Stella Geppert (* 1967 in Gustedt) ist eine deutsche bildende Künstlerin. Sie arbeitet medienübergreifend in den Bereichen Bildhauerei, Choreografie, Installation, Performance, Zeichnung und Video.

Nach einem Gaststudium 1986/87 an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris absolvierte sie die Ausbildung zur Stein- und Holzbildhauerin in Laas und St. Jakob (Südtirol). Ab 1993 studierte sie Bildhauerei bei Michael Schoenholtz und Kunst auf Lehramt an der Universität der Künste Berlin (UdK). Ihr Studium beeinflussten Tanz- und Gesangspraktiken sowie Interventionen im öffentlichen Raum.

Ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit ging Stella Geppert seit dem Studium zunächst an der UdK, später an der Technischen Universität Berlin, der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und seit 2010 als Professorin für bildhauerische und performative Praxis an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (BURG) nach. Sie lebt und arbeitet in Berlin und Halle (Saale).

Stella Gepperts Arbeiten beruhen auf Bewegungen, Berührungen und körperlichen Zuständen in kommunikativen Situationen. Performativ und skulptural wird die Bezogenheit des Körpers zu anderen Lebewesen, Substanzen und zum Raum erforscht. Geppert betrachtet den Körper als permanent kommunizierende "Membran", der deshalb fragil und verletzlich, aber auch fähig ist, sich in andere Entitäten sensuell hineinzuversetzen. Bewegungsanalysen, das Gehen als Forschung und zeichnerische Bewegungsnotationen sind Grundlagen ihrer Arbeit, die 2002 im öffentlichen Raum ihren Anfang fand. Arbeiten wie [1] Parasitäre Verhältnisse und Dialoge (2002) und [2] Augenblicksverknüpfung (2018) untersuchen die Beschaffenheit sozialer Räume, um intersubjektive Bezogenheiten, kommunikative und demokratische Dynamiken innerhalb öffentlicher Räume herauszukristallisieren.

"Es ist ein kollektiver Schaffensprozess, in dem Wahrnehmen und Wahrgenommenwerden sich einander sowohl bedingen als auch durchdringen. Zwischenmenschliche Beziehungen und soziale Räume werden auf andere als gewohnte Weise sichtbar und vor allem fühlbar. Die allmähliche »Abtretung« der künstlerischen »Handarbeit« an technische Instrumente und Aufzeichnungsgeräte wird gleichsam körperlich wieder eingeholt."

Ludwig Seyfahrt: Eine Kommunikations-Bildhauerin[3]

In ihrem weiteren Schaffen erweitert Geppert die Untersuchung kommunikativer Vorgänge auf Verbindungspotentiale des Menschen innerhalb des Beziehungssystems, das ihn mit anderen Akteuren wie Tier- und Pflanzenwelten, Material und Architektur organisch verbindet. Geppert betont dabei die Relevanz der anatomischen, zell- und neurobiologischen Konstitution des Menschen. In der partizipativen Performance [4] COMMUNICATION CAPTURES (2019) werden die nonverbale und die sprachliche Bedeutungsebene von Kopfbewegungen erforscht. Das Medium Zeichnung ist wie in vielen ihrer Arbeiten zentrales Element, indem es als skulpturaler Abdruck der performativen Interaktion eingesetzt wird. Eigens entwickelte Körperorthesen erweitern die mechanischen Möglichkeiten des Körpers und lösen energetische Zustände aus, wie im[5] INSIDE T-Zyklus (2020/22), in dem Geppert im Körper gefangenen Traumata nachspürt.

"Stella Gepperts Hierogylphendecke lässt also konstellativ etwas sichtbar werden, das nicht benennbar ist und doch von Sozialität durchdrungen ist. In der Arbeit entstehen Dinge von selbst, aus einer Gestimmtheit, aus Berührungen, einem Affekt heraus. In ihrer Studie Politics of Touch beschreibt die Philosophin Erin Manning Affekt als Berührung (…)"

Maren Butte: Bewegungskonstellationen – Ten Scores for a Sculpture als choreografische Skulptur[6]

Auch körperliche Kommunikationsformen wie das Gähnen, Schlafen, Lachen oder Weinen sind Gepperts künstlerisches Material[7]. In ihrer Performance [8] LA MODULATION SISMOGRAPHIQUE (2023) nutzt sie Atem- und Klangtechniken, um eine organbezogene Kommunikation zu initiieren. [9] NoTTB-c Notations of Touch Through Breathing (collectively) (2023) wandelt Atemzüge und daraus entstehende Berührungen in zeichnerische Notationen.

