Geburtshaus von Karl Marx
Innenhof

Das Karl-Marx-Haus in Trier ist das Geburtshaus des deutschen Ökonomen, Philosophen, Autors und Revolutionärs Karl Marx und heute ein Museum.

Geschichte Bearbeiten

Das Haus wurde um das Jahr 1550 erbaut und im Jahr 1727 in der Brückengasse 664 (heute Brückenstraße 10) vermutlich im Auftrag des kurtrierischen Kammerrates Johann Wilhelm Jakob Polch unter Einbeziehung älterer Hintergebäude wesentlich verändert. Karl Marx kam hier am 5. Mai 1818 als drittes Kind des jüdischen Advokaten Heinrich Marx und dessen ebenfalls jüdischen Ehefrau Henriette Marx (* 1788, † 1863), einer geborenen Presburg, zur Welt. Die Familie lebte dort seit dem 1. April 1818 zur Miete. Im Oktober 1819 bezog sie ein von Peter Schwarz gekauftes, kleineres Wohnhaus (Karl-Marx-Wohnhaus) in der Simeongasse (heute Simeonstraße 8), in der Nähe der Porta Nigra. Dort erinnert heute nur noch eine Gedenktafel an Karl Marx.

Im Jahr 1875 wurde das Haus in der Brückenstraße um eine weitere Etage erhöht und im Erdgeschoss baute man ein Ladenlokal ein. Der zweistöckige, traufständige Bau mit fünf Achsen, segmentbogig geschlossenen Fenstergewänden mit Keilsteinen sowie Mansarddach entspricht ganz dem regionalen Bauschema der Saar-Mosel-Region im 18. Jahrhundert.[1]

Wiederentdeckung, SPD-Kauf und Enteignung Bearbeiten

 
Besitzstempel des Karl-Marx-Hauses Trier, um 1930

Das Geburtshaus von Karl Marx geriet in Vergessenheit und wurde erst 1904 durch eine gefundene Umzugsanzeige des Vaters Heinrich Marx in der Trierischen Zeitung vom 5. April 1818 von dem Sozialdemokraten Friedrich Schnetter identifiziert. Die SPD konnte nach langem Bemühen erst 1928 das im 19. und frühen 20. Jahrhundert mehrfach stark veränderte Haus erwerben. Ab 1930 wurde es durch den Trierer Architekten Gustav Kasel (1883–1951)[2] restauriert. Dabei versuchte man, möglichst den ursprünglichen Zustand des Gebäudes wiederherzustellen; unter anderem wurde ein später aufgesetztes Stockwerk wieder abgetragen und das originale Mansarddach rekonstruiert. Im Erdgeschoss wurden nachträglich eingebaute Schaufenster wieder beseitigt, die ehemaligen Hintergebäude und der Garten waren nur noch in Resten erhalten und mussten ebenfalls rekonstruiert werden. Durch den langsamen Fortgang dieser Arbeiten verzögerte sich die für den 5. Mai 1931, den 113. Geburtstag von Marx, geplante Eröffnung als Gedenkstätte. Geplant war die Eröffnung als „Haus der Arbeiterschaft“ in Form eines Marx-/Engels-Museums mit internationaler Forschungsstelle. Offensichtlich war für diese Einrichtung auch schon der Aufbau einer Sammlung begonnen worden, es sind zumindest verschiedene Bücher mit einem entsprechenden Besitzstempel der Einrichtung aus anderen Bibliotheken bekannt. In der Endphase der Weimarer Republik war das Haus wegen seiner Symbolkraft Gegenstand politischer Kontroversen.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde das prestigeträchtige Haus im Mai 1933 zwangsenteignet und als Druckerei der NSDAP-Parteizeitung „Trierer Nationalblatt“ genutzt.

Museum Karl-Marx-Haus Trier Bearbeiten

Ab dem 5. Mai 1947 wurde hier unter dem Namen Karl-Marx-Haus in mehreren Ausstellungsräumen sein Leben und Werk dargestellt. Im Jahre 1968 wurde das Haus in die Friedrich-Ebert-Stiftung eingegliedert und am 5. Mai 1968 durch Willy Brandt neu eröffnet sowie um eine Forschungsstelle[3] ergänzt. Im März 1977 konnte der 100.000 Besucher im Karl-Marx-Haus begrüßt werden.[4] Am 14. März 1983 (dem 100. Todestag von Karl Marx) öffnete das Museum nach einjähriger Umbau- und Renovierungsarbeit, auf allen drei Etagen neugestaltet, wieder seine Pforten. Am 10. September 1987 besuchte der Staatsratsvorsitzende der DDR, Erich Honecker, im Rahmen seines Besuchs in der Bundesrepublik unter anderem Trier. Er war Gast im Karl-Marx-Haus und legte einen Kranz nieder. Darin sah Honecker einen „besonderen Höhepunkt“ seiner Reise.[5]

Im Jahr 2005 erhielt das Haus eine von Grund auf neu konzipierte Ausstellung. Sie berücksichtigt nun auch die Geschichte des Kommunismus in der Sowjetunion, im übrigen Ostblock sowie in China und widmet sich verstärkt der Wirkungsgeschichte von Marx im 20. Jahrhundert.

 
Ehemaliges Hôtel Venedig, dort übernachtete Karl Marx 1842 und nach dem Tod seiner Mutter 1863.

