Benutzer:Zieglhar/Notschrei - Ergänzung Geschichte

Notschrei

Geschichte

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Die Straße führt vom Oberrieder Tal zur Passhöhe am sog. Schwendle, der Wasserscheide zwischen Dreisam- und Wiesental. Seit ihrer Fertigstellung 1848 trägt diese Stelle den Namen „Notschrei“, der geographische Begriff bezieht sich auf einen historischen Vorgang.

Erste Planungen

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1780, noch unter der Regierung Vorderösterreichs, wurde der Bau einer Passstraße von Todtnau nach Oberried über den 1119 m hohen Schwendle geplant, um das Gebiet um Sankt Blasien und Waldshut besser an den Breisgau anzubinden. Als Todtnau unter Napoleon badisch wurde, brauchte der Ort neue Impulse, denn der Bergbau war am Ende. Strukturwandel war also dringend notwendig, und erste industrielle Entwicklungen kam durch Zuzug Schweizer Kapitals zustande. So gab es bald zahlreiche Manufakturen wie Bürstenfabriken (die erste 1765), eine Zuckerfabrik (die erste 1826), eine Papierfabrik und Spinnereien. Allerdings erwies es sich als problematisch, die Produkte abzusetzen – die abgelegene Lage des Tales und seiner Gemeinden führte zu hohen Transportkosten. Freiburg, damals bereits florierende Stadt im Breisgau, war auf direktem Wege mit dem Fuhrwerk nicht einmal erreichbar. Es gab nur einen steilen Weg, der über Aftersteg, Muggenbrunn, die Halde und Horben nach Günterstal führte und im Winter oft unbenutzbar war. Zwischen Todtnau und Halde mussten zunächst 500 Höhenmeter Aufstieg und anschließend wieder hinab ins Tal bewältigt werden. Dieser Weg war überhaupt nur mit Saumpferden und zweirädrigen Handkarren zu benutzen.

Erfolglose Bitten im Großherzogtum

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Das Großherzogtum Baden hatte andere Interessen als den Straßenbau, obwohl neben Todtnau auch noch andere Gemeinden der anliegenden Schwarzwaldtäler Interesse an einer Straße in den Breisgau bekundeten. Die Stadt Freiburg zum Beispiel forderte aus Rücksicht auf ihre Wälder eine Straße über Hofsgrund.[1] Vor allem aber Todtnau und Schönau rivalisierten um das Straßenprojekt. Schönau, das damals seit Kurzem ein badisches Amtsstädtchen war, hatte in Karlsruhe mehr politisches Gewicht als Todtnau und fand Unterstützung in der Forderung nach einer Straße übers Wiedener Eck nach Staufen.

Erstmals 1819, im ersten Landtag in Karlsruhe, brachten die Gemeinden des oberen Wiesentals eine Petition vor, in der sie eine Fahrstraße von Todtnau über Muggenbrunn, St. Wilhelm nach Oberried forderten, als Anschluss an die bereits bestehende Verbindung zwischen Kirchzarten und Freiburg. 1844 fiel zwar eine Entscheidung, allerdings für die Straße von Utzenfeld übers Wiedener Eck durchs Münstertal nach Staufen.

Das Krisenjahr 1847

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Im Jahr 1847 machten sich Hunger und Arbeitslosigkeit im Wiesental breit, was zu einer Erneuerung der Forderung führte – die Bevölkerung fühlte sich von der Regierung in Karlsruhe im Stich gelassen. Viele Todtnauer und Zeller bekundeten sich bereits offen zu den Zielen der Badischen Revolution und zu deren Vertretern, Hecker und Struve. Um ein Aufbegehren der Bevölkerung zu verhindern, musste die Karlsruher Regierung nun handeln und auf den „Notschrei“, die dringende Petition, reagieren.

Zahlreiche Personen des öffentlichen Lebens machten sich für die Forderung Todtnaus nach der Straßenanbindung stark. So unterstützte der Zeller Kaufmann und Textilingenieur Johann Faller – gebürtiger Todtnauer und Mitglied der Zweiten Kammer in Karlsruhe – zusammen mit dem Schopfheimer Abgeordneten Ernst Friedrich Gottschalk die Todtnauer Petition. Mitausschlaggebend war die Intervention des Bezirksförsters Friedrich Julius Gerwig[2] aus Kirchzarten (sein Vetter Robert Gerwig hatte u. a. die Schwarzwaldbahn gebaut), der gegenüber der staatlichen Forstbehörde den Standpunkt vertrat, dass die 1200 Morgen staatlicher Waldungen am Notschrei und die daraus resultierende Verwertung des Holzes durch einen Holzabfuhrweg erheblich erleichtert werde.

30 Jahre nach der ersten Forderung fiel am 13. November 1847 im großherzoglichen Landtag die Entscheidung für den Bau der Straße über den heutigen Notschreipass. Der Straßenbau wurde vom Großherzogtum finanziert, die betroffenen Gemeinden hatten lediglich das benötigte Gelände unentgeltlich zu stellen. Sowohl die Bevölkerung als auch die bereits ansässigen Fabrikanten waren hochzufrieden und fühlten sich mit der Herrschaft versöhnt. Die Revolution war (zumindest zunächst) vergessen.

Drei Großherzoge hatten sich mit dem Projekt befasst: Ludwig I., Leopold und Friedrich I.

Ausführung

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Kehre an der Nordrampe mit Blick auf die Stichstraße nach St. Wilhelm, dahinter der Feldberg

1848/49 wurden die ersten 7 km für 36 000 Gulden zwischen Notschrei und Oberried gebaut und am 13. November 1848 eingeweiht. Die Straße war rund 6 m breit und hatte eine Steigung von 5–11 %. Das Festprogramm zur Einweihung der Straße fiel jedoch den Schneemassen zum Opfer. Der Bürgermeister Kelle aus Todtnau bezeichnete die Verbindung nach Freiburg als „notwendige Lebensader“.

1855 wurde auch der Streckenabschnitt zwischen Todtnau und Notschrei für 37 000 Gulden vollendet. Der Verkehr war danach auf 17 160 Zentner Transportgüter angewachsen, doch hatten sich die Transportkosten von 36–40 Kreuzer pro Zentner auf rund 18 Kreuzer/Zentner verringert.


Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Siehe Baer S. 382.
  2. Zur Person siehe Gerwig Friedrich Julius – Biografische Kurzinformation. In: LEO-BW, Landesarchiv Baden-Württemberg.