Spleißwerkzeug
Spleißen und Knoten in der Seemannsschule

Der Spleiß ist eine bruchfeste, dauerhafte, nicht lösbare Verbindung von Tauwerk durch Verflechten der einzelnen Kardeele. Er wird auch zur Reparatur von Tauwerk verwendet. Dies wird bei Drahtgut mit Hilfe eines Marlspiekers – bei stramm sitzendem anderen Gut meist eines Hohlspiekers – bewerkstelligt. Der Takler kennt verschiedene Arten von Spleißen: Augspleiß, Langspleiß, Kurzspleiß und End- oder Rückspleiß.

Grundlagen Bearbeiten

 
a) Langspleiß b) Kurzspleiß
c) Augspleiß d) Linksspleiß

Die Haltbarkeit einer Spleißverbindung beruht auf der Reibung und Selbsthemmung zwischen den zu verbindenden Tauwerkstücken. Da sich Tauwerk – wie fast alle anderen Materialien auch – bei Zugbelastung längt und im Durchmesser verkleinert, beklemmen sich die einzelnen Kardeele und lassen sich nicht mehr gegeneinander bewegen. Dabei bleiben (je nach Material, Art des Spleißes und Sorgfalt bei der Ausführung) etwa 85 [1]–100[2]% der ursprünglichen Festigkeit des Seils erhalten. Ein Knoten schwächt eine Leine dagegen beträchtlich (etwa 50[2]% und mehr).

Ein gespleißtes Seil bleibt – anders als bei der Verwendung von Knoten oder Seilklemmen – geschmeidig und nimmt wenig bis gar nicht an Durchmesser zu. Dies ist insbesondere dann wichtig , wenn das Seil über Blöcke (Umlenkrollen) geführt oder ständig auf- und abgewickelt werden muss. Allerdings kann das Spleißen bei einigen Tauwerksarten ein vergleichsweise aufwändiger Vorgang sein, so dass für Notreparaturen doch auf Seilklemmen oder Knoten zurückgegriffen werden muss.

Unabhängig davon, ob ein Spleiß zur Verbindung zweier Leinen, zur Bildung eines Auges oder zur Sicherung des Leinenendes (Tampen) gegen Ausfasern (End- oder Rückspleiß) verwendet wird, können die Kardeele entgegen (selten mit) der Drehrichtung der Leine (ihrem Schlag, meist rechts) verspleißt werden. Bei Seilen zur Verstärkung der „Lieken“ (den Außenkanten von Segeltuch) werden, um eine schlankere Verarbeitung zu ermöglichen, die Kardeele mit dem Schlag verspleißt und man spricht von einem Segelmacherspleiß. Drahttauwerk wird der Steifigkeit wegen generell mit dem Schlag verspleißt. Für eine gefällige Arbeit können Spleiße auch verjüngt werden, indem man während der Arbeit Teile der Kardeele entfernt. Bei geschmeidigem Tauwerk, wie es heutzutage im Segelsport anzutreffen ist, ist kein weiteres Werkzeug erforderlich, die Verspleißung erfolgt nur mit den Fingern.

Spleiße Bearbeiten

Augspleiß Bearbeiten

 
Augspleiß

Siehe Hauptartikel Augspleiß

Beim Augspleiß wird das Ende des Tauwerks so in das Tauwerk (Tampen) eingearbeitet, dass ein „Auge“ (eine Schlinge) entsteht. Es ist wesentlich belastbarer als eine geknotete Schlinge. Eine solche Trosse wird z. B. gern für die Vertäuung von Schiffen benutzt, wobei das Auge über einen Poller gelegt werden kann, um so eine Verbindung zwischen Schiff und Anleger oder Kai bzw. Pier herzustellen, oder – abseits im Hafenbecken liegend – um einen Duckdalben.

