Bearbeitung und Aktualisierung des Abschnitts "Münster in der Berliner Republik nach der Wiedervereinigung" aus dem Artikel "Geschichte der Stadt Münster:


Münster in der Berliner Republik nach der Wiedervereinigung

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In den 1990er-Jahren wurde die Stadt, die 1993 an den 1200. Jahrestag ihrer Gründung erinnerte und feierte, von einer Aufbruchstimmung erfasst. Der Wandel erreichte viele Bereiche, zum Beispiel verschwanden auch altvertraute Institutionen wie die Oberpostdirektion oder die Westdeutsche Landesbank. Die Bundeswehr und die Britische Rheinarmee machten sich im Bild der Stadt rar. Die Aufbaugeneration, geprägt durch ein emotionales Verhältnis zu ihrer Stadt, starb, und die junge Generation dachte über viele Dinge anders und entschied anders als die Vorväter es getan hätten.

Eine neue Epoche

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Symbolisches Treffen

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Am 18. Juni 1990 fanden vorbereitende Treffen für die so genannten 2+4 Gespräche im Rathaus statt. Bei diesen Gesprächen, die den Weg zur Wiedervereinigung ebneten, traf der Außenminister der Bundesrepublik Deutschland, Hans-Dietrich Genscher, unter anderem in Münster seinen Amtskollegen aus der UdSSR, Eduard Schewardnadse. Genscher wählte einen Treffpunkt, der eine aus der Geschichte rührende, vorwärtsgewandte Symbolik vermitteln sollte. Seine Wahl fiel auf Münster, da dort mit dem Westfälischen Frieden 1648 den deutschen Fürsten und Reichsständen das Recht eingeräumt worden war, selbst Pakte mit ausländischen Staaten schließen zu dürfen. Ein Bild, das um die Welt ging, zeigt Genscher und Schewardnadse aus dem Goldenen Hahn der Stadt trinkend, dem symbolischen Friedensbecher der Stadt.

Seit der Wende und der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten (1989/90) war auch die Umnutzung von ehemaligen militärischen Anlagen, Kasernen und Wohngebäuden möglich, die von der Britischen Rheinarmee genutzt und nach 1990 aufgegeben wurden. 19 Konversionsprojekte mit ganz unterschiedlichen Nutzungszwecken wurden bis 2017 erfolgreich umgesetzt. Diese Konversion von militärischen Anlagen geht weiter und wird zu neuen Wohnquartieren führen.

1200. Stadtjubiläum 1993 und Stadtbibliothek

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Die Stadtbücherei von Norden, mit Blick auf St. Lamberti

Während des gesamten Jahres 1993 wurde in Münster dezentral und an vielen Orten das Stadtjubiläum gefeiert, das davon ausgeht, dass der Missionar Luidger 12 Jahre, bevor er Bischof wurde, das Kloster und damit die Stadt gegründet hatte, also 793. Das Denkmal hinter dem Rathaus, Toleranz durch Dialog, ist ein Andenken an dieses Jubiläumsjahr, ebenso die neue Stadtbücherei. Diese ist ein spektakuläres Bauwerk moderner Architektur, eines der wenigen nach dem Stadttheater.

Die erste Oberbürgermeisterin und ihre Nachfolger

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Bei der Wahl zum Oberbürgermeister im Jahre 1994 setzte sich Marion Tüns (SPD) gegen die männliche Konkurrenz durch. Fast genau 1200 Jahre nach der Gründung Münsters stand damit zum ersten Mal eine Frau an der Spitze der Stadt. Ihre Amtszeit dauerte jedoch nur eine Legislaturperiode und endete im Jahre 1999.

