Diese Bewertungsregeln für Wettbewerbs-Fotos sollen der Jury das Bewerten von Fotos erleichtern. Für den jeweiligen Wettbewerb können die Organisatoren oder die Jury einzelne Bewertungsregeln strenger oder weniger streng anwenden lassen.

Um Bilder wirklich korrekt beurteilen zu können, setzen einige der unten erwähnten Kriterien einen richtig eingestellten und kalibrierten Monitor voraus. Generell kann gesagt werden: Alles was mit Farbe und Helligkeit zu tun hat, ist in der Hinsicht problematisch, wenn man der Monitor nicht richtig eingestellt ist.

Gestaltung

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Nr. Regel Erläuterung Beispielbild
G1 Ist ein Hauptmotiv erkennbar? Entspricht es dem Wettbewerbsthema? Für die Vorauswahl entscheidet hier nur der erste Eindruck, erst bei der Endauswahl ist unter Umständen größerer Recherche-Aufwand nötig (Koordinaten, Karten usw.).
Hier im Blick auf Rothenburg ob der Tauber ist das Hauptmotiv nicht erkennbar: Ist es der Weiße Turm oder die Stadtmauer im Mittelgrund?
G2 Ist ein klares Format gewählt? Ist es eine Panoramaaufnahme/Übersichtsfoto, eine Vollansicht oder eine Detailaufname? Passt das Format zum Motiv?
Hier ist nicht klar, ob der Fotograf das Haus, das Tor oder die Fenster im Giebel aufnehmen will, es ist nur ein Schnappschuss.
G3 Licht und Schatten Wird die Beleuchtung zum Hervorheben des Hauptmotivs benutzt? Lenkt sie ab, oder haben wir markante und störende Schatten im Hauptmotiv?
G4 Wahl der Schärfentiefe und deren Ausdehnung Ist das Hauptmotiv im richtigen Schärfebereich? Wird die Schärfentiefe zum Herausmodulieren eines Details und/oder Bildaussage genutzt?
Hier wird der Soldat, mit Hilfe eines engen Schärfebereichs in den Mittelpunkt gesetzt
G5 Betrachterführung Wird der Betrachter im Bild zum Hauptmotiv geführt? Ist erkennbar, was der Fotograf zeigen/mitteilen will? Anwendung erst in Endausscheidung.
G6 Gestaltung Ist das Bild ausgewogen gestaltet und ist diese Gestaltung als gewollt erkennbar? Symmetrisch, Goldener Schnitt, Drittel-Regel usw. Wird unter Umständen damit etwas erzählt? Anwendung erst in Endausscheidung.
"spring", "nein ich getrau mich nicht" =)
G7 Wahl der Perspektive/Blickwinkel Ist eine dem Motiv angemessene Perspektive (Frosch/Normal/Vogel) und Blickwinkel (Weitwinkel/Normal/Tele) gewählt? Ist dieser Blickwinkel/Perspektive als gewollt erkennbar? Kann durchaus auch aus der Norm fallen. Anwendung erst in Endausscheidung.
Da muss der Blick nach oben und dann gehören einfach stürzende Linien dazu
G8 Belichtungszeit (Blende siehe auch G4) Wurden Belichtungszeit und Blendenwahl zur Bildgestaltung genutzt? Ist eine lange (kurze) Belichtungszeit bei dem Motiv überhaupt sinnvoll anwendbar? Anwendung erst in Endausscheidung.
Bei 15 Sekunden wird die Gischt zum Nebel
G9 Blitzeinsatz (siehe auch G3) Wurde der Blitz „nur“ zum Aufhellen benutzt? Oder wurde das Bild flachgeblitzt? (weniger ist hier oft mehr). Anwendung erst in Endausscheidung.
G10 Ausrichtung Ist der Horizont gerade? Oder ist die Waagrechte zumindest am Hauptmotiv ausgerichtet? Wenn die Kamera ganz bewusst schräg gestellt wurde, ist das auch kein Mangel (aber eben wenn schon, dann richtig schräg). Einzelfallentscheidung (motivabhängig).
Bei solchen Motiven ist das „Verkanten“ der Kamera, durchaus zulässig. Da stören die Äste viel mehr
G11 Bildbeschnitt Sind irgendwelche Nebenmotive unschön ab-/angeschnitten. Oder geht es einfach nicht anders. Einzelfallentscheidung
Muss das mit der Blume in der unteren linken Ecke sein? Oder wäre das mit anderem Format lösbar?

