Goldhofer Aktiengesellschaft

Logo
Rechtsform Aktiengesellschaft (zu 100 % in Stiftungsbesitz)
Gründung 1705
Sitz Memmingen, Deutschland
Leitung Stefan Fuchs (CEO), Franz Bilmayer (CFO), Hubert Schaller (COO)
Mitarbeiterzahl 650
Umsatz 218 Mio. EUR (Konzern)[1]
Branche Hersteller für Sonder-, Schwerlast- und Spezialtransportfahrzeuge (Anhänger, Sattelanhänger, Schwerlast-Module, Flugzeugschlepper)
Website www.goldhofer.de
Das Betriebsgeländer der Goldhofer Aktiengesellschaft (2015)
Stand: 31. August 2016

Die Goldhofer-Unternehmensgruppe, bestehend aus dem Unternehmen Goldhofer Aktiengesellschaft (Memmingen) und deren Tochterfirma Schopf Maschinenbau GmbH (Ostfildern), produziert Fahrzeuge für den Schwerlast- und Sondertransport.

Geschichte Bearbeiten

Alle historischen Angaben sind der offiziellen Chronik der Goldhofer Aktiengesellschaft entnommen.[2]

Die Anfänge des Unternehmens Bearbeiten

Die Geschichte des Unternehmens führt bis ins Jahr 1705 zurück, in dem erstmals urkundlich eine von der Familie Goldhofer in Amendingen bei Memmingen betriebene Schmiede erwähnt wird. Am 20. April 1922 wird der spätere Firmengründer Alois Goldhofer in Memmingen geboren. Im Jahr 1946 gründet er die „Allgäuer Fahrzeugwerke Alois Goldhofer KG“ und legt damit den Grundstein für eine wirtschaftliche Produktion luftbereifter landwirtschaftlicher Anhänger. 1952 entwickelt Goldhofer zusammen mit dem Reifenhersteller Metzeler den ersten über die Rampen zu beladenden Tieflader. Durch das Fahrzeug erweitert sich der Kundenkreis von landwirtschaftlichen Abnehmern auch auf die Transport- und Baubranche.

Werdegang und Entwicklungsphasen Bearbeiten

1959 wird die inzwischen industrielle Fertigung nach Memmingen verlegt. Goldhofer spezialisiert sich fortan auf schwere Tieflader. Auf Anregung eines Kunden entwickelt Alois Goldhofer im Jahr 1963 das erste Modulsystem neuartiger Schwerlastanhänger mit mechanischem Achsausgleich. Dies war die Grundlage des heutigen Systems für Schwerlast-Module und wurde kontinuierlich weiterentwickelt. So wurden 1970 die ersten Schwerlast-Module mit hydraulischem Achsausgleich gefertigt, welche den Grundstein für die heutige THP-Familie bilden. Am 16. Januar 1981 stirbt Alois Goldhofer während eines Kurzurlaubs in den Alpen. Nach seinem Tod übernimmt seine Frau Karoline Goldhofer (nach zweiter Heirat: Karoline Goldhofer-Prützel) die Unternehmensleitung. Im Jahr 1987 beginnt Goldhofer mit der Entwicklung von stangenlosen Flugzeugschleppern, die im Gegensatz zu den bisher genutzten Stangenschleppern das Bugfahrwerk des zu bewegenden Flugzeugs "aufladen" und dadurch nicht mehr ballastiert werden müssen.

 
Karoline Goldhofer-Prützel im Jahr 2010

Ebenfalls 1987 verließ die zu diesem Zeitpunkt größte bei Goldhofer gebaute Seitenträgerbrücke die Werkstore, um ihren Einsatz in Thailand anzutreten. Auf zwei Fahrwerken mit je 16 Achslinien und insgesamt 256 Rädern konnten Nutzlasten von bis zu 250t auf der Seitenträgerbrücke transportiert werden. 1989 liefert Goldhofer die ersten selbstfahrenden Schwerlastmodule mit hydrostatischem Fahrantrieb aus. Diese Schwerlastmodule vom Typ „PST“ müssen nun nicht mehr von Zug- und Schubmaschinen bewegt werden, sondern sind durch ein sogenanntes „Powerpack“ in der Lage, eigenständig zu fahren. 1995 wird das Produktportfolio im Airport-Segment um einen kleineren stangenlosen Flugzeugschlepper (AST-3) erweitert. Dadurch war Goldhofer in der Lage, alle Flugzeugtypen gleichermaßen zu bewegen. Um den neuen Airbus A380 mit 600t Gewicht ausreichend schnell bewegen zu können, wird 2004 der AST-1X entwickelt.