Villa ten Hompel

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Die Villa ten Hompel am Kaiser-Wilhelm-Ring

Am 13. Dezember 1999 wurde die Villa ten Hompel wiedereröffnet. Nachdem in diesem geschichtsträchtigen Gebäude während der Zeit des Nationalsozialismus zwischen 1940 und 1945 die Ordnungspolizei und von 1953 bis 1968 das „Dezernat für Wiedergutmachung für politisch, rassisch und religiös Verfolgte“ untergebracht war, ist sie seit diesem Datum eine Gedenkstätte an den Nationalsozialismus in Deutschland, die eine Auseinandersetzung mit dieser Zeit mittels unterschiedlicher Ausstellungen und Veranstaltungen sowie eigenständigen Recherchen in den Beständen der Bibliothek mit historischer Primär- und wissenschaftlicher Sekundärliteratur ermöglicht.

Die ersten Jahrzehnte des 21. Jahrhunderts

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Die Diözesanbibliothek neben dem Ludgerihaus

Das wahrscheinlich meistbesuchte Ereignis in Münsters Geschichte fand am 12. Mai 2002 statt: Die erste Etappe des Radrennens Giro d’Italia, deren Zielort Münster war, zog bis zu 200.000 Menschen in die Innenstadt. Dabei wurden dreieinhalb Runden durch die historische Innenstadt gefahren, insgesamt 18 Kilometer, unter anderem auch über Kopfsteinpflaster.

Münsterländer Schneechaos

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Prinzipalmarkt im November 2005

Am 25. November 2005 kam es in Münster und dem westlichen Münsterland zu einem „historischen“ Wintereinbruch, dem sogenannten Münsterländer Schneechaos. Dabei fielen in Münster im Laufe des Tages bis zu 32 cm Schnee. Diese Menge war die höchste, die seit dem Beginn der meteorologischen Wetteraufzeichnungen der Stadt im Jahre 1888 gemessen wurde und übertraf die bisherige Höchstmarke von 30 cm aus dem Jahre 1925. Im Gegensatz zu vielen Umlandgemeinden war die Stadt Münster selbst nur kurzfristig und in Teilen von Stromausfällen betroffen. Aufgrund der Schnee- und Eismassen brach jedoch der Verkehr größtenteils zusammen. So musste der Bahnverkehr eingestellt werden, und zahlreiche Reisende saßen in Münster fest und mussten in Hotels oder im Luftschutzbunker unter dem Hauptbahnhof übernachten. Auch im öffentlichen Personennahverkehr kam es zu Behinderungen. Hiervon waren größtenteils die Regionalbuslinien betroffen, die Busse der Stadtlinien verkehrten noch bis 22 Uhr. Im Laufe des darauffolgenden Tages normalisierte sich die Situation im Stadtgebiet wieder und es kam nur noch zu vereinzelten Behinderungen.

Der Orkan Kyrill

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Ein gutes Jahr später, am Abend des 18. Januar 2007 und in der darauffolgenden Nacht kam es aufgrund des Orkantiefs Kyrill wiederholt zu chaotischen Verhältnissen in Münster. In den Außenbezirken kam es wegen beschädigter Stromleitungen wiederholt zu Stromausfällen. Mehrere Hauptverkehrsstraßen wie am Schlossplatz oder die Weseler Straße wurden durch umstürzende Bäume blockiert und mussten für den Verkehr gesperrt werden. Betroffen davon waren auch die Stadtbuslinien der Stadtwerke, die spätestens zum Mitternacht den Betrieb einstellen mussten. Ebenfalls eingestellt werden musste der Bahnverkehr seit dem späten Nachmittag, da die Oberleitungen sämtlicher Strecken nach Münster beschädigt waren. Wie im Jahre 2005 öffnete die Feuerwehr den Luftschutzbunker im Hauptbahnhof für die festsitzenden Reisenden und versetzte beide Löschzüge der Berufsfeuerwehr und alle 20 Züge der Freiwilligen Feuerwehr in Alarmbereitschaft. Zusammen mit dem Technischen Hilfswerk registrierte sie 940 Notrufe, bei der Polizei gingen 323 Notrufe ein. Insgesamt fielen mehr als 1000 Bäume innerhalb des Stadtgebietes dem Orkan zum Opfer, der Schäden in Millionenhöhe anrichtete. Besonders betroffen war das Areal rund um das Schloss, wo am Schlossplatz um die 40 und im Schlossgarten rund 50 Bäume durch direkte Windeinwirkung umknickten oder entwurzelt wurden.

