Benutzer:Amphipoliton/Münzprägung in Amphipolis

Müzprägung in Amphipolis Bearbeiten

 
AR; amphipolische Tetradrachme; Typ C (Krebs.Gruppe) 14,36g; 23-26mm; 6h; MK SMB; 18215392; Vorderseite: Kopf des Apollon mit Lorbeerkranz von vorn, nur leicht nach l. gewendet. Rückseite: ΑΜΦΙΠΟΛΙΤΕΩΝ. Eine brennende Tellerfackel, gerahmt von einem Linienquadrat, darum die Legende in einem größeren Rahmenquadrat, das Ganze in einem quadratum incusum. Weitere Informationen zum Objekt finden Sie hier: https://ikmk.smb.museum/object?id=18215392

Man bezeichnet die bürgerliche Münzprägung in Amphipolis[1], als die, die zwischen 370/60 - 354/3 v. Chr. durchgeführt wurde. Das bedeutet, dass die autonome und bürgerliche Münzprägung ca. 15 Jahre gedauert hat[2]. In dieser kurze Zeitspanne wurden 17 jährliche und verschiedene Tetradrachmeemissionen geprägt, während kleinere und größere Nominalen unregelmäßig geprägt wurden[3].

Die meisten Münzen aus Amphipolis tragen auf der Vorderseite eine Apollokopf in Dreiviertelprofilansicht, und in der Rückseite eine Darstellung einer Fackel, die von einen Quadrat umzingelt wird. Innerhalb des Quadrats steht meistens die Legende (oder auch Ethnikon genannt) im griechischen Alphabet: ΑΜΦΙΠΟΛΙΤΕΩΝ, die im Laufe der Zeit unterschiedlich getrennt (ΑΜΦ-ΙΠΟ-ΛΙΤ-ΕΩΝ; Α-Μ-Φ-Ι; ΑΜΦ-ΙΠΟΛ-ΙΤΕ-ΩΝ; ΑΜΦ-ΙΠΟ-ΛΙΤ-ΩΝ) und geschrieben (ΑΜΦΙΠΟΛΙΤΕΩΝ (ionisch); ΑΜΦΙΠΟΛΙΤΩΝ (attisch)) wurde[3].

Die 17 Tetradrachmeemissionen können in zu drei 'stilistische' oder 'thematische' Gruppen verteilt werden: 'reicher Stil', 'historische Zitate' und 'plastischer Stil'[4]. Der 'Stilwechsel' entsteht, nach Catharine C. Lorbers numismatischer Forschung, aufgrund vom Wechsel der regierende Eliten der Polis, die sich an verschiedene Machtzentren der Antike gerichtet haben[4].

Hintergrund Bearbeiten

Geographische Lage Bearbeiten

 
Lage Amphipolis'
 
Stadtplan Amphipoli'

Die antike Stadt von Amphipolis befindet sich im norden des heutigen Griechenlands in der Nähe des strymonischen Golfes. Die Polis wird vom Fluss Strymon umzingelt und bietet so eine strategische Lage für die Siedlungen, die das Gebiet bewohnt haben[1]. Amphipolis befindet sich ab der klassischer Zeit der Antike von verschiedene politische Epizentern umzingelt, nämlich nach Westen von Makedonien; nach Osten von Thrakien und das Perserreich; nach Süden der Chalkidischer Bund, Athen und Sparta[1].

Historische Einordnung Bearbeiten

Prähistorie Bearbeiten

Die erste archäologisch-fassbare Besiedlung des Gebietes, welches vom Fluss Strymon umzingelt wird, kann bis in die Prähistorie datiert werden[1] und wurde als Andraimos oder Ennea Hodoi bezeichnet. ,Andraimos' oder ,Ennea Hodoi' bedeutet ,Neun Straßen‘, dies leitet sich von der merkantilischen Wichtigkeit dieser Siedlung. Denn „the town was crossroads for the trade routes linking the Strymonian district with Macedonia to the west and with Thrace to the east”[1]. Die Siedlung war ein Handelszentrum für lokale Produkte, wie zum Beispiel Schiffholz, Teer, Pech, Gold und Silber[1].

Diese Kombination zwischen strategische Lage (Umzingelung durch Strymon) und reiche natürliche Ressourcen, inspirierten eine kontinuierliche griechische Interesse, für die Kontrolle dieses Gebietes[1].

Wende des 5. Jh. v. Chr. Bearbeiten

Ab der späte Archaik/frühe Klassik, wird der Unterlauf des Strymon durch zwei thrakische Stämme (Bisaltae im Westen und Edoni im Osten) besiedelt[1]. Diese kontrollierten das Gebiet und dadurch auch die Handelswege. Mit der griechischen Kolonisation, welches zwischen dem 8. bis 4. Jh. v. Chr. stattgefunden hat, gab es in Ennea Hodoi fünf Kolonieversuche[1]:

  1. Der erste Versuch wird von den Parier im späten 6. oder frühen 5. Jh. v. Chr. durchgeführt, doch scheitert wegen der lokalen Resistenz.
  2. Aristagoras von Milet und seine Anhänger führen 497 v. Chr. ein weiteren Versuch, doch dieser scheitert auch.
  3. Edoni wird 476/5 v. Chr. durch eine athenische Expedition, unter der Leitung Kimons erobert. Diese gründeten ein Klerurch dort, doch nach einer Zeit scheitert dieser Versuch auch.
  4. 465/4 v. Chr. wird Ennea Hodoi durch 10 000 athenische und alliierte Kolonisten okkupiert, doch dieser Versuch scheitert, wie die zuvorgige Versuche.
  5. Der letzte und erfolgreichste Versuch wird, unter der Leitung Hagnons (in der Zeit des Perikles in Athen), 437/6 v. Chr. durchgeführt. Diese verfügten von weitere Hilfe von Nachbarstämme Ennea Hodois, welche Interesse an eine athenische Besatzung hatten. Ab dann wird die Stadt zu „Amphipolis“ („sourrounded City“) umbenannt.

