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Entwurf Bearbeiten

Als wissenschaftlichen Witz bezeichnet man einen Witz oder Scherz mit Bezug zur Wissenschaft. Der Begriff ist nicht klar umgrenzt. Er umfasst zumindest eine Form des Insiderwitzes, die Fachwissen zum Verständnis der Pointe voraussetzt oder wissenschaftliche Formen parodiert. Solche Witze tauchen häufig in wissenschaftlichen Publikationen auf.

Das Vergnügen, den wissenschaftlichen Witz zu entschlüsseln, ist identitätsstiftend für die wissenschaftliche Gemeinschaft.[1] Wissenschaftliche Witze sind zumindest seit dem 17. Jahrhundert belegt.

Beispiele Bearbeiten

Der wissenschaftliche Witz beruht häufig auf der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit einem frei erfundenen Thema oder der zumindest dem Anschein nach methodisch wissenschaftlichen Bearbeitung einer Banalität.

Fiktive Persönlichkeiten Bearbeiten

Viele wissenschaftliche Disziplinen kennen fiktive Persönlichkeiten. Häufig handelt es sich dabei um erfundene Mitglieder des Wissenschaftsbetriebs, denen einzelne Erfindungen oder Entdeckungen zugeschrieben werden.

Beispielsweise soll in der Mathematik ein Alessandro Binomi der Entdecker der binomischen Formeln sein. Auf den fiktiven Mathematiker Julius Eigen (alternativ auf Manfred Eigen, einen existierenden Chemiker) soll die Erfindung des Eigenwerts zurückgehen.[2] Auch die Wahl des kollektiven Pseudonyms Nicolas Bourbaki, unter dem ein Zirkel führender Mathematiker der 1930er Jahre eine Lehrbuchreihe veröffentlichte, geht auf einen Scherz zurück. Ein Professor mit Namen Ernst August Dölle soll einen Lehrstuhl für Psychologie und Pädagogik der Universität Konstanz innegehabt haben, ein Verfassungsrechtler namens Friedrich Gottlob Nagelmann an der Universität Potsdam beheimatet gewesen sein. Der fiktive Bundestagsabgeordnete Jakob M. Mierscheid wird sogar auf der offiziellen Website des Deutschen Bundestages vorgestellt.[3] P. D. Q. Bach soll der letzte Sohn Johann Sebastian Bachs und wie sein Vater Komponist gewesen sein; unter seinem Namen hat sein Schöpfer zahlreiche Werke geschrieben.

Der Gozintograph ist ein Funktionsgraph, der beschreibt, aus welchen Teilen sich verschiedene Produkte zusammensetzen. Der Name dieses Graphen ist eine scherzhafte Verballhornung: Der Mathematiker Andrew Vazsonyi gab als Urheber den fiktiven italienischen Mathematiker Zepartzat Gozinto (phonetisch für “the part that goes into”, deutsch etwa: „Der Teil, der hineingeht“) an. Diese Bezeichnung ist mittlerweile allgemein akzeptiert.

Fingierte Lexikonartikel Bearbeiten

 
Die Steinlaus (hier ein Weibchen, frei nach Loriot) steht im Pschyrembel

Wissenschaftliche Lexika verschiedener Fachbereiche beinhalten Einträge, die frei erfunden sind oder die ein alltägliches Thema aus wissenschaftlicher Sicht behandeln. Zu den bekanntesten zählt der Eintrag zur Steinlaus, die einem Sketch von Loriot entstammt, im Pschyrembel, einem medizinischen Nachschlagewerk.[4] Im Pschyrembel Wörterbuch Naturheilkunde und alternative Heilverfahren desselben Verlags wird der Kurschatten als medizinisches Phänomen erklärt. Der Neue Pauly, eine Enzyklopädie zur Antike, enthält im ersten Band einen Eintrag über Apopudobalia, eine erdachte antike Vorform des Fußballs. Die neunte Auflage des Römpp-Chemielexikons gibt eine Scherzversion der KKK-Regel wieder.

