AV Steinacher
Wappen Zirkel
Basisdaten
Hochschulort: St. Gallen
Hochschule/n: Universität St. Gallen
Gründung: 25. November 1953
Korporationsverband: SchwStV seit 1955
Kürzel: SR!
Farbenstatus: farbentragend
Farben:
Fuchsenfarben:
Mütze: rosa Tellermütze
Art des Bundes: Männerbund
Stellung zur Mensur: nichtschlagend
Wahlspruch: Omnia Pro Veritate!
Website: www.avsteinacher.ch

Die Akademische Verbindung Steinacher (AV Steinacher) ist eine Sektion des Schweizerischen Studentenvereins (Schw. StV) an der Universität St. Gallen und trägt die Farben rosa-weiss-grün.

Die Verbindung Bearbeiten

Die AV Steinacher ist ein Zusammenschluss von christlichen Studenten aller Semester und Fachrichtungen und Absolventen der Universität St. Gallen. Sie zählt zu den grössten Verbindungen des Schweizerischen Studentenvereins und verfügt über die grösste Aktivitas an der Universität St. Gallen.

 
Chargierte der Steinacher, Herbstsemester 2010

Verbindungsorganisation Bearbeiten

Die Verbindungsorganisation der AV Steinacher unterscheidet junge Mitglieder, die Fuxen, und die Vollmitglieder, die Burschen[1]. Im Unterschied zu anderen Schw.StV-Verbindungen sind die Fuxen keine Vollmitglieder. Jeder Entscheid des Allgemeinen Convents kann mit einer Zweidrittelsmehrheit im Burschenconvent gestürzt werden. Die Burschen stellen den Vereinsvorstand, das sogenannte Komitee. Dieses setzt sich aus den höheren Chargen zusammen, das wären der Senior, der Consenior, der Aktuar und der Fuxmajor. Eine sonst übliche separate Charge des Quästors (Kassiers) enfällt, da die Kasse ebenfalls in die Kompetenz des Conseniors fällt.

Positionierung und Auftreten Bearbeiten

Die AV Steinacher ist seit ihrer Gründung in Sachen Schw.StV-Innenpolitik neutral geblieben.[2] Sie gehörte als eine der wenigen Sektionen und zeitweise als einzige nie einer verbandsinternen Gruppierung wie beispielsweise dem Block oder der Reform an. Diese Einstellung manifestiert sich auch im Auftreten der Verbindung. Während sich die Steinacher in Sachen Komment und Geschlossenheit im Vergleich zu anderen Schw.StV-Sektionen relativ konservativ zeigen, ist verbindungsintern liberales Gedankengut vorherrschend, was beispielsweise in der offenen Mitgliederakquisition ersichtlich wird; Meinungsvielfalt ist erwünscht. Das ist unter anderem eine Folge der Gründungsumstände der AV Steinacher (Vgl. Kapitel "Vorgeschichte"). Der Wahlspruch der Steinacher, „Omnia Pro Veritate“ („Alles für die Wahrheit“), zielt ebenfalls auf den Willen zur regen internen Diskussion und Meinungspluralität ab.

Die Farben Bearbeiten

Als Sektion des Schweizerischen Studentenvereins verfügten die Steinacher seit Gründung an über die Farben rot-weiss-grün [3]. Das Kopfcouleur bestand aus einer roten Mütze und einem aufgestickten rot-weiss-grünen Wäppchen. Die dem Corporationen Convent St. Gallen (CC) angehörige AV Amicitia San Gallensis erhob dagegen Einspruch, da auch sie rote Mützen trugen. Aufgrund der Farbentragpflicht und der damit verbundenen Aussenwirkung beharrte die Amicitia auf ihren Alleinanspruch ihrer roten Mütze. Da als Sektion des Schw.StV keine grundsätzliche Wahlfreiheit bei den Farben vorherrscht, gab es keinen grossen Handlungsspielraum bei der Suche eines neuen Rottones. Kurz darauf einigte man sich auf das noch nicht durch eine andere Sektion belegte Altrosa. Dagegen erhob aber die 1912 gegründete AKV Kyburger Zürich Einspruch, da auch sie rosa Kopfbedeckungen trugen. Die Lösung lag darin, dass man geltend machte, dass sich die Rosatöne unterscheiden und den Steinachern aufgetragen wurde, dass sie keine Stürmer tragen dürfen (wenngleich diese Bedingung bei internen Veranstaltungen nicht immer eingehalten wurde, wie eine Fotografie aus den 50er Jahren beweist).

