Eintrittskarte zur Reichsgartenschau 1936

Die Reichsgartenschau Dresden, 1. Reichsausstellung des deutschen Gartenbaues, war eine Gartenbauausstellung, die vom 24. April bis zum 11. Oktober 1936 in Dresden stattfand. Sie wurde im Städtischen Ausstellungsgelände, im Westteil des Großen Gartens und auf einem durch die Lennéstraße abgetrennten Freigelände durchgeführt. Im Verlauf der Reichsgartenschau zählte man 3,24 Millionen Besucher.

Ziele Bearbeiten

Die Reichsgartenschau 1936 lag mit ihrem Veranstaltungsjahr im Traditionszyklus bedeutender Dresdner Gartenbauausstellungen, der sich über mehrere Jahrzehnte erstreckte und auf diesem Sektor große überregionale Bekanntheit für Dresden erzeugte. Die Vorläuferveranstaltungen unter überwiegend internationaler Beteiligung waren die in Dresden ausgerichteten Gartenbauausstellungen von 1887, 1896, 1907 und 1926.

Die Erwartungen an die erste Reichsgartenschau wurden unterschiedlich beschrieben. Dazu gab es fachlich und ideologisch geprägte Aussagen.

Nach Wilhelm Ebert vom Reichsnährstand bestand das Ziel der Reichsgartenschau in einer „Leistungsschau“, die „einen Einblick in die Werkstatt und Arbeit des Gartenbauers“ gibt.[1]

Der Schöpfer des Generalplanes Stadtgartendirektor Heinrich Balke beschreibt die Rolle der Reichsgartenschau als eine Bestätigung dafür, dass Dresden „die Gartenstadt Deutschlands“ im „neuen Staat“ ist und sah sie als „Mittelpunkt deutscher Gartenbaukunst“. Insbesondere sollte die Ausstellung der Förderung des Erwerbsgartenbaus in „Groß-Dresden“ dienen.[2]

Veranstalter und Organisationsstruktur Bearbeiten

Die Reichsgartenschau wurde von der Stadt Dresden und dem Reichsnährstand zusammen vorbereitet und durchgeführt.

Ihre Gesamtleitung lag in den Händen von Dr. Schumann, dem Direktor des Verkehrs- und Ausstellungsamtes der Stadt Dresden. Darin zeigte sich die Kontinuität der über viele Jahre betriebenen Dresdner Ausstellungspolitik, wofür seit Anfang der 1920er Jahre ein eigenes Ausstellungsamt zur Verfügung stand.

Für den Entwurf des gartenkünstlerische und fachliche Organisation war Heinrich Balke verantwortlich. Von ihm stammt der Generalplan mit der Gliederung aller Teilbereiche und ihre Anordnung zueinander. Von Balke stammten Entwürfe für einige Einzelobjekte. Diese Aufgabe begründete sich aus der Zuständigkeit seiner Stellung als Stadtgartendirektor, worin er für die öffentlichen Gärten Dresdens wie beispielsweise für den von ihm wenige Jahre zuvor entworfenen Rosengarten verantwortlich war.

Der in Dresden von der 1826 gegründeten Gartenbaugesellschaft Flora praktizierte Schaubereich „Blumen und Früchte“ bildete einen zentralen Ausstellungsabschnitt und wurde federführend von Hermann Schüttauf, dem Direktor der Staatlichen Gärten vorbereitet. Diesen mehrfach umgebauten Ausstellungsbereich präsentierte man in den Hallen des Steinpalastes (Ausstellungspalast).

