Benutzer:EvaK/Formalismen – Schwachsinn in Tüten

Formalismen – Schwachsinn in Tüten Bearbeiten

Was mir in den letzten zwei Jahren an Formalismenreiterei und Kreativitätsmord besonders aufgefallen ist:

Regelreiter der Vorlagen Bearbeiten

Irgendwann ist ein Vorlagenfreund auf die Idee verfallen, für {{Literatur}} und {{Internetquelle}}n Vorlagen erstellen, die angeblich ungeübten Benutzern das Leben erleichtern sollten. Das Ergebnis gipfelte in einem aufwendig zusammengeschustertem Wust aus aufgeblähtem Programmcode, der weder übersichtlich noch hilfreich ist. Statt dessen werden Artikel, in denen diese Vorlagen eingebunden sind, unnötig aufgeblasen, der Quelltext ist weder leserlich noch überschaubar. Für einen unerfahrenen Benutzer ist das eher ein Hindernis als eine Hilfe. Statt dessen sind diese Vorlagen ein Futter für Fetischisten der reinen und angewandten Bürokratie und Regelreiterei, die meist selbst keinen produktiven enzyklopädischen Inhalt beitragen, aber einen Spaß an der Verwaltungsarbeit finden und gerne inhaltlich produktive MitareiterInnen mit Regelhuberei – vulgär auch Regelwixerei genannt – schurigeln. Leider haben wegen solch aufdringlicher ZeitgenossInnen schon einige produktive AutorInnen die Mitarbeit im Projekt deutlich auf ein Minimum reduziert oder aufgekündigt.

Literaturangaben nach strenger Vorschrift Bearbeiten

Noch so ein unhinterfragtes Heiligtum sind für so manchen Regelreiter die Literaturangaben. Wehe dem, die wie ein unumstößliches religiöses Gesetz vorgeschriebene Form der Literaturnotation ist nicht gewahrt, schon wird auf Teufel komm raus der Edit-Knopf gedrückt und es wird „richtig“ gestellt – auch wenn die jeweiligen Angaben völlig ausreichend sind und wissenschaftlichen Ansprüchen entsprechen. Da wird vor lauter Regelerfüllung gänzlich vergessen, daß die Hinweise unter WP:LIT in erster Linie Empfehlungen für diejenige sind, die mit der Erstellung einer Literaturangabe oder Literaturliste nicht vertraut sind. Wer's hingegen gelernt hat, beispielsweise bei einem Studium, macht es sowieso wie gewohnt, und das paßt dann üblicherweise schon.

Nationalisierungen a la Excel 5 Bearbeiten

Die allermeisten Menschen scheinen zu doof für Fremdsprachen zu sein, insbesondere Fachbegriffe und feststehende Ausdrücke, beispielsweise in Programmiersprachen und Redaktionssystemen. Das könnte ein unbedarfter Beobachter wohl glauben angesichts des krampfhaften Versuchs der Firma Microsoft, in früheren Versionen ihres Office-Paketes die in rudimentären englichen Begriffen gehaltene Makrosprache einzudeutschen. Das führte zu dem ewigen Ärgernis, daß insbesondere Excel-Arbeitsblätter, die international ausgetauscht wurden, nicht mehr funktionsfähig waren, weil die Makros aufgrund der sprachlichen Nationalisierung nicht mehr liefen.

Obwohl sich Microsoft inzwischen eines besseren besonnen hat, machte das abschreckende Beispiel Schule, die festehenden Ausdrücke des Redaktionssystems Wikipedia werden zwangsnationalisiert, auf Teufel komm raus, und ein Heer nimmermüder Wächter und Aufpasser achtet wie die Höllenhunde auf die Einhaltung der nationalsprachlichen Wahrheit und korrigiert jedem Edit hinterher, dessen AutorIn es wagt, auch nur ansatzweise Sprachverschmutzung zu betreiben und die ursprünglichen englischen Schlüsselbegriffe zu verwenden. Besonders lustig wird es dabei dann, wenn ein so ein Sprachversäuberer frei von jeder Kenntnis aus einem sprachverschmutzten <br clear="left" /> ein – näherungsweise – sauberes deutsches <br clear="links" /> produziert und eine Seitenformatierung zerschießt, wie ich es schon gesehen habe.