Von 1981[6] an gab es das „Studienzentrum des Karl-Marx-Hauses“, einschließlich einer Bibliothek in der Trierer Johannisstraße 28, gegenüber dem ehemaligen „Hôtel Venedig“, in dem Marx 1842 und 1863 übernachtet hatte.[7] Im Jahr 2009 wurde die Bibliothek und originale Dokumente in das Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung überführt.[8]

Das Karl-Marx-Haus hat jährlich rund 32.000 Besucher (Stand Juni 2005). Rund ein Drittel davon sind Touristen aus China, für die es eine der Hauptsehenswürdigkeiten in Deutschland ist.[10]

Das Karl-Marx-Haus hatte 2018 ca. 60.000 Besucher.[11]

Leitung Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Heinz Monz: Das Karl-Marx-Geburtshaus in Trier. Grundrißzeichnungen von Johann Monz. Hrsg. von der Karl-Marx-Haus-Verwaltung. Trier 1967. Inhaltsverzeichnis online
  • Albert Rauch: Das Karl-Marx-Geburtshaus in Trier. Ergänzungen zu einer Broschüre von Heinz Monz (Trier 1967). In: Neues Trierischen Jahrbuch 1973. Trier 1973, S. 113–115.
  • Karl-Marx-Haus Trier. Bilddokumente über das Geburtshaus von Karl Marx in Vergangenheit und Gegenwart. 2. Aufl. Trier 1977.
  • Karl-Marx-Haus. Museum Bibliothek Forschungsinstitut. Ein Gang durch das Geburtshaus von Karl Marx. Trier 1979.
  • Peter Graffga: Anmerkungen zum Verhältnis Schule und Museum: Das Beispiel Karl-Marx-Haus Trier. Sonderdruck, Trier 1980.
  • Helmut Elsner: Karl-Marx-Haus Trier. Westermann Verlag, Braunschweig 1983. (=museum 66) ISSN 0341-8634
  • Erneuerer des Karl-Marx-Geburtshauses. In: Trierischer Volksfreund. Nr. 130 vom 6./8. Juni 1987.
  • Jürgen Herres: Das Karl-Marx-Haus in Trier. 1727 – heute. Neu GmbH Trier 1993. ISBN 3-926132-19-1.
  • Beatrix Bouvier, Mario Bungert: Karl Marx (1813–1883) Leben – Werk – Wirkung bis zur Gegenwart. Ausstellung im Geburtshaus in Trier, Hrsg. Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 2005. ISBN 3-89892-379-7.
  • Margret Dietzen, Elisabeth Neu: Marx im Museum. Museumskonzepte des Trierer Karl-Marx-Hauses von 1931 bis heute. In: Matthias Steinbach, Michael Ploenus, Benedikt Einert (Hrsg.): Prüfstein Marx. Zu Rdition und Rezeption eines Klassikers. Metropol, Berlin 2013, S. 229–243. ISBN 978-3-86331-118-6 Inhaltsverzeichnis
  • Christoph Herkströter: Karl Marx im Museum der Gegenwart. Das Karl-Marx-Haus in Trier und seine Dauerausstellungen im historischen Wandel 1968–2018. Bonn 2020. (=Veröffentlichungen der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung Band 28) Digitalisat
  • Von Trier in die Welt. Karl Marx, seine Ideen und ihre Wirkung bis heute. Begleitbuch zur Dauerausstellung im Museum Karl-Marx-Haus. Hrsg. von Anja Kruke und Ann-Katrin Thomm für die Friedrich-Ebert-Stiftung. Karl-Marx-Haus, Friedrich-Ebert-Stiftung, Trier 2020. ISBN 978-3-96250-657-5. Inhaltsverzeichnis

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Hellojed/KMH – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen Bearbeiten

  1. Architekturführer Trier, hrsg. von Jens Fachbach, Stefan Heinz, Georg Schelbert und Andreas Tacke, Petersberg 2015, S. 96–97.
  2. Trierer Biographisches Lexikon, Trier 2000, S. 209–210.
  3. Es wurde eine Schriftenreihe herausgegeben: Schriften aus dem Karl-Marx-Haus, mit insgesamt 53 Heften und einem Beiheft zwischen 1969 und 2004.
  4. „der 100.000. Besucher des Karl Marx-Hauses in Trier war am 14.7.1977 eine Schülerin des Friedrich von Spee-Gymnasiums in Trier; Hans Pelger überreicht der Lehrerin, Frau Thielbeer, ein wertvolles Portrait von Karl Marx“ (Europeana)
  5. Erich Honeckers Besuch in der Bundesrepublik Deutschland 1987 (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@2Vorlage:Webachiv/IABot/helmut-kohl.kas.de, Zugriff am 11. August 2015.
  6. Museum Karl-Marx-Haus Trier (Friedrich-Ebert-Stiftung), abgerufen am 19. Juli 2021.
  7. Manfred Schöncke: Karl und Heinrich Marx und ihre Geschwister. Bonn 1993, Abbildung 59a.
  8. Rüdiger Zimmermann: Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung.
  9. Von Trier in die Welt, S. 190.
  10. TAZ: Besuch beim linken Übervater, 17. Dezember 2009
  11. Von Trier in die Welt, S. 5.
  12. Marx im Museum, S. 235 und S. 239.

Koordinaten: 49° 45′ 14,1″ N, 6° 38′ 8,7″ O [[Kategorie:Karl Marx als Namensgeber]] [[Kategorie:Museum in Trier]] [[Kategorie:Wohngebäude in Trier]] [[Kategorie:Geburtshaus einer berühmten Person|Marx, Karl]] [[Kategorie:Kulturdenkmal in Trier]] [[Kategorie:Schriftstellermuseum|Marx]] [[Kategorie:Erfinder-, Forscher-, Wissenschaftlermuseum|Marx]] [[Kategorie:Erbaut in den 1720er Jahren]] [[Kategorie:Friedrich-Ebert-Stiftung]]