Literatur Bearbeiten

Entwicklung in Europa Bearbeiten

 
Postreiter vor 500 Jahren

Nach dem Zerfall des Weströmischen Reiches gab es in Europa nur noch eine reduzierte Nachrichtenübermittlung. Überregionale Institutionen waren die katholische Kirche mit den missionierenden Mönchen wie Bonifatius und das Großreich der Karolinger, das mit Hilfe von Boten vernetzt war. Für die Behauptung, dass bereits Karl der Große (768–814) über Pferdestafetten verfügte, fanden sich jedoch keine Beweise.

Im Hochmittelalter wurde die Nachrichtenübermittlung in Europa von drei Einrichtungen dominiert: der katholischen Kirche, den Herrschern in den verschiedenen Ländern und dem europäischen Fernhandel.

Die zentrale Lenkung der Kirche in Rom (bzw. 1309–1378 in Avignon) und die häufigen Papstwahlen erzwangen einen ständigen Schriftverkehr mit den Bistümern. Dazu gehörte auch die Einbindung der Klöster, die eigene Botendienste unterhielten. Auch die deutsch-römischen Herrscher und die Könige in Frankreich und England benötigten eine zentrale Kommunikation in ihren Ländern. Sie setzten aber in der Regel nur Fußboten ein, die manchmal auch Leihpferde von Herbergen an Reisestraßen[1] oder Flussschiffe nutzten.

Im späten Mittelalter bildete sich in europäischen Städten wie Antwerpen, Augsburg, Frankfurt, Nürnberg, Leipzig, den Hansestädten wie Hamburg, Bremen oder Lübeck, dem Deutschen Orden, London, Marseille, Nowgorod und der Republik Venedig ein Fernhandel heraus, verbunden mit einem regen Schriftverkehr der länderübergreifenden Kaufmannspost. Im 15. Jahrhundert entstanden in Italien, im Heiligen Römischen Reich und in den Niederlanden große Bank- und Handelshäuser. Zentren waren Florenz, Mailand, Rom, Venedig, Augsburg, Brüssel und Antwerpen. Diese Häuser waren miteinander vernetzt.

Einen privaten Briefverkehr gab es im Mittelalter kaum. Pergament war teuer. Erst die Einführung von billigem Papier führte ab dem 15. Jahrhundert zu einem wachsenden Schriftverkehr. So transportierten Marktschiffe auf Flüssen auch Schriftstücke. In vielen Regionen Deutschlands übernahmen Metzger den Austausch von Briefen. Auch Universitäten unterhielten Botendienste, so etwa in Paris. Bedeutend wurden auch die städtischen Botenanstalten im Heiligen Römischen Reich. Sie beförderten gegen Bezahlung private Briefe und die Kaufmannspost. Diese Dienste waren untereinander vernetzt und beherrschten während des 16. Jahrhunderts den größten Teil des privaten und kaufmännischen Briefverkehrs. Ihr Niedergang erfolgte erst nach dem Dreißigjährigen Krieg.

(aus: Geschichte der Post)

Anfänge 1490 Bearbeiten

  • Im Jahre 1490 trat Johann Baptista von Taxis zusammen mit seinen Onkeln Janetto und Franz von Taxis in den Dienst König Maximilians I., um gemeinsam mit diesen ein funktionierendes länderübergreifendes Post- und Kurierssystem aufzubauen.
  • Nach der Übernahme Tirols durch den deutschen König Maximilian I. im Jahre 1490 trat Janetto von Taxis in den Dienst Maximilians, um für diesen Post- (Felleisen)- und Kurierrouten nach Italien, Frankreich und in die Burgundischen Niederlande aufzubauen. Noch im März desselben Jahres holte er seinen Bruder Franz und seinen Neffen Johann Baptista nach. Von 1490 bis 1506 stand Janetto als Kuriermeister in Diensten Maximilians.
  • Nach den Raitbüchern gingen bis Anfang 1492 die meisten Zahlungen für die Post an Janetto, danach stellte die Innsbrucker Hofkammer die Zahlungen ein. 1492 erhielt Janetto in Augsburg eine Ausgleichszahlung durch die Fugger. Ab 1493/4 bis 1498 war Janetto fast nur noch als Kuriermeister, also leitender Organisator im Kurierwesen tätig. Die Felleisenstafetten von Innsbruck zu den verschiedenen Hofhaltungen im Reich dagegen wurden bis Mai 1499 durch Sebastian Meurl betreut. Nur die von Ludovico Sforza aus Mailand bezahlten Stafetten nach Innsbruck und zu den Reichstagen wurden weiterhin von Janetto organisiert. Da es erneute Zahlungsschwierigkeiten gab, verpfändete Maximilian zwischen 1494 und 1498 Mauteinnahmen an seinen Kuriermeister Janetto.
  • Durch Vermittlung von Janetto wurde Gabriel von Taxis im Jahre 1504 Leiter der Innsbrucker Post. Dieser arbeitete zunächst ausschließlich für den Burgundischen Postmeister Franz von Taxis in Mechelen, organisierte aber ab 1505 erste Felleisen-Postkurse für Maximilian, die Janetto finanzierte. Janetto zog sich von nun ab allmählich aus dem Post- und Kuriergeschäft zurück. Am 29. März 1505 beauftragte Maximilian Janetto in Hagenau, wegen Verhandlungen mit dem ungarischen König eine Felleisenlinie zwischen Innsbruck, Wien und Ofen einzurichten. Lt. Kalmus erfolgte der Transport auf dem Interimskurs Wien-Ofen mit offenen Roll- (Gutschi)wagen. Am 27. November 1506 wurde Janetto letztmals für Maximilian tätig, als er eine Felleisenroute von Konstanz nach Mechelen für 1363 Gulden finanzierte.

