Birne1993/Feuerwehr Rostock
Wappen von Rostock Amt der Stadt Rostock
Amtsleiter: Ralf Gesk (komm.)
Berufsfeuerwehr
Gründungsjahr: 1908
Standorte: 3
Mitarbeiter: 349
Freiwillige Feuerwehr
Abteilungen: 5
Aktive Mitglieder: 341
Jugendfeuerwehr
Gruppen: 5
Feuerwehr Rostock

Die Feuerwehr Rostock ist verantwortlich für den Brandschutz, den Rettungsdienst und die Technische Hilfeleistung in der norddeutschen kreisfreien Groß-, Hanse- und Universitätsstadt Rostock, teilweise in den angrenzenden Gemeinden, in der angrenzenden Ostsee und den Rostocker Häfen. Sie ist dem Brandschutz- und Rettungsamt Rostock zugeordnet. Es bestehen eine Berufsfeuerwehr und fünf Freiwillige Feuerwehren.

Organisation Bearbeiten

Das Amt für Brandschutz/Rettungsdienst und Katastrophenschutz ist die oberste Organisation für das Feuerwehr- und Rettungswesen in der Hanse und Universitätsstadt Rostock. Das Amt gliedert sich in folgende Abteilungen[1]:

  • Amtsleitung
  • Abteilung 1: Verwaltung / Personal / Aus- und Fortbildung - Hier sind die Freiwilligen Feuerwehren nachgeordnet
  • Abteilung 2: Abwehrender Brand- und Katastrophenschutz - Hier sind die Wachen der Berufsfeuerwehr nachgeordnet
  • Abteilung 3: Rettungsdienst und Finanzen - Hier ist die Integrierte Leitstelle nachgeordnet
  • Abteilung 4: Kommunikation / Technik, Service und Logistik
  • Abteilung 5: Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz

Im Jahr 2021 gab es insgesamt 3.610 Einsätze für die Feuerwehr, darunter 328 Brandeinsätze, 1.905 technische Hilfeleistungen und 1.336 Fehlalarme. Für den Rettungsdienst der Hansestadt gab es 45.190 Einsätze, darunter 9.275 mit Beteiligung eines Notarztes.

Geschichte Bearbeiten

Von den Anfängen bis zum ersten Feuerwehrdepot Bearbeiten

Seit dem Mittelalter gab es in Rostock sogenannte Feuer- und Thurmwachen, zu Beginn des 16. Jahrhunderts regelte die Polizeiordnung Pflichten zur Haltung von Feuerlöschgeräten. Rostocks erste Feuerordnung von 1573 legte die Haltung von Feuerspritzen als allgemeine Bürgerpflicht fest, im Rathaus mussten Eimer, Feuerhaken, Wagen und Schleifen zur Brandbekämpfung bereitgehalten werden. Mit der Feuerordnung von 1678 erweiterte Rostock seine Löschausrüstung um vier Handdruckspritzen, für die von einem Feuermeister jeweils Mannschaften aufgestellt, ausgebildet und organisiert wurden. In den folgenden Jahrhunderten wurden die Feuerspritzen größer und schwerer, ebenso vergrößerten sich die Spritzenmannschaften. Nach Anschaffung der Feuerspritzen im 17. Jahrhundert entstanden auch die ersten Spritzenhäuser am Herrenstall, am Kröpeliner Tor und beim Mühlentor, später kamen noch weitere an der Jacobikirche, in der St. Georg Straße und in der Paulstraße hinzu. Die erste Pflichtfeuerwehr in Rostock wurde am 1. Oktober 1866 formiert, ihre Leitung übernahm Branddirektor Julius Studemund.[2][3]

