Charles Rufus Morey (* 20. November 1877 in Hastings, Michigan, † 28. August 1955 in Princeton, New Jersey[1]) war ein amerikanischer Kunsthistoriker, Professor und von 1924 bis 1945 Vorsitzender des Department of Art and Archaeology an der Princeton University. Er war Mitbegründer der US-amerikanischen College Art Association, einflussreicher Experte für mittelalterliche christliche Kunst und initiierte 1917 den Index of Christian Art (heute Index of Medieval Art) an der Princeton University.

Biografie Bearbeiten

Morey wurde 1877 in Hastings im südlichen Michigan geboren. Im Jahr 1899 schloss er das Studium der Altphilologie an der University of Michigan ab und studierte dann drei Jahre lang an der American School of Classical Studies in Rom, wo er 1905 seinen ersten wissenschaftlichen Artikel publizierte („The Christian Sarcophagus in S. Maria Antiqua“).[2] Bild: https://en.wikipedia.org/wiki/Charles_Rufus_Morey#/media/File:Charles_Rufus_Morey.jpg

Im Jahr 1903 begann Morey an der Princeton University Altphilologie zu unterrichten, wechselte jedoch bald auf Empfehlung seines Universitätskollegen Allan Marquand in das Department of Art and Archaeology, wo Moreys 39 Jahre währende Laufbahn als Kunsthistoriker begann.[2] Nach dem Tod Marquands im Jahr 1924 übernahm Morey dessen Position als Leiter des Departments an der Princeton University. Morey war Mitgründer der amerikanischen College Art Association (1911) und unterstützte die Gründung deren wichtigster Publikation, The Art Bulletin.[3] Sein Hauptinteresse galt der mittelalterlichen Ikonographie, weshalb Morey 1917 eine Bildersammlung von spätantiken, frühchristlichen und mittelalterlichen Kunstwerken anlegte, aus der sich jene katalogisierte Sammlung von Abbildungen und Fotografien entwickelte, die später als Index of Christian Art bekannt wurde.[2]

Moreys Auffassung des Prozesses der ikonographischen Analyse basierend auf der Fotografie („indebted to photography“) gilt bis heute als grundlegender Beitrag zur Formulierung von Erwin Panofskys Methodik der Subjektanalyse.[4] 1929 begann Morey mit der Katalogisierung der Sammlung des Museo Cristiano in der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek. Im Laufe seines Lebens unternahm Morey viele Reisen nach Rom, um die Sammlungen des Vatikans zu erweitern, und begründete die archäologische Ausgrabungsstätte von Daphne, Antiochien (Paradies der Daphne). Morey wurde besonders für seine Beiträge zum Aufbau verschiedener Bildbibliotheken und Bildindexierungssysteme bekannt. 1932 veröffentlichte er eine Anleitung zur wissenschaftlichen Bibliotheksplanung unter dem Titel „Laboratory-Library“.[2] 1938 wurde Morey zum Marquand-Lehrstuhl für Kunst und Archäologie an der Princeton University berufen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verließ Morey Princeton und wurde zum Kulturattaché der amerikanischen Botschaft in Rom ernannt. Darüber hinaus war Morey von 1945 bis 1947 amtierender Direktor der American Academy in Rom.

Publikationen Bearbeiten

Im Lauf seiner Karriere als Kunsthistoriker veröffentlichte Morey viele bemerkenswerte Artikel und Manuskripte zur früh- und mittelalterlichen christlichen Kunst, darunter East Christian paintings in the Freer collection (1914), Lost mosaics and frescoes of Rome of the mediaeval period (1915), The American society for the excavation of Sardis (1924), Roman and Christian sculpture (1924), Studies in the late antique undertaken in the School of Classical Studies of the American Academy of Rome, 1925–1926. (1927), The Gospel book of Landevennec (the Harkness Gospels) in the New York Public Library (1931), Christian art (1935), The mosaics of Antioch (1938), Early Christian art (1942), Mediaeval art (1942), Christian art (1958), The gold-glass collection of the Vatican Library (1959).[5]

 
Melozzo da Forli, 1438-1494, Museo Cristiano, Vatikanische Bibliothek. Die Katalogisierung von Sammlungen mittelalterlicher Werke unter Verwendung der Fotografie war ab 1917 Moreys zentrales Thema.

Tod und Vermächtnis Bearbeiten

Morley starb 1955 in Princeton, New Jersey. Der deutsch-amerikanische Kunsthistoriker Erwin Panofsky sagte über Morey: „Unzählige ... verdanken ihm ihren Platz in der Welt, ihre Werteskala, ihren Orientierungssinn im Leben. Keiner, der ihn kannte, wird das warmherzige Lächeln vergessen, das manchmal ganz plötzlich seinen strengen Blick erhellte, um den Schüchternen Vertrauen und den Verunsicherten Mut einzuflößen.“[6]

1953 wurde der Charles Rufus Morey Book Award zum Gedenken an Moreys Leistungen von der College Art Association ins Leben gerufen. Mit diesem Preis werden jährlich herausragende kunsthistorische Publikationen ausgezeichnet.[7]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Charles Rufus Morey (1877–1955). Oxford University Press, abgerufen am 12. Juni 2018.
  2. a b c d Morey, Charles Rufus. Dictionary of Art Historians, abgerufen am 11. März 2009.
  3. Morey, Charles Rufus. Princeton University, abgerufen am 11. März 2009.
  4. Hourihane, C., "Sourcing the Index: Iconography and its Debt to Photography," in Futures Past: Thirty Years of Arts Computing (Intellect Ltd., 2008)
  5. Charles Rufus Morey. Open Library, abgerufen am 11. März 2009.
  6. Lawrence E. Butler: Morey, Charles Rufus. In: Oxford Art Online. Oxford University Press, 2003.
  7. Charles Rufus Morey Book Award. Abgerufen am 11. April 2020.


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