Signatur von Hugo Kreyssig

Adelbert Emil Hugo Kreyssig (geboren am 9. Januar 1873 in Coburg; gestorben am 30. Mai 1933 in München) war ein deutscher Landschaftsmaler, der dem Impressionismus zugerechnet wird. Der Meisterschüler von Friedrich Preller beteiligte sich an verschiedenen Kunstausstellungen, vor allem mit stark farbigen, leuchtenden Herbstwaldbildern. Kreyssig zog es zum Malen häufig in die freie Natur, vor allem in die Hochmoorlandschaften und Wälder zwischen dem Starnberger See und Bad Tölz. Daneben fertigte er aber auch Veduten von München und anderen Städten in ganz Europa. Kreyssigs Arbeiten wurden von Kritikern unterschiedlich beurteilt.

Leben Bearbeiten

Adelbert Emil Hugo Kreyssig kam am 9. Januar 1873 als Sohn des Lehrers Johann Wilhelm Kreyßig und seiner Frau Johanne Marie, geborene Bischoff,[1] in Coburg zur Welt.[2] Weitere Geschwister starben im Kindbett.[3] Nach dem Besuch der Ober-Realschule in Coburg[4] und einer Ausbildung zum Theatermaler stellte der noch junge Künstler 1892 in Coburg sein Erstlingswerk vor, namentlich das Ölbild „Der Wilde Kaiser“, ein Alpenmotiv.[5]

Von 1894 bis 1898 studierte Kreyssig an der Königlichen Akademie der Künste zu Dresden[6] unter anderem als Meisterschüler bei Friedrich Preller,[7] einem renommierten Landschaftsmaler. Er erhielt für seine dort ausgestellten Arbeiten 1896 die kleine silberne Medaille des Sächsischen Kunstvereins,[8] im Jahr darauf die große.[4] Schon während der akademischen Ausbildung hatte der „Landschafter“[9] Studienreisen in den Böhmerwald, nach Mecklenburg und an die Ostsee unternommen.[8] In den Folgejahren unternahm er weitere nach Rom, Florenz, Paris und Kopenhagen.[4]

Im Jahr 1898[10] ließ sich Kreyssig in München als freischaffender Kunstmaler nieder. Er schloss sich dort um die Jahrhundertwende verschiedenen Vereinigungen wie der Münchner Künstlergenossenschaft und dem Kunstverein an. Auch war der Maler Mitglied im Künstlerbund München[4] und in der Vereinigung Sächsischer Künstler, den Münchner Sachsen.[11] 1904 gehörte Kreyssig neben anderen bekannten Malern wie beispielsweise Rudolf Köselitz zu den Gründern des Vereins der Münchner Aquarellisten, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, der in München „nicht sehr gepflegten Aquarellmalerei“ größere Beachtung zu verschaffen.[12] Darüber hinaus interessierte sich der vielseitige Künstler auch für die Insektenkunde, wie seine Mitgliedschaft in der Münchner Entomologischen Gesellschaft bezeugt.[13]

11. September 1916 Heirat Marie Kreuzeder aus Neustadt an der Donau. Die Eheblieb kinderlos.

Hugo Kreyssig starb am 30. Mai 1933 im Alter von 60 Jahren.


Werk Bearbeiten

 
Beispiel für Kreyssigs pastosen Farbauftrag mit dem Spachtel (Detail Ölbild)

Kreyssig zog es zum Malen häufig in die freie Natur, vor allem in die Hochmoorlandschaften und Wälder zwischen dem Starnberger See und Bad Tölz. Daneben fertigte er aber auch Veduten von München und anderen Städten in ganz Europa. Viele seiner Werke haben Herbst-, Abend- und Gewitterstimmungen zum Thema. Die dem Stil des Impressionismus zuzurechnenden Bilder sind durch einen spezifischen, stark kontrastierenden Kolorismus geprägt. Kreyssigs in Öltechnik ausgeführten Werke fallen dabei häufig durch ihre teils grellen und mit einem Spachtel pastos aufgetragenen Farben auf.[6]

Während seiner Schaffenszeit in München beschickte Kreyssig viele Kunstausstellungen im Deutschen Reich.[6] Nennenswert sind seine wiederholten Teilnahmen an den Schauen im Münchner Glaspalast, die erste 1902[14] und die letzte 1931, als das gesamte Gebäude bei einem Brand zerstört wurde.[15] Darüber hinaus stellte der Künstler seine Arbeiten auch außerhalb deutscher Grenzen vor, beispielsweise 1910 in Wien[16], 1924 auf der vierten „International Water Color Show“ in Chicago.[17] und 1930 in Budapest.[18]