Doch diese athenische Kolonie wird ständig von ihre Instabilität, die virtually […] by its Charakter as mixed colony versichert war[1], bedroht. Die unterlegene indigenen Bevölkerung, insbesondere deren Elite, empfinden sich als versetzt und benutzen die Instabilität, welche sich vom Peloponnesischen Krieg ableitet, um sich mit Sparta zu verbünden[1]. Deswegen wurden die athenischen Kolonisten, 424 v. Chr., durch dem spartanischen General Brasidias unterlegt und ohne Gewalt vertrieben[1]. Ab dann bis 371 v. Chr. verfügt Amphipolis von einer spartanische Oligarchie, welche die Polis verwaltet und von weitere Kolonieversuche beschützt[1].

422/1 v. Chr. führt Athen ein Gegenangriff, doch es gelingt eine erfolgsame spartanische Verteidigung[1]. Ab dann, wird der ehemaliger athenischer Gründer Hagnon, als solcher nicht mehr heroisiert, denn dieser wird durch Brasidas als neuer Oekistes (heroisierter Koloniegründer) ersetzt und gefeiert[1]. Dieser ideologischer Phänomen kann man mit der römischen damnatio memoriae vergleichen und als soche auch verstehen. Dadurch kann man eine eindeutige Distanz zu Athen, von der Seite Amphipolis' empfinden[1].

Wie schon oben erwähnt wurde, muss die spartanische Oligarchie, 371 v. Chr., Amphipolis verlassen. Ab dann, muss Amphipolis "the game of shifiting alliences"[1] mit Makedonien, Athen, dem Chalkidischen Bund und Sparta spielen, um ihre Autonomie beibehalten zu können[1]. Die Autonomie Amphipolis' verschwindet permanent ab der makedonischen Eroberung Amphipolis', die durch Philipp II 357 v. Chr. geführt wurde[1].

Religion Bearbeiten

Amphipolis verfügte, schon vor-griechischem Kontakt, von einem reichen religiösen Leben. Als die griechische Kolonisation, in Amphipolis, erfolgte, führten diese ein religiösen Eklektizismus durch, wo die lokalen Gottheiten mit griechischen Gottheiten vermischt und so hellenisiert wurden. Dies ist der Fall für fast alle Kulte die für Amphipolis rekonstruierbar sind[5].

Zunächst wird eine Liste der Kulte Amphipolis' gezeigt[5]:

Da Amphipolis eine Koloniegründung war, verfügte der Kult für der pythischer Apollon, seine Schwester (Artemis) und Trabanden von einer extremen Wichtigkeit. Denn diejenigen, die vom Orakel von Delphi Beratung erhielten und eine Kolonie gründeten, mussten ein Kult für Apollon in der Kolonie zu Verfügung stellen[5]. Denn durch die heilige Beratung Apollons, war er Patrongott der Kolonisten[5].

Das nächste Zitat der Publikation von Catharine C. Lorber Amphipolis. The Civic Coinage in Silver and Gold, ist zentral um die religiösen Vorstellungen, der amphipolische Gesellschaft, verstehen zu können[5]:

It appears that the great Olympian gods of Greece, with exception of Apollo and possibly Athena enjoyed scant reverence at Amphipolis. The [...] cults share a preoccupation with personal immortality and afterlife [...]. This religious culture may have had its effect on the city's coinage.

Numismatischer Analysis Bearbeiten

Münzsystem Bearbeiten

Da die Münzprägung 370/69 v. Chr. beginnt[2], also nach der spartanischen Besatzung[1], lehnt sich Amphipolis an den Chalkidischen Bund, um ihre Autonomie zu sichern. Deswegen übernimmt die Münzprägung Amphipolis' der Müzstückelung und Gewichtsystem des chalkidischen Bundes[6]. Dieser wird als chalkidischer, phönizischer oder reduziert Thraco-Makedonischer Standardbezeichnet[6].

Zunächst wird eine Liste der geprägten Münznominalen, der ganzen Prägegeschichte Amphipolis, gezeigt[7]:

In der frühen Münzprägung Amphipolis' (370-368 v. Chr.[2]) werden Hemidrachmen, Drachmen und Tetradrachmen geprägt[2]. Doch ab 368 v. Chr. verschwinden die Hemidrachme- und Drachmeprägung, und werden durch die Obole und Tetraobole ersetzt[2]. Der Wechsel zu einer niedrigen Stückelung der Tetradrachme, in Form von Tetraobol und Obol, kann nur verstanden werden, wenn man in Rücksicht nimmt, dass der Chalkidischer Bund diese Stückelung benutzt haben, und keine Drachmen oder Hemidrachmen[2].

Die merkwürdige Einführung, in der Region, von Drachmen und Hemidrachmen werden als ein Versuch interpretiert, um eine Brücke zwischen der chalkidischen Münzprägung im Westen, und der weiteren Münzprägung im Osten herzustellen[2]. Weiterhin kann man zur Münzprägung in Gold, Stater und Hemistater, sagen, dass diese unter Philipps II Macht, in Amphipolis, durchgeführt wurde[2].