Nach dem Farbkomment der AV Steinacher bestehen die Farben der Verbindung heute aus der rosa Mütze, dem rosa-weiss-grünen Burschenband und dem rosa-grünen Fuxenband, alle Bänder mit silberner Perkussion. Auf der halbsteifen rosa Tellermütze ist silbern der Zirkel gestickt und die Mützenperkussion ist ebenfalls silbern. Der Fuxmajor trägt einen Silbergalon um den unteren Rand der Mütze.

Geschichte Bearbeiten

Vorgeschichte Bearbeiten

Der erste Anlass zur Gründung einer neuen akademischen Schw.StV-Verbindung an der damaligen Hochschule St.Gallen war der Akademische Klub, der an der Handelshochschule 1951/52 ins Leben gerufen wurde[4]. Seine erste Absicht war, sich dem Schweizerischen Studentenverein anzuschliessen. Aus diesem Grunde traten auch StVer dem Akademischen Klub bei, denen es bei der AV Bodania nicht recht gefallen wollte. Bald darauf stellte sich heraus, dass die meisten Mitglieder gegen den Anschluss an den Schw. St.V. waren. Am 19. November 1953 fand jener denkwürdige Allgemeiner Convent (AC) statt, wo der abschliessende Beschluss gefasst wurde, keine Sektion des Schw.StV zu werden. Wenn auch in negativer Richtung, so war dieser Beschluss dennoch der erste Schritt zur Gründung der AV Steinacher. Schon am nächsten Tage, am 20. November 1953, fand an der Handelshochschule eine Versammlung aller jener StVer statt, die dem Schw.StV die Treue hielten und deshalb aus dem Akademischen Klub ausgetreten waren. Sie ergriffen nun die Initiative, selbst eine Sektion des Schw.StV ins Leben zu rufen.

Die frühen Jahre Bearbeiten

 
Couleurkarte der Steinacher

Am 25.November 1953 erfolgte mit der Gründungsversammlung der ausschlaggebende Schritt zur Gründung der AV Steinacher. Bei diesem Anlass richtete Altherr Pic einige Worte an die Gründerburschen, womit er die althergebrachte Tradition des Schw.StV propagiert. Dies war deshalb nötig, weil einige das Ideal verfolgt hatten, ohne Statuten und Komment im Schw.StV eine Sonderstellung einzunehmen und damit mit einer jahrhundertealten Tradition zu brechen. Es entschlossen sich alle Anwesenden, entflammt durch die treffenden Worte des Altherrn, mit dem Schw.StV in Verbindung zu treten und eine vollwertige Verbindung im Sinne der Tradition nach 1841 zu werden.

Am 15. Februar 1954 wurde die Gründungszeit abgeschlossen, um sich dem brennenden Thema der Aktivenakquisition zu widmen. Das Centralcomitee des Schw.StV setzte wie üblich eine Mindestanzahl von Mitgliedern als Sektionsaufnahmebedingung, und diese war noch nicht erreicht. Daher konnte man zu Beginn nicht sehr wählerisch sein und begnügte sich bei Neuzugängen jeweils mit einem Conventsbeschluss. Man operierte mit der Meinung, auf diese Weise allzu grosse Minimalisten fernhalten zu können.

Bereits 1954 wurden die Steinacher von der Hochschule anerkannt. Die reibungslose Akkreditierung ist darauf zurückzuführen, dass für die Gründung eine sehr günstige Zeit getroffen wurde (im selben Jahr wurde vom St.Galler Volke ein für die HSG günstiges Gesetz angenommen) und eine zweite Sektion des Schw.StV nötig und von allen Seiten gewünscht war. Im Wintersemester 1954/55 zählte die AV Steinacher schon 11 Burschen und 4 Spefuxen.