Teilweise beziehen sich diese Nihilartikel auch auf fiktive Persönlichkeiten der Wissenschaft, beispielsweise wird P. D. Q. Bach auch im Personenteil der Enzyklopädie Die Musik in Geschichte und Gegenwart gelistet.[5]

Andere wissenschaftliche Scherzarbeiten Bearbeiten

Auch außerhalb der Fachlexika tauchen in der wissenschaftlichen Literatur bisweilen nur dem Anschein nach ernst gemeinte wissenschaftliche Arbeiten auf, beispielsweise in wissenschaftlichen Zeitschriften oder als eigenständige Publikationen. So gelang es dem noch jungen Physiker und späteren Nobelpreisträger Hans Bethe 1931 mit seinen Kollegen Beck und Riezler eine Nonsens-Arbeit[6] im angesehenen Journal Die Naturwissenschaften unterzubringen, mit der sie die Zahlenspielereien des damals berühmten britischen Astrophysikers Arthur Stanley Eddington parodierten.[7][8] 1948 spielte George Gamow seinem Freund Bethe umgekehrt einen Streich, als er für eine (erst gemeinte) Arbeit, die er und sein Student Ralph Alpher ausführten, Bethe ohne dessen Wissen als weiteren Autor nannte, um die Anklänge an den Anfang des griechischen Alphabets zu vervollständigen. Sie wurde als „Alpha-Beta-Gamma“-Arbeit bekannt. Bethe war zufällig der Gutachter der Arbeit, erhob aber keine Einwände gegen den Scherz.[9]

Inspiriert von Christian Morgensterns Gedicht Das Nasobēm erfand der Zoologe Gerolf Steiner die Säugetierordnung Rhinogradentia und veröffentlichte 1957 unter Wahrung aller formalen Aspekte das Lehrbuch Bau und Leben der Rhinogradentia. Die auf deutsch „Nasenschreitlinge“ genannten Tiere werden in Publikationen immer wieder aufgegriffen und haben sich so zu einem Running Gag entwickelt.

In der Hochphase postmoderner Theorie veröffentlichte Alan Sokal 1996 in der Zeitschrift Social Text einen Aufsatz mit dem Titel Transgressing the Boundaries: Towards a Transformative Hermeneutics of Quantum Gravity. Sein Anliegen war es, zu zeigen, ob ein führendes Wissenschaftsmagazin einen frei erfundenen Zusammenhang publiziert, solange er eindrucksvoll klingt und konform zur ideologischen Grundlinie der Zeitschrift ist. Die folgend so genannte Sokal-Affäre führte zu hitzigen Diskussionen über die Richtigkeit der dekonstruktivistischen Infragestellung der positivistischen Naturwissenschaft.

Weitere Beispiele Bearbeiten

Mathematik Bearbeiten

„Sei  “ (gelesen: „Sei epsilon kleiner null“) gilt als der kürzeste Mathematikerwitz. Der griechische Buchstabe epsilon wird in der Mathematik regelmäßig als Platzhalter für eine beliebig kleine Zahl größer null verwendet. Viele mathematische Beweise enthalten daher den Satz „Sei epsilon größer null.

Chemie Bearbeiten

Dihydrogen-Monoxid ist nach Ansicht einiger „Wissenschaftler“ eine hochgefährliche Substanz. Es wurden sogar schon Verbote gefordert und hochwissenschaftlich begründet. Dabei handelt es sich nur um Wasser.

Biologie Bearbeiten

Auf den Physiker Bobby Henderson geht die Theorie von der Erschaffung der Welt und ihrer Lebensformen durch das Fliegende Spaghettimonster zurück − als vierte Alternative zu Charles Darwins Evolutionstheorie, zum Lamarckismus und zum sogenannten Kreationismus. Henderson entwickelte seine Theorie als satirische Antwort auf die Diskussion um die Unterrichtung von Intelligent Design an US-amerikanischen Schulen.