Chronologie Bearbeiten

Amphipolis fängt im Jahr 379/69 v. Chr. an Münzen zu prägen und hört im Jahr 354/3 v. Chr. auf[8]. Das Abbrechen der Münzprägung geschieht nicht, wie die frühere Forschung, mit der Machtübernahme Philipps II im Jahr 357 v. Chr., rekonstruiert hat, sondern nach ca. drei Jahre nach der Eroberung Amphipolis'[8].

Die Münzprägung beginnt als eine politische Antwort, wegen der kriegerische Auseinandersetzung, zwischen Amphipolis und Athen, im Jahr 371 v. Chr.[2]. Amphipolis muss eine eigene Währung einführen, denn der spartanische Rückzug erzeugt ein Vakuum an Macht, welches von der pro-chalkidischen Faktion in Amphipolis übernimmt wird[1]. Diese im Not eines autonomen Währungsmittel, wegen des Krieges, übernimmt das chalkidische Gewichtstandard um die Münzprägung einweihen zu können[2]. Ab dann werden 17 jährliche Emissionen von Tetradrachmen geprägt, während die kleinere Nominalen unregelmäßig geprägt werden[3].

Silbermünzen Bearbeiten

Tetradrachme Bearbeiten

Die Tetradrachmen aus Amphipolis tragen im Laufe der Zeit, mehr oder weniger, eine regelmäßige Darstellungsweise[3]. Nämlich ein Apollonkopf in Dreiviertelprofilansicht, auf dem Avers und einer Fackel innerhalb eines Quadrats, welches das Ethnikon trägt, im Revers. Die Fackel wird mit den Facklrennen zu Ehren der Artemisa Tauropolos assoziiert, außerdem wird sie auch mit den Spielen zu Ehren des Oekistes und später auch im Kontext der pythische Spiele assoziiert[3].

Die Identifizierung der jährlichen Emissionen erfolgt durch leichte Variationen des Obverstypus (Darstellung des Apollon)[3]. Weiterhin offenbaren uns die Tetadrachmen einen sekundären System von Kontrollbeizeichen (Buchstaben und Symbole in verschiedene Positionen, innerhalb der Münze), welche manchmal verschiedene Emissionen verknüpfen, unterteilen oder übereinstimmen[2].

Weiterhin deutet die Literatur auf eine chronologische und ,stilistische' Dreiteilung der 17 Emissionen[4], nämlich der Reicher Stil (Typ A-I) 370/69-363/2 v. Chr., Stil der historische Zitate (Typ I-M) 362/1-358/7 v. Chr. und der Plastischer Stil (Typ N-Q) 357/6-354/3 v. Chr. Der Stilwechsel erfolgte durch eine Veränderung der regierende Elite, welche ihre Stempelschneider mit Absicht aussuchten und tauschten[4], um so, eine öffentliche Botschaft/Ideologie (politisch/religiös) vermitteln zu können[9]. Denn nach Catharine C. Lorber , ist die Münzprägung, d. h. die Münze, ein öffentlichen Gegenstand, welches ein repräsentatives und religiöses Charakter/Zweck, ähnlich wie sakrale Gebäude, haben[9].

 
AR; Revers einer Tetradrachme; Typ D (Α-Μ-Φ-Ι Emission); 14,09 g; 24-27mm; 9h; MK SMB; 18280456 Rückseite: Α-Μ-Φ-Ι. Eine brennende Tellerfackel in einem unten gebundenen Lorbeerkranz. Weitere Informationen zum Objekt finden Sie hier: https://ikmk.smb.museum/object?id=18280456
Reicher Stil (Typ A-I) Bearbeiten

Die stilistische Tendenz, dieser Münzen, strebt nach runden und fülligen Merkmalen. Weiterhin wird das Gesicht durch mittel-langes und lockiges Haar umrahmt, dieser schwebt lässig, in dekorativen Mustern, und scheint so künstlich (d.h. ornamental) zu wirken[4]. Diese Tendenz entsteht unter chalkidischen Einfluss, d.h. unter der Regierung der pro-chalkidischen Faktion[1]. Die Proximität zur reichen Stadt Olynth hätte, vielleicht, den Einfluss gehabt, sodass in Amphipolis anspruchsvollere Prägungen bestrebt wurden[4]. Catharine C. Lorber argumentiert, dass nach einer Phase unter spartanischen Schutz und Ethos, welches charakteristisch eine strengere und diskrete Ästhetik anstrebte, welche die ornamentale Elemente als überflüssig empfand, wurde eine reichere und lockere Ästhetik in Amphipolis eingeführt, welche die ältere negieren sollte[4].

 
AR; Revers einer Tetradrachme; Typ E (Zikadeemission);14, 30 g; 24mm; 9h; MK SMB; 18280440 Rückseite: ΑΜΦΙΠOΛΙΤEΩΝ. Eine brennende Tellerfackel, gerahmt von einem Linienquadrat. Darauf der Stadtname in einem größeren Rahmenquadrat. Das Ganze in einem Quadratum incusum. Im l. F. unten eine Zikade. Weitere Informationen zum Objekt finden Sie hier: https://ikmk.smb.museum/object?id=18280440

Ein sehr gutes Beispiel dafür ist der Typ C (368/7 v. Chr.), welches zur Krebsgruppe gehört[3]. Dieser Tetradrachmetypus trägt im Avers ein nach links, dreiviertel zugewandter, mit Lorbeer bekränzter Apollonkopf und im Revers die übliche Fackel, welche durch ein Quadrat, mit dem Ethnikon (ΑΜΦ-ΙΠΟ-ΛΙΤ-ΕΩΝ) umzingelt wird. Der Kopf zeigt ein aufgerollter Haaransatz, mit frei-lockiges Haar bis zur Kieferlinie, zwei Locken schweben frei um der rechten Schläfe und eine S-kurvige Locke befindet sich um die linke Backe. Die großen Augen liegen eng beieinander, mit einer pronozierte Augenwulst. Der obige Augenlied ist dünn, während der untere gerundet ist. Die Nase hat aufgeblasene Nasenlöcher und die überliegende Knochenstrucktur ist im Inkarnat sichtbar. Die Lippen sind dick und halbiert. Der Hals verfügt von einer runde Verdickung um die Halskürzung[7].

