Lutz Bergmann/Artikeltest2
Rechtsform w.V.
Gründung 1988 in Schwäbisch Hall, Deutschland
Präsident Rudolf Bühler
Mitglieder 1.450 Erzeugerbetriebe
Website https://www.besh.de/]

Die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) ist ein Zusammenschluss von Bauern aus der Region Hohenlohe im Nordosten Baden-Württembergs. Sie wurde 1988 von acht Landwirten gegründet, um die vom Aussterben bedrohte Rasse Schwäbisch-Hällisches Landschwein zu retten, die Zukunft von Familienbetrieben in der Region zu sichern und durch eine lokale und solidarische Wertschöpfung ihr Umfeld zu stärken[1]. Heute gehören zu der BESH rund 1450 Betriebe, darunter auch Verarbeiter und Händler. Die Erzeugergemeinschaft vermarktet Schweine-, Rind- und Lammfleisch, Käse und Gewürze. Der Umsatz lag 2016 bei 120 Millionen Euro.[2]

Geschichte

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In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird die Landwirtschaft in Deutschland immer effizienter und die Erzeugerpreise für bäuerliche Produkte sinken. Die Familienbetriebe in der Region Hohenlohe im Nordosten Baden-Württembergs verlieren zunehmend an Konkurrenzfähigkeit. Nur noch die wenigsten können es sich leisten alte Schweinerassen wie das Schwäbisch-Hällische Landschwein zu halten. Denn diese Rasse setzt langsamer fett an als moderne Züchtungen.

 
Bericht über das Schwäbisch Hällische Landschwein in der lokalen Presse.

Einer der wenigen Bauern, der noch Mohrenköpfle - so der Spitzname der Hohenloher Schweinerasse - hält, ist Rudolf Bühler, Betriebsleiter auf dem Sonnenhof in Wolpertshausen. Seine Sau Bertha wird der Ausgangspunkt für die Rettung der Rasse. Dazu tut sich der Bauer mit sieben Kollegen aus der Region zusammen und gründet die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall im Jahr 1988[3]. Die Landwirte wollen sich vom Kostendruck der Nahrungsmittelindustrie und des Handels befreien und familiengeführten Betrieben eine Zukunft geben. Sie gewinnen in der Umgebung Metzger, Gastronome und Fachhändler für ihre Produkte, die ihnen ihren zusätzlichen Aufwand vergüten. Darüber hinaus bauen sie Bauernmärkte in Schwäbisch Hall (1994) und Stuttgart (1996) auf.

 
Bauernmarkt Schwäbisch Hall

Über die Jahre treten der BESH immer mehr Bauern bei. Darunter auch Rinder-, Lamm- und Gänsehalter. Als 2001 der städtische Schlachthof in Schwäbisch Hall Konkurs anmelden muss, kauft die BESH die Anlage auf. Seitdem schlachtet und verarbeitet der wirtschaftliche Verein die Tiere selbst. Im Jahr 2007 eröffnet die BESH einen Regionalmarkt in Wolpertshausen, wo die Bauern ihre eigenen Produkte zum Verkauf anbieten – ergänzt wird das Sortiment von Edeka. Im Jahr 2010 errichtet die BESH eine Wurstmanufaktur in Schwäbisch Hall und im Jahr 2014 bildet sie eine Auffanggesellschaft für die Dorfkäserei Geifertshofen, die kurz vor der Pleite stand. Seitdem hält die BESH Anteile des Unternehmens[4].

 
Der Erzeugerschlachthof Schwäbisch Hall im Jahr 2006

Die Wertschöpfungskette – Erzeuger, Verarbeiter und Händler – liegt komplett in der Hand der BESH. Dank dieses regionalen Wirtschaftsmodells kann die BESH ihren Bauern Abnehmerpreise weit über dem Durchschnitt zahlen. Für konventionelles Schweinefleisch einen Aufschlag von 40 Cent auf den Markpreis[5]. Für Bio-Milch zahlt sie im Winter 62, im Sommer 60 Cent/Liter. Zum Vergleich: Die Upländer Bauernmolkerei zahlt für Bio-Milch 47 Cent/Liter[6].