Ein gewisser (fiktiver) Prof. Dr. Hartmut Andryckzuck von der Humboldt-Universität stellte die These auf, dass deutsche Kühe nicht schwimmen können, da sie einen durch die Züchtung missgebildeten Schließmuskel hätten und so voll Wasser laufen würden. Auf diesen Scherz ist sogar die Sat.1-Sendung Genial daneben hereingefallen.[10]

Technik Bearbeiten

In der Technik tauchen non-existente Geräte oder Geräteteile verschiedenster Art auf. Beispiele sind die Kolbenrückziehfeder, eine angeblich in Zylindern verbaute Feder, die einen Kolben in seine Ursprungslage zurückstellen soll, und die Dunkelbirne, ein Gegenstück zur Glühbirne, das statt Helligkeit Dunkelheit verbreitet und dadurch das Abdunkeln von Räumen ermöglichen soll. Deren erstmalige Beschreibung erfolgte schon um 1910 durch den Dichter Christian Morgenstern mit dem Gedicht Die Tag-Nacht-Lampe, sie wird aber auch der Comicfigur Daniel Düsentrieb zugeschrieben.

Auf den Chips von Integrierten Schaltungen sind mitunter noch irgendwelche Ecken frei. Konstrukteure füllen diese manchmal mit technisch funktionslosen, aber graphisch witzigen Strukturen, die nur ein Mikroskop sichtbar machen kann. Ein Chip beispielsweise mit einem Oberflächenwellenfilter, das wie ein Eisenbahnschienenstrang aussieht, bekam eine kleine Lokomotive auf dieses Gleis gesetzt.

Informatik Bearbeiten

Write-Only-Memory ist eine Analogiebildung zu read-only memory (ROM). Ein Entwicklungsingenieur der Firma Signetics hat für einen solchen Schaltkreis sogar ein Datenblatt erstellt, um die mangelhaften Qualitätssicherungsmaßnahmen aufzudecken. Das Datenblatt wurde tatsächlich zur Veröffentlichung freigegeben, weil es vermutlich niemand gelesen oder überprüft hat − sozusagen das gelungene Papiermodell eines WOM. In der Folge wurde das Datenblatt von Signergetics in einer April-Ausgabe des ELECTRONICS Magazine veröffentlicht.[11]

Write-Only-Programmieren bezeichnet Programmcode, der zwar problemlos geschrieben werden konnte, aber nur sehr schwer wieder gelesen oder verstanden werden kann. Eine beliebte und sehr geeignete Programmiersprache für diesen Zweck ist Perl. Siehe auch Obfuscated Perl Contest. Auch Reguläre Ausdrücke sind hier häufig vertreten.

Ebenfalls von fundamentaler Bedeutung ist das GIGO-Prinzip (garbage in, garbage out): Wer sein Programm mit „Müll (garbage) füttert“, erhält als Ergebnis auch solchen.

Weil die Zahl 31 im Oktalsystem mit der Zahl 25 im Dezimalsystem übereinstimmt, kurz Oct 31 = Dec 25, wird daraus gefolgert, dass Halloween und Weihnachten verwechselt werden dürfen.[12][13][14]

Sogar Betriebssystemautoren können sich manchmal einen Gag nicht verkneifen. So ist in BeOS eine Funktion mit Namen is_computer_on() Teil des offiziellen APIs.[15] Sie prüft, wie schnell eine ganze Zahl ausgegeben wird. Im Gegensatz prüft is_computer_on_fire(), wie schnell eine Gleitkommazahl erzeugt wird.

Verwendung Bearbeiten

  • innerhalb und außerhalb des Wissenschaftsbetriebs

Bereits im 17. Jahrhundert wurden wissenschaftliche Witze in das didaktische Repertoire insbesondere von Jesuiten aufgenommen.[16]

Zeitschriften Bearbeiten

Eine wichtige internationale Fachzeitschrift sind die Annals of Improbable Research.