Technische Kriterien

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Nr. Regel Erläuterung Beispielbild
T1 Schärfe Verwackelte oder unscharfe Bilder können keine Preise gewinnen.
T2 (Über-)Belichtung Ein flächiger, überbelichteter Himmmel ohne Struktur ist ein KO-Kriterium, es sei denn der Himmel macht nur einen sehr kleinen Teil des Bildes aus (ca. < 5 %).
Überbelichtet, und die Struktur der Blütenbläter ist weg
T3 (Unter-)Belichtung Sobald wichtige Details zu dunkel und nicht mehr erkennbar sind, gilt ein Bild als unterbelichtet.
Bewusstes Überbelichten des Polsters, um Unterbelichtung der Stuhlbeine zu vermeiden.
T4 Sichtbares Wasserzeichen Datum und Uhrzeit, Name des Fotografen, ein Logo, Bildbeschreibung im Foto usw. sind unerwünscht.
T5 Stitching-Fehler Klarer Versatz bei zusammengefügten Fotos sollte aussortiert werden, dagegen ist örtliche Unschärfe zumindest bei der Vorauswahl noch tolerierbar.
T6 Bildgröße Bilder sollten bildschirmfüllend dargestellt werden können. In der Regel ist dies ab zwei Megapixeln der Fall.
T7 Chromatische Aberration Sobald der Lichtsaum erkennbar ist, ist es ein KO-Kriterium (Ausnahme: punktuelle Lichtquellen). Dann ist das Bild in der Regel auch unscharf.
T8 Übertriebene Bildbearbeitung Die Bearbeitung war übertrieben, wenn das Bild unnatürlich wirkt. Beispiel wäre ein Halo in einem HDR-Bild.
HDR Bild mit typischer Halo
T9 Reflektionen im Bild Verursacht durch Gegenlicht im Objektiv. Einzelfall-Entscheidung.
T10 Punktuelle Unschärfe Verursacht durch Schmutz auf der Linse. Einzelfall-Entscheidung.
T11 Fehlpixel Einzelfall-Entscheidung
T12 Rauschen Kann unter Umständen toleriert werden, wenn das Bild zum Aufnahmezeitpunkt sonst nicht hätte gemacht werden können. Einzelfall-Entscheidung.
T13 Objektivfehler Nur für die Endauswahl berücksichtigen.
T14 JPEG-Komprimierung Wir haben kein Speicherplatzproblem, daher 100 % und nicht komprimieren. Komprimierung erzeugt nur Artefakte.
T15 Farbtemperatur, Weißabgleich Hier bei Farbtemperatur und Weißabgleich einen richtigen Fehlgriff zu machen, ist definitiv ein Ausschlussgrund, weil er zu einer unerwünschten Farbverfälschung führt.

Juryschwerpunkte

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Je nach Thema des Wettbewerbs werden die obigen Kriterien anders gewichtet werden müssen. Einige sind allgemein gültig, während andere wirklich Geschmacksache sind. Bei noch mal anderen ist es sehr stark vom Motiv abhängig, ob sie überhaupt angewendet werden müssen/können.

Während bei Bauwerken eine geometrische Abbildungstreue sehr wichtig ist, ist dieser Punkt bei Naturfotos nicht so bedeutend. Bei Naturfotos reicht es in der Regel, wenn der See nicht ausläuft, denn mit störenden stürzenden Linien haben wir da selten zu tun. Während die stürzenden Linien bei einem geometrisch aufgebauten Motiv -und das sind Bauwerke in der Regel- ziemlich schnell anfangen zu stören.

Von daher muss sich jede Jury überlegen, welche Kriterien sie wie stark gewichten will. Und auch wie viel künstlerische Freiheit sie goutieren will, was eben gerne mal Abstriche beim Standardbildaufbau und der Technik notwendig macht. Also der Entscheid, ob sie lieber den Wow-Effekt und „so hab ich das Motiv noch nie gesehen“ auszeichnet, oder das lehrbuchmässige „perfekte“ Foto sucht. Oder eben eine Mischung aus beidem.

Von daher sollte sich die gesamte Jury als erstes darüber einigen, welchen Beurteilungsweg man einschlagen möchte. Denn es gibt nicht nur den einen und einzig richtigen Beurteilungsweg.

Allerdings sollte man möglichst früh versuchen, die Fotos auszusortieren, die wegen eines bestimmten Kriteriums kein Siegerbild sein können. Es ist daher keine Schande, negative Kriterien bzw. KO-Kriterien festzulegen, die zum direkten Ausschluss aus der weiteren Bewertung führen. Solche Kriterien können auch vom Organisator direkt vorgegeben sein. Wenn der sagt „mindestens 2 Megapixel“, dann ist klar auf welchem Stapel das 1,6 Megapixel-Bild zu landen hat.