Benutzer:Nicolai P./Flucht aus der DDR über die Ostsee

Ostsee-Grenzturm Kühlungsborn, Typ BT-11

Ostsee-Grenzturm Börgerende

Mit diesem Boot gelang einer Familie mit zwei Kindern die Flucht über die Ostsee

Flucht aus der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR

An der Ostseeküste war der gesamte Strandbereich an der Lübecker Bucht von der Grenze an der Halbinsel Priwall bis kurz vor Boltenhagen streng bewachtes Sperrgebiet. Auch der restliche Abschnitt der DDR-Ostseeküste wurde wegen der Nähe zur Bundesrepublik, Dänemark und Schweden von der 6. Grenzbrigade Küste der Volksmarine bewacht. Das Befahren des Meeres, ausgenommen der inneren Boddengewässer, mit Sportbooten war nur einem ausgewählten Personenkreis mit Sondergenehmigung (PM 18, PM 19) gestattet.


Der dänische Historiker Jesper Clemmensen hat ermittelt, dass vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 circa 6000 Menschen die Flucht über die Ostsee nach Dänemark versuchten. Geglückt sei es aber nur ungefähr tausend von ihnen, während fast 200 Menschen beim Fluchtversuch ertranken.[1] Grenzbrigade Küste der Grenztruppen der DDR

Freiwillige Helfer der Grenztruppen wurden an der Grenze der Ostseeküste eingesetzt.

Volksmarine#Fluchtversuche

Bekannte Flüchtlinge Bearbeiten

Einer der bekanntesten Flüchtlinge war Peter Döbler, er durchschwamm im Juli 1971von Kühlungsborn aus die Ostsee und erreichte nach etwa 25 Stunden die 48 km entfernte Insel Fehmarn.

Der Romanautor und Journalist George Tenner floh im Oktober 1966 gemeinsam mit seiner Frau und einem Freund in einem Schlauchboot von Ahrenshoop zum Feuerschiff Gedser.

Bernd Böttger erfand für die Flucht den Aqua-Scooter. Ein erster Fluchtversuch mit dieser Schwimmhilfe von Boltenhagen aus scheiterte im Jahr 1967, weil sein Vorhaben von einem Bekannten Böttgers im Vorfeld an die Staatssicherheit verraten wurde. Am Abend der beabsichtigten Flucht wurde er deshalb am Strand bereits von DDR-Grenzsoldaten erwartet und verhaftet. Nach acht Monaten Gefängnis baute er sich 1968 einen neuen Aqua-Scooter, der in einigen Details verbessert und auch leiser war, und unternahm einen zweiten, diesmal erfolgreichen, Fluchtversuch. Seine Erfindung wurde anschließend in Zusammenarbeit mit den Pinneberger Ilo-Motorenwerken zur Serienreife weiterentwickelt und über Jahre hinweg verkauft.

Der ehemalige DDR-Meister über 400 Meter Freistilschwimmen, Axel Mitbauer floh aus der DDR, indem er 22 km von Boltenhagen nach Lübeck durch die Ostsee in die Bundesrepublik schwamm.[2] Anfang August 1969 fuhr Mitbauer an die Ostsee. Um die mitreisenden Stasi-Begleiter abzuschütteln, sprang er bei Schwerin aus dem fahrenden Zug und zeltete unangemeldet auf einem Campingplatz. Am 17. August 1969 gegen 21 Uhr abends stieg er bei Boltenhagen – dem westlichsten Badeort der DDR – in die Ostsee. Ohne Orts- und Wetterkenntnis schwamm er 22 km in Richtung Westen wobei er sich an den Sternen orientierte. Gegen 24 Uhr erreichte er die Leuchtboje 2a in der Lübecker Bucht, bei der er bis zum Morgen ausharrte. Um 7:14 Uhr entdeckte ihn der Kapitän der Passagierfähre „Nordland“ und nahm ihn an Bord. Die Geschichte seiner Flucht verkaufte er für 10.000 DM an die Zeitschrift Stern. Seine in der DDR verbliebene Mutter verlor ihren Arbeitsplatz, weil sie sich weigerte zu unterschreiben, nie einen Sohn gehabt zu haben. Sie durfte sechs Jahre nach seiner Flucht aus der DDR ausreisen. Nach seiner erfolgreichen Flucht verschärfte das MfS die Überwachung der Spitzensportler, um künftige Fluchten bereits im Vorfeld zu vermeiden. Die Biologin und Reiseschriftstellerin Carmen Rohrbach wurde bei ihrer Flucht aus der DDR über die Ostsee aufgegriffen und musste zwei Jahre ins Gefängnis. Sie wurde 1976 freigekauft und aus der DDR verwiesen.

Klaus Müller floh in der Nacht vom 7. zum 8. Juni 1988 mit einem Segelboot von der Insel Hiddensee nach Gedser in Dänemark.[3] Nach acht Monaten kehrte er freiwillig in die DDR zurück. Friedrich Christian Delius verarbeitete die Geschichte 1995 zu seinem Buch Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus.

Künstlerische Rezeption Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus von Friedrich Christian Delius


Kruso von Lutz Seiler

Film Bearbeiten

Grenze (2008)

Barbara (2012)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. „Es ging nur noch ums Sterben“. Republikflucht. Fluchtweg Ostsee. Die Geschichte der Familie Sender, Rezension von Jamal Tuschick in Der Freitag vom 2. Dezember 2014, abgerufen am 26. Januar 2018.
  2. Der Freischwimmer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung.
  3. Klaus Müller: Sehnsucht nach Syrakus. Müller-Gompitz auf der Insel. In: Andreas H. Apelt, Cornelia Klauss (Hrsg.): Hiddensee – die Insel der Anderen. Geschichten von Zeitzeugen. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2012, ISBN 978-3-89812-876-6, S. 132–151.

Weblinks Bearbeiten