Höchste Begriffe (auch „umfassendste“ oder „undefinierbare“ genannt) sind zentraler Bestandteil philosophischer Konzepte, insbesonders der Naturphilosophie.
Unter einem Begriff versteht man den Bedeutungsinhalt eines sprachlichen Ausdrucks oder einer Vorstellung, das heißt einer semantischen Einheit[1], im Unterschied etwa zum Wort als einer sprachlichen Einheit. Begriffe können zu Hierarchien geordnet werden, an deren Spitze der jeweils höchste Begriff dieser Pyramide steht. Der alles umfassende Höchste Begriff, das Sein, gehört systematisch in den Bereich der Naturphilosophie respektive der Ontologie bzw. der Metaphysik. Er bezeichnet alles, was wirklich und möglich ist.

Dem Höchsten Begriff kann man sich auf zweierlei Arten annähern:

  • über den Monismus, jene philosophische Denkungsart, die nur ein Prinzip zur Erklärung des Weltganzen zulässt.[2]

Wird der Höchste Begriff via Dualismus ergründet, erfolgt dies über die zweiwertige Logik und ihre vier Axiome: Er wird definiert. Definitionen basieren auf diesem Formalismus, vor allem auf dem 3. Axiom, dem tertium non datur. Sie verbleiben innerhalb der rationalen Vernunft, wie sie zum Beispiel Aristoteles und Hegel darlegten, indem sie Vernunft auf Widerspruchslosigkeit einschränkten.
Aus formalen und logik-systemimmanenten Gründen (Genus proximum et differentia specifica) lässt sich der Höchste Begriff innerhalb dieses Rahmens aber nicht mehr erfassen. Wird dies trotzdem versucht (durch Religionen und Metaphysik), widerspricht das Ergebnis („Gott“/„Götter“, die platonischen Ideen, das „Absolute[3]) den Regeln der zweiwertigen Logik und mündet in die Spekulation eines vom Seienden abgetrennten Seins.

Wird die Einschränkung auf die alleinige Gültigkeit der zweiwertigen Logik nicht akzeptiert und die Vernunft über ihre rationale Beschränkung hinaus transzendiert, ergibt sich die philosophische Sicht des Monismus: Dieser bekämpft das – seinem Denken nach: willkürliche – Akzeptieren der rationalen Begrenztheit der Vernunft als alleinigem Zugang zur widerspruchslosen Wahrheit (dem Einen). Monisten negieren die Allgemeingültigkeit des Satzes vom Widerspruch und versuchen, z. B. mit Hilfe von Koans, die Beschränkungen durch die rationale Vernunft zu überwinden, um die (absolute) Wahrheit erfahren zu können.
Die Definition wird hier zum Fassen des Höchsten Begriffs als unzureichend angesehen. Intuition und Erleuchtung werden als Ziel der Vernunftüberwindung angestrebt. Im Monismus ist der Höchste Begriff, das Sein, identisch mit dem Ganzen, das aus der Vielfalt vereinzelten Seiendens der erfahrbaren Welt besteht.

Die Hierarchie der Begriffe Bearbeiten

Zu jedem Begriff gibt es sowohl einen über- als auch einen untergeordneten. Ausgenommen davon sind jene an den hierarchischen „Enden“: Unterhalb eines Individualbegriffs – der Bezeichnung für ein Einzelnes – kann kein „niedrigerer“ Begriff mehr stehen, er ist im Sinne der traditionellen Logik „durchgängig bestimmt“, das heißt für jedes mögliche reale Prädikat (das sind Prädikate, denen ontologische Eigenschaften entsprechen sollen) steht fest, ob er es als Merkmal enthält oder seine Negation; ebenso wenig kann ein „höherer“ Begriff oberhalb des höchsten stehen. Was letzteren betrifft, ist die Abgrenzung jedoch strittig: Es hängt nämlich davon ab, welche Art von Logik angewandt wird.

Ob es nur einen höchsten Begriff oder deren mehrere geben kann[4], hängt davon ab, welche Sphäre (welchen Bedeutungsumfang) man gelten lässt. Im ersten Fall umfasst diese Sphäre nur das raum-zeitlich Erfahrbare, das kommunizierbare und definierbare Unterschiede aufweist. Die Begriffspyramide endet dann mit dem Seienden.

Schließt die Sphäre jedoch alles ein, was sich denken lässt – was also die Summe des Selbstbewusstseins ausmacht[5] –, muss das Seiende überhöht (überstiegen) werden. Die Einbeziehung des Unerfahrbaren (Transzendenten) führt nach der üblichen, auf zweiwertiger Logik basierenden Begriffsbildung, zu Widersprüchen in der Definition: Eine Definiton des Höchsten Begriffs ist - dem zweiweritg-logischen Formalismus - entsprechend unstatthaft. Erfolgt der Definitionsversuch dennoch (zum Beispiel: „Gott ist ...", „Das Sein ist ..., „Das Universum ist ..." und so weiter), wird der Bereich der zweiwertigen (klassichen) Logik überschritten: Eine „Erklärung" (und eine solche muß immer rational nachvollziehbar sein, sonst erklärt sie nichts - ist nicht mehr möglich. Es beginnt der Bereich des (religiösen oder intersubjektiv nicht mehr nachprüfbaren) Glaubens. Papst Franziskus: „Gott ist keine Idee, kein Resultat des menschlichen Denkens.“ Gott existiert nach dem Ponitfex maximus „unabhängig von unserem Denken.“[6]

Unterschiedliche Logiken Bearbeiten

Die Logik der europäischen Tradition gehorcht dem Bivalenzprinzip. Diese Zweiwertigkeit basiert auf dem Satz vom ausgeschlossenen Dritten: Eine Aussage ist entweder wahr oder falsch – eine dritte Möglichkeit gibt es nicht. In mehrwertigen oder parakonsistenten Logiken ist dieser Satz hingegen ungültig.

Wird logisch-zweiwertiges Denken auf die Vorstellung des höchsten ontologischen Begriffes angewendet, folgt daraus die Notwendigkeit einer Entscheidung zwischen Dualismus und Monismus.[7]

Der „Porphyrische Baum“ – benannt nach dem Neuplatoniker Porphyrios – stellt den Begriff „Seiendes“ an die Spitze und als Beispiel das Individuum „Sokrates“ an die Basis der Begriffshierarchie.

Jeder Begriff muss definiert, unter einen anderen Begriff gestellt werden können.

„Baum“ meint konkretes Einzelnes etwa den höchsten in einem Garten. Dieser sei ein Nussbaum. Er wird als „Nussbaum“ bezeichnet, weil seine Merkmale (die Stamm- und Rindenform, seine Krone, seine Blätter, seine Früchte) ihn als zur Klasse der Nussbäume gehörig ausweisen. Damit ist er ein Laubbaum. Und Bäume sind verholzte Pflanzen, die eine gewisse Höhe erreichen und größer als Büsche oder Latschen sind …

Begriffe sind Definitionen, und damit diese keine Tautologien werden, bedürfen sie eines Definiens, einer Liste von Merkmalen, die von dem zu definierenden Begriff logisch unabhängig sind, und die das Definiendum, das zu Definierende, eindeutig bestimmen. In der traditionellen Definitonslehre oder Taxonomie wird jedes Definiendum unter einen übergeordneten Begriff gestellt, der seine Sorte oder Gattung angibt. Dies gilt sowohl in der Zoologie als auch in der Botanik, in beiden Systematik genannt. Welchem Überbegriff (genus proximum) ein Definiendum untergeordnet wird, ist Erfahrungs-, Geschmacks- oder Zeitgeistfrage.

Die Hierarchiespitze ist immer ohne genus proximum und jedem zweiwertig-logischen Definitionsversuch entzogen, was der Kausalität und ihrem unendlichen Regress widerspricht. Den Fragen nach einer letzten Ursache, einem Ur-Grund, ist kein Ende setzbar. Jede Wirkung muss eine Ursache haben, die wieder eine Folge einer vorangegangenen ist. Aus dem „unendlichen Regress“ gibt es keinen Ausweg. Außer man dekretiert: Weitere Fragen sind unzulässig.

In der Theologie wird so eine Verkürzung als Dogma bezeichnet, in der Politik „diktatorisch“, „ideologisch“, „faschistisch“, „tyrannisch“ usw. In der Philosophie ist dieses Problem keines von „Setzung“ oder „Bestimmung“, sondern das Fundament des Weltganzen: allerdings unterschiedlich bezeichnet in Dualismus und Monismus: Im Dualsimus ist es "Gott" oder (rationalisiert, etwa durch Hegel) das Absolute und von unserer erfahrbaren Welt abgetrennt, im Monismus ist es das Ganze des Einen-Allen, das sich als Vieles in Form seiner Vereinzelungen manifestiert: Das Eine (= das Ganze) ist (nur) als Alles (= in Form des Vielen).

Logik und Intuition Bearbeiten

(Natur-)Wissenschaft und Philosophie bestehen nicht nur aus Logik. Ein Gutteil beider ist Intuition, ein kreativer Akt wie Kunst. Erst nach der Idee wird Logik eingesetzt und kommt es zur Theorienbildung oder -findung (TF). Im Buch von Niklas Stiller über Albert Einstein fragt der Autor in Form eines Gesprächs mit Banesh Hoffmann diesen, ob Wissenschaft zur Gänze aus Logik bestehe. Hoffmann repliziert: „Und das ist nicht der Fall! Einstein illustriert in ganz besonderem Maß, dass Wissenschaft eine kreative Kunst ist. Und nichts, was kreativ ist, kann in Wirklichkeit etwas mit Logik zu tun haben. Denn Logik formalisiert, sie sagt: Du darfst dies nicht, du darfst das nicht. Und wenn man ein großer Neuerer sein will, muss man sagen: Mir ist es egal, was die Logik sagt, ich mache das einfach mal und sehe, was dann passiert. Das ist Erneuerung! Und Logik kommt erst hinein, nachdem der Durchbruch eigentlich schon passiert ist. Und dann richtet die Logik das sozusagen auf, gibt ihm ein vernünftiges Aussehen. Aber Logik ist keineswegs das allein bestimmende Kennzeichen von Wissenschaft. Einstein sagte oft:Wissenschaftliche Theorien sind freie Schöpfungen des menschlichen Geistes. Was er meinte, war, wissenschaftliche Theorien sagen einem nicht: Oh – das ist die Wahrheit! Sie bringen nur eine Menge Fakten miteinander in eine gute Verbindung - und je mehr Fakten sie verbindet und je weniger Annahmen sie dazu benötigt, um so besser die Theorie. Aber wenn man sich Newtons Theorie ansieht und dann Einsteins Theorie – sie umfassen ungefähr die gleichen Fakten, aber von ziemlich verschiedenen Grundannahmen. Man kann also nicht wirklich sagen: Ah, jetzt habe ich die echte Wahrheit entdeckt. Die Wissenschaft kennt letzte Antworten nicht, sie kann nie sagen, warum etwas existiert – anstatt dass nichts existiert. Und es ist traurig, dass so viele Leute denken, die Wissenschaft gäbe uns endgültige, unveränderliche Antworten." [8]

(Natur-)Wissenschaft basiert nur zum Teil auf zweiwertiger Logik: wenn sie Widersprüche ausräumen will. Mit dieser ihrer freiwilligen Beschränkung (es ist Teil ihrer Methode und geht auf Galileo Galilei zurück), kann (Natur-)Wissenschaft nicht zur Widerspruchsfreiheit (im Dualismus: zur „absoluten" Wahrheit; im Monismus: zum Ein-Allen) vordringen: Von ihren Methoden (Messen, Deduktion, Induktion, Reduktion und Prognose) entspricht nur die Dedutkion den strengen Regeln der zweiwertigen Logik. Bereits die Induktion ist logisch unzulässig (Karl Poppers Faslifikationstheorie - sie ist logisch zulässig nur im so genannten Fall der „vollständigen Induktion", die aber nur in der Mathematik, nicht aber in den Naturwissenschaften durchführbar ist. Und die Reduktion beinhaltet den Rückschluss von einer Wirkung auf ihre Ursache. Dies erfolgt aber nicht streng zweiwertig-logisch, sondern wird nur aus der Erfahrung vermutet. Ursachen sind immer Konstruktionen! Daher ist Naturwissenschaft nur im Bereich des Technischen (Technik: Überwinden von Widersprüchen) erfolgreich.