Neben Gemälden schuf Kreyssig Gebrauchskunst wie Bilderrahmen,[19] Buchmarken (Exlibris)[20] und Entwürfe für Standuhren.[21] Hinzu kommen Buch- und Zeitungsillustrationen, beispielsweise in der Deutschen Alpenzeitung, deren Mitarbeiter er war.[20] Dekorative Ausgestaltungen von Räumlichkeiten in Kriegsschiffen wie der SMS Prinzregent Luitpold[22] und der SMS München[23] zählten ebenso zum malerischen Repertoire Kreyssigs.

Gemälde und Zeichnungen von Hugo Kreyssig

Rezeption Bearbeiten

Hugo Kreyssigs Arbeiten wurden von seinen Zeitgenossen unterschiedlich beurteilt. Im Mittelpunkt der Kritiken standen häufig die kräftigen und pastos aufgetragenen Farben des „Münchner Kollektivisten“, wie die Allgemeine Zeitung ihn 1904 nannte.[24]

Die Kölnische Zeitung schrieb, dass Kreyssig eine „ganz andere Art der malerischen Anschauung“ bekunde. „Die Farbigkeit des Herbstes“ sei der Gegenstand,[25] wobei nach Georg Galland, einem Kunsthistoriker und Herausgeber der Zeitschrift Die Kunst-Halle, die „üppigen Tinten des Herbstes“ in Kreyssig einen „begeisterten Farbendichter“ gefunden haben.[26] Er flechte „gleichsam mit einzelnen Pinselstrichen die Farbe zu dem gewollten Eindruck zusammen“ und erreiche hierdurch „eine starke Leuchtkraft, die von einer angenehmen Buntheit des Sujets unterstützt wird“, wodurch seine Bilder lange im Beschauer nachklängen, merkte der General-Anzeiger der Stadt Mannheim und Umgebung an.[27]

Eine Einschätzung aus dem Aachener Anzeiger billigte lediglich einigen der kleinformatigen Bildern zu, dass die „Frische und Kraft der Farben und des Lichts“ sehr erfreulich wirke. Größere Formate hingegen seien „schreiend in der Farbe“, könnten den „Raumeindruck nicht mehr bewältigen“ und „den Dingen nicht mehr ihre Konsistenz bewahren“.[28] Die Münchner Neuesten Nachrichten meinten weiterhin, dass die „gewagte“ und „exaltierte“ Farbigkeit der Bilder von Kreyssig zu „starr“ sei.[29] Die Zeitschrift Die Kunst für alle bemängelte die „metallische Härte“ der Farben, die die „versöhnliche Tonlichkeit“ vermissen lasse.[9] Der Maler scheine nach Meinung des Zeitschrift Die christliche Kunst „die Koloristik als Selbstzweck zu betreiben“.[30] Ein „harmonischer abgewogenes Kolorit“ sei ihm zu wünschen und auch eine weniger „schwere Vortragsweise“, ergänzte der Kunstkritiker der Münchner Neuesten Nachrichten.[31] Neben Meistern ihres Fachs wirke Kreyssig nach Ansicht des Aachener Anzeigers „roh“ und „dilettantisch“.[32] Er habe „eine harte, ungefällige und nervöse Hand“, aber er besitze auch „Mut und Wahrhaftigkeit“, und immerhin gehe der Künstler von „wirklichen optischen Erlebnissen“ aus. Die „Rücksichtslosigkeit“, mit der er seine Eindrücke ausspreche, sei eine „sehr löbliche, mindestens hoffnungsvolle Eigenschaft“ konstatierten die Münchner Neuesten Nachrichten weiter.[29]

Esswein hält die ... Vortragsweise dagegen den Umständen des schnellen Malens, um den Augenblick einzufangen, geschuldet ...