Die Stadt Dresden trug für alle zu errichtende gärtnerischen Anlagen die Kosten. Als technischer Leiter wirkte der Gartengestalter Hans Koch. Mit der Bauleitung und Inspektion jener Bereiche war der Dresdner Gartengestalter Heinrich Jürs beauftragt.[3]

Die Beteiligung des Reichsnährstandes lag in den Händen mehrerer Vertreter dieser NS-Organisation. Sie bündelte weitere Untergruppen. Die Führung dieser Gruppe lag beim Stabsleiter van Swinderen von der Vorbereitungsstelle. Ihm unterstanden weitere Themenverantwortliche. Zusätzlich waren im gesamten Organisationsgremium Vertreter der Landesbauernschaft Sachsen, der NSDAP-Gauleitung, des Deutschen Siedlerbundes e.V., des Reichsheimstättenamtes der Deutschen Arbeitsfront, des Reichsluftschutzbundes und des Reichsbundes der Kleingärtner und Kleinsiedler Deutschlands e.V. (am 3. Dezember 1936 dem Reichsnährstand unterstellt) vertreten.[4]

Die politische Repräsentanz spiegelte sich in der Organisationsstruktur der Ausstellung wieder. Das Ehrenpräsidium bestand aus fünf Personen. Das waren der Reichsminister, Reichsbauernführer und Reichsleiter NSDAP Walther Darré, der Reichsstatthalter Martin Mutschmann, der Oberbürgermeister Ernst Emil Zörner, der Landesbauernführer Hellmut Körner und der Reichsfachwart Gartenbau Johannes Böttner d. J.

Areal Bearbeiten

 
Ausstellungspalast, Zentralbau
 
Großer Garten an der Parkstraße, in der Eckzone befand sich ein ehemaliges Eingangsportal der Reichsgartenschau

Der Haupteingang der Reichsgartenschau befand sich an der Lennéstraße, etwa in Höhe des Aufgangs zum heutigen Verwaltungs- und Besuchergebäude der Gläsernen Manufaktur und verfügte über einen Straßenbahnanschluss. Der alte Haupteingang vom Ausstellungsgelände, im Zentralbau des Ausstellungspalastes, wurde 1936 nicht genutzt.

Die im gesamten Ausstellungspalast und auf den dazu gehörenden Freiflächen mit den bereits vorhandenen Leichtbauten verfügbaren Nutzflächen wurden mit Ausstellern gewerblicher, öffentlicher und politischer Art belegt. Hier betrug der überdachte Ausstellungsbereich 20.000 Quadratmeter. Die Ausstellungsleitung hatte ihren Sitz in einem eigenen Verwaltungsgebäude am Haupteingang.

Der nach seiner Fläche größte Ausstellungsteil mit 400.000 Quadratmetern lag im Westteil des Großen Gartens. Er begann an der Herkulesallee, überschritt die Hauptallee und endete an der Parkstraße. Hier befand sich an der südwestlichen Ecke des Gartengeländes ein Besuchereingang.

Zwischen dem Haupteingang und der Herkulesallee vom Großen Garten überspannte eine Fußgängerbrücke die Lennéstraße, womit der Zugang zum Freigelände für die Industrie und dem Sonderschaubereich mit Dahliensorten auf den Güntzwiesen gewährleistet war. Diesen ausgelagerten Bereich umschlossen die Pirnaische Straße, Johann-Georgen-Allee (heute Lingnerallee) und Albrechtsstraße (heute Blüherstraße). Heute trägt dieses Areal den volkstümlichen Namen Cocker-Wiese.

Vorbereitungen Bearbeiten

Der erste Spatenstich zum Aufbau der Ausstellung erfolgte am 25. März 1935. Im Rahmen der Vorbereitungsarbeiten wurden 100 Gärtner und 200 Hilfskräfte aus dem Kreis arbeitsloser Personen beschäftigt. Deren zeitlicher Gesamtaufwand betrug 110.000 Tageseinsätze. Es kamen 4500 Tagesleistungen von Maurern und Zimmerleuten sowie 3100 Tageseinsätze durch Techniker und weitere Handwerke hinzu.