Dazu der Wiener Physiker und Mathematiker Erwin Kohaut: „Die Logik stellt generell nur fest, unter welchen logischen Voraussetzungen wahre Aussagen zustande kommen können – sie selbst formuliert keinerlei Erkenntnisse über die Welt." [9] Dazu Ludwig Wittgenstein: „Alle Sätze der Logik sagen dasselbe. Nämlich nichts." [10]

Logiken sind Instrumente, Werkzeuge (Organon) der Vernunft, und Vernunft ist nur ein Werkzeug von Selbstbewusstsein.[11] Vernunft führt nie zur einen, also widerspruchsfreien Wahrheit, zu der es keine Alternative mehr gibt: im Dualismus zum Absoluten, im Monismus zum Ein-Allen. „Wahre" Aussagen in den diversen Logiken unterscheiden sich nur von falschen im Sinne von Junktionen von Prämissen, also vom Selbstbewusstsein gesetzten Aussagen, die logisch verknüpft werden.

Unter http://www.heise.de/tp/artikel/39/39766/1.html findet sich dazu ein Artikel, der diesen philosophischen Grundwahrheiten diametral widerspricht: Unter dem Titel „Computer beweist die Existenz Gottes“ wird berichtet: „Neue Perspektiven für eine Computer-assistierte Metaphysik: Wissenschaftler aus Berlin und Wien haben Kurt Gödels berühmten Gottesbeweis mit einem Computerprogramm bestätigt. Wissenschaftlern der Freien Universität Berlin und der TU Wien ist es gelungen, Kurt Gödels berühmten Gottesbeweis mit Computern zu überprüfen. Die Wissenschaftler haben Automatisches Theorembeweisen eingesetzt, eine Technik, die bis heute vor allem für mathematische Fragestellungen verwendet wurde. Einen ersten Bericht von Christoph Benzmüller und Bruno Woltzenlogel Paleo zum neuen, automatisierten Gottesbeweis Gödels findet man in arXiv: Formalization, Mechanization and Automation of Gödel's Proof of God's Existence."

Nach einem zweiseitigen Interview relativiert Christoph Benzmüller seinen Computerlauf: „Selbst wenn wir die grundsätzliche Herangehensweise von Gödel akzeptieren, so gibt es dennoch Aspekte, die wir kritisch hinterfragen müssen. Eine zentrale Frage ist natürlich, ob wir Gödels Grundannahmen (d. h. seine abstrakten Begriffsdefinitionen und seine Axiome) sowie deren konkrete Kodierungen in dem zugrunde gelegten Logikformalismus akzeptieren. Eine dazu orthogonale Frage ist, ob der Logikformalismus adäquat gewählt ist. Akzeptieren wir aber all diese Punkte (Herangehensweise, Logikformalismus und Grundannahmen), so sollte man sich wohl auch mit der Konsequenz ... auseinandersetzten.“

Einsteins respektive Hoffmanns (bzw. Wittgensteins, auch Kohauts) Aussagen zeigen, dass die Intuition das Neues Auslösende ist. Intuition entzieht sich jedem Formalismus und unterliegt nicht dem formalen Wahrheitskriterium, das nur auf die gewählten Prämissen rekurriert: Prämissen sind immer willkürlich (Schlussfiguren).

Was für die (Natur-)Wissenschaft gilt, trifft auch für Philosophie und Kunst zu. Philosophie kann (zweiwertig) logisch betrieben werden, muß es aber nicht. Östliche Philosophie (Mystik) zum Beispiel folgt nicht der zweiwertigen Logik. Westliche (griechisch-jüdisch-christliche) Philosophie „vernünftelt" und findet darin ihren Höhepunkt in Georg Friedrich Hegels Ausspruch: „Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig." (in der Vorrede zur „Rechtsphilosophie"). Hegel setzt idealistisch und damit dualistisch die Vernunft absolut (Spiritualismus). Für ihn sind (zweiwertig-logisches) Denken und Sein eins. Für den Monismus sind dies Gegensätze (Polaritäten) – aber keine Widersprüche, da es diese nur in der zweiwertigen Logik gibt.

Einen anderen Zugang zur Vernunft via „Hausverstand" findet Erwin Kohaut. Er schreibt: „... könnte auch die Anwendung der Logik einen vernünftigen Überbau erhalten. Mit vernünftig meine ich die Anwesenheit des gesunden Hausverstandes. Er ist wohl nur in den Grundzügen verallgemeinerbar, sollte aber von jedem einzelnen für sich stets eingesetzt werden, um eine vernünftige Lebensführung zu garantieren, die auch beinhaltet, dass sich der Mensch nicht selbst beschränkt durch bloße Anwendung zu enger Mittel (z. B. der Logik), sonderen stets die zunm Erreichen seiner Ziele bestmöglichen aus allen zur Verfügung stehenden auswählt."[12]

Für die östliche Philosophie sind zweiwertige Logik (Vernunft, Widerspruch) und Mystik (Einheit, Intuition) unvereinbar und verhindern die Einsicht in die Wahrheit, das Eine (Mystizismus). Diese Unvereinbarkeit (in der zweiwertigen Logik als „Widerspruch" axiomatisiert – tertium non datur) – trat bereits im alten Griechenland auf.

Heraklit und Parmenides Bearbeiten

Quantität und Qualität Bearbeiten

Für Porphyrius ist das Seiende[13]

  • die Summe alles Da-Seienden.

Über

  • das Ganze des Da-Seienden

äußert er sich nicht. Er war Dualist.

Nur der Monismus erkennt das Seiende als Ganzes: als das Alle des Einen.

Im Dualismus wird zwischen Einem (dem Sein) und dem Allen (dem Seienden) eine fundamentale Trennung eingezogen: hier das erfahrbare Seiende, „dort"[14] das unerfahrbare Sein. Der Unterschied zwischen dualistischer Summe und monistischem Ganzem ist grundsätzlich. Summe ist die Menge von etwas: Quantität). Das Ganze ist das EINE von allem: Qualität. Naturwissenschaft als explizite dualistische beschäftigt sich mit Quantitativem, monistische Naturphilosophie auch mit Qualitativem. Die Naturwissenschaft hat vom Qualitativem (dem EINEN, Ganzen, Allem, „Gott") abgesehen. Naturwissenschaft behandelt nur die „eine Seite der Medaille": das viele Einzelne, das Seiende, das Quantitative. Monistische Naturphilosophie versteht das Eine als das Ganze des Allen, als seine Qualität: Sie reduziert nicht.

Quantität ist Menge, Abzählbares, Einzelnes und somit Ver-Einzeltes. Quantität ist das Maß des Vielen, des Verfügbaren. Über Einzelnes – und in seiner Mehrzahl: das Viele – kann verfügt werden. Man kann es haben. Erich Fromm unterscheidet im Sinne von „verfügen“ in „Haben oder Sein[15].

  • Sein, also reine Qualität, kann man nicht „haben“.

Man kann Sein nur sein: im Sinne des unmittelbaren Da-Seins. Dazu die Zen-Weisheit: Wenn ich esse, esse ich; wenn ich trinke, trinke ich, wenn ich schlafe, schlafe ich. Gemeint ist damit, dass man die Gegenwart, das gegenwärtige Tun, das Jetzt, als das erlebt und tut, was es ist: Sein. Der im Haben lebende Mensch isst und denkt an das Darauffolgende, er trinkt und denkt an etwas anderes und schläft oberflächlich, nicht im Sinne von ruhend, erholend.

Qualität ist das „Sein“ Fromms, Zustand, Einmaliges, Befindlichkeit, ein Wert „von etwas“ und nicht raum-zeitlich. Qualität ist immer „im“ Jetzt: Sie ist Jetzt. Qualität manifestiert sich nur an Raum-Zeitlichem, an Quantitativem. Qualität ist nicht teilbar, nicht vermehrbar, nicht vereinzel- und abzählbar. Man kann über Qualität nur als Quantum, als „dieses einzelne da“, dem man Qualität zuschreibt, verfügen.

Die abendländische Philosophie (sieht man von der Mystik, die in Meister Eckhart[16]gipfelte, ab; Hermann Hesse versucht über die buddhistische Schiene[17], den Dualismus zu überwinden), ist dualistisch geprägt und geht auf die Gegnerschaft zwischen Heraklit[18] und Parmenides[19] zurück.

Nach ihnen gibt es zwei Welten: eine „diesseitige“, erfahrbare, immanente: das Seiende. Und eine „jenseitige“, unerfahrbare, transzendente: das Sein.

