Pater Diabolus ist ein historischer Roman des deutschen Schriftstellers Robert Gordian und erschien 1996 als dritte Teil der Reihe Odo und Lupus, Kommissare Karls des Großen. Er spielt im Frankenreich zur Zeit Karls des Großen und handelt von zwei Königsboten, dem westfränkischen Adeligen Odo und dem ostfränkischen Mönch Lupus, die im Osten Neustriens auf einem westfränkischen Landgut auf unlautere Machenschaften durch eine benachbarte Klostergemeinde stoßen, bei denen ein junger und besonders charismatischer Pater eine besondere Rolle zukommt.

Handlung Bearbeiten

Die beiden Königsboten Odo und Lupus sind aus Sachsen zurückgekehrt und befinden sich nun auf dem Weg nach Paris, wo sie bei einer Streitigkeit schlichten sollen. Bei ihrem Zug durch das östliche Neustrien gelangen sie durch die Gebiete, die Odo, der aus Reims stammt, als seine Heimat betrachtet. Er will bei der Gelegenheit seinen Vetter Ebrachar, einen westfränkischen Gutsherren, besuchen. Zu dessen Anwesen müssen sie einen schwierigeren Pfad abseits der Straßen nehmen, dabei bleibt jedoch der vom Trupp mitgeführte Wagen stecken, beim Versuch, diesen zu bewegen, bricht die Achse. Sie stoßen auf Rocco und dessen Sohn, die auch gerade auf dem Weg zu Ebrachar sind, denn der Sohn soll mit Ebrachars Tochter verheiratet werden. In einem Gewässer findet Lupus einen Gürtel mit einer silberbeschlagenen Schnalle. Rocco erkennt diesen als den Gürtel von Gundobar, dem Sohn des Gutbesitzers, der vor einem Jahr während eines Jagdausflugs ums Leben kam. Rocco bittet, diesem nichts davon zu erzählen, zum einen weil es unschöne Erinnerungen wecken würde, zum anderen da sonst die geplante Hochzeit gefährdet werden könnte.

Auf dem Weg dorthin bekommen die beiden Königsboten jedoch mit, dass seltsame Veränderungen bei Ebrachar vorgehen. Rocco berichtet, dass er seit dem Tod seines Sohnes sehr religiös geworden ist. Der Grund liege in einem in der Nähe befindlichen Kloster. Von diesem kommt oft ein gewisser Pater namens Fabiolus vorbei, den Rocco verächtlich als Diabolus bezeichnet. Dieser hätte seiner Meinung nach schlechten Einfluss auf den Ebrechar, so soll Gundobads Erbteil nicht zwischen den verbliebenen Söhnen aufgeteilt werden, sondern an die Klosterbrüder gehen. Rocco fürchtet auch einen schlechten Einfluss auf die Tochter Ingunde und wähnt, das Fabiolus diese zu einer Nonne machen möchte. Lupus erfährt im Gespräch mit einem Dichter aus Roccos Gefolge, dass Ebrachars Sohn Cleph, dessen Mutter einer Langobardin war, im Verdacht steht, damals Gundobad ermordet zu haben.

Am Hof werden sie durch Ebrachar freundlich aufgenommen. Sie bemerken jedoch, dass es Spannungen gibt. Cleph lässt über die Klosterbrüder kein gutes Wort kommen, bezeichnet sie offen als Diebe. Zur Überraschung von Odo und Lupus stellt sich Fabiolus als ein junger und sehr gutaussehender Mann von etwa 30 Jahren heraus. Beide bemerken rasch, der der Pater durchaus einen starken Einfluss auf Ebrachar hat. Als bei einem gemeinsamen Essen Ebrachar, angeregt durch Rocco, beschließt, demnächst heiraten zu wollen, ist Fabiolus bereit, bei der betroffenen Person, die Witwe eines benachbarten Guts, mit der er vertraut ist, vorzusprechen, will aber als Gegenleistung, dass sie vorher einen Vertrag zu etwas besiegeln, was sie bereits mündlich besprochen hatten: Dass der Klostergemeinschaft im Falle des Tode Ebrechars große Teile des Besitzes übertragen werden. Der Gutsherr will gerade seine Unterschrift darunter setzen, als Odo ihm das Dokument wegzieht und meint, es müsse erst noch geprüft worden, ob es sich bei den betreffenden Gebieten wirklich um ererbten Besitz oder ursprüngliche Lehen des Königs handelt. Daraufhin verlässt Fabiolus verärgert den Ort. Ebrachar ist bestürzt darüber und folgt diesem, verschwindet aber in der Nacht. Nach ihm wird gesucht, ebenso nach dem Dichter aus Roccos Gefolge, der ebenfalls spurlos verschwunden ist. Der Gutsherr wird schließlich im Freien gefunden, der Dichter allerdings erdrosselt in einer Jauchegrube entdeckt.