Die Computer-Zeitschrift c’t veröffentlicht regelmäßig in ihrer Ausgabe zu Anfang April (die aber schon Ende März erscheint) mehr oder wenig wissenschaftlich verbrämte Aprilscherze.[17] Ernsthaft in anderen Medien zitiert wurde die Anleitung bei einem 486SX-Prozessor mit vorhandenem, aber nicht funktionierenden oder aktivierten mathematischen Coprozessor durch Anbohren an einer bestimmten Gehäusestelle den Coprozessor doch zu aktivieren. Eine Bohrschablone war im Artikel in aller Exaktheit angekündigt. Weitere Beispiele waren 1985 ein radial aufzeichnendes Diskettenlaufwerk oder 1999 ein Internet Beschleuniger in einem Resource Reservation Protocol. Einige der April-Scherze wurden später teilweise Realität. So wurde 1987 ein Head Vision Projector vorgestellt, der später als Head-Mounted Display realisiert wurde, der Test von Mauspads (Ausgabe 1994) oder eine steuerliche Nutzungsgebühr für das Internet (1998), für das damals schon Pläne im Bundesfinanzministerium vorlagen.

Die c’t pflegt außerdem ihre eigene Karikaturserie, die unter dem Namen „Schlagseite“ in jedem Heft eine ganze Seite füllt.[18] Weitere Computerzeitschriften, die aber mittlerweile eingestellt sind, führten eigene Comic-Serien zu ihrem Themenfeld, wie Kosinus (Comic) in der Happy Computer oder Hermann der User [19] von Karl Bihlmeier, der zunächst in den Zeitschriften des Markt+Technik-Verlags und heute in Industrial Technology and Witchcraft [20] veröffentlicht wird.

Im Internet findet man diverse wissenschafts- oder techniklastige Comic-Serien, wie beispielsweise die englischsprachigen xkcd oder – mit Einschränkungen – Dilbert.

Show Bearbeiten

Unter den zeitgenössischen Kabarettisten gibt es einzelne, die in ihren Shows fundierte wissenschaftliche Betrachtungen anstellen. Vince Ebert tut dies auf physikalischer Basis und Eckart von Hirschhausen auf medizinischer, beide basierend auf ihren einschlägigen Hochschulstudien. Der österreichische Kabarettist Günther Paal, genannt Gunkl, arbeitet ebenfalls mit wissenschaftlichen Thesen. So begann unter anderem eines seiner Programme, nämlich Wir, schwierig, mit einem Satz Wittgensteins.