"Grundsätzlich möchte sie das Bewusstsein für eine nicht vom Auge bestimmte, oben und unten eingefasste Wahrnehmung verstärken und andere räumliche Beziehungen spürbar machen: »Mit der Nasenspitze modellieren, an den Hinterkopf denken.« Und letztlich nähert sich eine Kommunikationsbildhauerin auch Fragen, die das gesellschaftliche Ganze betreffen: Wie werden kollektive Räume sichtbar? Wie ist ein demokratischer Prozess ästhetisch darstellbar?"

Ludwig Seyfahrt: Eine Kommunikations-Bildhauerin[10]

Auszeichnungen

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Von 1995 bis 1999 wurde sie studienbegleitend durch das Stipendium für Hochbegabte des Evangelischen Studienwerks Villigst gefördert. 1999 bis 2001 erhielt sie das Nachwuchsförderung-Stipendium (NaFöG), verbunden mit einem Arbeitsaufenthalt in New York und Tokio. 2001 war Geppert Preisträgerin des Wettbewerbs für Kunst im öffentlichen Raum Alexanderplatz U2 der Neue Gesellschaft für bildende Kunst Berlin (nGbK)[11]. Weitere Auszeichnungen und Stipendien der[12] Barkenhoff-Stiftung[13] Worpswede 2007, der Stiftung Kunstfonds 2010, des Künstlerdorfs Schöppingen 2011, des Danish Art Workshop Kopenhagen 2018/19, des Berliner Kollektivs FLUTGRABEN PERFORMANCES 2020, Recherchestipendien des DANSCENTRUM SYD in Malmö und des Deutschen Studienzentrums in Venedig 2013[14] sowie das Stipendium [15] Neustart Kultur der Stiftung Kunstfonds für ihr kuratorisches Projekt [16] Routes Of Empathy] 2021 förderten ihre künstlerische Arbeit.

Ausstellungen (Auswahl)

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Performances (Auswahl)

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Monographien

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Artikel (Auswahl)

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Interviews (Auswahl)

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Veröffentlichungen im Rahmen der Lehrtätigkeit (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. https://www.zfl-berlin.org/veranstaltungen-detail/items/parasitaere-verhaeltnisse.html
  2. http://www.stella-geppert.de/works/augenblicksverknpfung---punkt-der-emotionalen-dichte-linking-moments---emotional-point-of-density
  3. Ludwig Seyfahrt: Eine Kommunikations-Bildhauerin. In: Stella Geppert: Scores and Sculptures, Distanzverlag 2019, S. 41-42.
  4. https://denfrie.dk/en/exhibition/close-encounters-vol-2/
  5. http://www.stella-geppert.de/works/insidet-learning-from-the-body-1
  6. Maren Butte: Bewegungskonstellationen – Ten Scores for a Sculpture als choreografische Skulptur. In: Stella Geppert: Scores and Sculptures, Distanzverlag, Berlin 2019, S. 85.
  7. Maren Butte: Bewegungskonstellationen … Ten Scores for a Sculpture als choreografische Skulptur. In: Stella Geppert: Scores and Sculptures, Distanzverlag, Berlin 2019, S. 80.
  8. http://www.stella-geppert.de/works/la-modulation-sismographique
  9. http://www.stella-geppert.de/works/nottb-c-notations-of-touch-through-breathing-collectively
  10. Ludwig Seyfahrt: Eine Kommunikations-Bildhauerin. In: Stella Geppert: Scores and Sculptures, Distanzverlag, Berlin 2019, S.51.
  11. (Kunst im Untergrund) Alexanderplatz U2, 2001-03 (2001) – nGbK-Archiv. Abgerufen am 18. November 2023.
  12. https://www.kulturpreise.de/web/preise_info.php?preisd_id=2235
  13. https://www.worpswede-museen.de/barkenhoff/barkenhoff-stiftung.html
  14. Stella Geppert. In: Deutsches Studienzentrum in Venedig. Abgerufen am 18. November 2023 (deutsch).
  15. https://www.kunstfonds.de/neustart-kultur/aufgaben
  16. https://frontviews.de/exhibition.php?exhibition_id=92