 
AR; Revers einer Tetradrachme; Typ F (Löwe-A-Gruppe); 14,27g; 25mm; MK SMB; 18280343 Rückseite: ΑΜΦΙΠΟΛΙΤEΩΝ. Eine brennende Tellerfackel, gerahmt von einem Linienquadrat. Darauf der Stadtname in einem größeren Rahmenquadrat. Das Ganze in einem Quadratum incusum. Im r. F. unten der Buchstabe A. Weitere Informationen zum Objekt finden Sie hier: https://ikmk.smb.museum/object?id=18280343

Weiterhin muss man zum reichen Stil hinzufügen, dass es vier Gruppen innerhalb dieser stilistischen Tendenz gibt: Krebsgruppe, Α-Μ-Φ-Ι Emission, Zikade Emission und Löwe-A-Gruppe[7].

Die Krebsgruppe entsteht durch ein Kontrollbeizeichen eines Krebs, welches ab den Typ B im Avers erscheint[3]. Der Krebs ist, in Amphipolis, ein Symbol/Attribut des Flussgottes Strymon[3] und die Funktion des Krebsbeizeichens kann man als eine Garantiemarke rekonstruieren[6]. Denn ab dem Typ B wurden die Schwankungen des Gewichts abgescchaffen, dies war ein Problem, welches nur in der ersten Tetradrachmeprägung auftauchte, dadurch wurde der Münzgewicht von 13, 99 auf 14, 20 g erhöht[6].

Der Typ D bildet die Α-Μ-Φ-Ι Emission und wird so katalogisiert, weil der Revers einzigartig ist. Denn die Fackel wird nicht von einem Quadrat umzingelt, sondern durch ein Lorbeerkranz umkränzt. Zwischen Fackel und Kranz, kann man das Ethnikon Α-Μ-Φ-Ι ablesen. Der Lorbeerkranz wird als der Siegerkranz der Pythische Spiele interpretiert[3], doch die Funktion ist noch nicht bekannt.

Der Typ E wird auch Zikade Emission genannt, weil auf dem Revers, innerhalb des Quadrats, wurde ein Beizeichen einer Zikade geprägt. Die Funktion dieser liegt noch im Dunkeln. Die Zikade ist ein Symbol des Apollons, der Musen und später, unter makedonischen Einfluss, des Dionysos[3].

Die Löwe-A-Gruppe streckt sich von dem Typ F bis H und wird so kategorisiert, weil im Avers ein Beizeichen eines Löwes und im Revers ein Beizeichen der griechischen Buchstabe Α geprägt wurden. Die Funktion der beiden sind noch unbekannt. Der Löwe ist ein Symbol der Göttin Bendis, welche später hellenisiert als Artemis Tauropolos verehrt wurde[3]. Betrachtet man die Darstellungsweise des Kopfes, so scheint diese Weiblich zu sein[7] und wird als Artemis interpretiert. Dadurch kann man sagen, dass das Symbol des Löwens der lokaler Kult der Bendis, mit dem der Artemis und des Apollons bindet, also fungiert dieser Zeichen, semiotisch betrachtet, als ein Adjunkt[3].

Stil der historischen Zitate (Typ I-M) Bearbeiten

Diese stilistische Tendenz zeigt, dass die Wichtigkeit, des schwebendes Haar, im Hintergrund liegt[4]. Im Vordergrund wird eine ältere Ästhetik bestrebt, die sich dem Stil de 5. Jh. v. Chr. ähnelt[4]. Diese Tendenz erscheint unter dem Einfluss der pro-spartanische Faktion, welche Tradition in Form der älteren Ästhetik ausdrücken wollte[1]. Weiterhin tragen alle Tetradrachme, dieser stilistischen Tendenz, ein Beizeichen eines Dreifußes im Revers[3]. Die Funktion dieses ist auch nicht bekannt. Der Dreifuß ist ein Symbol des pythischen Apollons, wegen dem Orakel von Delphi[3].

Plastischer Stil (Typ N-Q) Bearbeiten
 
AR; Avers einer Tetradrachme; Typ N (Parthenon-Gruppe); 13,93 g; 26 mm; 12 h ; MK SMB; 18280456 Vorderseite: Kopf des Apollon mit Lorbeerkranz von vorn, nur leicht nach r. gewendet. Weitere Informationen zum Objekt finden Sie hier: https://ikmk.smb.museum/object?id=18280307

Diese stilistische Tendenz sucht ein plastischerer Ausdruck, durch die Vermeidung einzelne Linien in der Haargestaltung[4]. Weiterhin muss man erwähnen, dass es kompliziert wird, Unterschiede zwischen einzelne Typen zu finden. Dadurch entsteht ein einheitlicherer Ausdruck dieser Tendenz[4].

Diese Tendenz wird erst unter anti-makedonische (pro-athenische)Faktion erzeugt und später unter Philipps II Regierung[1]. Die letzten Emissionen zeigen, nach Catharine C. Lorber, dass die Stempelschneider mehr Freiheit in der Gestaltung der Münzen hatten, also wurde mehr Freiheit an die Stempelschneider, für der Anwendung dieser Tendenz, gegeben[8].