Heraklit Bearbeiten

Für Heraklit ist das Seiende in seinem Werden (= Veränderung) das Wirkliche, Wahre und somit das Wesen der Welt. Panta rhei – alles fließt.[20] Heraklits bekanntes Zitat „Der Krieg ist der Vater aller Dinge“ lautet im Original „Polemos pater panton“, wobei polemos mit Krieg, Schlacht, Kampf und Streit übersetzt wird. All diesen Begriffen ist gemeinsam: Gegensätze, die als Widersprüche gesehen werden[21], sollen/müssen beseitigt werden. Ihnen ist Veränderung vorausgesetzt. So lautet ein anderer bekannter Sinnspruch Heraklits: „Man steigt nicht zweimal in denselben Fluss“, weil man beim zweiten Mal bereits selbst ein anderer ist – ebenso wie der Fluss auch. Starres, Unbewegliches, Unveränderliches existieren nach Heraklit nicht. Es gibt keine Ruhe. Dazu Erwin Kohaut: Heraklit aus Ephesos (auf dem Gebiet der heutigen Türkei) stand mit seinem „panta rhei" – „Alles fließt" – dem Yin und Yang-Denken des Daoismus sehr nahe: Alles fließt, es gibt keine festen Grenzen, auch nicht zwischen Sein und Nichts. Und der Widerspruch ist nach Heraklit die Quelle aller Entwicklung: Der Kampf (der Gegensätze!) ist der Vater aller Dinge; durch ihn entsteht erst die Vielfalt des Seienden.[22]

Parmenides Bearbeiten

Parmenides, der Vater der Eleaten, lehrte das Gegenteil: Das Wirkliche, Wahre sei das „reine Sein“, das sich in ewiger Ruhe befindet: „Sein ist, Nichtsein ist nicht.“[23] Es gibt kein Werden und keine Bewegung. Diese wird von unseren Sinnen nur vorgetäuscht. Dazu Erwin Kohaut: Aus diesem trivial erscheinenden Satz (das obige Zitat; Anmerkung des Bearbeiters) haben sich die Regeln des abendländischen Denkens entwickelt. Angesichts der Angst vor Veränderung und vor der Auflösung im Nichts sehnt sich der Mensch mit Parmenides nach Sicherheit und findet sie in einem Denken, das sich am Unveränderlichen orientiert ... Obwohl uns die Logik erst durch Aristoteles (etwa 384–322), der drei grundlegende Sätze formulierte, systematisiert bekannt ist, gehen ihre Regeln letztendlich auf Parmenides zurück. der sie erdachte, um das Denken in Ketten zu legen und über unbezweifelbare Sätze zu verfügen.

Kohaut weiter:

1) „Alles ist mit sich selbst identisch und verschieden von allem anderen."

Welch ein Unterschied zum „Alles fließt" Heraklits! Jeder Begriff und jedes Ding wird festgehalten und darf sich nicht mehr ändern, soll nicht sogleich wieder an Urängste erinnert werden.

2) „Von zwei einander widersprechenden Aussagen über dieselbe Sache ist mindestsn eine falsch."

Jeder Widerspruch sollte fortan ein auszumerzender Fehler sein und nicht mehr eine Quelle der Entwicklung wie bei Heraklit. Bis heute kommt in unserer Kultur Furcht auf, wenn sich Widersprüche, die auftreten, nicht sofort eliminieren lassen ...

3) „Von zwei einander vollständig ausschließenden Aussagen über dieselbe Sache ist eine richtig."

Es ist ganz ausgeschlossen, dass es etwas Drittes geben könnte, was zwischen Sein und Nichtsein vermittelt.[24]

Kritik an der zweiwertigen Logik Bearbeiten

Das vierte zweiwertig-logische Axiom geht erst auf Leibniz (1646–1716) zurück und wurde den drei Sätzen des Aristotels „aufgepfropft": der Satz vom zureichenden Grund. Er ist im Grunde genommen nicht-logisch, sondern basiert auf der – menschlichen – Erfahrung bzw. der Praxis (Primat des Praktischen):

4) „Keine Aussage kann wahr sein, ohne dass ein zureichender Grund dafür vorhanden wäre, warum es gerade so und nicht anderes ist."[25]

Dieser Satz unterscheidet sich fundamental von den ersten drei Sätzen: Er ist eine Interpretation der Wirklichkeit und hat im Grunde genommen nicht-logische Wurzel, und zwar gleich dreifach: ontologische (Was ist die „Basis" des Seins und des Werdens?), metaphysische (Was ist die „Basis" der Erkenntnis?) und psychologische (Was ist die „Basis" meines Handelns?)[26]

Dazu nochmals Erwin Kohaut: Umstritten ist, ob die vier logischen Grundsätze Voraussetzungen des logischen Denkens sind, die nicht weiter begründet werden können: Wenn sie selbst nicht wieder aus anderen ableitbar sind, müssten sie also unmittelbar evident sein.[27]

Logisches Schließen stellt nur (Anmerkung des Bearbeiters) einen Zusammenhang zwischen Aussagen her: Aus einer, meist aber zwei Ausagen („Prämissen" genannt) wird eine weitere Aussage gebildet und damit begründet. ... Der logische Schluss ist sogar dann richtig durchgeführt, wenn die Prämissen falsch sind! ... Und das ist für Wissenschafter der Haken an der Logik: Sie gibt ihnen zwar Mittel an die Hand, um formale Manipulationen mit etwas durchzuführen; nur ist dieses Etwas durchaus nicht klar. Weder, ob die verwendeten Begriffe brauchbar sind, noch, ob die Prämissen richtig sein, bekommen wir von der Logik bestätigt.[28]

Das Schisma von Ist und Werden Bearbeiten

Es ist das Schisma der mehrheitlich dualistisch geprägten europäischen Philosophie: ihre Trennung in Materialismus (Primat des Seienden) und Idealismus (Primat des Sein). Dieser Dichotomie steht die monistische Philosophie gegenüber: indem der dualistisch fundierte Gegensatz zwischen Sein und Seiendem (dem Werden oder Gewordenen, dem sich Verändernden) nicht als Widerspruch, sondern als notwendige Polarität im Sinne der nicht mehr weiter auftrennbaren Einheit des Tao als (einander bedingende) Yin und Yang gesehen wird.

Das Tao Bearbeiten

Als Begründer der Lehre des Taoismus gilt allgemein Lao-tse, traditionsgemäß ein älterer Zeitgenosse des Kung-fu-tse. Ob das Hauptwerk des Taoismus, das Tao-te-king, das Heilige Buch vom Weg (Tao) und von der Tugend (Te), aus seiner Hand stammt, ist unbekannt; aber es wird ihm zugeschrieben.

„Tao“ heißt, wörtlich übersetzt, „Weg“, was zwar üblich ist, aber philosophisch als falsch bewertet werden muss. Besser wäre es, den chinesischen Begriff „Tao“ mit „das Eine“ zu übersetzen, da mit „Tao“ auch im Chinesischen stets der Ursprung und die Quelle alles Seienden und aller Werte angesehen wird. „Das Eine“ umfasst dabei alles, was es gibt und was existiert. Das Eine („das Ganze“) hat nichts außer sich beziehungsweise zusätzlich zu sich - sonst wäre es ja nicht eines, sondern zwei: nämlich das Eine und das außer oder zusätzlich zu ihm Befindliche, was offensichtlich (und nicht nur ein semantischer) Widerspruch ist ...

Alles ist aus dem Tao hervorgegangen und kehrt nach vollendetem Kreislauf wieder ins Tao zurück: Es ist letztes Ziel und Ende alles Seienden.

Das Tao gebiert die Dinge,
das Te erhält sie,
die Dingwelt formt sie,
die Eigenkraft vollendet sie.[29]

In moderne Begriffe übersetzt bedeutet das naturphilosophisch:

Das Sein wird zum Seienden,
die Veränderung erhält es,
die Evolution formt es,
das Leben (der Organismus) vollendet es.

Die unauftrennbare Einheit (Tao) von „ist“ (Sein) und „werden“ (Seiendem) ist fundamental: Beides sind Konjunktionen des Hilfszeitwortes „sein“ – oder des Seins. Das Sein in seiner Konjunktion (= Beugeform) als „ist“ bezeichnet im Sinne von „es gibt“ oder „gegeben“ Un-Endliches, Un-Körperliches, Un-Veränderliches, Nicht-Vereinzeltes.[30]

Sein und Werden Bearbeiten

Das Sein in seiner Bedeutung von „werden“ (oder „existieren“) beschreibt Endliches, Körperliches, Vereinzeltes, Veränderliches. Den Raum (als nicht Vereinzeltes beziehungsweise Vereinzelbares) gibt es, Körper „werden“ – sie „kommen in Existenz“ im Sinne von „aus dem Möglichen heraustreten“. Werden diese Begriffe durchgängig so verwendet, vermeiden sich falsche Fragen und daraus resultierenden falsche Antworten.[31]

Der Dualismus trennt diese Einheit des Seins (Tao, das Eine-Alle oder All-Eine) gemäß seiner grammatikalischen Konjunktion in zwei Welten: jene des ewigen, unveränderlichen, ruhenden Seins (Konjunktionsform: „geben") und in die des zeitlichen, veränderlichen, bewegten Seienden (Konjunktionsform: „werden“).

Der Monismus bietet „eine“ Lösung an: „Sein ist (nur) seiend.“ Es gibt kein vom Seienden abgekoppeltes Sein wie zum Beispiel in allen Religionen, wo das Sein als Chiffre „Gott“ von der Welt getrennt gedacht (= geglaubt) wird. Aber auch Parmenides und Hegel, der „Gott“ als „das Absolute“ rationalisierte, verstehen das Sein so. Im Monismus gibt es keinen Unterschied zwischen „Diesseits“ und „Jenseits“, zwischen dem Werden und dem Sein. Es gilt:

  • Sein ist (nur) als Werdendes (= Seiendes).

Das von Parmenides verkündete Sein (als Synonym für das Eine, „Gott“ etc.) als vom Werden (= dem Seienden) abgekoppeltes „Einziges, Ganzes, Unbewegliches und Nichterschaffenes“ ist idealistisch und damit dualistisch konzipiert. Parmenides´ „Begründungen“ (= zweiwertig logisch fundiert) lauten:

1) Das Sein ist „einzig“, weil es die einzige bestehende Wahrheit ist.[32]

2) Es ist „ganz“, da es ja keine Leere und daher auch nicht die Zwischenräume gibt, die notwendig sind, um das Eine in mehrere Teile zu teilen.

3) Es ist „unbeweglich“, weil das Eine, wenn es sich bewegte, einen zuvor leeren Raum ausfüllen müßte.

4) Es ist „nichterschaffen“, da das Sein nicht aus dem Nichtsein hervorgehen konnte, das, wie das Wort schon sagt, nicht existiert.[33]

Dem widerspricht der Monismus:

ad 1) Die „einzig bestehende Wahrheit“ ist das Sein als Seiendes: weil es zum Einen (Sein) keine Alternative geben kann.[34]

ad 2) Das Sein ist das Ganze des Seienden. Das Seiende umfaßt Dinge (Körper) und Raum (also auch die Zwischenräume zwischen den Dingen), somit das Viele. Das Ganze des Vielen ist das Eine.

ad 3) Bewegen können sich nur Seiende (also Körper, Dinge, Einzelne). Bewegung ist immer nur gegen einen Hintergrund (also mindestens einem Zweiten) und einem Beobachter (also Bewusstsein) möglich. Da das Eine kein Zweites zulässt (das Eine wäre sonst ein leerer Begriff und ein semantischer Widerspruch), ist seine Bewegung unmöglich. Außerdem ist Bewusstsein für Bewegung nötig. Im Monismus sind daher Eines und Bewusstsein identisch. Wären sie es nicht, wäre Bewusstsein ein Zweites, was widersprüchlich zum Begriff des Einen wäre.

ad 4) Hier hat Parmenides recht: Sein kann nur nichterschaffen sein. Erschaffen wird nur Seiendes. Dem Nichts kommt Sein nicht zu, es kann daher auch nicht andauern („Dauer“ ist das Werden von Sein). Parmenides´ Satz: „Sein ist, Nichtsein ist nicht“, ist daher wegen der Verwendung der Kopula „ist“ grammatikalisch fehlerhaft formuliert: Es bedurfte erst Martin Heideggers (1889–1976) Wortneuschöpfung „Das Nichts nichtet“, um das parmenidische grammatikalische Manko zu beheben.