Film und Fernsehen Bearbeiten

Auszeichnungen Bearbeiten

Für – bisweilen auch unfreiwillige – Meisterleistungen auf diesem Gebiet wird alljährlich der Ig-Nobelpreis verliehen.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • George H. Scherr (Hrsg.): Journal der unwiederholbaren Experimente. Krüger, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-8105-1713-5 (englisch, Übersetzung aus dem Englischen).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. „Witz: Küchentest der Wissenschaften“ Beitrag in „Der Aufbau“, New York, 1940
  2. Heinrich Zankl: Irrwitziges aus der Wissenschaft: Von Leuchtkaninchen und Dunkelbirnen. Weinheim: Wiley-VCH 2008. ISBN 3-527-32114-4, Seite 32-33
  3. Jakob Maria Mierscheid, SPD. In: Internet-Seiten des Deutschen Bundestages. Abgerufen am 18. April 2009.
  4. Stefanie Schramm: Handbuch für Hypochonder. In: Die Zeit. Nr. 39, 20. September 2007 (Artikel online auf den Internet-Seiten der Zeit).
  5. Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 2. Auflage. Kassel 1999, Sp. 1551 ff. (Personenteil 1).
  6. G. Beck, H. Bethe, W. Riezler: Remarks on the quantum theory of the absolute zero of temperature. In: Die Naturwissenschaften. Nr. 19, 1931, S. 39.
  7. Karl Svozil: Der Alltag eines “Peers”. (PDF) Abgerufen am 26. April 2010.
  8. Ben Weiner: A parody paper in solid state physics, published in 1931. Abgerufen am 26. April 2010 (englisch).
  9. A Gamov Joke. American Institute of Physics, abgerufen am 26. April 2010 (englisch).
  10. Christoph Drösser: Stimmt’s? – Kuh mit Leck. In: Die Zeit. Nr. 37, 4. September 2003 (Artikel bei Zeit online [abgerufen am 28. Dezember 2008]).
  11. Die Geschichte des Write-Only-Memory bei Signetics
  12. Verkauf des Slogans Oct 31 = Dec 25 auf Mousepads und T-Shirts
  13. Zitat von Oct 31 = Dec 25 in Blogs
  14. Slogan Oct 31 = Dec 25 bei wer-weiss-was
  15. Easter Egg Archive: is_computer_on() as part of BeOS API (engl.)
  16. Findlen, Paula. 1990. „Jokes of Nature and Jokes of Knowledge: The Playfulness of Scientific Discourse in Early Modern Europe.“ Renaissance Quarterly 43(2): 292-331, S. 301
  17. Ein Rückblick darauf erschien in der Ausgabe Nr.24 von 2003, S.151. Neuere Aprilscherze sind im Heise Forum gelistet.
  18. c’t-Schlagseite
  19. Hermann der User
  20. Hermann der User in Industrial Technology and Witchcraft

Notizen Bearbeiten

Mögliche weitere Quellen Bearbeiten

Gelöschte Beispiele Bearbeiten

Beispiele sollten folgenden Anforderungen genügen:

  • Es gibt Belege jenseits der Primärliteratur, aus denen die Rezeption als Witz hervorgeht.
  • In Bereichen mit vielen Beispielen:
    • Es gibt einen Hauptartikel
    • Das Beispiel ist leicht verständlich, kurz, griffig
Fiktive Personen
  • Der Heimatdichter Otto Bögeholz (1805−1890) ist von den Schlaraffen in Celle entdeckt worden; über ihn gibt es nicht nur einige interessante Forschungsergebnisse, auch zwei Bücher mit gesammelten Werken[1] und eine Bronzebüste existieren. In Braunschweig wurde eine Straße im Ortsteil Watenbüttel nach Bögeholz benannt. – Kein Hauptartikel
  • In zahlreichen musikwissenschaftlichen Lexika taucht Otto Jägermeier auf, ein fiktiver Zeitgenosse von Richard Strauss und spätromantischer Komponist, besonders bekannt durch seine Forschungsarbeit auf Madagaskar und sein von madagassischen Einflüssen geprägtes Spätwerk. – Kein Hauptartikel
  • Robert Gernhardt, FW Bernstein, Friedrich Karl Waechter veröffentlichten mit Die Wahrheit über Arnold Hau im Jahr 1966 eine fiktive Leben-Werk-Monographie. Die Autoren fingieren nur als „Herausgeber“. – Nicht jedes Pseudonym ist ein Scherz, es gibt genug bessere Beispiele.
Andere Scherzarbeiten
  • Biologie: Altbekannt dagegen sind die Artikel über Quaderbaum und Quaderbambus aus der Naturwissenschaftlichen Rundschau von 1978 und 1979, die von vielen Lesern als wahre Meldungen empfunden wurden, weil Derartiges im deutschen wissenschaftlichen Schrifttum einfach zu selten ist − und weil sie so täuschend echt klangen: Sekundärquelle fehlt
    • W. Selhus: Der „Quaderbaum“, Quercus quadrata van Hoosten, ein sensationeller Fund. In: Naturwiss. Rundschau 31, 1978, S. 139-142.
    • W. Selhus: Der „Quaderbaum“, Quercus quadrata van Hoosten, ein sensationeller Fund, Mitteilung II. In: Naturwiss. Rundschau 32, 1979, S. 135−137.
    • W. Liese: Chimonobambusa quadrangularis, der Quaderbambus. In: Naturwiss. Rundschau 32, 1979, S. 137−138.
  • Die Monographie Die Wahrheit über Hänsel und Gretel von Hans Traxler[2] trägt auf dem Schutzumschlag (nicht auf dem Innentitel) den Zusatz „eine glaubwürdige Parodie“, wo es sich doch eigentlich um „Die Dokumentation des Märchens der Brüder Grimm“ handelt. Aber selbst mit dieser bedauerlichen Selbstanzeige hatte das Buch eine ansehnliche Wissenschaftskarriere. – Kein Hauptartikel, kein Beleg
  • In den neueren Auflagen von Max WichtlsTeedrogen und Phytopharmaka“ gibt es auch eine Monographie namens Pasta Theobromae. Es handelt sich hierbei um den latinisierten Namen von Schokolade. Die Droge wird u. a. bei traumatischen Leiden durch Lackschäden am Auto empfohlen. – Kein Hauptartikel, kein Beleg
  • Theologie: Ein klassisches Beispiel einer Parodie des Wissenschaftsbetriebs (im Bereich der Theologie im 16. Jahrhundert) sind die Dunkelmännerbriefe, der aus Sicht der (humanistischen) Verfasser von geringem Niveau war. Eine ebenso klassische Satire für das 18. Jahrhundert, die diesmal auf das Niveau der Studenten der Theologie abzielt, ist die Jobsiade. Beides schwerlich als Witz zu begreifen. Ironie wurde hier als Waffe eingesetzt, weniger zum Amüsement.
  • Wirtschaftswissenschaften: Die Wirtschaftswissenschaften sehen sich gelegentlich dem Vorwurf ausgesetzt, sämtliche Lebenslagen rein wirtschaftlich zu bewerten. So hat beispielsweise Gary Becker die Grundlagen der Preistheorie u. a. auf Kriminalität und Familienverhältnisse angewandt (siehe auch Rotten Kid Theorem). Als Satire schrieb Alan Blinder daraufhin einen Artikel über das Zähneputzen aus ökonomischer Sicht („The economics of brushing teeth“), der sogar im angesehenen Journal of Political Economy (Vol. 82) veröffentlicht wurde.[3] Darin stellt Blinder ein (künstlich aufgeblähtes) mathematisches Modell vor, das sich mit der Optimierung der täglich auf das Zähneputzen verwendeten Zeit beschäftigt, ausgehend von der Annahme, dass das Einkommen einer Person eine von Arbeitszeit und Zahnhygiene abhängige Funktion ist. Aus dem Modell lassen sich nach Ansicht des Autors „viele empirisch überprüfbare Hypothesen ableiten.“ Beleg für Rezeption als Witz fehlt.