Für den Wegebau wandte man 11.000 Kubikmeter Kies und 1600 Kubikmeter Grobsand auf. Es wurden 44.000 Klinkerziegel im Rosenneuheitenhof und insgesamt 400 Kubikmeter Naturstein für Trockenmauern und Wegeplatten verbaut. Zur Bodenlockerung bestellte man 2000 Kubikmeter Sand, 3000 Torfballen und 150 Tonnen Pferdedung. Der Ausbau technischer Anlagen erforderte 3500 Meter Elektrokabel und 3000 Meter Wasserleitungen. Das Ausstellungsgelände war mit einem 5000 Meter langen Drahtzaun eingefasst.[5]

Schon bei den Vorbereitungen wurde deutlich, dass der Boden im Großen Garten durch den jahrelangen Rasenbestand stark sauer war. Deshalb füllte man zahlreiche Flächen mit Elbsand auf.[6]

Im Zuge der ersten Pflanzarbeiten stellte sich heraus, dass mehrere Firmen die in ihren Katalogen angebotenen Pflanzen-Neuheiten nicht liefern konnten. Das gleiche Problem wiederholte sich bei den Sommer- und Herbstpflanzungen. Diese Umstände zwangen die Ausstellungsleitung zur Umplanung und Inanspruchnahme städtischer Vorräte, verursachten einige Lücken im Gesamtkonzept und machten eine Neupflanzung im Frühjahr 1936 notwendig. Die Folge war, dass sich die Wirkung zahlreicher Blütenpflanzen, beispielsweise des Rittersporns, sich erst auf der Dresdner Jahresschau Garten und Heim von 1937 in einem Maße entfaltete, wodurch die Wirkung in der Reichsgartenschau noch übertroffen werden konnte.

Das Ausstellungsplakat war ein Entwurf von Arno Drescher aus Dresden. Es zeigt einen gemischten Blütenstrauß mit einigen Nutzfrüchten an seiner Unterseite. Das Dresdner Stadtwappen wird von den Blüten und Früchten mittig umrahmt. Darunter befindet sich der große Schriftzug „Reichsgartenschau Dresden 1936“.

Gliederung Bearbeiten

Die Reichsgartenschau bestand aus zwei konzeptionellen Hauptbereichen. Ein Bereich befand sich im Ausstellungspalast und den benachbarten festen Hallenbauten. Der andere Bereich umfasste die gesamten Freigelände auf dem eigentlichen Ausstellungsareal und im westlichen Sektor des Großen Gartens.

Die Hauptallee des Großen Gartens durchschnitt das Gelände der Reichsgartenschau, gehörte jedoch nicht dazu. Sie gewährleistete den freien Zugang zum gesamten Park. Die beiden so getrennten Ausstellungsflächen waren durch eine Brücke und mit der Ausstellungsbahn verbunden.

Freianlagen Bearbeiten

Die Freianlagen waren für die Besucher in 71 Ausstellungsteile gegliedert worden und trugen eine Nummerierung, um ihr Auffinden im Katalog zu erleichtern. Jeder dieser Abschnitte war mit einer Bepflanzung, gärtnerischer Technik, Elementen des gartenbaulichen Wegebaus, gartentypischen Bauwerken (Pavillons, Gärtnerhäuschen) oder Wasseranlagen von den jeweils ausgewiesenen Firmen gestaltet worden. Bei anspruchsvollen Gestaltungen hatte ein Planer, typischerweise ein Gartenarchitekt, die konzeptionelle Vorleistung erbracht. Im Rahmen der Beteiligung von Künstlern waren Bildhauer aufgerufen, einzelne Werke für die Dauer der Reichsgartenschau als gestaltendes Einzelobjekt zur Verfügung zustellen. Eine Kommission unter Leitung von Selmar Werner und Adolf Liebermann wählte die eingereichten Werke aus. Insgesamt hatten sich 48 Bildhauerwerkstätten im Gesamtkonzept beteiligt. Ergänzend hierzu waren zahlreiche dekorative keramische Einzelobjekte von Töpfereien und keramischen Industriebetrieben zu sehen.