Ein Typus, welches diese Tendenz am besten veranschaulicht, ist der Typ N („Parthenon -Gruppe“). Die Haargestaltung dieses Typs wird durch Haarmassen angedeutet und nicht durch feinere Linien, wie es üblich für die Vorherigen Darstellungen ist[7].Diese Darstellung des Apollon soll, nach Lorbers Argumentation, eine Ableitung des Apollons aus dem Ost-Fries des Parthenon sein[7] und wird deswegen auch als „Parthenon-Gruppe“ katalogisiert. Weiterhin kann um dem Ethnikon dieses Typus sagen, dass dieser zwei Veränderungen erlebt. Nämlich wird dieser, zuerst, ΑΜΦ-ΙΠΟ-ΛΙΤ-ΕΩΝ geschrieben, doch später wird dieser anders zerteilt: ΑΜΦ-ΙΠΟΛ-ΙΤΕ-ΩΝ[7]. Viel wichtiger, erfährt dieses noch eine letzte Veränderung. Denn der Dialekt, indem es geschrieben wird, verändert sich vom Ionischen zum Attischen ΑΜΦ-ΙΠΟ-ΛΙΤ-ΩΝ[7]. Ab dann, wird das Attische für die Münzprägung benutzt, denn auch Philipps Prägungen zeigen dies. Dies ist der Fall, da der Attische im makedonischen Königshaus gesprochen wurde[8].

Catharine C. Lorber betrachtet dies, und argumentiert, dass das Zitieren des Apollons aus dem Ost-Fries des Parthenon, nicht nur ein Hinweis auf die periklianische Koloniegründung Amphipolis’ war, sondern auch ein Hilferuf an Athen, um Hilfe für die Verteidigung vor Philipps Angriffe, zu erhalten[4]. Dies beruht, so, auf dem historischen Nexus zwischen Amphipolis und Athen[1].

 
AR; Revers einer Tetradrachme; Typ O (Ähre-Emission); Tetradrachme; 13, 70 g; 3h; Rückseite: Fackel wird durch ein Quadrat, mit der Legende ΑΜΦ-ΙΠΟ-ΛΙΤ-ΟΝ, umzingelt. Weitere Informationen zum Objekt finden Sie hier: https://catalogue.bnf.fr/ark:/12148/cb418244950

Zu den Typen, die in dieser stilistischen Tendenz geprägt wurden, kann man noch die weiteren Beizeichen, die auf den Münzen geprägt wurden, kurz erläutern:

 
AR; Revers einer Tetradrachme; Typ P (Böotischer Schild-Gruppe); 14,36 g, 24 mm, 12 h; MK SMB; 18280336 Rückseite: [Α]ΜΦΙΠΟΛΙΤΩΝ. Eine brennende Tellerfackel, gerahmt von einem Linienquadrat. Darauf der Stadtname in einem größeren Rahmenquadrat. Das Ganze in einem Quadratum incusum. Im l. F. unten ein böotischer Schild. Weitere Informationen zum Objekt finden Sie hier: https://ikmk.smb.museum/object?id=18280336

Ein Kontrollbeizeichen, welches auf dem Revers des Typs O erscheint, ist die Ähre und wird deswegen auch „Ähre Emission“ genannt[3]. Die Ähre soll ein Attribut der Demeter und Persephone sein, und ist so ein Symbol der Fruchtbarkeit[3].

Ein Böotischer Schild in Kombination mit Trauben und einer Keule erscheint auf dem Revers des Typs P (Böotischer Schildgruppe). Die Funktion, wie es der Fall der weiteren Beizeichen, mit der Ausnahme des Krebses, ist nicht rekonstruierbar. Doch der. Böotischer Schild ist ein Attribut der Athena Itonia, die Trauben sind ein zentrales Attribut und Symbol des Dionysos und die Keule ist eins des Herakles[3].

Die letzte autonome und bürgerliche Prägung Amphipolis‘ ist der Typ Q (auch „Kopf im Profil“), und zeigt eine weibliche Darstellung eines Kopfes im Profil. Die Weiblichkeit lässt sich durch die Ohrringe und die langhaarige Frisur ableiten[7]. Es könnte sich um Artemis oder eine sehr feminisierte Darstellung des Apollons handeln, etwas was für Apollon üblich ist.

Niedrigere Silbernominalen Bearbeiten

Die Prägung der niedrigen Silbernominalen geschah in unregelmäßigen Zeitspannen[2]. Die Drachmen wurden 370/69 und 369/8 v. Chr. geprägt, während Hemidrachmen (1/2 Drachme) 370/69 v. Chr. geprägt wurden[10]. Nach der isolierten Prägungen der Drachmen und Hemidrachmen, wurden, ab 367/6 v. Chr. Tetraobole (4x Obol) und Obole, anstatt von Drachmen und Hemidrachmen, geprägt[2]. Doch Lorbe deutet, dass eine Obolemission, scheinbar, schon vor dem Debut der Tetradrachme-, Drachme- und Hemidrachmeprägungen, produziert wurde[2]. Nach dem Verlust der Drachme und Hemidrachme, in der amphipolissche Prägung, sind zwei weitere Obolemissionen entstanden, doch ein festen Datum der drei verschiedene Prägungen kann nicht rekonstruiert werden[2].