An der Generalversammlung des Schw.StV in Solothurn im Jahre 1955 wurden die Steinacher in den Schweizerischen Studentenverein aufgenommen. Die Verbindung wuchs nun allmählich an und erstarkte fortwährend. Am 5.Mai 1957 wurde die Fahnenweihe durchgeführt. Das Motiv wurde vom St. Galler Künstler Walter Burger krediert. Somit konnten die Steinacher an der Generalversammlung des Schw.StV 1957 in Brunnen zum ersten Mal in Flaus und Fahne auftreten. Im Sommersemester 1958 zählte die Verbindung 30 Burschen und 11 Füchse.

Die noch junge Verbindung suchte ab Ende der Sechzigerjahre einen regen Austausch zu Korporationen des Deutschen und Österreichischen Cartellverbands und pflegt seit jeher einen regen und selbst auf Verbandsebene konstruktiven Austausch mit Verbindungen und Vororten befreundeter Verbände.

Die wechselhaften Zeiten Bearbeiten

Die relativ ruhigen Zeiten an der Wirtschaftshochschule endeten mit Beginn der Siebzigerjahre[5]. Durch Studienreformen wurde das Studium strenger, sodass ab Beginn der Siebzigerjahre das Couleur an der HSG nicht mehr getragen wurde – was laut Professoren zu einer totalen Verwirrung führte: Man konnte die Studenten nicht mehr zuteilen.

Als die AV Steinacher 25 Jahre alt wurden, feierten sie diesen Anlass, „50 Semester AV Steinacher“, festlich im Stadttheater St. Gallen. Am abendlichen Festakt wurde der HSG am 8.Juli 1978 zum ersten Mal der Steinacherpreis (Auszeichnung für die beste betriebswirtschaftliche Diplomarbeit eines akademischen Jahres) überreicht, der von damaligen Rektor Meier entgegengenommen wurde. Die Steinacher zählten Ende Sommersemester 1981 169 Altherren (davon sind 6 Ehrenphilister) und 36 Aktive.

Wie von einer liberalen Verbindung zu erwarten erlebten die Steinacher in den folgenden Jahren verschiedene geistige Strömungen der Aktiven. In anbetracht der Entstehungsgeschichte hatte die AV Steinacher damals damit weniger Probleme als zum Beispiel die konservative AV Bodania [6].

Zu Beginn der Achtzigerjahre keimte die Idee, man könnte eigentlich auch weibliche Mitglieder in die Verbindung aufnehmen. Sie wurde allerdings in einem denkwürdigen AC knapp verworfen. Somit sollte es für Frauen bis 1990 an der HSG keine Möglichkeit geben, in einer Verbindung mitzuwirken. Dann erst wurde durch die die studentische Landschaft bereichernde Initiative der Steinacher-Altherren die AV Notkeriana, eine gemischte StV-Verbindung, ins Leben gerufen.

Ab etwa 1983 schlug das Pendel wieder in die entgegengesetzte Richtung aus. Mehrere stark engagierte Jahrgänge tendierten zu einer strikten Anwendung des Kommentes, und der schwarze Anzug mit weissen Handschuhen und Bakel wurde Mode. Gleichzeitig erlebten die Steinacher einen zahlenmäsigen Aufschwung ohnegleichen. Offenbar war auch die Zeit an der HSG günstig, die Formen zu pflegen, denn 1986 wurde die sogenannte Couleurwoche eingeführt, heute auch Farbentragwoche genannt. Alle farbentragenden Verbindungen der HSG haben früher während der Woche des Dies academicus und heute in der Woche vor dem Semesterbreak in den Couleurs zu den Vorlesungen zu gehen.

Da die gemischte AV Notkeriana kaum ein geeignetes Gefäss für kommenttreue weibliche Korporierte war, wurde 1999, ebenfalls mit tatkräftiger Unterstützung der Altherrenschaft der AV Steinacher, die reine Frauenverbindung AV Kybelia ins Leben gerufen. Sie war somit die erste Stiftung einer reinen Frauenverbindung auf akademischer Stufe in der Deutschschweiz.

