Der Kronenbrunnen im Volksmund auch als Lischetti-Brunnen bekannt

Der Kronenbrunnen, auch bekannt als Oberer Postgassbrunnen, Kanzleybrunnen oder umgangssprachlich als Lischetti-Brunnen, steht vor dem Haus Postgasse 70 unterhalb des Berner Rathauses in der Altstadt von Bern. Er gehört zu den nichtfigürlichen Berner Brunnen des 18./19. Jahrhunderts.

Geschichte Bearbeiten

Seit 1820–25 steht der Kronenbrunnen in der heute bekannten Ausführung – mit Ausnahme der Brunneninstallation von Carlo E. Lischetti – am selben Ort hinter dem Gasthof zur Krone, dem Namensgeber, in der Postgasse vor dem Eckpfeiler der Arkade der Berner Staatskanzlei. - Die Postgasse hies bis 1798 offiziell Hormansgasse oder Hormatsgasse und wurde noch weit bis in's 19. Jahrhundert auch so genannt. Die Postgasse ist der östliche, untere Teil der Hormansgasse oder Hormatsgasse, der westliche, obere Teil ist die Rathausgasse, vormals Metzgergasse.[1]

Wann der Kronenbrunnen errichtet wurde, ist nicht bekannt. 1732 sind die ersten Belege für einen Laufbrunnen in der Ecke der Staatskanzlei an der Postgasse vorhanden. Die Anlage hatte kurz vorher ein neues Becken aus Stockerensandstein erhalten und dürfte wohl dem Brunnen «an der hormadsgassen» entsprechen. Der Brunnen wurde noch zweimal erneuert, 1743–1745 in der Art wie der gleichzeitig errichtete und heute nicht mehr vorhandene Metzgerngassbrunnen, sowie 1820–1825 als die ganze Anlage ein letztes Mal ersetzt worden ist.

Diese letzte Ausführung ist die einzige, im Stil des Hochklassizismus in der Berner Altstadt. Sie besteht aus Nebentrog, Hauptbecken und Stock auf einer Achse ausgerichtet in Längsrichtung der Gasse. Der Stock mit der aus Eisen gegossenen Brunnenröhre, ist ein vierkant Posament darauf ein vierkant Pfeiler mit ausladender Deckplatte und einem kannelierten Säulenstumpf als Abschluss. Ostwärts vom Stock steht das längsrechteckige Bassin mit einspringenden Kreisen an den Ecken, mit Abstand auf einer Bodenplatte auch mit einspringenden Kreisen an den Ecken. Daran anschliessend der Nebentrog. Die ganze Anlage ist aus weissem Jurakalk gefertigt.

Statt Brunnenfigur Bearbeiten

1992 konnte der Berner Künstler Carlo E. Lischetti eine eisernen Treppe mit Podest und Geländer am Brunnenstock installieren, trotz Einsprache des Vereins „Heit Sorg zu Bärn“ gegen seine Brunnenskulptur.[2] Seitdem ist der Kronenbrunnen auch als als Lischetti-Brunnen bekannt und jede und jeder kann sich selber als lebendige Brunnenfigur inszenieren.[3]

Trinkwasser Bearbeiten

Das Trinkwassernetz von Energie Wasser Bern ewb versorgt den Brunnen mit Trinkwasser, dessen Qualität regelmässig überprüft wird.[4]

Literatur Bearbeiten

  • Paul Hofer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern. Die Stadt Bern - Stadtbild · Wehrbauten · Stadttore · Anlagen · Denkmäler · Brücken · Stadtbrunnen · Spitäler · Waisenhäuser. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 28). Band 1. Birkhäuser Verlag, Basel 1952, Die Stadtbrunnen III. Nichtfigürliche Brunnen des 18./19. Jahrhunderts 13./14. Postgasse, S. 2, S. 336–337 (467 S., unibe.ch [PDF; 68,9 MB; abgerufen am 22. Februar 2018] PDF zum freien Herunterladen).
  • Berchtold Weber: Historisch-topographisches Lexikon der Stadt Bern. Kronenbrunnen (Orte\Sch\Schweiz (CH)\Bern (Kanton)\Bern (BE)\K). Hrsg.: Burgerbibliothek Bern (= Schriften der Berner Burgerbibliothek). Bern 2016 (archives-quickaccess.ch [abgerufen am 22. Februar 2018]).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kronenbrunnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Berchtold Weber: Historisch-topographisches Lexikon der Stadt Bern. K Hormansgasse (Orte\Sch\Schweiz (CH)\Bern (Kanton)\Bern (BE)\H). Hrsg.: Burgerbibliothek Bern (= Schriften der Berner Burgerbibliothek). Bern 2016 (archives-quickaccess.ch [abgerufen am 22. Februar 2018]).
  2. Rahel Bucher: Als Brunnenfigur in der Gegenwart. Beim Postgassbrunnen gibt es «keine Brunnenfigur» – oder immer eine andere. Denn das Werk von Carlo E. Lischetti fordert die Menschen auch heute noch auf, Stellung zu beziehen. In: derbund.ch. Tamedia, 16. August 2010, abgerufen am 22. Februar 2018: „Trotz Einsprache des Vereins «Heit Sorg zu Bärn» konnte Lischetti die Rednerplattform ... 1992 realisieren.“
  3. Willi Wottreng: Hilfe für die Heinzelmännchen. In: nzz.ch. Aktiengesellschaft für die Neue Zürcher Zeitung, 25. Dezember 2005, abgerufen am 22. Februar 2018: „1992 konnte er an der Postgasse einen Brunnen gestalten: Er führte eine Treppe hinauf auf die steinerne Brunnensäule, auf der keine Brunnenfigur steht wie sonst in Berns Altstadt überall. Da kann sich nun jeder als historische Figur hinstellen, ...“
  4. Trinkwasserqualität. Die Trinkwasserqualität in der Stadt Bern wird regelmässig überprüft. In: bern.ch. Informationsdienst der Stadt Bern, 17. November 2015, abgerufen am 22. Februar 2018.