 
AR; Avers einer Drachme; 3,5 g; ark:/12148/cb41742841x; Vorderseite: Bekränzter Apollonkopf im Dreiviertelprofil; Weitere Informationen zum Objekt finden Sie hier: https://catalogue.bnf.fr/ark:/12148/cb41742841x
Drachme & Hemidrachme Bearbeiten

Wie es schon erwähnt wurde, prägte Amphipolis, mit der ersten Emission der Tetradrachme, auch Drachmen und Hemidrachmen. Dadurch ähneln sich diese ersten beide Emissionen der Drachmen und Hemidrachmen, an die, der Tetradrachme Typ A, sehr[10]. Weitere Hemidrachmeprägungen sind nicht mehr nachweisbar, doch die zweite Emission der Drachme, welche 369/68 v. Chr. geprägt wurde[2], trägt eine sehr ähnliche Darstellung, als die der Tetradrachme Typ B[10], doch die Kopfwendung stimmt nicht ein, denn der Kopf auf dem Avers der Drachme, wendet sich nach rechts und nicht nach links, wie es der Fall bei der Tetradrachme ist[7]. Außerdem wurde das Gewicht, der Münzen der zweiten Emission, von 3,56-3,60 g auf 3,76 g erhöht, um sich so dem rhodischen Gewichtstandard anzunähern, und so der Geldwechsel in der thrakischen Küste vereinfachen[6].

Tetraobol Bearbeiten

Die einzige Emission des amphipolischen Tetraobols, zitiert die Darstellung, sowohl des Avers', als auch des Revers', der Tetradrachme Typ D (Α-Μ-Φ-Ι Emission), doch in einen raueren Stil und die Kopfwendung stimmt nicht ein, denn hier wendet sich der Kopf leicht nach links[10].

Obol Bearbeiten

Wie es schon oben erwähnt wurde, können die Obole in drei Untergruppen kategorisiert werden[10]. Die der Untergruppen zeigen, aber, eine sehr ähnliche Darstellung auf dem Avers und Revers. Nämlich, auf der Vorderseite wurde ein junger, männlicher Kopf im Profil geprägt, die mittel-lange Strahlhaare des Kopfes werden durch eine taenia gebunden, weiterhin wird der Kopf im Profil durch ein Perlkranz umzingelt[10]. Die Darstellung der Rückseite ist einzigartig in der amphipolische Prägetradition, denn hier wurde eine Barsch, im quadratum incusum und mit dem Ethnikon Α-Μ-Φ-Ι in Boustrophedon (welches oben links anfängt und unten links aufhört) geprägt[10].

Die Gruppe II unterscheidet sich, indem der Kopf, auf dem Avers mit leicht größere, schematischere und fleischigere Merkmale geprägt wurde. Der Revers ähnelt sich sehr, doch die Barsch ist etwas dicker modeliert[10].

 
AR; Avers einer Hemidrachme: 1, 70 g; ark:/12148/cb418244981; Vorderseite: Bekränzter Apollonkopf im Dreiviertelprofil. Weitere Informationen zum Objekt finden Sie hier: https://catalogue.bnf.fr/ark:/12148/cb418244981

Die Gruppe III unterscheidet sich am ehesten, denn die Augen liegen tiefer im Gesicht, die Nase ist kürzer, der Kin prononzierter, die Haare über der taenia sind lockiger und sanfter arrangiert, außerdem fließen wellige Locken über dem Nacken[10]. Der Revers unterscheidet sich nur, indem die Barsch noch dicker modelliert wurde und die Stempeln (Stempel werden für das Prägen gebraucht) etwas größer gefertigt wurden[10].

Der junge taenia-tragender Mann in Kombination mit der Baarsch ist ein Symbol für den lokalen Flußgott Strymon[3].

Goldmünze Bearbeiten

Die Münzprägung in Gold lässt sich nur durch die Statere und Hemistatere nachweisen, diese wurden nur unter Phillip II geprägt (357 und 357/6 v. Chr.)[2]. Der Grund, warum plötzlich Goldmünzen geprägt wurden, kann durch den historischen Kontext verständlich werden. Denn es ist üblich, dass Goldmünzen werden geprägt, wenn ein Staat im Krieg oder in Not von großen Mengen an Geld braucht und in einen gleich großen staatlichen Stress ist. Dies ist der Fall eines Krieges. Und das geschah in Amphipolis, wo die Goldmünzen für die Zahlung der Expansionskampagne Makedoniens geprägt wurden[8].

Stater Bearbeiten

Sie Staterprägung lässt sich um 357 v. Chr. datieren[7]. Diese wären vor der Belagerung Amphipolis', mit ein Ethnikon im attischen Dialekt, geprägt, um eine diplomatische Initiative mit Athen finanzieren zu können[8]. Diese Statere zeigen, auf dem Avers der Münze, einen diademtragenden männlichen Profil mit kurze, lockige Haare und auf dem Revers, wurde die Selbe Darstellung, als die des Revers der Tetradrachme der Dreifuß-Gruppe, geprägt[7].

Hemistater Bearbeiten

Der Hemistater wurde 357/6 v. Chr. geprägt, dies geschah, nach Lorber, kurz nach dem Fall der Polis[2]. Sehr wahrscheinlich, wurden diese Münzen geprägt, um die Truppen und Alliierte des Philipps II belohnen zu können[8]. Diese isolierte Emission zeigt auf dem Avers ein diademtragender junger Mann im Profil, mit kurze Haare, während auf dem Revers, die selbe Darstellung der Dreifuß-Gruppe der Tetradrachme, geprägt[7].

Anscheinend, wird hier ein Typus einer traditionelle makedonische Silbermünze zitiert[7]. Dies soll ein Reflex sein, um dem Ultra pro-athenischen Inhalt, der gleichzeitigen Tetradrachmeemission (Typ N), kompensieren zu können[8].