Im Jahr 2000 wandelt Karoline Goldhofer-Prützel die Rechtsform des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft um und überträgt als Alleinaktionärin 2001 sämtliche Anteile der „Alois Goldhofer Stiftung“. Durch diese Maßnahme wird der Fortbestand des Unternehmens über den Tod von Karoline Goldhofer-Prützel hinaus gesichert. Die „Alois Goldhofer Stiftung“ fördert Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung sowie kulturelle und karitative Einrichtungen. Für ihr hohes soziales Engagement und ihre unternehmerische Weitsicht hatte Karoline Goldhofer-Prützel 1994 das Bundesverdienstkreuz erhalten. Im Juli 2013 stirbt die langjährige Firmenchefin im Alter von 89 Jahren.[3]

Das Unternehmen heute Bearbeiten

 
Das Betriebsgelände der Schopf Maschinenbau GmbH in Ostfildern

2012 erfolgte die Premiere von »Faktor 5«, der neuen Generation von Goldhofer-Seitenträgerbrücken. Diese können das Fünffache ihres Eigengewichts transportieren, d.h. mit 100t Eigengewicht können bis zu 500t Nutzlast erreicht werden. Am 1. Januar 2013 übernimmt die Goldhofer Aktiengesellschaft die später verschmolzenen Schopf Maschinenbau GmbH und Schopf Rofan GmbH aus Ostfildern bei Stuttgart und verstärkt damit ihr Produktportfolio im Airport-Bereich um die konventionellen Stangen- und Cargo-Schlepper sowie Cargo-Loader, der erste gemeinsame Auftritt erfolgt zur Branchen-Leitmesse "inter airport Europe 2013".[4] Ebenfalls im Jahr 2013 präsentiert Goldhofer einige Neuheiten im Transportbereich: So verlassen unter anderem ein vierfach teleskopierbarer Pritschenauflieger („Superhub“) und ein Sattelanhänger mit Einzelradaufhängung, der »MPA«, die Werkstore.[5] In der Transporttechnologie für die Windkraftindustrie stellt Goldhofer die Flügel-Transport-Vorrichtung FTV 300 in Kombination mit selbstfahrenden Schwerlast-Modulen vor, mit welcher Rotorblätter durch enge Kurven und schwer zugängliches Gelände transportiert werden können. An Engpässen werden die Rotorblätter nicht mehr horizontal, sondern vertikal transportiert. 2014 präsentiert das Unternehmen seinen Kunden die neue Generation von Schwerlast-Modultransportern mit elektronischer Vielweglenkung und hydraulisch breitenverstellbarer Spur. Gleichzeitig verlässt die fünfte »Faktor 5«-Seitenträgerbrücke das Werksgelände.[6] Im Jahr 2015 entwickelt Goldhofer in einem Kooperationsprojekt mit der Greiner Fahrzeugtechnik GmbH eine in dieser Form noch nie zuvor konstruierte Scherenhubbrücke. Die neuartige Konstruktion der Brücke machte die maximale Nutzlast der Brücke von 600t möglich.[7] Im Jahr 2016 stellt Goldhofer auf der bauma in München den "ADDrive" vor, ein Schwerlast-Modul mit zuschaltbaren Antrieb. [8]

Produktportfolio Bearbeiten

Die Goldhofer-Unternehmensgruppe hat in den beiden Geschäftsbereichen „Transport Technologie“ und „Airport Technologie“ vier hauptsächliche Produktsparten:

Anhänger Bearbeiten

 
Transport eines Baggers

Diese Produktsparte umfasst drei- bis fünfachsige Tiefladeanhänger. Je nach Zulassungsbestimmungen der Einsatzländer wird ein Nutzlastbereich von 25-80t abgedeckt. Diese Fahrzeuge gehören zur Grundausstattung eines jeden Bau- und Transportunternehmens.