Dazu nochmals der Physiker Erwin Kohaut: „... Das Verb „ist“ ist sinnvoll nur in Bezug auf Seiendes. ... Man müßte aber überdenken, ob es überhaupt angemessen ist, das „Nichts“ mit einem Verb, ja sogar mit einem Subjekt zu belegen, da wir sonst Verben und Subjekte nur im Zusammenhag mit Seiendem verwenden. Vielleicht haben solche Überlegungen Parmenides dazu gebracht, das Nichts als nicht einmal denkbar zu bezeichnen? Passt hierher Ludwig Wittgensteins „Worüber man nicht denken kann, darüber muss man schweigen“? Und: Lässt sich das Nichts mystisch, wenn schon nicht weiterdenken, so erahnen, erfühlen, erkennen? Dazu Meister Eckehart, der christliche Mystiker in einer seiner tiefsten Erkenntnisse: „Gott ist ein bloßes Nichts“, vergleichbar mit der „Leere“ fernöstlicher Religionen.[35]

Monismus und Dualismus Bearbeiten

Der Monismus Bearbeiten

Monismus führt alles auf Eines, das All-Eine (oder Ein-Alle) zurück. Die Welt ist Einheit und nicht Zweiheit. Es existiert kein „Gott“ im Sinne eines platonischen Schöpfergottes. Die Welt ist das Ganze „als Vieles.

Im Monismus wird der zweiwertigen Logik des Aristoteles ein dritter Wahrheitswert hinzugefügt: Neben „Wahr“ und „Falsch“ existiert ein „Sowohl-als-auch“ oder „Unentschieden“. Im Japanischen gibt es dafür das Wort Mu (). Es lässt sich ungefähr mit „nicht(s)" übersetzen und stellt im philosophischen Kontext zugleich eine Antwort und eine Nicht-Antwort dar, im Sinne von: „Diese Frage entspringt einem dualistischen Geist, ergibt in Wirklichkeit keinen Sinn (bzw. ist somit falsch gestellt) und kann daher sinnvollerweise nicht mit ja oder nein beantwortet werden“.

Östliches Denken überwindet die Vernunft. Denn nur die Vernunft setzt sich mit den Verlockungen und Geißeln des Alltags auseinander und trachtet, die sich daraus ergebenden Widersprüche (Begierden, Leiden, Samsara) aufzulösen. Östliches Denken durchschaut dieses „Samsara", dieses angebliche „Rad der Wiedergeburt" als Illusion und versucht, durch verschiedene Praktiken (Meditation, Yoga, Fasten oder durch das Lösen so genannter Koans) die ans Samsara gebundene Vernunft zu überwinden.

Bei Koans handelt es sich um widersprüchliche Rätsel, für die es im Rahmen der Vernunft und somit der Logik keine Antwort gibt. Koans sind für die Vernunft widersinnig und unlösbar. Das Wort „Koan" bedeutet dabei so etwas wie „öffentliche Angelegenheit"; sie sind spirituelle Rätsel – im weitesten ist das ganze Leben ein Koan. Ihr literarischer Aufbau ist meist so, dass es um einen Dialog zwischen dem Meister und einem Schüler geht.

„Ein Schüler fragte Chao-chou: ‚Wenn all die vielen Dinge im Universum schließlich zu dem Einen zurückkehren, wohin kehrt dann das Eine zurück?‘ Chao-chou antwortete: ‚Als ich in der Provinz Ching war, hatte ich ein Gewand aus Hanf. Es wog sieben Pfund.‘“

Auf eine (scheinbar) vernünftige Frage erfolgt eine völlig unpassende, also unsinnige Antwort. Aber die Frage ist nicht vernünftig! Das Eine ist alles, denn wäre es nicht alles, wäre es nicht das Eine, sondern es müßte ein Zweites geben. Wohin soll das Eine (also alles) „zurückkehren"? Daher erteilt der Meister seinem Schüler die passende Antwort: ‚Frag nicht so dumm...‘

Ähnlich die folgenden zwei Koans: „Ein Mönch kam zu Pai-chang und fragte: ‚Was ist die wunderbarste Sache der Welt?‘ Pai-chang antwortete: ‚Ich sitze auf dem Gipfel dieses Berges.‘“ Und: „Ein Mönch fragte Lung-ya: ‚Was fanden die alten Meister, als sie die letzte Stufe erreicht hatten?‘ Lung-ya antwortete: ‚Sie waren wie Diebe, die sich in ein leeres Haus schlichen.‘“

Mit „letzter Stufe" ist das Stadium der Erleuchtung, der Zustand des Nirwana, im Zen-BuddhismusSatori" genannt, gemeint. Nirwana wird oft mit „Nichts" übersetzt – was eher dürr ist, denn eigentlich ist Satori: alles. Die Antwort Lung-yas zielt in diese Richtung: Wer erleuchtet ist, ist leer von allen störenden Gedanken des Karma. Der Alltag ist ihm keine Bürde mehr; er ist vielmehr EINS mit ALLEM: der Welt, dem Universum.[36] Wobei differenziert werden muß: „Universum" meint (nur) den physikalischen Aspekt der Welt („Naturwissenschaft"), „Welt" umschließt auch den geistigen Aspekt unseres Da-Seins („Naturphilosophie"). „Welt" in diesem Sinn meint allerdings nicht nur unsere Umwelt, sondern unsere Mitwelt im Sinne Wittgensteins: „Ich bin meine Welt", erweitert auf: „Wir sind unsere Welt". Somit leben wir auch (nur) in „unserem" Universum. Andere Universa (= „Multiversa") sind für uns prinzipiell unerfahrbar.[37]

Diametral steht dem gegenüber

Der Dualismus Bearbeiten

Der Dualismus der abendländischen Geistesgeschichte, der sich in Platons Ideenlehre manifestiert, wurde durch Platons Schüler Aristoteles hinterfragt. Modern ausgedrückt (im Sinne Kuhns): ein erster (früher) Paradigmenwechsel[38]. Die von Aristoteles gegründete Akademie in Athen wirkte in der gesamten Oikumene, dem damals bekannten und bewohnten Land, bis in die Spätantike. Erst 529 n. Chr. ließ Justinian I. die Akademie schließen, und Benedikt von Nursia begründete das erste Mönchskloster, die Abtei Montecassino. Die von Aristoteles angedachte Überwindung des platonischen Idealismus und sein Interesse an der von Platon verachteten Erscheinungswelt (Aristoteles´ rationales Herangehen an die Natur) blieb dennoch bis Galileo Galilei ohne Folgen und unterlag der paulinischen Mystik.[39]

Für den jüdischen und später christlichen Monotheismus bot sich der Platonismus als kompatible Philosophie an. Die staatlich sanktionierte Religion hatte die Ideen Platons über das Wirken der Neuplatoniker übernommen. Aristoteles wurde von Thomas von Aquin, 1200 Jahre nach Paulus, dem „Kirchenmacher“, für das Christentum zwar „adaptiert“, die Differenz zwischen Glauben (vor allem dem christlichen) und den Naturwissenschaften blieb aber bestehen.

Porphyrius, als Schüler Plotins Neuplatoniker, folgte der Ideenlehre Platons. Das veränderlich Seiende war ihm „Ausfluss“ („Ausströmung“, Effulguration) „aus“ dem „Einen“, das die Neuplatoniker anders dachten als es Monisten tun. Für Porphyrius und die anderen Neuplatoniker (Ammonios Sakkas, Jamblichos von Chalkis, Proklos, die alexandrinische Mathematikerin Hypatia[40]) und andere, existiert dieses „Eine“ als vom Vielen (vom Seienden) real getrennt („Begriffsrealismus“)[41]: als eigenschaftsloses, unveränderliches, zeitloses, starres, einfaches, absolutes Ur-Eines, ein „überseiender“, „unpersönlicher“ Urgrund und als solcher vollkommen, der sich nur negativ beschreiben lässt und daher außerhalb jeder Definition steht. Ein erster gedanklicher Ansatz für die spätere via negationis der negativen Theologie. Meister Eckhart, der deutsche Mystiker dazu: „Gott ist ein bloßes Nichts.“

Das Ur-Eins oder Eine der Neuplatoniker ist dem Werden entzogen, entspricht dem Sein des Parmenides – und ist zum Seienden wesensverschieden. Seine Realsetzung ist glossogon: eine konzipierte Bezeichnung für metaphysische Begriffe, die einem Missbrauch der Sprache beziehungsweise einer Verführung des philosophischen Denkens durch Worte ihre Entstehung verdanken.[42] Immanuel Kant dazu: „Begriffe ohne Anschauungen sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.“[43] Ludwig Wittgenstein: „Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ (TLP 7) und: „Es gibt allerdings Unaussprechliches. Dies zeigt sich, es ist das Mystische.“ (TLP 6.522)

Der Dualismus kennt somit - im Unterschied zum Monismus - zwei „Welten“: die (sinnlich) erfahr- und mit Hilfe der (zweiwertigen) Logik entscheidbare im Sinne von „Was ist wahr? (bzw. gültig)“ und „Was ist falsch (bzw. ungültig)“ - und die „transzendente“, die „jenseitige“, die sinnlich nicht erfahr-, mess- und überprüfbare. Unsere „übliche“ (also die zweiwertige) Logik endet seit Porphyrius in der Hierarchie der Begriffe beim Seienden als „höchstem Begriff“. Das ist er aber nicht, weil er das Sein (also die - im Dualismus als Transzendenz benöigte - „Anderwelt“ („Welt der Ideen, „Jenseits“ „Himmel/Hölle“ etc., aber auch die Welt der Begriffe, der Gefühle, der Ethik und Ästhetik, jene der Zahlen und aller anderer Abstrakta nicht mitumfasst. Alles über das Seiende (also Vereinzelte, Dingliche oder als vereinzelt oder dinglich Gedachte) Hinausgehende entzieht sich der Aristotelischen (und Hegelschen) Logik: Die Vernunft stößt an ihre Grenzen. An ihre Stelle tritt der (religiöse) Glaube: naturwissenschaftlich nicht nachvollziehbar, weil nicht den naturwissenschaftlichen Kriterien entsprechend: deduzieren, induzieren, reduzieren und prognostizieren. Galileo Galilei: Messen, was messbar ist; messbar machen, was derzeit noch nicht messbar ist. Die Naturwissenschaft hat von intersubjektiv Unüberprüfbarem abgesehen; siehe Karl Poppers Falsifikationstheorie. Naturphilosophisch unbefriedigend ist die zweiwertige Logik auch, weil diese wesentliche Aspekte unseres Lebens ausschließt: nämlich alles Nicht-Mess- und Nicht-Formalisierbare.

genus proximum und differentia specifica Bearbeiten

Dualistische Sicht Bearbeiten

Das ist das Beschränkende (auch Begrenzende) der zweiwertigen, klassischen Logik: Das Seiende, als oberster Begriff im porphyrischen Baum, lässt sich nicht (mehr) definieren. Dazu benötigte man die differentia specifica. Eine Definition legt fest, was der Begriff in sich enthält. Sie gibt jenes Merkmal an, wodurch sich der definierte Begriff, das Definiendum, vom nächsthöheren Gattungsbegriff, dem Definiens, unterscheidet. Das Definitionsprinzip lautet: Definitio fiat per genus proximum et differentiam specificam – eine Definition entsteht durch den nächsthöheren Gattungsbegriff und den artbildenden Unterschied (zu ihm).