Nach vielen Berichten über Ausrüstungsmängel und Missstände in den Spritzenhäusern gab der Rat der Stadt Rostock am 7. Dezember 1905 den Bau eines zentralen Feuerwehrdepots am Friedhofsweg, Ecke Helenenstraße in Auftrag, das 1906 fertiggestellt wurde.[2][4] Nach diversen Vorgängerorganisationen gründete sich am 1. Juli 1908 die Berufsfeuerwehr Rostock. Ihr erster Leiter war Brandinspektor Albert Wegener, ihm unterstanden ein Feuerwehrfeldwebel, 4 Oberfeuerwehrleute, 27 Feuerwehrleute und 8 Fahrer.[5]

Ein erstes Feuerlöschboot wurde 1915 im Rostocker Stadthafen stationiert. Dieses 15 Meter lange Boot war bis in die 1940er Jahre im Einsatz, seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist es verschollen.

1933–1945 Bearbeiten

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten bekam die Rostocker Feuerwehr den Status einer Feuerschutzpolizei, gleichzeitig wurden Juden, Kommunisten und Sozialdemokraten aus dem Dienstverhältnis entlassen. Am 10. Mai 1933 fand unter Aufsicht der Feuerwehr auf dem Vögenteichplatz eine öffentliche Bücherverbrennung statt. Bei den Pogromen vom 9. zum 10. November 1938 setzten die Nazis Synagogen und ungezählte jüdische Geschäfte in Brand. Die Feuerwehr bekämpfte keinen dieser Brände, sie schützte nur angrenzende Gebäude.

In der Nacht vom 25. zum 26. April 1942 stand die Rostocker Feuerwehr erstmals der britischen Bomberstrategie gegenüber und vor ihrer bisher schwersten Aufgabe. Innerhalb kurzer Zeit brannten in Rostock 1.081 Gebäude. Wassermangel und Phosphorbrandmittel bewirkten immer wieder ein Aufflammen der Feuer. Die Lage wurde von den Nationalsozialisten falsch eingeschätzt und verhinderte eine einheitliche Leitung der Brandbekämpfung. Auch Hilfe von umliegenden Ortschaften wurde nur ungenügend angefordert. Bereits nach den ersten Luftangriffen hätte die Instandsetzung des schwer beschädigten Löschwassernetzes viel energischer vorangetrieben werden müssen. Bei erneuten Bränden und Luftangriffen war die Löschwasserentnahme aus den Hydranten fast unmöglich, das Wasser musste über lange Wegestrecken aus der Warnow entnommen werden. Das Vier-Tage-Bombardement im April 1942 stellte eine der größten Brandkatastrophen in der Geschichte Rostocks dar.

Am 30. April 1945 verließ ein Großteil der Rostocker Feuerwehrleute die Stadt in Richtung Westen, zurück blieb ein sogenanntes Stadtverteidigungsaufgebot, zu dessen Aufgaben auch die Sprengung der Warnowbrücken gehörte. Die Feuerwehrmänner Karl Lübbe und Friedrich Langschwager konnten die Sprengung der Petribrücke verhindern, doch die Sprengung der Brücke am Mühlendamm durch einen Polizeioffizier beim Einmarsch der 65. Armee der 2. Weißrussischen Front war nicht mehr aufzuhalten.[6][7]

Mit dem Befehl Nr. 1 des Militärkommandanten der Stadt Rostock vom 5. Mai 1945 erfolgte auch die Verpflichtung der sich noch in der Stadt befindenden Feuerwehrleute zur Wiederaufnahme des Dienstes. Wiedereingestellt wurden auch jüdische, kommunistische und sozialdemokratische Feuerwehrmänner und es gab erste Neueinstellungen. Kommissarischer Leiter wurde Willy Hoff.[6]