Original Adaption
User Benutzer
Template Vorlage
Category Kategorie
Image Bild
File Datei
upright hochkant
thumb miniatur
left links
right rechts

Und das ausgerechnet in einem Projekt, das in vielen Teilen international ausgerichtet und verknüpft ist und ein für alle Sprachadaptionen gemeinsames Bildrepositorium verwendet. Am absurdesten wird es dann, wenn die Auspasser sich selbst ansonsten ausgerechnet eines denglischen Stammeldeutschs befleißigen, und darüber sdchwadronieren, ob es nun downgeloadet oder gedownloadet heißen mag – wie wäre es einfach mit heruntergeladen.

Spätestens, wenn ich mich in mehreren Sprachversionen der WP bewege, editiere und ohne besondere Kenntnis der jeweiligen Sprache Bilder einbinde, die meisten meiner Edits „auswärts“, bin ich froh um eine allgemeines Basis an Schlüsselbegriffen des Redaktionssystems, die mir die Einbindung deutlich erleichtert. Danach Edits zu sehen, bei denen hauptsächlich oder ausschließlich die Schlüsselbegriffe mit dem Kommentar „Wikiform“ oder ähnlich verbessert werden, ist einfach nur lachhaft.

Mehr solcher mit viel Hirnschmalz zusammenbastelten „Lokalisierungen“, die Verwaltungsfreunden ohne eigene inhaltliche enzyklopädische Mitarbeit („ich beschränke mich auf Korrekturen“) ein endloses Beschäftigungfeld liefern, finden sich unter Hilfe:Variablen.

Referenzitis und solche Krankheiten Bearbeiten

Ganz frisch wurde ich von einem Formalienfreund grundlegend belehrt, in der Regel stünden Einzelnachweise ganz unten. Wie schön, daß ich mal wieder mit einer Vorschrift konfrontiert wurde, gegen die ich wohl in meiner naiven enzyklopädischen Unwissenheit verstoßen habe. Und dann schreibt der auch noch was von wissenschaftlichen Arbeiten; ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Da scheint mir doch, hier habe ich mehr das Prinzip einer Enzyklopädie verstanden als dieser Autor, der dem Wahn aufgesessen ist, eine Enzyklopädie sei eine wissenschaftliche Arbeit.

Ich brauche mir bloß einmal die Kandidaten für die Prädikate „Lesenswert“ und „Exzellent“ anzuschauen und dort den inzwischen krebsartig gewucherten Einzelnachweisapparat am Ende der jeweiligen Artikel, incl. der durch nette Buchstaben gekennzeichneten Mehrfachverwendung der einzelnen Nachweise. An jedem Satz oder Halbsatz klebt dann eine Hochzahl mit Verweis auf die wendete Literatur samt Seitenzahl und Kniefall. Nicht daß die Artikel dadurch lesenbarer werden, geschweige denn, daß das jemals einer nachprüfen wollte oder würde. Da wird künstlich Semesterarbeit, Dissertation und Universität gespielt, als ob ein unsichtbarer Dozent qualifizierte Scheine ausstelle, für die sich die AutorInnen dann für ihr WP-Diplom melden können. Die durchschnittliche Leserschaft, die diese pseudowissenschaftliche Selbstbeweihräucherung keinen Happen interessiert, die nur stimmige und inhaltlich korrekte Information auf dem Niveau eines guten Schulreferates oder eines populärwissenschaftlichen Aufsatzes haben wollen, wird dabei anscheinend komplett vergessen. Und die abgehobenen Dissertationsfreaks scheinen in ihrem narzisstischen Wolkenkuckucksheim auch völlig vergessen zu haben, daß sie eine allgemeine Enzyklopädie für breites Allgemeinwissen schreiben und sonst nichts. Wikipedia ist und bleibt aus meiner Sicht Wissenschaftsjournalismus, inhaltlich korrekt recherchiert und auch mit Literatur nachgewiesen, aber ohne Dissertationsgedöns lesbar und verständlich geschrieben. Wer wissenschaftliche Fachmonografien schreiben will, soll sich dafür einen anderen Markt suchen.