 
Anpflanzungen im Großen Garten (2007)

In den Freianlagen gab es gestaltete Gartenbereiche. Das waren beispielsweise:

  • Heilpflanzengarten (Entwurf Hans Koch, Dresden)
  • Irisgarten (Entwurf M. H. Lange, Pirna; Hans Koch, Dresden)
  • Heidegarten (Entwurf Rose & Rolleck, Dresden)
  • Rosengarten (Karl Köhler, Leipzig-Holzhausen; Victor Teschendorff, Cossebaude)
  • Rosenneuheitengarten (betreut von Theo Naß)
  • Blumenwiese für Sommerblumen (Entwurf Hans Koch, Dresden)
  • Moorbeetpflanzen-Garten (Entwurf Erich Ahlers, Jößnitz)
  • Rhododendronhain (Gestaltung: T.J. Rudolf Seidel, Grüngräbchen)
  • Schulgarten der Reichsamtsleitung des NSLB (Entwurf Hans Koch, Dresden)
  • Der Staudenweg zum Waldhaus (Entwurf Hans Koch, Dresden)
  • Stauden am Bachlauf (Entwurf Herbert Schneider, Dresden)
  • Staudengarten zum Immerblühenden Rittersporn (Entwurf Hans Koch, Dresden)
  • Garten an der Hemlockstanne (Entwurf Hans Koch, Dresden)
  • Garten am Waldrand (Entwurf Rose & Rolleck, Dresden)
  • Garten des blauen Fortschritts (Entwurf Herta Hammerbacher, Bornim)
  • Garten seltener Gehölze (Entwurf Wilhelm Röhnick, Dresden)
  • Eichwiese mit Blumenplan (künstl. Mitarbeit Hans Koch, Dresden)
  • Landschaftlicher Garten (Entwurf Hans Koch, Dresden)
  • Bauern-Blumengarten des Landesvereins Sächs. Heimatschutz, Dresden
  • Vogelschutz (Entwurf Wilhelm Hübotter, Hannover)
  • Garten des Tierfreundes (Entwurf Otto Wilhelm Stein, Dresden)

Hallenschauen Bearbeiten

Der Ausstellungspalast beherbergte die traditionellen Blumen- und Früchteschauen, die im Wechsel der Jahreszeiten umgebaut wurden. In der chronologischen Reihenfolge waren das die:

  • Frühjahrseröffnungsschau (24. April bis 3. Mai)
  • Juni-Sonderschau (12. Juni bis 15. Juni)
  • Juli-Sonderschau (9. Juli bis 12. Juli)
  • Gladiolensonderschau (31. Juli bis 3. August)
  • September-Sonderschau (3. September bis 6. September)
  • Schluß-Sonderschau (2. Oktober bis 11. Oktober).

Zum benachbarten Botanischen Garten gab es einen Besucherdurchgang, wodurch die Besichtigung des Viktoria-Regia-Hauses möglich war.

Die moderneren Leichtbauhallen am Ausstellungspalast, die man in den 1920er Jahren errichtet hatte, dienten den Präsentationen vom Reichsnährstand, den mit ihm verbundenen Organisationen und der Darstellung wissenschaftlicher und planerischer Grundlagen im Gartenbau und der Pflanzenzüchtung.

Sonderveranstaltungen im Rahmen der Reichsgartenschau Bearbeiten

Im Gesamtprogramm waren mehrere eigenständige Veranstaltungen eingebunden. Die wichtigsten waren:

  • Reichs-Gartenbaumesse 1936 (21. bis 23. August)
  • 1. Reichsgartenbautag (22. bis 24. August) mit eigenem Organisationsbüro auf dem Ausstellungsgelände
  • Ausstellung „Sachsen im deutschen Lebensraum“, 5 Jahrtausende sächsischer Geschichte (Veranstalter: Landesbauernschaft Sachsen, Deutsches Volksbildungswerk, Ministerium für Volksbildung)
  • Olympia-Postwertzeichen-Ausstellung Die Briefmarke (1. bis 16. August, wie die Olympischen Sommerspiele).

