Textvorlage Haupt- und Landgestüt Marbach

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Das baden-württembergische Haupt- und Landgestüt Marbach besitzt eine über 500-jährige Geschichte. Die historischen Gestütshöfe liegen im Herzen des UNESCO-Biosphärengebiets Schwäbische Alb und bilden die Grundlage für Gestütsbetrieb, Serviceleistungen und Veranstaltungen. Marbach ist Deutschlands größter Ausbilder für den Beruf Pferdewirt und Sitz der Landesreit- und Landesfahrschule. 1932 übernahm das Hauptgestüt Marbach die weltberühmte Vollblutaraberzucht aus dem Gestüt Weil. Die Umstellung der Landespferdezucht zum Sport- und Freizeitpferd Ende der 1960er Jahre gelang durch den Einsatz ostpreußischer und englischer Edelpferde.

Heute bestehen die Hauptgestütsherden aus 30 Warmblutstuten und 20 Vollblutaraberstuten. Die gestütseigenen Fohlen wachsen gemeinsam mit Pensionsfohlen aus Züchterhand auf den Vorwerken auf. Im Landgestüt Marbach werden rund 60 Landbeschäler gehalten, darunter Hengste für das Erhaltungszuchtprogramm der bedrohten Rassen Schwarzwälder Kaltblut und Altwürttemberger. Die EU-Besamungsstation im Gestütshof Offenhausen beliefert die Züchter auf den Servicestationen im Land und weltweit.[1]

Geschichte

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Der früheste bekannte schriftliche Beleg für eine Pferdezucht in Marbach findet sich 1514 während der Herrschaft Herzog Ulrichs (1487- 1550): In einem Verhör gibt ein des Aufruhrs verdächtigter Knecht an, zur fraglichen Zeit auf dem Weg zum „Gestüt seines Herren in Marbach an der Lauter“ gewesen zu sein. Unter Herzog Ludwig (1554-1593) wird die Zucht durch den Ankauf von Hengsten aus Andalusien und Neapel, damals regelrechte Modepferde, neu ausgerichtet.

Der 30-jährige Krieg zerstörte die Gestütsanlagen in Marbach, in Offenhausen und auch in Güterstein. Württemberg hat bei dem Krieg fast alle Pferde verloren.

1648 kommt der Aufbau der systematischen Landespferdezucht wieder in Gang. Es finden Importe von Pferden unter anderem aus Andalusien, Ostfriesland, Holstein und Dänemark statt.

Im 18. Jahrhundert werden prachtvolle Pferde als Zugtiere für Kutschen und als Reit- und Jagdpferde benötigt. Außerdem wird die Farbenzucht z.B. mit Schimmeln, Schecken oder Mohrenköpfen gefördert.

1814/15 wird ein radikaler Neuanfang gewagt: Hof- und Landgestüt werden getrennt. Das Gestüt für den königlichen Hof wird in Weil mit den Fohlenhöfen Scharnhausen und Kleinhohenheim errichtet. Hier entstand die weit über Württemberg hinaus berühmte Vollblutaraberzucht. Marbach mit seinen Gestütshöfen wird vom König zum Landgestüt bestimmt. In Marbach werden Pferde für das Militär und die Landwirtschaft gezüchtet. In Offenhausen, St. Johann und Güterstein werden Fohlenhöfe eingerichtet.

Die Pferdezucht in Württemberg wird in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von den gegensätzlichen Interessen des Militärs und der Bauern zu immer neuen Experimenten gedrängt. Ein erster Erfolg wird der Import von Hengsten aus der Normandie und aus dem preußischen Gestüt Trakehnen. Das so herangezüchtete Württembergische Warmblutpferd findet die Anerkennung der Bauern.

Die ab 1940 entwickelten Pläne der Nationalsozialisten, ein zentrales Reichsgestüt mit der Eingliederung aller Landgestüte zu schaffen, bedrohen die Selbstständigkeit Marbachs.

In der Zeit des Wiederaufbaus erwartet man einen starken Bedarf an Pferden für die Landwirtschaft. Doch langsam macht sich der zunehmende Einsatz von Maschinen in der Landwirtschaft bemerkbar, wodurch die Anzahl von Pferden in den 1950er bis 1960er Jahren immer weiter zurück geht. Die Zucht in Marbach wird völlig neu ausgerichtet, auf ein modernes vielseitiges Pferd für Sport und Freizeit. Neben der eigentlichen Pferdezucht werden die Leistungsprüfungen der Pferde sowie die Ausbildung von Reitern und Pferden für das Gestüt immer wichtiger. Im Gestütshof Marbach werden in den 1970er Jahren umfangreiche Pferdesportanlagen gebaut. Der Beruf des Pferdewirtes wird aus der Taufe gehoben und Marbach wird Ausbildungsbetrieb. Die ersten Frauen werden in den Gestütsdienst übernommen und die Gestütsanlagen werden mehr und mehr für die Besucher geöffnet.

1989 beginnt eine rege Zusammenarbeit mit den Landgestüten und den Zuchtverbänden im Osten Deutschlands. Der Trend zum Freizeit- und Sportpferd setzt sich fort: Die Zahl der Pferde in Deutschland steigt kontinuierlich auf über eine Million an. Für viele landwirtschaftliche Betriebe wird die Pferdehaltung ein lukrativer Betriebszweig. Die Globalisierung schreitet auch in der Pferdezucht rasant voran. Mit der Einführung der künstlichen Besamung sind Hengste weltweit verfügbar. Auf dem Gestütshof Offenhausen wird 1992 eine Besamungsstation eingerichtet. Marbach hat vor allem die Aufgabe, seltene Gene zu erhalten und den Züchtern Blutlinienvielfalt anzubieten. In der Sportpferdezucht gelingt dies insbesondere bei Vielseitigkeitspferden. Mit Hilfe der Hengsthaltung im Landgestüt Marbach kann die bedrohte Rasse Schwarzwälder Kaltblut konsolidiert und das Altwürttemberger Pferd erhalten werden. Marbach entwickelt sich zum größten Ausbildungsbetrieb für den Beruf Pferdewirt in Deutschland. Das Gestüt wird Sitz des Kompetenzzentrums Pferd für die Beratung und Weiterbildung der Pferdehalter in Baden-Württemberg. Neue Angebote und Veranstaltungen erschließen neue Zielgruppen, und das Gestüt vernetzt sich stärker in der Region und über die Landesgrenzen hinaus. Heute ist das Gestüt ein traditionsbewusstes und zugleich innovatives Unternehmen des Landes Baden-Württemberg, das einem steten Wandel der ihm gestellten Aufgaben unterliegt. Die Pferde inmitten der historischen Gestütsanlagen und der gewachsenen Kulturlandschaft bleiben die Konstante.[2]

  1. Haupt- und Landgestüt Marbach: Gestüt. 8. Mai 2015, abgerufen am 26. März 2020.
  2. Haupt- und Landgestüt Marbach: Geschichte. 14. Mai 2015, abgerufen am 26. März 2020.