Kreyssig gehe mehr „auf optische Wirkungen“ als andere Künstler und wolle von den „farbigen Erscheinungen des grellen Sonnenlichtes so viel als nur möglich auf die Leinwand bringen“, so die Münchner Neuesten Nachrichten in der späteren Schaffensphase im Jahr 1924.[33] Anlässlich einer Sonderschau von Kreyssigs Bildern im Jahre 1931 berichtete die Zeitung weiter, dass der Künstler eine „große Freude zur Farbe, ihrer Kraft wie ihrer Menge“ habe. „Stofflich“ seien seine Werke „wieder eine Ernte innigen Heimaterlebens südlich wie nördlich der Donau“ in deren „intimen, räumlich geschlossenen“ Natur- und Siedlungsausschnitten „Sonne und Farbe eng umzirkt zum festlichen Spiele werden.“[34]

Postum bescheinigten die Dresdner Nachrichten Kreyssig eine „geachtete Stellung“ unter den Landschaftsmalern[7] und man widmete ihm beispielsweise in München[35] und Dortmund eine Gedächtnisausstellung:

„Eine reichhaltige Auswahl von Bildern des verstorbenen Münchener Malers Hugo Kreyssig gewährt im Kunsthause Utermann Einblick in das früh abgeschlossene Schaffen eines Landschaftsmalers von eigenartigem und wertbeständigem künstlerischen Gepräge. Aus der Fülle der zur Schau gestellten Bilder sind vor allem diejenigen von nachhaltiger Eindruckskraft, in denen sich Kreyssig als Maler des deutschen Waldes bewährt. Hier hat er jene unwägbaren Stimmungswerte eingefangen, deren wir auf weiten Waldspaziergängen oft genug teilhaftig wurden. Es raunt und rauscht uns entgegen von diesen Gemälden, das flirrende Ineinander saftgrünen oder herbstbraunen Laubes hat jene absolut naturgetreue künstlerische Gestaltung gefunden, die beim Beschauer Erinnerungen wachruft und Sehnsucht erweckt. Geschulter Blick für die besonderen Schönheitswerte süddeutschen Landes ließ Kreyssig zahlreiche dankbare Motive aufspüren, an denen seine weitgespannte Gestaltungsfantasie immer neue Nahrung finden konnte. Seen, Berge, Burgen, altes Stadtgemäuer, verschiegen romantische Dörfer im Hochgebirge: über allem liegt der Abglanz einer freundlichen und freudigen, lebensbejahenden Weltbetrachtung; Bekenntnisse eines Malers, der die Schönheit in der deutschen Landschaft suchte und fand.“

Ernst August Schneider: Dortmunder Zeitung (31. August 1936)[36]

Die Rezeption in der Gegenwart beschränkt sich auf vergleichsweise kurze Einträge in Kunstlexika und gelegentliche Ausstellungen.[37][38] Ein fachlich fundierter kunsthistorischer Diskurs fand bislang nicht statt. Einige Gemälde von Kreyssig befinden sich in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen („Der Starnberger See“) und der Städtischen Galerie im Lenbachhaus („Kiefern am Waldweiher“).[6]