„Ort der Vielfalt“ mit 300.000 Einwohnern

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Am 25. Mai 2009 erhielt die Stadt den von der Bundesregierung verliehenen Titel „Ort der Vielfalt“.

Am 21. März 2012 entschied der Rat der Stadt Münster vor dem Hintergrund der umstrittenen Rolle Pauls von Hindenburg als „Steigbügelhalter Adolf Hitlers“ mit 53 gegen 23 Stimmen, den Hindenburgplatz vor dem Fürstbischöflichen Schloss in Schlossplatz umzubenennen. Ein halbes Jahr später scheiterte ein Bürgerbegehren mit dem Ziel der Rücknahme dieser Entscheidung.[1] Bereits 2007 – ebenfalls in einem Bürgerentscheid – waren Pläne der Stadt gescheitert, auf dem Schlossplatz eine städtische Musikhalle zu errichten.

 
Protestmarsch der Belegschaft gegen die drohende Veräußerung der Provinzial

Ende 2012 wurden über die Financial Times Deutschland Pläne durchgestochen, dass die Sparkassen unter Führung ihres Präsidenten Rolf Gerlach und der LWL ihre Anteile am zweitgrößten öffentlichen Versicherer Deutschlands, der Provinzial NordWest, an die Allianz veräußern wollten. Belegschaft und Gewerkschaften wehrten sich nach Kräften mit Aktionen im ganzen Münsterland gegen die drohende Privatisierung, die einen massiven Arbeitsplatzabbau am Standort Münster befürchten ließ. Die Solidarisierung breiter Teile der Bevölkerung mit „ihrer“ Provinzial führte dazu, dass auch Lokal- und Landespolitiker sich gegen eine Übernahme durch die Allianz aussprachen. Unter diesem Druck lenkten die Eigentümer schließlich ein.

Die Regenflut von 2014

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Neubau des LWL-Museums für Kunst und Kultur

Ende Juli 2014 kam es in Münster und Umgebung zu einer Unwetterlage mit den heftigsten Gewittern der vergangenen Jahre. Besonders am 28. und 29. Juli zogen gleich mehrere starke Gewitter nacheinander über dasselbe Gebiet hinweg. Die in Münster gefallenen Regenmengen stellten dabei ein Jahrhundertereignis dar. Von einer Station des Landesumweltamtes wurde eine Menge von 292 l/m² innerhalb von sieben Stunden gemeldet; sonst fallen im gesamten Juli durchschnittlich rund 69 l/m². Unzählige Straßen und Keller wurden überschwemmt, ein Mensch starb in seinem überfluteten Keller.[2] Die Stadt Münster rechnet mit einem Schaden von 15 bis 20 Millionen Euro alleine an städtischen Gebäuden und der Infrastruktur.[3]

Das neue Museum

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Wenige Wochen später, am 20. September 2014, wurde der Neubau des LWL-Museums für Kunst und Kultur zwischen Domplatz und Aegidiimarkt nach mehrjähriger Bauzeit neu eröffnet. Am 7. April 2018 ereignete sich in der Stadt die Amokfahrt von Münster, bei der zwei Passanten und der Amokfahrer starben.

  1. Spiegel-Online vom 16. September 2012: Volksabstimmung in Münster – Schlossplatz bleibt Schlossplatz
  2. Unwetterzentrale.de: Unwetterlage Deutschland Ende Juli 2014 – Extremregen in Münster, abgerufen am 17. August 2014
  3. Pressemitteilung – Stadt Münster rechnet mit eigenem Schadensaufwand von 15 bis 20 Millionen Euro, abgerufen am 17. August 2014