1945 bis heute Bearbeiten

 
Drehleiter der Feuerwehr Rostock am 2. Juli 1962 auf dem Ernst-Thälmann-Platz

Die Neuaufstellung der Feuerwehr war eine lebenswichtige Aufgabe für die Stadt. Ingenieur Hans Zander machte als Leiter der Feuerwehr am 13. August 1945 Vorschläge für einen erweiterten Stellenplan. Die Stärke der Berufsfeuerwehr sollte durch die Anstellung von neun Zivilbeschäftigten, drei Autoschlossern, vier Telefonisten und zwei Reinigungskräften auf 60 Personen erhöht werden. Zusätzlich machte es die schlechte Versorgungslage in dieser Zeit fast unmöglich, jeden Feuerwehrmann komplett auszurüsten. Es gab keine Uniformen und kein festes Schuhwerk. Lediglich Schutzanzüge aus dem Sortiment der Arbeitsbekleidung wurden über die Zivilbekleidung gezogen. Am 1. Dezember 1947 kündigte der Minister für Handel und Versorgung der Landesregierung Mecklenburg an, dass noch im Dezember Uniformen, Mäntel und Lederarbeitsschuhe zur Verfügung gestellt und in Zukunft die Versorgung mit Textilien und Schuhwerk durch den FDGB erfolgen würde.[6]

Mit der Gründung der DDR im Jahr 1949 begann ein neuer Entwicklungsabschnitt für die Feuerwehr Rostock. Eine Reorganisation der Berufsfeuerwehr und der freiwilligen Feuerwehren erschien notwendig. Im Ministerium des Innern wurde die Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei gebildet. Dieser Hauptabteilung wurden am 1. Januar 1950 die bis dahin den örtlichen Staatsorganen unterstehenden Landes- und Kreisbrandschutzämter und die Berufsfeuerwehren unterstellt.[6]

In der Abteilung Feuerwehr des Volkspolizei-Kreisamtes Rostock wurde Anfang der 1950er Jahre das Kommando Feuerlöschboote gebildet, doch im Personalbestand waren keine ausgebildeten Schiffsführer vorhanden. Geeignete Gruppenführer erhielten eine Ausbildung an der Seefahrtsschule Wustrow. Schon im Februar 1952 wurde das Rostocker Feuerlöschboot (FLB) Solidarität in Dienst gestellt, das FLB-Kommando bezog eine Wohnschute im Stadthafen. Mitte 1953 und Ende 1954 erhielt das Rostocker Kommando zwei Feuerlöschboote der 18-Meter-Klasse, die FLB Einheit und Patriot. Das hochseetaugliche FLB Helmut Just wurde ab 1956 eingesetzt und war bis 1982 im Dienst. Am 21. Dezember 1962 begann das neue FLB 32-1 in Rostock seine Einsatzfahrten, dafür gab das FLB-Kommando die Boote Solidarität und Einheit nach Berlin ab.[8] Am 22. Dezember 1981 wurde in Rostock das Feuerlöschboot FLB 40-1 für die Küsten- und Seeschifffahrt in Dienst gestellt. Zur damaligen Zeit waren diese Bootstypen die größten seegängigen Feuerlöschboote in Nordeuropa. Bis 1983 folgten die FLB 40-2 und 40-3. Das Feuerlöschboot FLB 40-3 war bis 2018 am Anleger Groß Klein der Feuerwache 2 Lütten Klein stationiert.[9] Abgelöst wurde FLB 40-3 im August 2018 durch den umgebauten Seenotrettungskreuzer Vormann Steffens der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Dieses FLB mit geschlossenem Brückendeck wurde auf den Namen des ersten Brandinspektors der Rostocker Berufsfeuerwehr Albert Wegener getauft.[10]

Seit der Wende fanden umfängliche Modernisierungsmaßnahmen in den Gerätehäusern der Wehren statt. Zusätzlich wurden Neubauten der Feuerwachen 2 und 3 realisiert. Im Juli 2023 wurde der moderne Neubau der Feuer- und Rettungswache 3 in Dierkow übergeben und verbesserte die Versorgung und Absicherung der Bewohner im Rostocker Nordosten.[11]

Berufsfeuerwehr Bearbeiten

 
Mehrzweckboot der Feuerwehr Rostock zur Hanse Sail 2014

Die Berufsfeuerwehr besteht aus etwa 330 Beamten im aktiven feuerwehrtechnischen Dienst[12] und verteilt sich auf folgende Wachen:

Feuer- und Rettungswachen
Wache Standort Betreiber Stationierte Fahrzeuge Foto Besonderheiten, Einsatzschwerpunkt
Feuer- und Rettungswache 1 Erich Schlesinger Straße 24

18059 Rostock  Koordinaten: 54° 4′ 40,1″ N, 12° 7′ 2,4″ O

Berufsfeuerwehr
  • ELW-A
  • ELW-B
  Unterbringung der Amtsleitung mit Integrierter Leitstelle.