Geschlagenes Gut im Wassersport wird üblicherweise nur dreimal gesteckt und dann verkürzt verschmolzen, sonst werden die Kardeele anschließend entweder verjüngt und in das Seil eingespleißt oder mit einem Takling gesichert. Besonders dauerhafte Spleiße werden zudem noch „bekleidet“ (mit dünner Leine fest umwickelt). Das Auge selbst kann durch vorheriges Aufstecken eines Mantels (früher oft zusammengenähtes Leder, heute meist ein durchsichtiger Plastikschlauch) gegen „schamfilen“ (abscheuern) geschützt werden.

Eine extrem seltene Form, da es kaum sinnvolle Anwendungszwecke dafür gibt, ist der Augendoppelspleiß, bei dem ein Auge mitten in einem Tau gebildet wird – hilfsweise auch anwendbar wenn zur Verbindung zweier Enden kein Kurzspleiß eingesetzt werden kann oder soll. Dazu werden beide Tampen nacheinander in den jeweils anderen mit der Technik eines Augspleißes eingearbeitet.

End- oder Rückspleiß Bearbeiten

 
Endspleiß

Beim Rückspleiß wird das Ende eines gedrehten („geschlagenen“) Seiles in seine Kardeele aufgetrennt und damit rückwärts in dasselbe Seil gespleißt. Dadurch entstehen verschiedene Abschlüsse am Seilende, als besonders aufwendiger „Takling“, als Verdickung des Seilendes zum besseren Greifen oder um es am Durchrutschen durch eine Öse zu hindern, oder als Verzierung von Seilen (Treppengeländer, Glockenseil). Die bekanntesten Rückspleiße sind: Spanischer Takling (der eigentliche Rückspleiß), Endspleiß, Hahnenpfote, Taljenreepsknoten, Doppelter Taljenreepsknoten, Fallreepsknoten, Rosenknoten, Sternenknoten.

Kurzspleiß Bearbeiten

 
Kurzspleiß mit Takling

Der Kurzspleiß dient zum Verbinden von zwei gedrehten („geschlagenen“) Seilen. Dazu werden die Enden in die einzelnen Kardeele aufgetrennt. Zuerst werden die Kardeele mit einem halben Schlag paarweise, von jedem Ende eines, übereinandergelegt. Die Kardeele der einen Seite werden mit einem Garn gesichert, die Kardeele der anderen Seite werden mit dem Spleißnagel reihum mehrfach unter die Kardeele des Seiles gesteckt und sorgfältig festgezogen (bei Tauwerk aus Naturfaser dreimal, bei glattem und lehnigem Kunststofftauwerk fünfmal). Dann folgt die andere Seite genauso. Die Kardeele werden (vorwiegend in der traditionellen Seefahrt) anschließend entweder verjüngt und in das Seil eingespleißt oder mit einem Takling zur Erhöhung der Standzeit gesichert – bei Kunststoff jedoch meist nur noch mit einem Hitzeschneider verkürzt verschmolzen.

Ein Nachteil des Kurzspleißes ist seine Dicke, die bei laufendem Gut z. B. das Durchrutschen durch einen Block be- oder gar verhindern kann. Daher können nicht alle Leinen gespleißt werden.

Langspleiß Bearbeiten

 
Langspleiß

Der Langspleiß dient wie der Kurzspleiß zum Verbinden von zwei geschlagenen Seilen. Gegenüber dem Kurzspleiß hat er den Vorteil, dass keine nennenswerte Verdickung im Seil auftritt. Allerdings gilt der Langspleiß in der (Berufs-)Schifffahrt heute nicht mehr als sichere Verbindung, von seiner Verwendung wird daher abgeraten.