Weitere Beispiele
  • Literatur: Über die literarische Parodie[4] hinaus befassen sich Witze auch mit der Literaturwissenschaft, ihrer Fachsprache, ihren Ritualen und ihrer Rezeption. Als besonders scharfsinniger (real existierender) Schöpfer von Witzen mit wissenschaftlichem Anspruch (und beißender wissenschaftlicher Satire) gilt der berühmte Göttinger Physiker Georg Christoph Lichtenberg (1742−1799). Vladimir Nabokovs Roman Fahles Feuer erzählt vor allem in Fußnoten zu einem fiktiven Gedicht, ähnlich verfährt Matthias Polityckis Weiberroman. Auch in Flann O'Briens Arbeiten lassen sich wissenschaftliche Witze finden. – Keine Hauptartikel, keine Belege. Teilweise ohne Bedeutung fürs Lemma
  • Pädagogik: Hilbert Meyer und Andreas Gruschka erfanden die sogenannten „Lolationsstrategien“, „permissiv-opake Handlungsmuster zur Instrumentierung schülerorientierter Alltagsinszenierungen des Unterrichts“[5] als nicht ernst gemeinten Beitrag zum Diskurs über Handeln im pädagogischen Praxisfeld Schule.
  • Medizin: Bei der Bundeswehr hält sich beharrlich das Gerücht, den Soldaten werde ein die Libido senkendes Mittel namens Hängolin in die Mahlzeiten gemischt; in der Schweizer Armee ist dieses Mittel als „Antibock“ bekannt, beim österreichischen Bundesheer „Brom“. In katholischen Priesterseminaren wird den Studenten dagegen angeblich „Zölibatol“ verabreicht. – Keine Belege.
  • Medizin: Das McIlroy-Syndrom, heute „Münchhausen-Syndrom“ genannt, war lange Zeit in der angelsächsischen Medizin die Bezeichnung für Patienten, die ihre Krankheit vorschwindelten, benannt nach einem dafür in England notorisch bekannten irischen Patienten, der sich regelmäßig mit überzeugend dargebotenen Erkrankungen der unterschiedlichsten Art in Hospitäler aufnehmen ließ. Das Münchhausen-Syndrom ist allerdings eine anerkannte psychische Störung. – Kein wissenschaftlicher Witz
  • Technik: In Deutschland ist auch der Lufthaken bekannt (teilweise auch als Siemens-Luftanker bezeichnet), den man an Stellen eindreht oder schlägt, an denen herkömmliche Haken, aufgrund fehlender fester Materie, keinen Halt finden. Der Lufthaken ist in der Regel mit dem vorangestellten Namen einer dort ansässigen großen Elektronikfirma verbunden. Auch in der Luftfahrt wird darauf gerne zurückgegriffen. In Österreich ist auch die Bezeichnung Siemens-Lufthaken (ugs. „Siemens-Lufthagl“) gebräuchlich, in der Schweiz Hilti-Luftanker. – Keine Belege.
  • Technik: Die Elektronik-Zeitschrift Elektor pflegt in ihren Halbleiterheften (Doppelausgabe für Sommermonate mit über 100 Schaltplänen) immer ein paar Scherzschaltungen unterzubringen, beispielsweise den Fuse-Destroyer (ein Kurzschluss), ein NEVER-Logikgatter (dito) usw.
  • Technik: Berühmt und ernsthaft in anderen Medien zitiert wurde die Anleitung der Computerzeitschrift c’t, bei einem 486SX-Prozessor (mit zwar vorhandenem, aber nicht funktionierenden/aktivierten mathematischen Coprozessor) durch Anbohren an einer bestimmten Gehäusestelle den Coprozessor doch wieder zu aktivieren. Eine Bohrschablone war im Artikel in aller Exaktheit angekündigt. – Keine Belege.
  • Informatik: Selten aufzutreiben sind Wireless-LAN-Kabel. Leider hat sich die führende IT-Industrie bisher auf keine europaweite Norm verständigen können. Dies erschwert, für die Installation eines eigenen WLAN-Netzwerkes die zugehörigen Verbindungskabel der elektronischen Komponenten mit passenden Steckern zu erwerben. Dessen ungeachtet wurden sie bereits auf Hotelrechnungen aufgelistet und abgerechnet. Obwohl der Begriff WLAN-Kabel einen scherzhaften Hintergrund besitzt, wird inzwischen umgangssprachlich dasjenige Kabel so bezeichnet, welches für den Anschluss von externen Antennen verwendet wird. Faktisch ist es auch möglich, die Signale von WLAN-Modulen über geeignete Koaxialkabel laufen zu lassen und damit eine tatsächliche Netzwerkverbindung herzustellen, wie ein Hobbytechniker in der Datenschleuder #84 beschreibt. – Kein Beleg, kein Hauptartikel.