Vorhalten von Höhenrettung und Einsatztauchern

Feuer- und Rettungswache 2 Ostseeallee 44

18107 Rostock  

Berufsfeuerwehr
  • ELW-A
  • ELW-B
  Vorhalten von Personal für die maritime Gefahrenabwehr

Stationierung des Feuerlöschboots

Feuer- und Rettungswache 3 Dierkower Allee 1

18146 Rostock  

Berufsfeuerwehr
  • ELW-A
  • ELW-B
Vorhalten von Personal für Gefahrguteinsätze
Auf der Feuerwache 1 Südstadt in der Erich-Schlesinger-Straße 24 befindet sich unter anderem die Leitstelle mit drei Mitarbeitern im 12-Stunden-Schichtsystem, eine Atemschutzwerkstatt, ein Schlauch- und ein Einsatzbekleidungslager. Die Feuerwache 2 Lütten Klein (Feuerwache See) in der Ostseeallee 43 hat mit ihrem Feuerlöschboot Albert Wegener als Einsatzschwerpunkt die Schiffsbrandbekämpfung.

Freiwillige Feuerwehr Bearbeiten

In den Stadtteilen von Rostock sind fünf Freiwillige Feuerwehren (FF) in sieben Feuerwehrhäusern stationiert. Die Einsatzkräfte werden über Funkmeldeempfänger alarmiert.

Rettungsdienst Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Struktur im Amt für Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz. Hanse- und Universitätsstadt Rostock, abgerufen am 2. September 2023.
  2. a b Redieck & Schade: Das Feuerlöschwesen in vergangener Zeit in Denkmale und Erbe der Rostocker Technikgeschichte, Rostock 1995, Seite 107 ff.
  3. Zu den Spritzenhäusern vgl. Adressbuch Rostock ab 1866
  4. 1906 lag die Feuerwache am Friedhofsweg, Ecke Helenenstraße, zwischen 1934 und 1945 an der Friedrich-Hildebrandt-Straße, nach 1945 wieder am Friedhofsweg, Ecke Helenenstraße. Die Adresse Am Vögenteichplatz erhielt die Feuerwache Rostock nach 1971. Vgl. Adressbuch Rostock ab 1907
  5. Vgl. Adressbuch Rostock 1909, Abteilung Feuerwehr
  6. a b c d Historie der Berufsfeuerwehr Rostock. Abgerufen am 13. April 2023.
  7. Zur Lage in Rostock am 1. Mai 1945 vgl. Bohl/Keipke/Schröder (Hrsg.): Bomben auf Rostock: Berichte, Dokumente, Erinnerungen und Fotos zur Geschichte der Luftangriffe auf Rostock 1940-1945, Konrad Reich Verlag, Rostock 1995, Seite 193 ff.
  8. Brian Lehmkuhl: Feuerwache See Rostock - Feuerlöschboote bis 1980
  9. Rostocker Feuerlöschboot FLB 40-3 bekommt neue Aufgabe
  10. Aus Seenotrettungskreuzer wird Feuerlöschboot
  11. Schnelle Hilfe für den Rostocker Nordosten: Feuer- und Rettungswache 3 ist ab sofort einsatzbereit. Hanse- und Universitätsstadt Rostock, abgerufen am 2. September 2023.
  12. Berufsfeuerwehr der Hanse- und Universitätsstadt feiert ihren 112. Geburtstag