Dieser „artbildende Unterschied“, die differentia specifica des Seienden zu seinem gesuchten und zu seiner Definition dringend benötigten nächsthöheren Gattungsbegriff, ist nicht bildbar. Das Sein (Qualität) fällt aus: Nur Wesensgleiches kann artbildend sein: weil es Eigenschaften der Gattung beinhalten muss. Diese Differenz gilt allerdings nur in der dualistischen Weltsicht. Der Monismus sieht Qualität (Sein) und Quantität (Seiendes) als Identität und Einheit.

  • Qualität und Quantität sind (nur im Dualismus) wesensverschieden und inkompatibel.

Im Dualismus Platons und der Neuplatoniker sind die Ideen unwandelbare, nur geistig erfassbare Urbilder, die sinnlich wahrnehmbaren Phänomenen zugrunde liegen. Das „Eine“, der „Urgrund“, das „Ur-Eins“ ist nur im dualistischen Neuplatonismus, basierend auf Parmenides, etwas wesentlich anderes als das Seiende: Das Ur-Eine lässt sich im Dualismus nur negativ umschreiben; es hat keine Eigenschaften. Eigenschaften hat nur, wem etwas zu eigen sein kann: Vereinzeltes beziehungsweise Vereinzelbares. Unter „vereinzelbar“ werden allerdings auch Flüssigkeiten, Gase und Plasma (als 4. Aggregatzustand) verstanden.

Von Eigenschaften gibt es zwei Klassen: akzidentielle, also zufällige, nebensächliche, wie etwa die Gabelung des Stammes eines Nussbaumes, oder attributuelle, zutreffender ausgedrückt essentielle Klassen, wie dass ein Baum all jene Merkmale aufweist, die ihn als Nussbaum ausweisen.

Begriffspyramiden und Definitionen bauen auf Wesensgleichem. Wesensfremdes („Ideen“, „Gott“, „Ur-Grund“) als höchste/r (allumfassende/r) Begriff/e entzieht/entziehen sich jedem Definitionsversuch und kann/können nur „geglaubt“ werden.

  • Eine Definition ohne Definiens ist ungültig.

Monistische Sicht Bearbeiten

Die klassische Logik reicht nicht aus, Seiendes zu definieren. Auch nicht das Sein.

Die differentia specifica, der artbildende Unterschied zur wesensfremden Spitze einer Begriffspyramide, kann im Dualismus nur negativ umschrieben werden. Dazu Hegel: „In der Nacht (der Negation) sind alle Kühe schwarz.“

Die negative Theologie[44] bedient sich dieses - logisch unzulässigen - Kunstgriffes. Denn:

  • Unterschiede können nur positiv bestimmt werden.

Im Monismus wird zwischen Sein und Seiendem nicht unterschieden: Sein ist als Seiendes. Dazu Suzuki: „Aber es wird außer acht gelassen, dass es kein Sein geben kann ohne Gedanken oder Bewusstsein. Das Sein wird tatsächlich erst zum Sein, wenn es seiner Selbst bewusst wird. Solange Gott mit sich selbst zufrieden ist, existiert Er nicht. Er muss zu etwas erwachen, das Er nicht ist, dann ist Er Gott. Gott ist Gott, wenn Gott nicht Gott ist. Aber was nicht Gott ist, muss auch in ihm liegen.“[45]

Im Monismus muss das Eine zum (sich erkennenden) Vielen werden - und dabei Ganzes (= Eines), also Alles (jetzt als das Viele des Einzelnen) bleiben: Es kommt nichts „hinzu“, sondern:

  • Das Eine (das Sein) teilt sich: ins Seiende.

Zweiwertig-logische Kausalität Bearbeiten

Unzulässige Kausalität Bearbeiten

Der Dualismus, also Neuplatoniker und Theologen setzt ein zweiwertig-logisches genus proximum an die Spitze der Begriffspyramide(n): Er läßt das Seiende, die erfahrbare Welt, aus dem nur negativ umschriebenen und daher nicht definierbaren „Ur-Einen“ („Gott“) „effulgieren“ oder „emanieren“, indem der Dualismus eine zweiwertig-logische Junktion zwischen dem nur negativ umschreibbaren „Ur-Grund“ („Gott“) und dem positiv bestimmten Seienden („Diesseits“) herstellt und über die Kausalität verklammert. Alle Mythen (diese sind immer dualistisch geprägt) von der Erschaffung der Welt und des Menschen argumentieren so. Die Sprache der Mythiker und der Dichter ist zwar eine andere als die der Wissenschaft, aber beiden ist das zweiwertig-logisch-kausale Denken eigen.

Der Monismus kennt keine kausale Verknüpfung zwischen Sein und Seiendem: Sein ist (nur) als Seiendes. Kausalität ist nur zwischen Seienden (von Selbstbewusstsein) konstruierbar. Das Seiende ist das Sein als realisiertes und vom Selbstbewusstsein verwirklichtes.

Kausalität als Konstrukt von Selbstbewusstsein Bearbeiten

Der Dualismus: Um Kausalität festlegen (= konstruieren) zu können, bedarf es aufeinander folgender Ereignisse. Daraus folgert das Selbstbewusstsein eine Junktion zwischen vermuteter Ursache und beobachteter Wirkung. Die „Auseinanderfolge“ wird erschlossen, die „Aufeinanderfolge“ beobachtet. Schließen im Sinne des zweiwertig-logischen wenn - dann setzt immer Selbstbewusstsein voraus und ist unbelebter Natur nicht inhärent. Kausalität bedarf stets raum-zeitlicher Geschehnisse und deren Eigenschaften, egal ob akzidentieller oder essentieller Natur.

Der „Ur-Grund“ beziehungsweise das „Ur-Eine“ der dualistisch denkenden Neuplatoniker ist ewig, ruhend, unveränderlich, eigenschaftslos und wesensungleich jedem Ereignis. Es ist kausalem Argumentieren entzogen.

  • „Gott“ (der Ur-Grund) ist nicht definierbar:Theos katalambenomenos ouk estin theos: „Ein Gott, den man begreifen kann, ist nicht Gott.“ Dieser Satz weist bereits auf die Ungeeignetheit der Kausalität in Bezug auf „Gott" und ist eine Absage an den Dualismus! [46]

Der Monismus lehrt hingegen:

  • Zwischen Seiendem und Sein ist kein genus proximum möglich.
  • Zwischen Seiendem und Sein gibt es keine differencia specifica.
  • Das Sein ist dem Seienden nicht übergeordnet.[47]
  • Alle „Letzten“ („Höchsten“) Begriffe (je nachdem, von welcher Begriffspyramide her man sie bildet; letztlich bilden alle den einen "Höchsten Begriff", nämlich das Sein - aber als Seiendes) sind in ihrer Letzt- oder Höchstheit unter kein genus proximum subsummierbar.

Das sind folgende Begriffe:

  • Sein
  • Selbstbewusstsein
  • Leben
  • Wissen
  • Ich
  • Verstehen
  • Liebe
  • Kunst
  • „Gott“

Selbstbewusstsein Bearbeiten

Auch Bewusstsein ist keinem genus proximum unterordenbar. Bewusstsein bedeutet, sich von anderem als ge- und damit unterschieden zu erleben, wobei der Begriff „sich“ schon voraussetzt, dass es auch anderes gibt. Wird dieser Unterschied reflektiert, spricht man von Selbstbewusstsein und vom Reflektierenden als Ich.

Selbstbewusstsein[48], Wissen und Ich sind drei Begriffe, die eng miteinander verwandt sind und die gleiche Begriffssphäre umfassen: Sie bilden eine nicht mehr weiter hinterfrag- oder definierbare Triade, eine Identität und sind eine Tautologie:

  • Selbstbewusstsein lässt sich nur durch Wissen
  • Wissen nur durch Selbstbewusstsein und
  • Ich nur durch Wissen und Selbstbewusstsein

definieren.

Erst die genetische beziehungsweise physiologische Voraussetzung zur Ausbildung von Bewusstsein, nämlich ein ausreichend hochentwickelter Organismus, ermöglicht das Abspeichern von Erfahrung. Dieses akkumulierte Wissen formt Bewusstsein.[49]

Vereinzeltes und Das Eine Bearbeiten

Im Dualismus gilt:

  • Sowohl das Seiende als manifestiertes Sein, als auch das Bewusstsein (als abrufbares Wissen oder die gespeicherte Erfahrung), können auf keinen nächsthöheren Begriff (genus proximum) zurückgeführt werden.

Im Monismus gilt:

  • Sowohl das Sein (als Seiendes), als auch jedes Bewusstsein umfassen das Ganze der jeweils erfahrbaren Welt: die Summe alles Vereinzelten als Quantität (das Viele), das Ganze des All(en) (= des Universums) als Qualität: (das Eine).

Im Monismus ist eine Trennung beider Totalbegriffe daher obsolet und erfolgt nicht.[50]

  • Im dualistischen Denken ist diese Trennung gängige Praxis und die Grundlage von Ideologien und Religionen.

Allerdings gilt, unabhängig von Dualsimus und Monismus:

  • Begriffe, denen ein höherer Begriff nicht zugeschrieben werden kann, sind nicht unterschieden.

Es fehlt die differentia specifica. Es gilt Leibnizens Principium identitatis indiscernibilium („Zwei vollkommen gleiche, nicht unterscheidbare Dinge kann es in der Welt nicht geben, sonst wären sie eins“).

Daher gilt für den Monismus als einzige Wahrheit ohne Alternative:

  • Sein als Seiendes und Bewusstsein(e) sind eins.
  • Sie bedingen einander.

Dazu Buddha: Aus Ursprüngen, die einander bedingen, entstehen alle Dinge. So lehrt es der Vollkommene Erleuchtete.[51]

Gleichermaßen gelten für Dualismus und Monismus:

  • Sein (als Seiendes: Dies gilt allerdings nur für den Monismus; der Dualismus trennt zwischen beiden) und Bewusstsein gründen auf Veränderung.
  • Veränderung ist die Voraussetzung für die Unterschiede der vielen Vereinzelten.

Auch dies gilt gleichermaßen für Dualismus und Monismus. Ebenso das Folgende:

  • Selbstbewusstsein bedarf Vereinzelter, um sich als Selbst von anderem unterschieden und als Ich erfahren zu können.

Dualistisch:

Die alten Griechen differenzierten in Kosmos (altgriechisch κόσμος, kósmos, ‚(Welt-) Ordnung‘) und Chaos: Kosmos war das Geordnete. Zur Ordnung bedarf es des Vielen. Chaos war/ist das Ungeordnete, das noch nicht Vereinzelte, das Eine.

Die Neuplatoniker ließen aus dem Chaos des Einen den geordneten Kosmos des Vielen entstehen. Das Chaos war ihnen kausaler Ur-Grund für das Da-Seiende. Aus ihm wurde emaniert („effulguriert“).[52]

Monistisch:

Mystik[53] und Monismus benennen Chaos „das Eine“, das Nichtunterscheidbare, lassen den Kosmos aber nicht aus dem Einen hervorgehen (= heraustreten, emmanieren), also in Einzelereignissen werden, sondern begreifen das Eine und das Viele als Identität des Ein-Allen.

  • Das Eine ist als Vieles des Allen: Es ist das Alle.
  • Im Monismus ist das Eine (das Sein) nicht vom Vielen (dem Seienden) getrennt.

Dualistisch:

Der Dualismus trennt diese Identität des Ein-Allen in das Sein (als „Ur-Grund“) und das Seiende (als das „daraus“ herausgetretene Viele) und setzt beide(s) real: das Sein als ewig Ruhendes wie Parmenides, und das Werden als sich stetig Veränderndes wie Heraklit.

Monistisch:

Im Monismus und in der nichttheistischen Mystik gelten:

  • Eines und Alles sind als Ganzes nicht vermehrbare Qualität.

Und:

  • Quantität ist das Viele als Aspekt.[54]

Ohne Vereinzelte (= mit Bewusstsein ausgestatteten Organismen) entsteht (monistisch gesehen) keine Quantität. Das bedeutet (im Monismus): kein Kosmos (= Geordnetes) ohne (Selbst-)Bewusstsein, sondern „bloß“ Chaos (= Ungeordnetes). Dieses Chaos (= Ungeordnetes) wäre aber identisch mit dem (monistischen) Einen ohne seinem (von ihm untrennbar gedachten Allem: sic Yang und Yin als - das Eine - Tao. Chaos alleine (ohne Kosmos) kann im Monismus gar nicht „existieren“ (wohl aber im Dualismus; dort ist es sogar Grundvoraussetzung: „aus“ dem Einen „wird“ das Alles). Es gibt dieses Chaos im Monismus gar nicht. Chaos kann in monistischer Philosophie nur als Kosmos, also vom (Selbst-)Bewusstsein geordneter Kosmos existieren: gemäß dem monistischen Prinzip:

  • Sein (ist nur) als Seiendes.

Daher gilt im Monismus:

  • Selbstbewusstsein verwirklicht aus dem Ganzen das Viele.

Und:

  • Verwirklichen ist kein kausaler Vorgang.

Es ist permanente Schöpfung, fortwährendes Umwandeln von der Qualität des Einen in die Quantität des Vielen. Dazu Suzuki: „Die Welt beginnt erst, wenn es einen Geist gibt, der dies gewahr wird, einen Geist, der kritisch seiner bewusst ist.“[55]

Dualistisch:

„Aus“ dem Chaos (dem Einen ohne Allem; das Eine und das Alle sind im Dualismus getrennt und ergo zwei; „Diesseits“ und „Jenseits“) „entst„eht“ (nach Plotin: „effulguriert“) der Kosmos (das Alle, das Viele, das Einzelne; es wird „aus“ „etwas“ „geschaffen“: die Schöpfung“[56]

Das Aktum Bearbeiten

Im Monismus entstehen durch das Vereinzeln als Akt des Selbstbewusstseins Raum und Zeit, das Nebeneinander - als das räumliche Getrenntsein der vielen einzelnen Ereignissen - und deren Nacheinander: die Aufeinanderfolge von Ereignissen. Meist interpretiert und verstanden als Auseinanderfolge von Ursache und Wirkung.

Der Physiker Hans-Peter Dürr dazu: „Es ist und bleibt immer das Eine oder das Nicht-Zweihafte, das sich zu differenzieren beginnt ohne je die Gemeinsamkeit aufzugeben.“[57] Und: „In dieser modernen Welt gibt es keine Materie-Teilchen, die zeitlich mit sich selbst gleich bleiben. Es entstehen und vergehen Dinge, es gibt echt kreative Prozesse.“ (a. a. O. S. 85) Auch: „Die fundamentale Verbundenheit führt dazu, dass die Welt eine Einheit ist. Man bezeichnet diese Einheit … besser als Nicht-Zweiheit, das Unauftrennbare oder Advaita (in Sanskrit: jenseits der Dualität, wo eine Trennung ihre Bedeutung verliert), so wie ein Wassertropfen im Wasser seine charakterisierende Bedeutung verliert.“ (a. a. O. S. 84)

Im Dualismus wird anstelle des permanenten schöpferischen Agens von Selbstbewusstsein die Chiffre „Gott“ und „Seine“ „Schöpfung“ als „Ur-Grund“ gesetzt. Nicht „der Mensch ist das Maß aller Dinge“ (Homo-mensura-Satz des Protagoras), sondern „Gott“.

Dagegen gilt

im Monismus:

  • Zeit ist ein Produkt von Selbstbewusstsein.

Im Monismus gibt es ohne Selbstbewusstsein keine Zeit.

Anders im

Dualismus:

Die Frage nach der zweiwertig-logischen (dualistischen) Alternative:

Was war „früher“?

  • Die Vereinzelung des Chaos zu Selbstbewusstseienden auf der Basis einzelner Organismen?

oder:

  • Die Vereinzelung der chaotischen Eindrücke durch das ordnende Selbstbewusstsein?

stellt sich im

Monismus

nicht.

Nach der Priorität des zeitlichen Davor-Seins einer der beiden Alternativen zu fragen, ist nur zweiwertig-logisch, alsob dualistisch ein Widerspruch.

Monistisch ist diese Frage obsolet: Es gibt außerhalb von Selbstbewusstsein keine Zeit – ergo kein objektives „Davor“ oder „Danach“, auch kein naturwissenschaftliches „Früher“ oder „Später“.

Monistisch:

  • Zeit ist zeitlos, somit ewig.

Zeit an sich hat keinen Beginn und keine Ende. Nur für Selbstbewusstsein und seine jeweilige Zeit ereignet sich etwas, „fließt“ die Zeit:

Dualistisch:

Eins, zwei drei im Sauseschritt, läuft die Zeit, wir laufen mit (Wilhelm Busch), gilt nur im Dualismus und für die absolute Zeit Newtons.

Kosmologen, welche die beiden Relativitätstheorien Einsteins für richtig halten, dürften keine Zeitangabe für den Urknall angeben, da diese „Zeit“ (angeblich „vor“ 13,6 Milliarden Jahre nach dem neuesten Stand der „Forschung“) für das ganze Universum gelten soll, es für das Universum als Ganzes aber keine einheitliche Zeit gibt - jedenfalls nicht nach Einstein, wohl aber nach Newton.

Monistisch:

Der permanent vom Selbstbewusstsein kreierte Umschlag von Chaos zu Kosmos ist das Werden des Seins zu Seiendem: als der Zusammenfall von Ewigkeit und Jetzt. Jeder Augenblick (Moment) ist zeitlos[58], somit gegenwärtig, aktual und schöpferisch: Erst in der Abfolge von Momenten ergibt sich unser Erleben und das „Fließen“ unserer jeweiligen Zeit.

Dazu nochmals Hans-Peter Dürr: „In jedem Augenblick der Gegenwart verwandelt sich diese in eine verdeckte Vergangenheit, und eine neue Gegenwart stellt sich ein, deren vorige Existenz, als Zukunft, uns auch verschlossen war.“ (a. a. O.: S. 81) Selbstbewusstsein schafft von Jetzt zu Jetzt (= von Ewigkeit zu Ewigkeit)seine Welt: Eine andere gibt es (für das jeweilige Selbstbewusstsein) gar nicht. Wittgenstein dazu: „Ich bin meine Welt.“ Das ist permanente Schöpfung - und keine eines von Kosmologen behaupteten Urknalls „vor“ 13,6 Milliarden Jahren. Hans-Peter Dürr in seinem Vortrag beim 8. Wiener Kulturkongress „Horizonte der Forschung – an den Grenzen des Menschen“: „Unsere bestehenden Weltmodelle – auch das mit dem Urknall – sind Evolutionsmodelle, bezeichnen nur Änderungen der Erscheinungsformen, sie negieren echte Kreation. Wir haben ein neues Bild von der Welt, in dem sich die Schöpfung nicht in der Zeit entwickelt, sondern: In jedem Augenblick ereignet sich die Welt neu…“ (a. a. O.: S. 85)

  • Im Monismus gibt es keinen von einem „Gott“ als Demiurgen geschaffenen Kosmos, sondern so viele Kosmen wie es Selbstbewusstseiende gibt.

Dazu Wittgenstein:[59]Das Gefühl der Welt als begrenztes Ganzes ist das Mystische.“(TLP 6.45) und „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ (TLP 5.6)

  • Im Monismus gilt: Es „gab“ keinen „Urknall“[60], weil es im Monismus
  • keine absolute Zeit gibt, sondern nur die subjektiven Zeiten der jeweiligen Selbstbewusstseienden. Und (ebenfalls im Monismus):
  • Schöpfung erfolgt permanent: durch die jeweiligen Selbstbewusstseienden.

Nochmals Wittgenstein: „Was geht mich die Geschichte an? Meine Welt ist die erste und einzige.“ (Tagebuch 2. 9. 1916)

Weitere undefinierbare Begriffe Bearbeiten

Auch die Begriffe „Leben“ und „Liebe[61] sind auf kein genus proximum zurückführbar. Selbstbewusstsein als Lernendes ist nur Lebendigem eigen. Lernen bedeutet Verändern von Abgespeichertem. Abspeichern ist Hinzufügen oder Verändern von Vorhandenem. Nicht-Organisches, z. B. Computer, ist/sind nicht lernfähig und verändert/verändern sich nur gemäß seiner/ihrer physikalisch-chemischen Möglichkeiten: Sie sind determiniert. Die Bandbreite der Veränderungsmöglichkeiten von Nicht-Organischem ist molekular vorgegeben. Organisches unterliegt der Evolution – diese ist offen und generiert stets neue Formen.[62]

Der Begriff der „Liebe“ sperrt sich jeder Definition, weil Liebe nur zwischen Selbstbewusstseienden möglich ist und schon deswegen auch unter kein genus proximum subsummierbar ist. Dazu Eugen Herrigl: „In umgreifender Liebe belebt solche Gerechtigkeit die Einheit des Seins durch Anerkennung seiner vielgestaltigen Differenziertheit, in durchdringender Gerechtigkeit erfährt diese Liebe durch alle Gestalthaftigkeit hindurch den schöpferischen Atem des EINEN SEINS“.[63]