Verkehrsstruktur Bearbeiten

 
Lokomotive der heutigen Parkeisenbahn
 
Das Kugelhaus bei Nacht (1928)
 
Mosaikbrunnen im Großen Garten (für die Jubiläums-Gartenbauausstellung 1926 geschaffen)

Die innerstädtische Verkehrserschließung zur Reichsgartenschau 1936 erfolgte über die Lennéstraße und Parkstraße über die dort platzierten Eingangsportale. Auf der Lennéstraße verkehrte eine Straßenbahnlinie.

Um überregionalen Besuchern die Anfahrt zu erleichtern, hatte man sich um Propagierung des Fahrplanangebotes von Eisenbahn und Flugverkehr einschließlich des Dresdner Nahverkehrs bemüht und mit den Tagesöffnungszeiten der Reichsgartenschau abgestimmt. Weil im selben Jahr die Olympischen Sommerspiele in Berlin stattfanden, kam dem Flugplan in diesem Zeitraum eine besondere Bedeutung zu. Eine Einzelperson musste für einen Flug von Berlin nach Dresden-Klotzsche bei der Deutschen Lufthansa AG einschließlich Rückflug 39,60 Reichsmark zuzüglich 30,– RM pro Kilogramm Gepäck bezahlen.

Die Ausstellungsbahn war eine schmalspurige Eisenbahn mit offenen Waggons und Dampflokomotiven, die von der Firma Brangsch G.m.b.H. aus Leipzig-Engelsdorf betrieben wurde. Sie begann ihre Strecke am Kugelhaus, das sie mit einer Schleife umfuhr. Von hier aus folgte sie der Herkulesallee in östliche Richtung, schwenkte an der Rückseite des Botanischen Gartens nach Süden, querte die Hauptallee und erreichte den Mosaikbrunnen von Hans Poelzig. Die Streckenführung führte nun östlich der Eichwiese fast parallel der westlichen Grenze vom Zoologischen Garten bis zur Tiergartenstraße, wo sie einen gesonderten Sackbahnhof hatte. Für den Besucherverkehr schwenkte sie hier nach Westen und berührte den Eingangsbereich an der Parkstraße. Von hier holte die Strecke in einem U-förmigen Bogen in Richtung des Zoos aus und führte zurück zur Lennéstraße. Ab hier folgte sie leicht schlangenförmig gewunden dem westlichen Rand vom Großen Garten bis in die Nähe der Holzbrücke über die Hauptallee. Am Mosaikbrunnen vereinigte sie sich mit der vom Kugelhaus heranführenden Strecke mit einem Gleisdreieck. Die Ausstellungsbahn bildet heute unter völlig veränderter Linienführung die Dresdner Parkeisenbahn.

Architektur und besondere Anlagen Bearbeiten

Auf dem Ausstellungsgelände befand sich eine Vielzahl von festen Baulichkeiten. Das waren der 1896 eröffnete Ausstellungspalast mit Seitenflügeln. Südlich davon befanden sich die vierseitigen Hallenkomplexe des Brunnen- und Turmhofes aus den 1920er Jahren. Zwischen ihnen stand das Kugelhaus. Hier waren von dem 1. Stockwerk die Drewag und verschiedene Hersteller von Heiz- und Kühlgeräten vertreten. Es handelte sich um Anbieter von hauswirtschaftlichen Dingen. Im 4. Stockwerk belegte die Stadt Dresden mit ihrer Gartenverwaltung die Etage und informierte über die Grünflächen Dresdens. Auf dem Kugelhausplatz befanden sich Blumenrabatten und Tribünen.