Dies gilt allerdings nicht für „endlose“ Förderseile oder Zugseile von Luftseilbahnen oder Schleppliften.[3] Ein Verbindungsspleiß in so einem üblicherweise sechskardeeligen – man spricht stattdessen eher von so genannten Litzen, die meist jede aus 19 einfach verdrillten Drähten (interessanterweise im Gleichschlag wie auch das Seil selbst) bestehenden – Drahtseil (mit dämpfenderKunststoffseele“) ist etwa 1200d bis 1300d (1200-facher bis 1300-facher Seildurchmesser) lang, damit kann sich in der Praxis für einen Spleiß eine Gesamtlänge von über 70 m ergeben; dieser muss nach dem Einscheren und vor dem Auflegen des oft bis zu mehrere Kilometer langen Seils vor Ort ausgeführt werden. Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass beim „Verstecken“ (also dem eigentlichen Spleißen) nicht abwechselnd unter den Litzen hindurch gearbeitet wird, sondern stattdessen die Seele wechselseitig auf etwa je 5–8 m entfernt wird, sodass anschließend das etwa gleich starke jeweilige Litzenende deren Platz einnehmen kann. Auch wird hier bei der Einkreuzung kein halber Schlag gemacht.

Drahtspleiß Bearbeiten

Augspleiß am Schleppdraht eines Assistenzschleppers
verschlissene „Seilnagelstelle“ von einem (Segelflug-Schleppwindenseil)

Aus Sicherheitsgründen ist jeder Drahtspleiß fünffach zu stecken. Mehr bringt keine Vorteile, macht aber den Spleiß unnötig lang. Augenden an modernen Stahltrossen (Stropps, zum Ladegeschirr gehörend) werden nicht mehr verspleißt, sondern industriell gepresst; außerdem sinkt dadurch die Verletzungsgefahr an so genannten „Fleischhaken“ an Stahltrossen (kleine abstehende Kardeelteile, oft nach Bruch einzelner Drähte). End- bzw. Rückspleiße lassen sich mit Stahlseilen nicht herstellen.

Alternativ werden Drahtseile mit Presshülsen aus Stahl, Kupfer oder Aluminium verpresst oder mit Seilklemmen verschraubt.

 
Taluritpresshülse


Spleißen geflochtenen Tauwerks Bearbeiten

Auch geflochtenes Tauwerk, was in der traditionellen Seefahrt nicht vorkam, kann verspleißt werden – meist Aug- seltener Verbindungsspleiße sind üblich. Grundsätzlich unterscheiden sich dabei (Kunstfaser-)Taue mit einer dickeren ebenfalls geflochtenen Seele, zu deren Schutz ein Kreuz- oder Webgeflecht (vorwiegend im Klettersport) außen herum schlauchartig anliegt (der so genannte „Mantel“) – oder seelenlose Tampen, meist Squarelines genannt wegen des quadratischen Musters. Dabei werden im Prinzip einfach die Kardeele über eine gewisse Länge durch den jeweils anderen Tampen hindurchgeführt. Die Festigkeit eines solchen Spleißes beruht darauf, dass geflochtenes Tauwerk einen Schlauch darstellt, der sich unter Belastung zusammenzieht und so den hindurchgeführten Tampen bekneift.

Die korrekte Ausführung eines solchen Spleißes hängt also wesentlich vom Aufbau des entsprechenden Seils (eigentlich ist es ja, da verflochten und nicht geschlagen, keines mehr (man spricht ja zum Ablegen auch von: „Leinen los!“)) ab – jeder Seilhersteller oder -verkäufer wird auf Wunsch gern Spleißanleitungen für seine Seile liefern.

Werkzeug Bearbeiten

 
Marlspieker
 
Hohlspieker

Für Profis unverzichtbar sind ein Spleißnagel, Marlspieker oder Hohlspieker.

Literatur Bearbeiten

  • Helmut Paul: Spleißbuch: Das Standardwerk für fachmännisches Spleißen, Verlag Geo. Gleistein & Sohn, 2008, ISBN 3-9812956-0-9

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Rosenberger Tauwerk GmbH: Liros Yachttauwerk. S. 32
  2. a b Gleistein Ropes: Spleißbuch. S. 3
  3. Seilverbindungen in den Vorlesungsunterlagen Seilbahnbau am Institut für Eisenbahnwesen u. Verkehrswirtschaft der Technischen Universität Graz, WS 2011, Seite 26 ff. - PDF, abgerufen am 21. Juli 2012

Weblinks Bearbeiten

Commons: Splices – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien