz zwischen „aufklärerischem Anspruch“ und „historischer sozialer Wirklichkeit“ beschreiben lässt. Diese Quelle beispielsweise widerspricht klar einer Einordnung von Gleichheit unabhängig vom Geschlecht als westentlich für die Aufklärung und sieht viel mehr verschiedene, einander entgegenstehende Tendenzen in der Aufklärung. Kennst du Literatur zu dem Thema? Auch der Hauptteil des Artikels geht bislang überhaupt nicht auf diesen Gegensatz von Gleichheitsanspruch und Wirklichkeit ein, er findet sich nur unbelegt in der Einleitung. --Chricho ¹ ² ³ 14:12, 12. Mai 2014 (CEST)Beantworten

Habe mal um 3M gebeten. --Chricho ¹ ² ³ 21:09, 21. Jun. 2014 (CEST)Beantworten