Koordinaten: 46° 56′ 55,1″ N, 7° 27′ 10,7″ O; CH1903: 601091 / 199729




Notes and findings:

Paul Hofer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern. Die Stadt Bern - Stadtbild · Wehrbauten · Stadttore · Anlagen · Denkmäler · Brücken · Stadtbrunnen · Spitäler · Waisenhäuser.

13./14. Postgasse. Im Jahre 1696 wird in dem amtlich seit 1798, allgemein erst seit etwa 1860 Postgasse genannten Ostteil der alten Hormannsgasse erstmals ein Laufbrunnen genannt. Unter Leitung des Werkmeisters Samuel Baumgartner 1712-1714 durchgreifend erneuert, erscheint der untere Postgassbrunnen zum erstenmal auf dem Riedigerschen Stadtplan um 1717, erhält 1738 einen neuen hartsteinernen Trog und wird schliesslich, wohl erst im mittleren 19. Jahrhundert, mit dem heutigen Vierkantstock ausgestattet; Deckplatte und Vase dagegen scheinen auf eine Umgestaltung wohl der Empirezeit zurückzugehen; am alten Standort zwischen Stadtbach und Schattseite, vor dem Hause Postgasse 31, ändert sich fortan nichts mehr.

Die Errichtungszeit des zweiten, oberen Postgassbrunnens vor der Staatsdruckerei, östlich vor dem Eckpfeiler der Kanzleiarkade, ist unbekannt. Erste sichere Erwähnung 1732; die damals als Laufbrunnen hinter dem Gasthof zur Krone bezeugte Anlage wohl mit dem Brunnen «an der hormadsgassen» identisch, der kurz zuvor einen neuen Trog aus Stockerensandstein erhält; 1743-1745 im Typus des gleichzeitig erstellten Metzgergassbrunnens neu errichtet; Ansichten fehlen. Um 1820-1825 muss die ganze Anlage nochmals ersetzt worden sein: Vierkantpfeiler vor der Westseite des langrechteckigen Bassins; die Ecken des Hauptbeckens und der Bodenplatte in Viertelskreisen einspringend; auf der ausladenden Deckplatte des Pfeilers kurzer kannelierter Säulenstumpf; alles in weissem Jurakalks. Das Ganze, interessant als einzige Brunnenanlage des Hochklassizismus in der Innerstadt, kommt durch den axialen Dreitakt Stock-Haupthecken-Nebentrog im unberührt erhaltenen Gassenbild zu hervorragend klarer Raumwirkung.



Berchtold Weber: Historisch-topographisches Lexikon der Stadt Bern. Kronenbrunnen (Orte\Sch\Schweiz (CH)\Bern (Kanton)\Bern (BE)\K).

Der 1732 erstmals erwähnte Kronenbrunnen, er hiess auch Oberer Postgassbrunnen und Kanzleybrunnen, wurde 1743/45 zusammen mit dem Metzgergass-Brunnen (>Rathausgass-Brunnen) neu errichtet. Die heutige hochklassizistische Anlage - sie ist die einzige in der Berner Altstadt - wurde 1820/25 aufgestellt. Seit 1991 können sich Passanten auf dem Podest von Carlo Lischettis eiserner Treppe als Brunnenfigur ablichten lassen.

Standort: Vor dem Haus Postgasse 70.

Lit.: Paul Hofer, Kunstdenkmäler der Stadt Bern, Band I, Basel, 1952.