Lupus bemerkt, dass der gefundene Gürtel des Gundobad, entwendet worden ist. Diese entdeckt er schließlich im Gemach der Witwe des Verstorbenen, der Dichter hatte ihn ihn gegeben, als diese zudringlich wurde, hatte sie ihn umgebracht und anschließend mit der Hilfe von Cleph, der ihr Geliebter ist, aus dem Fenster geworfen und in der Grube verschwinden lassen. Odo glaubt inzwischen, dass ihm Fabiolus bereits einmal begegnet ist und zwar früher in Soissons als Mitglied einer Gruppe fahrenden Volks, die sich als Griechen ausgaben.

Fabiolus taucht schließlich zu Ebrachards großer Freude wieder am Hof auf. Der Pater verkündet, dass er bereit wäre, für Ebrachar bei der Witwe vorzusprechen. Man möchte von Seiten des Klosters seinen Plänen nicht im Wege stehen. Er lässt sich von Lupus den aufgesetzten Vertrag geben, den er vor den Augen aller vernichtet. Kurz darauf kehrt jedoch Odo zurück und berichtet allen Anwesenden, dass bei der gemeinsamen Jagd Ebrachars Sohn Sigiwald ums Leben kam, er sei von einem Versteck heraus durch eine Franziska getötet worden. Odo und die restliche Jagdgesellschaft hätten die Mörder verfolgt, die sich hinter die Mauern des Klosters geflüchtet haben. Odos Forderung, sie im Namen des Königs einzulassen, wurde verwehrt. Auch Rouhfaz aus ihrem Gefolge, der sich wegen starker Zahnschmerzen zum Kloster begeben hat, weiß Unschönes zu berichten: Er bekam dort mit, dass die Mönche offenbar sich Zähne aneignen. Als Sigiwalds Leiche untersucht wird, fällt auf, dass diesem vier Zähne fehlen.

Odo und Lupus beschließen, zum Hof des Grafen Magnulf aufzubrechen, um dort Hilfe zu erhalten, um gegen das Kloster vorzugehen. Odo will von diesem Krieger haben, dieser hat allerdings gerade keine zur Verfügung. Der Graf wird durch den Genuss von Wein Lupus gegenüber redselig und so erfährt der Mönch, dass Abt Agilhelmus plant, die Witwe zu heiraten, was seinen Besitz noch weiter vermehren würde – Fabiolus spielte somit nachweislich ein falsches Spiel, als er Ebrachar hierbei Hilfe anbot. Auch erfährt Lupus, dass der Graf und Agilhelmus oft an griechische Symposien Veranstaltungen abhalten, die mitunter sexuell sehr ausschweifend sind und an denen auch ab und an ein Bischof beteiligt ist. Als Lupus fragt, wie Fabiolus überhaupt zu seiner Priesterweihe gekommen ist, meint der Graf nur, dass er dies wissen, sogar dabei war, darüber aber zu schweigen habe. Als er vom vielen Wein müde auf die Tischplatte fällt, fallen ihm mehrere, erst kürzlich eingesetzte Zähne heraus und er brummt, dass man ihm vom Kloster neue beschaffen soll.

Da sie keine Unterstützung des Grafen erhalten haben und nicht wagen, durch eigenes Handeln die Immunität des Klosters zu verletzen, brechen Odo und Lupus schließlich wieder auf und machen sich zunächst nach Paris, ihrem ursprünglichen Ziel, auf. Nach der Klärung der dortigen Angelegenheit kommen sie auf der Heimreise zur Königspfalz nahe an Ebrachars Sitz vorbei. Zunächst wollen sie weiterziehen, als sie aber auf einen toten Reiter stoßen, der wohl zum in der Nähe befindlichen Anwesen des Rocco wollte. Sie bringen den Toten dorthin und erfahren von Rocco, was sich in ihrer Anwesenheit getan hat: Ebrachar wurde, weil er krank ist, von den Mönchen in ihr Kloster gebracht, de facto gehört sein Gut nun den Mönchen, die dort ein- und ausgehen. Sie haben auch Ingunde zum Kloster gebracht. Einige Personen, angeführt von Cleph und Roccos Sohn, sind aufgebrochen, um diese zu befreien.