 
Regionalmarkt Wolpertshausen

Die Bauern der BESH dürfen maximal 200 Kilometer vom Erzeugerschlachthof in Schwäbisch Hall entfernt sein, damit der Stress während des Transports der Tiere klein und die Wege kurz gehalten werden. Sie verpflichten sich auf Gentechnik und das Herbizid Glyphosat zu verzichten. Circa ein Drittel der heute rund 1450 Bauern arbeiten nach den Prinzipien des Ökolandbaus. Sie werden von dem Anbauverband Ecoland zertifiziert[7].

Mit dem Private Public Partnership Project „Seeds of Hope” hilft die BESH Gewürz- und Kräuterbauern in Entwicklungsländern Erzeugergemeinschaften nach dem eigenen Modell aufzubauen. In Indien, Serbien und Sansibar. Dazu verschafft sie den Bauern einen Marktzugang, indem sie die Produkte auf dem deutschsprachigen Markt über die Ecoland Herbs &Spices GmbH vermarktet. Durch den Verkauf ohne Zwischenhändler kann die BESH den Gewürzbauern Erzeugerpreise über dem Weltmarktpreis garantieren[8].

Im März 2017 organisierte die BESH den "Global Peasants' Rights Congress in Schwäbisch Hall mit[9]. Auf dem internationalen Bauernkongress kamen über 100 Bauern aus der ganzen Welt zusammen, um sich für einen stärkeren rechtlichen Schutz einzusetzen. Zu den Rednern gehörten Klaus Töpfer, ehemaliger Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEPPat Mooney, Träger des Right Livelihood Awards und Nardi Suxo Iturry[10], Bolivianische Botschafterin bei der UN in Genf. Die insgesamt rund 400 Kongressteilnehmer verabschiedeten ein Manifest zu den Rechten von Kleinbauern, das später von der Presse als "Haller Erklärung" betitelt wurde[11]. Dieses Manifest wurde im Mai 2017 einer zwischenstaatlichen Arbeitsgruppe des UN-Menschenrechtsrats vorgelegt, die über eine Deklaration zu den Rechten von Kleinbauern und Menschen, die auf dem Land arbeiten, berät.

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https://www.besh.de/

http://www.ecoland.de/

http://www.global-peasants-rights.com/

http://www.hdb-stiftung.com/index.php/de/

Einzelnachweise

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  1. Rudolf Bühler: Der Bauernführer - brand eins online. Abgerufen am 3. April 2017.
  2. Stuttgarter Zeitung, Stuttgart, Germany: Hällisches Landschwein: In Hohenlohe bringen Schweine Glück. In: stuttgarter-zeitung.de. (stuttgarter-zeitung.de [abgerufen am 3. April 2017]).
  3. con_mfh: Slow Food Deutschland e.V. ~ Retter des Mohrenköpfle und des guten Geschmacks. Abgerufen am 3. April 2017 (de_DE).
  4. Mit Heumilch-Käse vom Markt abgekoppelt. In: top agrar online. (topagrar.com [abgerufen am 3. April 2017]).
  5. VDL-Bundesverband Berufsverband Agrar Ernährung Umwelt. Abgerufen am 3. April 2017.
  6. Südwest Presse Online-Dienste GmbH: Dorfkäserei wirft Gewinn ab. In: swp.de. 18. Februar 2015 (swp.de [abgerufen am 3. April 2017]).
  7. BESH: Erzeugerrichtlinien. 1. Juli 2014, abgerufen am 3. April 2017.
  8. Rüdiger Braun: Pfeffer - Scharfes aus Indien. In: Natur + Kosmos. Konradin Mediengruppe, Februar 2007.
  9. Frankfurter Rundschau: Bauern aus aller Welt vereinigt. In: Frankfurter Rundschau. (fr.de [abgerufen am 3. April 2017]).
  10. Christiane Grefe: UN-Erklärung: Der Bauernaufstand. In: Die Zeit. 9. März 2017, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 3. April 2017]).
  11. Südwest Presse Online-Dienste GmbH: „Die Erklärung ist ein Meileinstein“. In: swp.de. 15. März 2017 (swp.de [abgerufen am 3. April 2017]).

Koordinaten: 50° 0′ 9,7″ N, 8° 15′ 46,4″ O

Kategorie:Organisation (Ökologische Landwirtschaft) Kategorie:Verein (Mainz)