Der Begriff „Kunst“ lässt sich ebenfalls auf kein genus proximum zurückführen.[64]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Vgl. Dennis Earl: Concepts. In: J. Fieser, B. Dowden (Hrsg.): Internet Encyclopedia of Philosophy.: "Most generally, concepts are thought to be among those things that count as semantic values or meanings".
  2. Johann Wolfgang Goethe: Faust I: "... was die Welt, im Innersten zusammen hält."
  3. sic: das Abgelöste (vom lateinischen: absolvere - loslösen: und zwar vom Seienden, Erfahrbaren)
  4. Daisetz Teitaro Suzuki: Leben aus Zen, 1982, S. 9 ff., ISBN 3-518-37346-3: >„Zu diesem Zweck steigen wir von Gott, von dem Göttlichen Licht herab und benutzen den Intellekt, das menschliche Bewusstsein, das in uns entwickelt ist.“
  5. Ludwig Wittgenstein: Tractatus Logico-Philosophicus, 1921, 1.
  6. zitiert nach: „Der Standard Kompakt“ vom 12. September 2013, S. 12; Wien. Der Standard zitiert seinerseits aus „La Repubblica“, in welcher der Gründer und ehemalige Chefredakteur dieser römischen Tageszeitung, Eugenio Scalfari, in einem offenen Brief diverse Fragen an den damals neuen Papst Franziskus gerichtet hatte. Nach Scalfari ist „Gott eine trostspendende Erfindung des menschlichen Verstandes“ und: „Wenn nun der Mensch von der Erde verschwinde, gehe mit ihm dann auch Gott?“ Darauf Franzsikus: „Auch wenn das Leben des Menschen auf der Erde enden sollte, wird der Mensch weiterhin existieren, auf eine Weise, die wir nicht kennen, und das Universum mit ihm.“
  7. Man vgl. hingegen den Tertullian zugeschriebenen Ausspruch: „Credo, quia absurdum est“ – „Ich gaube, weil es widervernünftig ist.“ Der - in dieser Form allerdings in Tertullians Schriften nicht belegte - Satz verweist darauf, dass Religion als Gegenstand der Überzeugung in Spannung zu Vernunft und zweiwertiger Logik steht. Ebenso scheint es sich mit Liebe und Hoffnung zu verhalten, so lautet das alt-lateinische Sprichwort: Dum spiro spero – „Solange ich atme, hoffe ich“ (Cicero: Epistulae ad Atticum) Und: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“. Hoffnung und Vernunft widersprechen einander, rationale Auseinandersetzung mit „letzten (höchsten) Begriffen“ kollidiert mit Religion.
  8. Stiller, Niklas: Albert Einstein, Cecilie Dressler Verlag, Hamburg 1981, S. 125
  9. in: Peter Mulacz (Hrsg.): Wissenschaft kritisch hinterfragt - naturphilosophische Kontroversen. Symposium im Stift Vorau: Erwin Kohaut: Urknall und Wissenschaft, S. 46
  10. Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus, Logisch-philosophische Abhandlung, 5.43b. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003. ISBN 3-518-10012-2
  11. Andere wären Gefühle, Liebe, Kunst, Intuition, Kreativität, Hoffnung; aber auch Musik, Ethik, Ästhetik
  12. Wissenschaft kritisch hinterfragt ..., a. a. O., S. 67
  13. Emmanuel Levinas: Vom Sein zum Seienden (1947)
  14. „Dort" ergibt Sinn allerdings nur in räumlicher Verwendung: Es meint eine Ortsangabe und ist an die Raum-Zeit (Raum-Zeit-Kontinuum gebunden. Das dualistisch gedachte Sein (der „Himmel"/die „Hölle" der Religionen z. B.; auch das Absolute Hegels) hat ergo keinen Ort. Auch wenn im Mittelalter der isländische Vulkan Hekla als Eingang zur Hölle galt, und Jesus Christus (und seine Mutter Maria) „in den Himmel fuhren" - und als nach „oben" ist es immer künstlerisch dargestellt worden und wird von vielen auch so geglaubt
  15. Erich Fromm:Haben oder Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft. München: dtv, 2010, 37. Aufl., 271 S. ISBN 978-3-423-34234-6
  16. Meister Eckhart: Deutsche Predigten und Traktate, übersetzt von Josef Quint, 7. Auflage. Nikol, Hamburg 2007, ISBN 978-3-937872-76-6
  17. Hermann Hesse:Siddhartha. Eine indische Dichtung. Mit einem Nachwort von Volker Michels. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-518-46354-3
  18. Bruno Snell: Heraklit. Fragmente (griechischer Originaltext mit deutscher Übersetzung), Artemis & Winkler, 14. Auflage, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-538-03506-5
  19. Uvo Hölscher: Parmenides. Vom Wesen des Seienden. Die Fragmente griechisch und deutsch, hrsg., übersetzt und erläutert. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1969
  20. Ute Seiderer (Hrsg.): Panta rhei. Der Fluss und seine Bilder. Ein kulturgeschichtliches Lesebuch. Reclam, Leipzig 1999
  21. Monisten sehen Gegensätze als für die Polarität des Tao (Dao) notwendig an; Dualisten werten sie als auszumerzende Widersprüche. Heraklit war demnach Dualist.
  22. a. a. O. Wissenschaft kritisch hinterfragt ... S. 39–39
  23. Parmenides: Fragment 2
  24. a. a. O.: Wissenschaft kritisch hinterfragt ..., S. 38-40
  25. Gottfried Wilhelm Leibniz: Monadologie
  26. nach: Erwin Kohaut: Urknall und Wissenschaft, S. 43, in: a. a. O. Wissenschaft kritisch hinterfragt ...
  27. Evidenz ist ein philosophischer Begriff, der ein Erlebnis der unmittelbaren Gewissheit (Selbstgewissheit) einer Erkenntnis (nach Franz Austeda: Lexikon der Philosophie, a. a. O.) umschreibt. Diese (und andere) „Definition/en" ist/sind umstritten und entbehrt/entbehren der Verbindlichkeit. Der Begriff „Selbstgewissheit" schließt Intersubjektiv dezidiert aus und somit Allgemeingültigkeit.
  28. Erwin Kohaut: Urknall und Wissenschaft in: a. a. O.:Wissenschaft kritisch hinterfragt ..., S. 43–44
  29. Tao-te-king, Kapitel 51; zitiert in: Hofstetter/Weiss: Nachgedacht, S. 250, a. a. O.
  30. Wenn gesagt wird: „Es gibt Zahlen“, so ist die Verwendung der Konjuktion „geben“ richtig. Zahlen gibt es ja nicht als einzeln Existierende. Auch Zustände eines Körpers gibt es nur. Ein Zustand ist nichts für sich Existierendes, sonderen das So-Sein von Existierendem. Kein Zustand ohne Existierendes, keine Zahl ohne geschriebene, gedruckte, gepixelte ...
  31. nach: Walter Weiss in: Peter Mulacz (Hrsg.): „Wissenschaft kritisch hinterfragt - naturphilosophische Kontroversen; Symposium im Stift Vorau“, Erasmus Wien, ISBN 978-3-9502954-2-9, S. 16: „Sein und Werden“
  32. Dazu Papst Franziskus in „La Repubblica“: „Laut dem christlichen Glauben ist die Wahrheit die Liebe Gottes in Jesus Christus. Die Wahrheit ist eine Beziehung. Dies heißt nicht, dass die Wahrheit veränderlich und subjektiv ist, im Gegenteil. Es bedeutet, dass sie sich uns immer erneut als Weg und als Leben ergibt.“ Zitiert aus „Der Standard Kompakt“, a. a. O.
  33. etwas frei zitiert nach Erwin Kohaut, a. a. O., S. 40-41; auch: Luciano de Crescenzo: Geschichte der griechischen Philosophie - die Vorsokratiker, Diogenes Verlag, Zürich 1990, S. 112
  34. Einzige Alternative zum Einen wäre ein Zweites. Damit aber wäre das Eine nicht mehr Eines.
  35. a. a. O.: Anmerkung 5 auf S. 39
  36. die letzten fünf Absätze nach: Robert Hofstetter/Walter Weiss: Nachgedacht; Philosophie, eine Einführung, Edition va bene, Wien-Klosterneuburg, ISBN 978-3-85167-275-6, S. 259-260
  37. Genaueres darüber siehe in: Erwin Kohaut/Walter Weiss: Universum und Bewußtsein, Edition va bene, Wien-Klosterneuburg, ISBN 3-85167-147-3, S. 143-169
  38. Thomas S. Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Mit einem Postskriptum von 1969. 5. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-518-07625-6
  39. Paulus, ursprünglich „Saulus“, hat aus der hebräischen Häresie eine Weltreligion gemacht; ohne ihn gäbe es weder Papst noch Vatikan. Nach moderner Exegese hat „Paulus“ bereits zu seiner Geburt Schaul (nach dem ersten König der Israeliten; latinisiert Saulus) geheißen, wurde aber, weil er ein Zwerg war, Paulus (= der Kleine) genannt. Dass seine Namensänderung die Folge seiner Bekehrung („Damaskus-Erlebnis“) sei, wird heute verworfen.
  40. In einem fiktiven Treffen mit Hypatia hat Franz Josef Weißenböck in seinem Buch „eva@oestlichvoneden.com“ ab S. 119 die Tragik dieser außergewöhnlichen Frau thematisiert. Franz Josef Weißenböck: „eva@oestlichvoneden.com“. Mit einem Vorwort der österreichischen Nationalratspräsidentin Barbara Prammer. Wien-Klosterneuburg 2010, S. 119 ff, ISBN 978-3-85167-244-2
  41. Franz Austeda: Lexikon der Philosophie, Wien 1979, S. 180 „Begriffsrealismus“, ISBN 3-85119-156-0
  42. Franz Austeda: Lexikon der Philosophie, Wien 1979, S. 219 „glossomorph“, ISBN 3-85119-156-0
  43. Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft
  44. Theologie ist immer dualistisch und argumentiert zweiwertig-logisch, was seit jeher zum Zwist zwischen rationaler Vernunft (Es gibt keine jungfräuliche Geburt) und Glaube (Maria war auch nach der Geburt Jesu noch Jungfrau) geführt hat.
  45. Daisetz Teitaro Suzuki: Leben aus Zen, 1982, S. 9 letzter Absatz, ISBN 3-518-37346-3
  46. Die „klassischen“ Griechen waren mehrheitlich Dualisten – bis auf Aristoteles und die Sophisten – „Gegner“ Platons; so hatte dieser sie jedenfalls bewertet. Dazu Daisetz Teitaro Suzuki: Leben aus Zen, 1982, S. 9 zweiter Absatz, ISBN 3-518-37346-3: Wahrscheinlich war Gott Selbst neugierig, sich kennenzulernen. Darum schuf er den Menschen und versucht, seine Neugier durch den Menschen zu befriedigen. Meister Eckhart sagt etwa dasselbe: Wir bitten Gott, unseren lieben Herrn, dass er hier mit uns wohne, auf dass wir ewiglich mit ihm wohnen mögen […] Meister Eckhart: Deutsche Predigten und Traktate, Diogenes 1979, S. 240, ISBN 3-257-20642-9. Und die Bibel argumentiert: „Ich werde mit euch wohnen in eurem Hause.“ (Jer. 7,3)