Odo und Lupus wollen in das Kloster eindringen, indem sie sich als adeliger Rompilger und dessen Beichtvater ausgeben, die hier eine Rast einlegen wollen. Sie finden heraus, dass sich unter den Mönchen eine Gruppe von acht Personen befindet, welche die dortige Infirmerie als Zentrale für ihre Betrügereien nutzen. Odo wird wegen seiner adeligen Herkunft zum Abt gebracht, Lupus kann durch Bestechung bewirken, dass man ihn zu Ebrachar bringt. Er bemerkt, wie Fabiolus, dessen Gesicht durch einen Kampf verunstaltet worden ist, diesem einen Schierlingsbecher bringt, woraufhin Lupus eingreift und ihn vor dem Tod rettet. Als sie ihn überwältigen und zum Abt bringen, werden sie von den Männern Roccos überrascht, die in der Kloster eingedrungen sind. Von den Verbrechern werden jedoch nur sieben erwischt, Fabiolus bleibt verschwunden. Roccos Männer berichten, dass er ihnen geholfen hat, in das Kloster zu gelangen, danach aber nicht mehr gesehen wurde. Ebenso ist der Abt spurlos verschwunden.

Sie verlassen das Gebiet des Klosters und hängen die für schuldig erklärten Verbrecher schließlich an einem Baum auf, bevor sie die Heimreise antreten. Zwischen Odo und Lupus herrscht während dieser eine angespannte Stimmung, weil Odo eine große Kleiderkiste des Abts mitführen lässt, was er als persönliche Bereicherung und rufschädigend für sie als Königsboten betrachtet. Als sie kurz vor der Pfalz eine brüchig aussehende Brücke überqueren wollen, schlägt Lupus vor, dass der Wagen mit der Kiste zunächst versuchen sollen, darüber zu gelangen – sozusagen ein Gottesurteil. Odo ist zunächst nicht begeistert davon, lässt sich schließlich aber darauf ein. Die Brücke hält nicht stand und der Wagen stürzt samt der Kiste in die Tiefe. Odo offenbart nun, dass sich darin der Abt befunden hat, der somit gerichtet worden ist.

Den Winter verbringen Odo und Lupus in der Pfalz, wo Lupus sich wieder als Schreiber betätigt, im Frühling wollen sie dann weiterreisen.

Rezeption Bearbeiten

Im österreichischen Magazin Bibliotheksnachrichten schrieb Senta Kapoun: „Die herrschenden wüsten Sitten hier wie dort wollen mittelalterliche Zustände interpretieren, die mit Rücksicht auf das Genre Kriminalroman besonders korrupt und hemmlungslos verlaufen. – Wer historisierende Unterhaltungsliteratur mag, wird seinen Spaß an dieser eher derben Geschichte haben.“[1]

Im Bayerischen Sonntagsblatt hieß es im Mai 1996 über den Roman: „Mittelalterliche Krimis, in denen nicht zuletzt Ordensleute positiv besetzte Hauptrollen spielen, sind derzeit ‚in‘“, die Werke Robert Gordians seien dabei typische „Vertreter dieser Welle“. Aufgrund heutiger Lesegewohnheiten hätte der Autor allerdings Rücksicht auf seine Leser nehmen und habe „das Leben der beiden etwas verweltlicht. Dennoch eine vergnügliche Lektüre.“[2]

In Der Heimatpfleger äußerte sich Hartmut Wager im August 1996, wie bereits bei den beiden Vorgängern, auch über den dritten Band der Reihe positiv: „Auch der dritte Band ist wegen seines handlichen Formats und der ansprechenden Typographie, aber noch mehr wegen seiner spannenden Geschichte, die zugleich in verdaulicher Dosierung die gesellschaftlichen Strukturen und Zusammenhänge der mittelalterlichen Gesellschaft und Politik vermittelt, sehr zu empfehlen.“[3]

Die Geschichtszeitschrift Geschichte mit Pfiff urteilte im Dezember 1998 zu den fünf bisher erschienenen Bänden der Reihe, dass die Lösung der Fälle durch die Protagonisten unkoventionell sei und „der Autor, Robert Gordian, öffnet den Blick in die Welt des Frühmittelalters auf unterhaltsam-informative Weise.“[4]

Ausgaben Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Eva Rünker: Konstruktionen christlichen Lebens im populären Frühmittelalter-Roman. Eine Untersuchung zum Verhältnis von Geschichte und Gegenwart, Vandenhoeck & Rupprecht, Göttingen 2020.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bibliotheksnachrichten 4 (1996).
  2. Bayerisches Sonntagsblatt, Nr. 21, 26. Mai 1996.
  3. Hartmut Wager: Pater Diabolus, in: Der Heimatpfleger, August 1996.
  4. Geschichte mit Pfiff, Dezember 1998.