 
AR; Avers einer Tetradrachme aus Syrakus; 16,72 g; 28 mm; 4 h; MK SMB 18211935; Vorderseite: Arethusakopf fast von vorn, leicht nach l. gewendet. Haare in reichen Locken nach oben von Ampyx zusammengehalten, Ohrschmuck (Perle) und doppeltes Halsband. Beiderseits Delphine. Auf Ampyx die Signatur ΚΙΜΩΝ. Rückseite: ΣYPΑΚ-ΟΣΙΩΝ. Viergespann (quadriga) im Galopp nach l. in Dreiviertelansicht, darunter umgestürzter Pfeiler. Nike mit Siegeskranz nach r., den Lenker, der den Kopf in die Frontale wendet, bekränzend. Einfache Bodenlinie, im Abschnitt liegende Ähre. Kreislinie. Weitere Informationen zum Objekt finden Sie hier: https://ikmk.smb.museum/object?id=18211935

Herkunft des Dreiviertelprofils in der griechischen Münzprägung Bearbeiten

Aus der griechische Prägetradition des 5. und 4. Jh. v. Chr., sind uns eine Reihe an weitere Darstellungen von mythologischen Wesen und Götter, im Dreiviertelprofil bekannt: in Sizilien: Segesta, in der Magna Graecia: Neapolis, Phistelia, Kroton, Medma, Pandosia usw., im Mutterland und im Osten: Larissa, Lykien, Tarsos, Amphipolis, Clazomenae, Rhodos[11]. Für diese enorme Verbreitung, dieser Darstellungsweise, sind zwei syrakusanischer Münzen des späten 5. Jh. v. Chr. verantwortlich. Nämlich die Tetradrachme des Graveurs Kimon (406/5 v. Chr.), welche eine Dreiviertelprofildarstellung der Nymphe Arethusa, auf dem Avers trägt, und die Tetradrachme des Graveurs Eukledias (408-406 v. Chr.), welche eine Helm-tragende Dreiviertelprofildarstellung der Göttin Athena trägt. Dese Typen wurden in den obengennante Poleis nachgeahmnt[12].

Doch untersucht man weiter, so erkennt man, dass diese beide Münzen, nicht die ersten Münzen sind, welche Köpfe im Dreiviertelprofil zeigen, denn diese erscheinen schon vereinzelt seit dem sog. Strengen Stil (490/80-450 v. Chr.)[13]. Trätet man in weitere Gattungen der griechischen Kunst, so erkennt man, dass die Entwicklung in der Münzkunst [...] viel schleppender als in der Vasenmalerei [war], wo das Motiv in der Archaik anzutreffen ist[13]. Doch der semiotische Sinn dieser Darstellungsweise in der archaischen Vasenmalerei unterscheidet sich von der, der Münzprägung der Klassik und die des Hellenismus, denn, wie es Wolfgang Fischer-Bossert äußert, war die frontale oder Dreiviertelansicht szenisch motiviert[13]:

Es handelt sich hier um eine alte Bildformel, die zum Ausdruck spezifischer geistiger Prozesse und seelischer Regungen diente: Momente tragischer Erkenntnis oder das Austragen seelischer Konflikte wurden in aus dem Bildfeld herausgewandten Gesichtern eingefangen, deren Blicke entweder den Betrachter zu fixieren scheinen oder an ihm vorbei ins Leere gehen.

Doch weitere Motivationen der Innovation des Dreiviertelprofils, in der Münzprägung im 2. Viertel des 4. Jh. v. Chr,, sind auch wo anders zu finden: betrachtet man einen Didrachmon von Kamarina des Graveurs Euainetos, welches 410-405 v. Chr.[13] entstanden ist, also vor Kimons und Eukledias' Prägungen, so scheint der Driviertelprofil, des Flussgottes Amenaos innerhalb eines Wellenkreises, das Auftauchen aus der Wasserfläche mit dem entsprechenden Kreiswelleneffekt nachzuahmen[13], es geöhrt [,also ,] schon einiges Interesse an Naturphänomenen und nicht weniger die Reflexion von Kunstprinzipiendazu, um auf diese Lösung zu kommen[13]. Doch diese Münze antwortet nicht ausreichend auf die Motivation der Späteren de face-Darstellungen. Diese Darstellung kann uns nur sagen, dass das Sujet, ein im Kreisrund isolierter Kopf de face, lag in jenen Jahren gewissermaßen in der Luft[13]. Widmet man sich der Vasenmalerei des späten 5. Jh., so tretet man auf ein Fragment eines attisch-rotfigurigen Kraters in Boston (ca. 420/10 v. Chr.[13]). Dieser Fragment zeigt, in der Frontalansicht, ein entspannten Gesicht eines jungen Mannes auf einem Tympanon, welches von Aphrodite in der Hand gehalten und gezeigt wird, Wolfgang Fischer-Bossert meint dies[14]:

Die Drehung zum Betrachter dient also nicht der Schilderung eines Seelenzustandes, sondern vielmehr dazu, zum Gegenstand einer Betrachtung werden zu können. Das Bild im Bilde ist so raffiniert eingesetzt, dass eine paradoxe Situation entsteht: Der Betrachter fühlt sich von dem ihm zugewandten Gesicht angesprochen, während die Göttin, deren Nachsinnen doch das Thema der Darstellung ist, ihr Gesicht im Profil hält und den Betrachter vergleichsweise kalt lässt.

Man kann also noch Spuren der älteren Deutung der Frontalansicht in der Münzprägung des 5. Jh. v. Chr. spüren, eine Darstellung de face auf Münzen lief also Gefahr, einen Überschuss an Sentiment zu bewirken[14]. Deswegen wurden nicht alle mythologische Wesen und Gottheiten, für diese Darstellungsweise als geeignet empfunden[14]. Dies erzeugt, dass nur einige mythologische ,niedere Chargen', in dieser Form dargestellt werden[14]. Mythologische Wesen, welche schon ,von Natur aus' (Silene, Flussgötter, Göttergeliebte) diese Seelenzustände verdeutlichen[14].