  • Informatik: Bei Netzwerk-Problemen, die sich als nicht oder nicht vollständig eingesteckte Kabel entpuppen, spricht man auch vom packet-over-air Problem. – Kein Beleg, kein Hauptartikel.
  • Informatik: Eine beabsichtigte und eher dauerhaftere Unterbrechung des Netzwerkdatenverkehrs wird vorteilhafterweise durch SNIP (Sysadmin Network Interrupt Protocol) herbeigeführt. Eine Ähnlichkeit des Wortlautes mit dem Geräusch einer sich schließenden Schere kommt nicht von ungefähr. – Kein Beleg, kein Hauptartikel.
  • Informatik: Besonders im englischen Sprachraum sind bei Computer-Problemen sogenannte „ID10T“-Fehler bekannt, welche Kundendienst-Mitarbeiter regelmäßig bei hilfebedürftigen Benutzern diagnostizieren. Fragen diese, was „ID10T“ heißt, sagt man ihnen, sie sollen diese Zahlen- und Buchstabenkombination auf ein Blatt Papier schreiben, um sie zu verstehen – im englischen Sprachraum wird, anders als im deutschen, die Eins üblicherweise als einfacher Strich geschrieben. So wird schnell klar, dass es sich nicht um einen (wie auch immer gearteten) „ID-ten-T“-Fehler, sondern um einen „IDIOT“-Fehler handelt, was bedeutet, dass das Problem in der Unfähigkeit des Benutzers begründet liegt. Ausdrücke wie „ID10T“ sind außerdem Teil der Leetspeak-Kultur. Oder wie man auch sagt: Es gibt genau 10 Sorten von Leuten – nämlich diejenigen, die das binäre System verstehen, und diejenigen, die es nicht tun. – Kein Beleg, kein Hauptartikel.
  • Informatik: Eine andere Art, mitzuteilen, dass das Problem eher nicht am Rechner liegt, ist, das Problem als PEBKAC zu klassifizieren oder als OSI-Ebene-8-Problem (die Ebene 7 ist die höchste Schicht, die Anwendung, darüber kann nur noch der Anwender kommen). Üblicherweise wird im Fachjargon die englische Ausdrucksweise „Layer-8-Problem“ verwendet. Als „Layer-9“ wird scherzhaft die (nicht existierende) religiöse Schicht des OSI-Layers bezeichnet. – Kein Beleg, kein Hauptartikel.
  • Theologie: Martin Luther oder Philipp Melanchthon sollen in der Form eines Trinkspruchs das ironische Beispiel eines (fehlerhaften) Kettenschlusses (soriticus Syllogismus) geprägt haben, der unterschiedlich überliefert wird. In Immanuel Kants aus dem Nachlass herausgegebener Logik-Vorlesung lautet der Spruch: „Qui bene bibit, bene dormit; qui bene dormit, non peccat; qui non peccat, salvatur; ergo qui bene bibit, salvatur“ („Wer gut trinkt, schläft gut, wer gut schläft, sündigt nicht, wer nicht sündigt, wird erlöst, also: Wer gut trinkt, wird erlöst werden“). Der Spruch wird unter anderem auch William Shakespeare zugeschrieben. Es dürfte sich aber um einen Ulk aus dem Studentenmillieu handeln. – Kein Beleg, kein Hauptartikel.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Otto Bögeholz: Alles ist Gefühl. ISBN 3-936469-09-1. Und: Otto Bögeholz: Gefühl ist Alles. ISBN 3-936469-29-6.
  2. Hans Traxler: Die Wahrheit über Hänsel und Gretel. pardon-Bibliothek Bärmeier & Nikel, 1963.
  3. Blinder, Alan S.: The Economics of Brushing Teeth, The Journal of Political Economy, Vol. 82, No. 4 (Jul. - Aug., 1974), pp. 887-891
  4. „Komik bedeutet immer, wie die Komikforschung Bachtins, Plessners, Joachim Ritters, W. Preisendanz’ und vieler anderer herausgearbeitet hat, Brechung und Relativierung, Außerkraftsetzen und Infragestellen.“ Theodor Verweyen, Vorlesung Theorie und Geschichte der Parodie (2003)
  5. Die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Hilbert Meyer, 30. August 2008