  47. Dazu Eugen Herrigel: „Das selig in sich selbst ruhende eine Sein wird durch das erwachte und seiner selbst mächtige Bewusstsein angetastet und in entstellten Bildern wiedergegeben. Dem Zwiespältigen, Gegensätzlichen, Disharmonischen gegenüber erscheint dann die ungebrochene Einheit, die Subjekt-Objekt-Identität, als Urphänomen des Seins …“ Eugen Herrigel: Der Zen-Weg, 1984, S. 116 dritter Absatz, Otto Wilhelm Barth Verlag, ohne ISBN
  48. Selbstbewusstsein im Sinne des sich von der Umwelt getrennt Wissenden wird nur dem Menschen und einigen höheren Tieren (bevorzugt Primaten, aber auch ausgewählten anderen Säugern; auch Krähen) zugebilligt. Solche Tiere haben Erfahrung (also Wissen).
  49. Beim Menschen dauert es drei Jahre, bis er sich als Person weiß und sich benennt: zuerst mit dem Namen, mit dem das Kind gerufen wird, dann erst weiß es sich als ein „Ich“. Dieser Prozess der Ichwerdung oder des Werdens zu Selbstbewusstsein ist irreversibel: Niemand kann „hinter“ seine Ichwerdung (in den drei monotheistischen Hochreligionen als „Essen vom Baum der Erkenntnis“ mythologisiert) zurück: in den vorbewussten Zustand, der in Religion und Literatur als „Paradies“ („Garten Eden“) bezeichnet wird – außer durch Krankheit oder Unfall. Ein Ich (Selbst) umfasst (umgreift) die ganze Welt des jeweiligen Bewusstseins: Es schafft (schöpft) diese – als seine einzig mögliche. „In“ andere Bewusstseine vermag niemand zu schauen. Dazu Ludwig Wittgenstein: „Ich bin meine Welt.“ Ludwig Wittgenstein: Tractatus Logico-Philosophicus, 1921, 5.63
  50. Robert Hofstetter/Walter Weiss: Gott. Wozu. Die Grenzen von Vernunft und Sprache, Wien-Klosterneuburg 2008, S. 448 ff, ISBN 978-3-85167-211-4
  51. Titch Nhat Hanh: Wie aus Siddharta Buddha wurde, dtv 1991.
  52. Diesem Gedanken folgt die moderne Urknall-Vorstellung der Kosmologie: Dabei wird immer von „Urknall-Theorie“ gesprochen. Sie ist weder eine Theorie noch eine Hypothese, da sie mit dem wissenschaftstheoretischen Prinzip der Falsifikation, das unter anderem von Karl Popper angewendet wurde, nicht widerlegt werden kann. Vgl. Erwin Kohaut: Kritische Gedanken zur Kosmologie oder: Weshalb ich meine, dass die Kosmologie von der Physik zur Naturphilosophie überwechseln sollte in: Universum und Bewusstsein, S. 71 ff, Wien-Klosterneuburg 2004, ISBN 3-85167-147-3. In ihr wird das Eine des klassischen Chaos zur physikalischen „unendlich hohen Energie des raum- und zeitlosen Urknalls“ … Der Unterschied zur Sicht der alten Griechen ist naturwissenschaftlicher Sprachduktus … „Effulguration“ oder „Urknall“ sind keine Ereignisse, weil Ereignisse Raum und Zeit bereits voraussetzen, und Kausalität eine bewusstseinsabhängige Auseinander- und keine Aufeinanderfolge ist. Walter Weiss: Was ist ein Ereignis, in: Universum und Bewusstsein, S. 47 ff, Wien-Klosterneuburg 2004, ISBN 3-85167-147-3.
  53. Zur Mystik: Es gibt zwei Arten von Mystik: die theistische, die nach nicht objektivierbarer Vereinigung mit der „göttlichen Wirklichkeit“ strebt: Sie ist rein subjektiv und nicht definierbar. Die nichttheistische Mystik sucht die Eine Wirklichkeit ohne Bezug auf eine göttliche Wesenheit zu bestimmen. Und von der „coincidentia oppositorum“ spricht der Negativtheologe Cusanus. Er tritt gegen die „Vermenschlichung“ Gottes auf und lehrte, dass Gott nur im Nichtwissen (docta ignorantia) erfassbar sei. Gott ist ihm „Einheit der Gegensätze“ und „Einheit von Möglichkeit und Wirklichkeit, Können und Sein“. Hermann J. Hallauer: Nikolaus von Kues, Bischof von Brixen 1450–1464. Gesammelte Aufsätze, Athesia, Bozen 2002, ISBN 88-8266-153-9
  54. Das bedeutet, dass Hinschauen, also (Selbst-)Bewusstsein, für das Erkennen von Vielem vorausgesetzt ist. Das lateinische aspicere bedeutet hinschauen: aus dem Chaos der sinnlichen Eindrücke das Essentielle auswählen, es seiner Bedeutung nach aus dem rohen Stoff der sinnlichen Eindrücke herauslösen. So hatte schon Immanuel Kant argumentiert. Dabei bezeichnete er als „transzendental“ die Art und Weise unseres Erkennens, dem immer schon unsere Vorstellung von den Gegenständen a priori vorausgesetzt ist. Wir würden heute anstatt „Vorstellung“ „Bewusstsein“ beziehungsweise „Fähigkeit zur Begriffsbildung“ dazu sagen.
  55. Daisetz Teitaro Suzuki: Leben aus Zen, Suhrkamp 1982, S. 10, letzter Absatz, ISBN 3-518-37346-3.
  56. sic: Joseph Haydns: Die Schöpfung; sic: die Bibel und andere Mythen). (Selbst-)Bewusstsein („Seele“) ist im Dualismus (= in allen Relgionen) ein „Geschenk“ „Gottes“ an „sein Ebenbild“ und (auch) Teil von ihm (sic: Meister Eckehard, a. a. O.).
  57. Hans-Peter Dürr: Ein neues Welt- und Menschenbild in: Conturen 01/03, ISBN 3-218-00720-8, Wien 2003, S. 86 Auch: „Wenn ich von meinem Selbst spreche… dann kann ich nicht behaupten, dass das nur mit mir alleine zu tun hat, sondern ich fühle mich mehr wie eine Welle auf einem Ozean. Der Ozean ist die Potenzialität – das Eine und Ganze und nicht Aufteilbare. Aber es hat eine Struktur – ich bin die Welle, ich bin die Schaumkrone, und das Weiße oben an der Schaumkrone ist mein helles Bewusstsein…“ (a. a. O. S. 96) Und: „Wenn ich einen Sack voller Wirks (die kleinste Artikulation der Wirklichkeit, die ich manchmal auch, im Kontrast zum Teilchen, Passierchen nenne) nehme… dann kommt… als durchschnittliches Verhalten wieder die alte Physik und unser altes Weltbild heraus.“ (S. 87 a. a. O.) Dürr schreibt (auf S. 76 a. a. O.): „… weil die Wirklichkeit eine ganz andere Struktur hat, als was von uns erfasst werden kann, mit der Folge, dass, wenn wir darüber sprechen wollen, wir eine Sprache verwenden, die der eigentlichen Wirklichkeit, was immer wir darunter verstehen, nicht angemessen ist.“ Dürr transportiert dabei Begriffe aus unserer subjektiven Wirklichkeit in die objektive, also intersubjektive Realität: „Die Welt ist da draußen, und ich sehe und beschreibe sie…“(S 80, a. a. O.) Und auf S. 81: „Die Welt zeigt sich als dynamisches Uhrwerk, das nach strengen Gesetzen abläuft…“ Das sei allerdings das Weltbild der „klassischen Physik“ gewesen… Das neue: „Primär nur Form – und Materie bildet sich erst sekundär. Im Grunde gibt es nur Verbundenheit…: Liebe, Geist, Leben.“ (a. a. O., S. 83) Auch: „Wirklichkeit ist nicht Realität, nicht dingliche Wirklichkeit. Wirklichkeit ist reine Verbundenheit oder Potenzialität, nur die Kann-Möglichkeit, sich unter gewissen Umständen als Materie und Energie zu manifestieren, aber nicht Selbst die Manifestation.“
  58. Das gilt nur für den, der den Moment erlebt. Natürlich hat auch der kürzeste Moment eine Dauer - aber nur für den Experimentator, also jenen, der den Moment der Versuchsperson misst. Für den den Moment Habenden „verfließt“ keine Zeit, da der Moment als kleinste erlebbare Einheit keine Veränderung kennt - sonst wäre der Moment keine Einheit. Erst die Abfolge von Momenten ergibt die (subjektive) Zeit und das Erleben. Der Mensch hat einen Moment von zirka 1/16 sec (sic Kino! Erst bei 18 Bildern pro Sekunde hört das „Ruckeln“ auf); ein Habicht hat einen Moment von 1/100 sec (er sieht eine Gewehrkugel fliegen!) und eine Schnecke hat einen Moment von 1/4 sec, d. h. sie nimmt den sie zetretenden Fuß gar nicht wahr.
  59. Ludwig Wittgenstein: Tractatus Logico-Philosophicus, 1921
  60. Genaueres dazu in: Erwin Kohaut/Walter Weiss: Universum und Bewußtsein – philosphisch-physikalische Gedanken zur Welt, Wien-Klosterneuburg 2004, S. 27 ff, ISBN 3-85167-147-3
  61. Vgl. Hans-Peter Dürr in a. a. O. (S. 77): „Wir haben eine lebendige Sprache, die weit über das hinausreicht, was wir begreifen können. Wir haben Worte wie Hoffnung, Vertrauen, Liebe. Was ist das? Ich kann es nicht begreifen - und trotzdem können wir uns darüber verständigen.“
  62. Karl Edlinger: Darwin – auf den Kopf gestellt. Was bleibt von einer Ikone? Wien-Klosterneuburg 2009, ISBN 978-3-85167-230-5; Walter Weiss: Intelligent Design: Credo qia absurdum, in: Atheismus: Philosophie, Gott, Religion, Wissenschaft, Wirtschaft, Wien-Klosterneuburg 2013, S. 220 ff, ISBN 978-3-85167-270-1
  63. Eugen Herrigl: Der Zen-Weg, Otto Wilhelm Barth Verlag, München 1984, S. 120 f., ohne ISBN
  64. „Für einen Künstler gibt es nur ein Kriterium: Ist das Werk gelungen oder nicht? Ob es ein Kunstwerk ist, sollen die Leute entscheiden, die Kritiker, die Fachleute. Davon gibt es ja genug. Der Künstler trägt seine Kriterien sozusagen in sich. Er ist sich gewissermaßen Selbst sein Maßstab. Er hat auch keine andere Wahl – das ist die Crux unserer Zunft. Aber das ist auch ihr ungeheures Potenzial. Und so gesehen ist ein Künstler völlig frei. Strenggenommen unterliegt er nicht einmal der Moral.“ zitiert aus Otto Hans Ressler: Die Gerechtigkeit der Hölle, Wien-Klosterneuburg 2013, ISBN 978-3-85167-274-9, S. 176 unten