Zeitgenössische und deshalb damals als modern geltende Architektur konnten die Besucher nur in Form von wenigen temporären Bauten im Ausstellungsareals des Großen Gartens betrachten. Dazu gehörten ein großes, mittleres und kleines Wohnhaus mit gestalteten Gartenanlagen. Es handelte sich dabei um Holzhäuser der Firma Höntzsch-Werke A.-G. in Dresden-Niedersedlitz, von denen zwei ein Entwurf des Architekten Herbert Linke waren.

Als besonders auffällige Leichtbauarchitektur traten die der Versorgung dienenden Einrichtungen Gaststätte Schmetterling (Entwurf: Herbert Linke)[7] mit einer Gartenanlage, der Runde Ruhe-Raum mit Milchgarten (Entwurf: Rose & Rolleck) sowie eine Imbißhalle (Entwurf: Max Lachnit, Herbert Linke, Heinrich Balke) am Eingang Parkstraße hervor. Ferner existierten noch die Gebäude der Conditorei Garten Eden und Erfrischungshalle Fette Henne.

Eine Brunnenanlage mit der offiziellen Bezeichnung Wasserkunst befand sich südwestlich der Eichwiese. Es handelte sich dabei um eine aufwändig konzipierte und in der Nacht beleuchtete Fontänenanlage in einem großen runden Becken. Den Brunnen entwarf der Architekt Herbert Linke.

Zwischen Herkules- und Hauptallee war einen Musterfriedhof nach dem Plan des Gartengestalters Herbert Kuske aus Wiesbaden-Bierstadt angelegt. Darauf befand sich ein kleiner Kapellenbau (heute auf dem Oberseiffenbacher Friedhof) und eine Pforte, beides ein Entwurf des Architekten Herbert Linke. Die Kapelle mit Rundbogenportal war aus Bruchsteinmauerwerk errichtet worden. In dem Pfortenbau wurden Krematoriumsmodelle, Urnen und Statistiken gezeigt.

Populäre Nutzungsbereiche Bearbeiten

Zum Konzept größerer Ausstellungen in Dresden gehörten vielseitige und meistens räumlich klar abgegrenzte Funktionsbausteine zur Unterhaltung der Besucher. Diese waren wegen dem notwendigen wirtschaftlichen Rahmenkonzept nicht nur unverzichtbar sondern ein erheblich bedeutsamer Punkt. Dabei wurde auf einen relativ geringen Eintrittspreis gesetzt, der dadurch eine große Zahl von Interessierten ansprach oder zum wiederholten Aufenthalt im Ausstellungsgelände Anlass gab. Zu diesem konzeptionellen Prinzip gehörten mehrere Restaurants und Cafés, teilweise mit Tanzmöglichkeiten, ein Konzertgarten, das Ausstellungskino im ehemaligen Planetariumsgebäude sowie der Kinder- und Muttergarten.

Ergebnisse Bearbeiten

Mit 3.240.650 Besuchern erzielte die Reichsgartenschau ein für Dresden beachtliches Ergebnis, das sogar leicht über der Internationalen Hygiene-Ausstellung von 1930 lag. Bei 171 Öffnungstagen waren das durchschnittlich 20.000 Personen pro Tag. Am 23. August verzeichnete man 76.000 Besucher. Für Bedürftige wurde durch die Stadt Dresden freier Eintritt gewährt. Von dieser Regelung machten 20.800 Personen, darunter auch Kinder, Gebrauch. In der letzten Augustwoche stieg die Besucherzahl auf 183.700 Personen an, was dem wöchentlichen Höchstwert im Verlauf der Reichsgartenschau entsprach.

