Hans-Joachim Führer (* 31. Juli 1915 in Berlin; † 30. August 2006 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Fachdolmetscher. Er gehörte nach dem II. Weltkrieg in den 1950er Jahren zu den wichtigen Vertretern der deutschen Freiwirtschaftsbewegung. Sein Hauptwerk Friedensfalken, das 1985 erschien und und unter anderem Führers Hinwendung zum Christentum spiegelt, wurde auch als „Theologie der Freiwirtschaft“ bezeichnet.[1]

Leben Bearbeiten

 
Casa Gesell, Buenos Aires

Hans-Joachim Führer entstammte einer außerehelichen Verbindung. Seine Mutter Jenny Blumenthal, geborene Führer, war die Ehefrau Georg Blumenthals. Sein Vater Silvio Gesell war mit Anna, geborene Boettger, verheiratet.[2] Er bemühte sich zeit seines Lebens, die von seinem Vater begründete Idee der Natürlichen Wirtschaftsordnung zu verbreiten. Im Alter von zwölf Jahren hielt er im humanistischen Gymnasium zu Letzlingen Vorträge über die Freiwirtschaftslehre. Von 1934 bis 1938 arbeitete er in Buenos Aires (Argentinien) in der von seinem Vater gegründeten Firma Casa Gesell. Den Zweiten Weltkrieg durchlebte er als Sanitätssoldat und Russischdolmetscher an der Ostfront, danach geriet er in russische Kriegsgefangenschaft.

Nach dem Krieg hat Hans-Joachim Führer eine Fachübersetzergenossenschaft gegründet und bis 1976 geleitet.

Ferner war er Geschäftsführer des früheren Freiwirtschaftsbundes.

Hans-Joachim Führer war kirchenkritisch erzogen, erlebte 1948 eine starke Hinwendung zum Christentum, ließ sich 1962 von Johannes Ude, dem katholischen Theologieprofessor und Anhänger der Freiwirtschaftslehre Silvio Gesells, taufen und war seitdem von einem tiefen christlichen Glauben geprägt. Er blieb nicht bei seinen Erkenntnissen stehen, sondern war der festen Überzeugung, die Menschheit befände sich – gerade in den heutigen Tagen – kurz vor einem biblischen Umkehrprozess: die Mehrheit der Menschen, die Lebens-Liebenden würden sich zusammenfinden und das Ruder unseres Planeten in die Hand nehmen.

In seinen letzten Lebensjahren stand er in engem Kontakt mit Georg Otto und schrieb auch gelegentlich in der von Otto gegründeten Zeitschrift Alternativen, oft Offene Briefe an Otto.

Hans-Joachim Führer war verheiratet.

Veröffentlichungen (Auswahl) Bearbeiten

Eine ausführliche Literaturliste Hans-Joachim Führers, in der auch unveröffentlichte Manuskripte dokumentiert sind, findet sich im Archiv für Geld- und Bodenreform.[3]

  • Erinnerungen. In: Silvio Gesell. Zeitgenössische Stimmen zum Werk und Lebensbild eines Pioniers (Hans Blüher und andere). Rudolf Zitzmann Verlag: Lauf bei Nürnberg, 1960. S. 71–80.
  • Friedensfalken. Die Zukunft zwischen Grauen und Verheißung, Gauke Verlag für Sozialökonomie: Hannoversch Münden 1985. ISBN 3-87998-060-8.
  • Abschied vom homo oeconomicus (gemeinsam mit Werner Onken). In: Zeitschrift für Sozialökonomie. Folge 69 (1986). S. 15–22.
  • Wie lässt sich die Befreiungstheologie der marxistischen Umklammerung entreißen?. In: 125. Geburtstag Silvio Gesells (Hrsg. Internationale Vereinigung für Natürliche Wirtschaftsordnung). Gauke Verlag für Sozialökonomie: Konstanz, Elgg, Linz, 1988. S. 23–43.
  • Die Realisierung einer gerechten Gesellschaftsordnung als philosophisch-psychologisch-strategische Denkaufgabe. In: Gerechtes Geld – Gerechte Welt (Hrsg. Internationale Vereinigung für Natürliche Wirtschaftsordnung). Gauke Fachverlag für Sozialökonomie: Lütjenburg 1992. S: 142–148.

Literatur Bearbeiten

  • Sylvia Führer, Anselm Rapp: Nachruf auf Hans-Joachim Führer. In: Alternativen Nr. 59; erschienen im Spätherbst/Winter 2006/2007. S. 1
  • Günter Bartsch: Die NWO-Bewegung Silvio Gesells. Geschichtlicher Grundriss. 1891–1992/93. Band 1 in der Schriftenreihe Studien zur Natürlichen WirtschaftsOrdnung. Gauke Verlag für Soziaklökonomie: Lütjenburg, 1994. ISBN 3-87998-481-6. S. 167–170 (Kapitel H.-J. Führer in Opposition – Politiker oder Utopisten?); S. 231–233 (Kapitel Alle Freiwirte sollen Friedensfalken werden (H. J. Führer)
  • Hans Blüher und andere: Silvio Gesell. Zeitgenössische Stimmen zum Werk und Lebensbild eines Pioniers (Hans Blüher und andere). Rudolf Zitzmann Verlag: Lauf bei Nürnberg, 1960. S. 79f (Kurzbiographie Hans-Joachim Führers)
  • Werner Schmid: Silvio Gesell. Lebensgeschichte eines Pioniers. Genossenschaft Verlag freiwirtschaftlicher Schriften: Bern 1954. S. 144–152 (Kapitel Jenny und Hänschen)

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Günter Bartsch: Die NWO-Bewegung Silvio Gesells. Geschichtlicher Grundriss. 1891–1992/93. Band 1 in der Schriftenreihe Studien zur Natürlichen WirtschaftsOrdnung. Gauke Verlag für Soziaklökonomie: Lütjenburg, 1994. S. 232 f.
  2. Peter Echevers H.: J. Silvio Gesell. Die Revolution des Geldsystems. LULU Press Enterprises: Morrisville, North Carolina 2014. ISBN 978-1-291-52576-2 (Google Books online)
  3. Sozialökonomie.info: Katalog des Archivs für Geld- und Bodenreform (Buchstabe F); eingesehen am 13. Februar 2021.

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