Literatur Bearbeiten


Anmerkungen Bearbeiten

  1. Auszug aus den Kirchenregistern. In: Regierungs- und Intelligenzblatt für das Herzogthum Coburg, 2. Juli 1864, S. 2108.
  2. Auszug aus den Kirchenregistern. In: Regierungs-Blatt für das Herzogthum Coburg, 1873, S. 132.
  3. - 1865 Kind gestorben https://www.google.de/books/edition/Regierungs_Blatt_f%C3%BCr_das_Herzogtum_Cobu/G_5FAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1 und 1878 Bruder Friedrich Ernst Waldemar getauft https://www.google.de/books/edition/Regierungs_Blatt_f%C3%BCr_das_Herzogtum_Cobu/qsJELSK8uMsC?hl=de&gbpv=1 kurz darauf gestorben https://www.google.de/books/edition/Regierungs_Blatt_f%C3%BCr_das_Herzogtum_Cobu/qsJELSK8uMsC?hl=de&gbpv=1&dq=Friedrich+Ernst+Waldemar+kreyssig&pg=PA879&printsec=frontcover Hans Wilhelm 1869 16 Wochen https://www.google.de/books/edition/Regierungs_Blatt_f%C3%BCr_das_Herzogtum_Cobu/XPlFAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Coburg+kreyssig&pg=RA49-PA435&printsec=frontcover
  4. a b c d Degeners Wer ist's? Hrsg. Herrmann A. L. Degener, X. Ausgabe, Verlag Herrmann Degener, Berlin, 1935, S. 889.
  5. Ausgestellt. In: Coburger Zeitung, 6. April 1892, S. 2.
  6. a b c d Horst Ludwig: Münchner Maler im 19. Jahrhundert / 5 (Geburtsjahrgänge 1871–1900); Achmann – Kursell. Bruckmann, München 1993, S. 513 f.
  7. a b Kunstmaler Hugo Kreyßig gestorben. In: Dresdner Nachrichten, Abendausgabe, 10. Juli 1933, S. 2 f.
  8. a b Auszeichnung. In: Coburger Zeitung, 8. November 1896, S. 2.
  9. a b Von Ausstellungen. In: Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur, 25. Jahrgang, 1910, S. 474.
  10. Kunst und Wissenschaft. In: Dresdner Nachrichten, 4. September 1898, S. 4.
  11. Personal- und Atelier-Nachrichten. In: Die Kunst, Verlagsanstalt F. Bruckmann, München, 7. Band, 1903, S. 388 und Vermischtes. In: Kunst-Chronik, Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, 14. Jahrgang, 1903, S. 390.
  12. Vermischtes. In: Die Kunst, Verlagsanstalt F. Bruckmann, 9. Band, München, 1904, S. 460.
  13. Mitgliederverzeichnis. In: Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft, 14. Jahrgang, 30. Mai 1923, S. 4.
  14. Kreyssig ist erstmals im Ausstellungskatalog von 1902 verzeichnet
  15. Siehe Eintrag im Ausstellungskatalog von 1931
  16. Wien. In: Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur, 25. Jahrgang, 1910, S. 264.
  17. Chicago. In: The Art News, 29. März 1924, S. 11.
  18. X
  19. Die Kleinkunst im Kunstvereine zu Dresden. In: Kunst und Handwerk, Hrsg. Bayerischer Kunstgewerbeverein, Verlag von R. Oldenbourg, 47. Jahrgang, München, 1898, S. 249.
  20. a b Verschiedenes. In: Zeitschrift für Bücherzeichen-, Bibliothekenkunde u. Gelehrtengeschichte, 13. Jahrgang, 1903, S. 84.
  21. Moderne Standuhren. In: Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst, Verlag von Wilhelm Knapp, 28. Jahrgang, Halle, 1903, S. 335.
  22. Münchner Kunst auf einem Schlachtschiffe. In: Münchner Neueste Nachrichten, 12. Januar 1913, S. 13.
  23. Dampfer München in Flammen. In: Münchner Neueste Nachrichten, 12. Februar 1930, S. 1.
  24. Feuilleton. In: Allgemeine Zeitung, München, Vorabendblatt, 11. Februar 1904, S. 1.
  25. Bildende Kunst in Köln. In: Kölnische Zeitung, 16. September 1910, S. 5.
  26. Georg Galland: Münchener Brief. In: Die Kunst-Halle: Zeitschrift für Kunst und Kunstgewerbe, Nummer 14, 8. Jahrgang, 15. April 1903, S. 216.
  27. Mannheimer Kunstverein. In: General-Anzeiger der Stadt Mannheim und Umgebung, 3. Dezember 1910, S. 2.
  28. Aus dem städtischen Suermondt-Museum. In: Aachener Anzeiger, 16. Oktober 1910, S. 3.
  29. a b Kunstchronik - Kunstverein. In: Münchner Neueste Nachrichten, Morgenblatt, 28. August 1907, S. 3.
  30. H. Schmidkunz: Berliner Kunstbrief. In: Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben, 2. Jahrgang, 1906, S. 99.
  31. Kunstchronik - Kunstverein. In: Münchner Neueste Nachrichten, 21. Mai 1909, S. 3.
  32. Aus dem städtischen Suermondt-Museum. In: Aachener Anzeiger, 16. Oktober 1910, S. 3.
  33. Glaspalast 1924 - Münchner Künstlergenossenschaft. In: Münchner Neueste Nachrichten, 21. Juli 1924, S. 1.
  34. Kollektion Hugo Kreyssig. In: Münchner Neueste Nachrichten, 21. April 1931, S. 4.
  35. Kleine Ausstellungsnotizen. Die Weltkunst, 8. Jahrgang, 4. November 1934, S. 4.
  36. Ernst August Schneider: Deutsche Landschaften. In: Dortmunder Zeitung, Morgenausgabe, 31. August 1936, S. 7.
  37. Auch in Neumarkt gemalt. Neumarktonline.de, 17. April 2008, abgerufen am 1. März 2023.
  38. Künstler-Wanderungen durchs Land am Unteren Inn. Landesmuseum.at, abgerufen am 1. März 2023.