Während der Olympischen Sommerspiele in Berlin stieg die Zahl auswärtiger Besucher bei den Hotelbuchungen in Dresden auf 138 Prozent. Die Reichsgartenschau verzeichnete in dieser Zeit eine deutliche Zunahme ausländischer Besucher. Im Jahr 1936 weilten insgesamt 62.080 ausländische Besucher in der Stadt, ein Jahr zuvor waren es nur 39.591.[8][9]

Die erzielten Besucherzahlen sind auch deshalb beachtlich, weil die Wetterlage für eine Freilandausstellung sich nicht günstig zeigte. Im Gesamtablauf hatten 70 Tage Sonnenwetter, 35 Tage waren unbeständig und 66 von Regenwetter betroffen.[10]

Das Budget der ersten Reichsgartenschau belief sich auf 2 Millionen Reichsmark. Diese Summe erwies sich als ausreichend, weil nur im geringen Umfang neue Ausstellungsgebäude errichtet und vorwiegend die vorhandenen Bauten genutzt wurden. Der Hauptteil floss in die Errichtung gartenbaulicher Anlagen.

Der Eintrittspreis betrug pro Person 1,– Reichsmark.

Nachfolgenutzungen Bearbeiten

Im Großen Garten wurde im Folgejahr von April bis September die Dresdner Jahresschau 1937 Garten und Heim veranstaltet. Deren räumliches und inhaltliches Konzept baute im Wesentlichen auf dem der Reichsgartenschau auf. Der markanteste Unterschied bestand in ihrer überwiegend auf Sachsen beschränkten Regionalwirkung und einigen teilräumlichen Umbauten im Ausstellungsgelände.

Von den 1936 angelegten gartenbaulichen Strukturen und Gebäuden sind im heutigen Großen Garten keine Einzelobjekte mehr erkennbar. Aus der Lage von Grünflächen ohne Baumbestand und verschiedenen verbliebenen Wegeführungen lassen sich einige ursprüngliche räumliche Strukturen der Reichsgartenschau spurenhaft ablesen. Das ehemalige Ausstellungsgelände ist inzwischen neu bebaut und dient anderen Zwecken.

Literatur Bearbeiten

  • Reichsgartenschau Dresden 1936 (Hrsg.): Reichsgartenschau Dresden 1936. 1. Reichsausstellung des Deutschen Gartenbaus. Amtlicher Ausstellungsführer. red. Verantwortung: Herbert Roth, 2. Auflage, Dresden (Verlag Reichsgartenschau) [1936]
  • Statistisches Amt der Landeshauptstadt Dresden: Dresden in Zahlen. Statistisches Jahrbuch der Stadt Dresden 1936. Dresden 1937
  • Wilhelm Ebert (bearb.): Der 1. Reichsgartenbautag Dresden 1936. Berlin (Gärtnerische Verlagsgesellschaft) 1937

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Amtlicher Ausstellungsführer, S. 23–24
  2. Amtlicher Ausstellungsführer, S. 27
  3. Amtlicher Ausstellungsführer, S. 35, 43
  4. Amtlicher Ausstellungsführer, S. 7–8, 87
  5. Amtlicher Ausstellungsführer, S. 37
  6. Heinrich Balke: Die Freilandschau. In: Ebert: Reichsgartenbautag, S. 302
  7. Dresdner Neueste Nachrichten, 08. April 1936, Nr. 84, S. 16, Baugenehmigungen
  8. Statistisches Jahrbuch der Stadt Dresden 1936. S. 69
  9. Dr. Roth: Allgemeine Übersicht über den Aufbau und Durchführung der Ausstellung. In: Ebert: Reichsgartenbautag, S. 298–300
  10. Dr. Roth: Allgemeine Übersicht über den Aufbau und Durchführung der Ausstellung. In: Ebert: Reichsgartenbautag, S. 299

Weblinks Bearbeiten

Koordinaten: 51° 2′ 29″ N, 13° 45′ 8″ O

SORTIERUNG:Reichsgartenschau 1936 Kategorie:Großer Garten (Dresden) Kategorie:Dresdner Geschichte Kategorie:Parkanlage in Dresden Kategorie:Gartenschau|Reichsgartenschau Kategorie:Ausstellung (Deutschland) Kategorie:Nationalsozialistische Agrarpolitik|Reichsnährstand Kategorie:Landschaftsarchitektur im Nationalsozialismus Kategorie:1936