Gabriel von Taxis:

  • König Maximilian I. hatte im Jahre 1490 Innsbruck zu seinem Regierungssitz gemacht und mithilfe von Janetto, Francesco und Johann Baptista von Taxis einen länderübergreifenden Kurier- und Postdienst aufgebaut. Maximilians Sohn Philipp errichtete ab 1501 in den Niederlanden einen eigenen Postdienst und ernannte Franz von Taxis zum Leiter.
  • Hofpostmeister unter Ferdinand I.: Im Januar und Februar 1522 einigten sich Karl V. und dessen Bruder Ferdinand in Brüssel auf eine Machtaufteilung. Ferdinand sollte alle Habsburger Herzogtümer außer dem Elsass verwalten, sowie das Land Württemberg, das nach der Vertreibung von Herzog Ulrich an das Haus Habsburg gefallen war. Danach begann Ferdinand, mithilfe Gabriels von Taxis ein eigenes Postnetz aufzubauen.

Am 21. Februar 1523 wurde Gabriel von Taxis durch Ferdinand zum Leiter seiner Hofpost ernannt, und er erhielt eine erste Postinstruktion. In dieser Funktion koordinierte Gabriel die Postkurse der Hofpost Ferdinands. Unter Ausnutzung der seit 1490 existierenden Niederländischen Postroute entstanden ständige Verbindungen von Innsbruck nach Trient, von Innsbruck über Linz nach Wien und von Innsbruck über Augsburg nach Stuttgart, Rheinhausen und Worms, sowie von Füssen über Stockach, Villingen und Freiburg im Breisgau nach Ensisheim.[2]

Gabriel von Taxis starb am 31. März 1529 in Innsbruck. Nachfolger als Innsbrucker Postmeister wurde sein Sohn Josef.

> Österreichische Postgeschichte bis 1806

Der vor allem bei Reichstagen anfallende große Briefverkehr zwischen den Beamten aus Innsbruck und dem Tagungsort erfolgte über Felleisenstafetten. Dazu benötigte man zeitlich begrenzte Postkurse und zur Organisation einheimische Postmeister.

  • Bei diesen Aktivitäten konnte man jedoch noch nicht von einer eigenständigen Territorialpost sprechen, da alle Routen in den Habsburger Stammlanden nur eine kurze Lebensdauer hatten. (nach Bedarf eingerichtet)
 
Europäische Postkurse 1563

Hofpost unter Kaiser Maximilian II. Bearbeiten

 
Jüngere Augsburger Meilenscheibe von 1629 mit den Postkursen
Augsburg – Brüssel - Antwerpen[3]
Augsburg – Innsbruck – Trient - Venedig
Augsburg – Prag – Wien

Durch die Dreiteilung der Post verfügte Maximilian II. nur noch über die Postkurse Augsburg – Regensburg – Prag – Wien, Wien – Pressburg, Wien – Innsbruck, sowie Wien – Graz. Im Jahre 1564 ernannte Maximilian II. den Wiener Postmeister Paul Wolzogen zum Leiter seiner Hofpost.

Wegen der verwandtschaftlichen Bindung Maximilians II. an seinen spanischen Cousin Philipp II. blieb die Verbindung Augsburg – Brüssel für Maximilian wichtig. Diese Route wurde von Brüssel aus betrieben und von der Rechnungskammer in Lille bezahlt. So schlossen Maximilian II. und der Brüsseler Generalpostmeister Leonhard I. von Taxis am 24. August 1564 einen Vertrag, wonach die zwei Postämter in Augsburg (Hofpostamt am Fischertor und spanisch-niederländisches Postamt am Wertachbrucker Tor) zusammengelegt und das Hofpostamt geschlossen wurde. Damit verlor Christoph von Taxis auch sein letztes Amt. Zum Postmeister des neuen niederländischen Postamtes wurde Innozenz von Taxis aus Füssen ernannt. Dagegen prozessierte der als eigentlicher Nachfolger bestimmte Seraphin II. von Taxis und gewann. Innozenz musste sich nach Füssen zurückziehen.