 
Aktivitas Herbstsemester 2009

Die Steinacher heute Bearbeiten

Die AV Steinacher definiert sich heutzutage, wie viele andere Verbindungen, mitunter durch ihre Geschichte und ihre Sektionszugehörigkeit zum 1841 gegründeten Schweizerischen Studentenverein. Es wurden seit der Gründung zahlreiche Chargen für das Centralcomitee und den Altherrenbundsvorstand des Schw.StVs gestellt, mit einer dem Wachstum entsprechenden Zunahme des Einflusses in den StV-Gremien und -Versammlungen über die Jahre. Das gruppierungslose Auftreten und die meinungstechnische Unabhängigkeit wurde nie abgelegt und stellte in Vergangenheit auch bei gestellten Centralpräsidenten und Mitgliedern des Centralcomitees einen zentralen Punkt des Wirkens dar.[7]

Die Positionierung auf Platz St. Gallen ist trotz Neugründungen und Studienreformen immer noch die gleiche wie zu Zeiten der Gründung. Das Engagement der Steinacher in der Studentenschaft der Universität St. Gallen ist hoch und es werden regelmässig Präsidiums- und Vorstandsämter gestellt.

Die Stammgeschichte Bearbeiten

Die wechselhafte Geschichte der Stammkneipe der AV Steinacher begann schon 1954, als das erste Stammlokal, die Walliser Kanne, nach nicht mal einem Jahr abgerissen wurde. Dank sehr guter Kontakte zur Brauerei Schützengarten und der lebendigen Kneipenlandschaft in St. Gallen waren aber stets genügend passende Lokale da. Es folgt eine Liste dieser Lokale:

  • 1. 1953: Walliser Kanne
  • 2. 1954: Ring
  • 3. 1956: Im Portner
  • 4. 1959: Hörnli
  • 5. 1963: Stein
  • 6. 1969: Krug
  • 7. 1974: Hörnli
  • 8. 1980: Franziskaner
  • 9. 1999: Dufour
  • 10. 2018: Kostas der Grieche

Das Steinacherhaus Bearbeiten

Die AV Steinacher ist als eine der wenigen Verbindungen in der Schweiz Besitzerin ihres eigenen Verbindungshauses. Das Haus ist Anlaufstelle und Zentrale des Verbindungslebens und bietet auch anderen Verbindungen Nutzungsmöglichkeiten. Im Haus befinden sich 25 Zimmer, die an sämtliche Studenten der Universität St. Gallen vermietet werden. Währenddem im Haus auch Nichtsteinacher wohnen, wird das Kellergeschoss ausschliesslich für Verbindungszwecke gebraucht.

Bekannte Steinacher Bearbeiten

  • Ivo Fürer (* 1930), ehemaliger Bischof von St. Gallen
  • Paul Stähly (* 1936), Ordinarius für Operations Research
  • Erich Müller-Bucher (* 1938), ehemaliger Nationalrat
  • Josef Schärli (* 1940), Divisionär a.D.
  • Wolfram Martel (* 1940), Ostschweizer Weinmagnat
  • Heinrich Koller (* 1941), Jurist, ehemaliger Direktor des Bundesamtes für Justiz
  • Ernst Buschor (* 1943), Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Regierungsrat, Präsident des AHB des Schweizerischen Studentenvereins
  • Kurt Zibung (* 1950), Politiker
  • Bernhard Ehrenzeller (* 1953), Jurist
  • Kuno Schedler (* 1961), Betriebswirt, Wirtschaftswissenschaftler

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statuten und Komment der AV Steinacher
  2. Urs Altermatt: «Den Riesenkampf mit dieser Zeit zu wagen...» Schweizerischer Studentenverein 1841–1991. Maihof, Luzern 1993, S. 176–177.
  3. Steinacherarchiv: Gründungszeitdokumentation, 2011
  4. Steinacherarchiv: Geschichtsrückblick vom Wintersemester 1958
  5. Steinacherarchiv: Geschichtsrückblick vom Wintersemester 1981
  6. Steinacherarchiv: Geschichtsrückblick vom Wintersemester 1991
  7. https://schw-stv.ch/blog/2019/09/09/neues-cc-nimmt-arbeit-auf/

Weblinks Bearbeiten


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