Sattelanhänger Bearbeiten

Mit Einsatz moderner Konstruktions- und Produktionstechnologien reicht die Produktpalette der Goldhofer AG in diesem Segment von Sattelanhängern über Satteltieflader bis hin zu kombinierbaren und von vorne überfahrbaren Sattelfahrzeugen.

Schwerlast-Module Bearbeiten

 
Ein PST von Goldhofer im Einsatz

Für den Transport übergroßer und schwerer Güter produziert Goldhofer kombinierbare Transportsysteme mit hydraulischem Achsausgleich und hydraulischer Lenkung. Durch das Plattform-Modulsystem gibt es viele Möglichkeiten, Schwerlasttransporte zu lösen. Für Ultra-Schwerlasten hat die Firma eigene Fahrzeugmodule mit hydrostatischem Fahrantrieb entwickelt. Diese lassen sich mit Plattform-Modulen kombinieren und mit einer elektronischen Vielweglenkung ausrüsten. Dadurch werden verbesserte Manövriereigenschaften gewährleistet und der Einsatzspielraum wird für Lasten über 10.000t ermöglicht.

Ground Support Equipment Bearbeiten

Durch den Zusammenschluss von Goldhofer und Schopf im Jahr 2013 ist die Produktpalette der Unternehmensgruppe im GSE-Bereich (Ground Support Equipment) angewachsen. Zu den stangenlosen Flugzeugschleppern von Goldhofer kommen die konventionellen Stangenschlepper von Schopf für zivile und militärische Anwendungsbereiche. Ebenfalls von Schopf kommen Cargo-Schlepper für den Flughafen- und Industrieeinsatz. Zudem werden die „ARTS“ (Aircraft Recovery Tranportation System) von Goldhofer zur Bergung verunglückter Flugzeuge hergestellt.

 
"Moving the nature"

Corporate Social Responsibility / Soziale Verantwortung Bearbeiten

Obwohl die Produktion der Goldhofer-Produkte energie- und ressourcenintensiv ist, legt das Unternehmen viel Wert auf den Erhalt der Umwelt und die Nutzung nachhaltiger Energien. Goldhofer hat bereits 2011 begonnen, vorhandene Dachflächen mit Photovoltaikanlagen zu bestücken, um somit einen Teil zur „grünen“ Energiegewinnung beizusteuern. Diese verfügen über eine Nennleistung von 1,14mWp (Megawatt Peak). Mit der installierten Leistung ist es Goldhofer möglich, ein Drittel seines jährlichen Stromverbrauchs abzudecken. Die Beheizung erfolgt über ein Hackschnitzelkraftwerk und die Kühlung der Büroräume über Grundwasser. Aus Gründen des Umweltschutzes und zur Energieeinsparung wird fast die komplette Firma mit sparsamen LED-Leuchten beleuchtet. Für die eigenen Mitarbeiter veranstaltet das Unternehmen regelmäßig Events, um sich für ihren Einsatz zu bedanken und den Zusammenhalt im Unternehmen zu fördern.

Weblinks Bearbeiten

Quellen Bearbeiten

  1. Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.08.2013 bis zum 31.07.2014. Goldhofer Aktiengesellschaft, abgerufen am 31. August 2016.
  2. Meilensteine der Geschichten, zuletzt geprüft am 04.11.2016.
  3. Abschied von der Grand Dame der Schwerlastindustrie, zuletzt abgerufen am 14.11.2016
  4. Besondere Premiere auf der inter airport Europe 2013, zuletzt abgerufen am 28.10.2016
  5. Neue MPA-Achstechnologie besteht alle Tests „mit Bravour“, zuletzt abgerufen am 03.11.2016
  6. Innovation Days bei Goldhofer, zuletzt abgerufen am 10.11.2016
  7. Taufe der weltweit einzigartigen Seitenträgerbrücke G²|K600, zuletzt abgerufen am 11.11.2016
  8. »ADDRIVE« erhöht die Effizienz eines jeden Fuhrparks, zuletzt aufgerufen am 25.10.2016

Kategorie:Nutzfahrzeughersteller Kategorie:Markenname Kategorie:Unternehmen (Memmingen) Kategorie:Gegründet 1705 Kategorie:Produzierendes Unternehmen (Bayern)

Koordinaten: 48° 0′ 8″ N, 10° 10′ 21,8″ O