Im Jahre 1572 starb der polnische König Sigismund II. August. Dies führte zur Einstellung des Postkurses Krakau – Wien – Graz – Venedig. Da sich Maximilian II. um das polnische Königsamt bewarb, wurde ab 1572 ein Postkurs Wien – Krakau eröffnet. Maximilians Interesse an seiner eigenen Landespost war gering. So betrugen die Gehaltsrückstände seiner Posthalter im Dezember 1572 14.000 Gulden. Was ihn mehr beunruhigte, waren die Streiks der württembergischen Posthalter auf der Postroute von Augsburg nach Rheinhausen. Nach dem Tod Maximilians II. am 12. Oktober 1576 in Regensburg wurde sein ältester Sohn Rudolf II. Kaiser.

Hofpost unter Kaiser Rudolf II. Bearbeiten

Kaiser Rudolf II., der nach seinem Regierungsantritt 1576 zunächst in Wien residierte, aber im Jahre 1585 seine Residenz nach Prag verlegte, war an Postangelegenheiten mehr interessiert als sein Vater Maximilian II. Als auf Initiative von Konrad Rott 1578 aus der Augsburger Kaufmannschaft der Vorschlag kam, eine Kaiserliche Reichspost durch Kaufleute mit Sitz Augsburg zu organisieren, reagierte Rudolf II. sofort. Er machte seinen Augsburger Reichspfennigmeister Georg von Ilsung zum Schlichter (Kommissar) in Postsachen. Als Stellvertreter fungierte Ilsungs Sohn Maximilian. Der Vorschlag der Augsburger Kaufmannschaft wurde abgelehnt, nicht aber der Gedanke, eine Kaiserliche Reichspost zu gründen. Als Konrad Rott dann mit Hilfe des sächsischen Kurfürsten versuchte, von Sachsen aus eine Reichspostgründung zu erreichen, war der kaiserliche Hof alarmiert. Zwischen Juli und September 1579 erstellten die Erzherzöge Ernst, ein Bruder Kaiser Rudolfs, in Wien (10. und 28. Juli). Ferdinand in Innsbruck (17. September), sowie Herzog Albrecht von Bayern (29. Juli) Gutachten. Sie billigten dem sächsischen Kurfürsten zwar eine Territorialpost zu, nicht aber das Recht, eine Reichspost auf fremden Territorien zu betreiben. Anschließend ernannte der Kaiser am 13. November 1579 eine gemischte Kommission zur Reformation des Postwesens mit Hans Fugger, Georg Ilsung und Anton Christoph Rellinger. Letzterer wurde am 29. September 1582 durch Marx Fugger ersetzt.

Rudolf II. wollte auch für die eigene Hofpost eine Postreform. Der Grundgedanke bestand darin, die Postkurse weiter für die Fremdbeförderung zu öffnen und mit den Portoeinnahmen die Kosten zu senken. Am 4. Juni 1583 gab es einen ersten Vorschlag der Wiener Hofkammer zur Reorganisation der kaiserlichen Hofpost. Am 7. Januar erhielt der Hofpostmeister Hans Wolzogen den Auftrag, ein Gutachten über ein festes Briefporto zu erstellen, lehnte es aber am 15. Januar 1585 ab. Nach Wolzogens Tod Anfang April 1588 erteilte die Hofkammer am 24. April 1588 Jacob Henot in Prag den Auftrag, einen Entwurf zur Neuordnung der Hofpost zu liefern und schlug ihn als Hofpostmeister vor. Die Antwort kam am 5. Mai 1588. Henot forderte die Gründung einer Reichspost unter Einbeziehung der kaiserlichen Hofpost, die Abschaffung des Kurses Wien-Graz-Venedig und die Auflösung der städtischen Botendienste im Reich. Bis Ende 1588 wartete Henot vergeblich in Prag auf seine Ernennung. Neuer Hofpostmeister wurde provisorisch Georg Habenschadten, der aber bereits im April 1592 starb. Daraufhin wurde Georg Pichl von Pichlberg am 17. Dezember 1592 in Prag zum kaiserlichen Hofpostmeister ernannt. Von einer Reform wurde nicht mehr gesprochen. Am 16. Juni 1595 erhielt der Brüsseler Generalpostmeister Leonhard I. von Taxis von Rudolf II. einen kaiserlichen Bestallungsbrief für alle Posten im Deutschen Reich, soweit sie vom spanischen König Philipp II. unterhalten wurden. Damit verbunden war der Titel eines Generaloberstenpostmeisters. Die Kaiserliche Reichspost begann ab 1597 ihre Tätigkeit zwischen Brüssel, Augsburg, Innsbruck und Venedig und zwischen Köln und Augsburg. Während bei der Kaiserlichen Reichspost für den Kaiser keine Kosten mehr anfielen, musste Rudolf II. auch weiterhin für die Kosten der Hofpost aufkommen.

  1. Ernst Kießkalt: Die Entstehung der Post. Bamberg 1930
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  3. Abgekürzt als O. P. N. A., Ordinari Post nach Antwerpen, bzw. O. P. N. V., Ordinari Post nach Venedig oder O. P. N. P. V. W. Ordinaripost nach Prag und Wien. Die Vorlage ist älter, da dort noch die Poststation Diedelsheim „Tiffelsheim“ genannt wird, die 1563 nach Knittlingen verlagert wurde.