Doch gegen Ende des 5. Jh. v. Chr. ändert sich die Konnotation des Dreiviertelprofils für zwei Gottheiten: Apollo und Helios. Denn für sie, wird diese Darstellung zur Konvention[14]. Wolfgang Fischer-Bossert meint, dass die Versunkenheit des Orakelgottes (Apollo) durch diese Darstellungsweise Ausdruck finden konnte[14]. Die Münzprägung in Katane eines Apollonkopfen, in dieser Ansicht, welche gleichzeitig zu den Prägungen des Kimons und Eukledias entsteht, zeigt ein Apollon mit gesenkten Lidern uns starren Blick des Sehers. Diese Darstellungsweise wird zur Norm in den weiteren Apollonkopfprägungen[14]. Hier spiegelt sich, durch die formale Darstellung des Kopfes, der Charakter des Apollon, d.h. die Versunkenheit. So steht dieser ästhetischer Prozess kongruent zur Meinung Nikolaus' Himmelmann, wo jedes scheinbar noch äußerliche inhaltlich zu deuten, wenn ein entsprechendes σχημα Zusammenhang vorliegt[15].

Ab dann, drängt diese neue Darstellungsweise in das griechische Gebiet, doch Wolfgang Fischer-Bossert fragt sich: Warum war gerade diese Zeit dafür so empfänglich?[13]. Wolfgang Fischer-Bossert findet die Antwort auf dieser Frage in der Deutung der Arethusa des Kimons, denn[15]:

Bei genauem Hinsehen erweist sich, dass die rechte Pupille am Betrachter vorbeiblickt, die linke ihn hingegen direkt anblickt. [...] Das Schillern von Arethusas Blick verleiht dem Münzbild zudem ein transitorisches Moment; eine Augenbewegung ist angedeutet. Diese sublime Bewegung findet ihre Entsprechung in den entspannten, kaum geöffneten Lippen, während das wogende Haar und vier spielende Delphine den Kontrast bilden, der uns die Ruhe im Antlitz der Nymphe erst ins Bewusstsein hebt.

Dieser Augenspiel, wo der Betrachter streifend miteinbezogen wird, erscheint für Götterdarstellungen (z.B. Apollon Sauroktonos, den Hermes in Olympia und die Knidische Aphrodite) erst zwei Jahrzehnte später[15]. Diese Änderung der Götterdarstellungen soll, nach Wolfgang Fischer-Bossert, eine Veränderung in der Konzeption der Götter spiegeln[16]:

Die uralte, bei Homer (Il. 6, 138; Od. 4, 805) belegte Vorstellung von den θεοὶ ῥεῖα ζώοντες [kam] zum Durchbruch, d.h. der Glaube, die Götter lebten in ihrer eigenen, von menschlichem Leid und Zwist unberührten Sphäre.

Diese neue Darstellungskonvention, die ab ende des 5. Jahrhunder gültig wird, spiegelt also ein Wechsel im kollektiven Verständnis der Götter, und zeigt zugleich eine Entwicklung an, welche Götter und Menschen immer mehr entrücken sollte, bis schließlich nurmehr Schemen übrig waren[17].

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y Catharine C. Lorber: Amphipolis. The Civic Coinage in Silver and Gold, Los Angeles 1990, ISBN 9780962698705 S 1-6
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r Catharine C. Lorber: Amphipolis. The Civic Coinage in Silver and Gold, Los Angeles 1990, ISBN 9780962698705 S. 51-56
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s Catharine C. Lorber: Amphipolis. The Civic Coinage in Silver and Gold, Los Angeles 1990, ISBN 9780962698705 S. 79-83
  4. a b c d e f g h i j k l Catharine C. Lorber: Amphipolis. The Civic Coinage in Silver and Gold, Los Angeles 1990, ISBN 9780962698705 S. 86-88
  5. a b c d e Catharine C. Lorber: Amphipolis. The Civic Coinage in Silver and Gold, Los Angeles 1990, ISBN 9780962698705 S. 11-13
  6. a b c d e Catharine C. Lorber: Amphipolis. The Civic Coinage in Silver and Gold, Los Angeles 1990, ISBN 9780962698705 S. 31-38 (Metrologie und Krebs)
  7. a b c d e f g h i j k l m n Catharine C. Lorber: Amphipolis. The Civic Coinage in Silver and Gold, Los Angeles 1990, ISBN 9780962698705 S. 116-139
  8. a b c d e f g h Catharine C. Lorber: Amphipolis. The Civic Coinage in Silver and Gold, Los Angeles 1990, ISBN 9780962698705 S. 57-62
  9. a b Catharine C. Lorber: Amphipolis. The Civic Coinage in Silver and Gold, Los Angeles 1990, ISBN 9780962698705 S. 84-85
  10. a b c d e f g h i j Catharine C. Lorber: Amphipolis. The Civic Coinage in Silver and Gold, Los Angeles 1990, ISBN 9780962698705 S. 146-160
  11. Robert Lehmann et al. (Hrsg.): Nub Nefer - Gutes Gold; Gedenkschrift für Manfred Gutgesell, Leidorf 2014, ISBN 978-3-86757-686-4 S. 109
  12. Robert Lehmann et al. (Hrsg.): Nub Nefer - Gutes Gold; Gedenkschrift für Manfred Gutgesell, Leidorf 2014, ISBN 978-3-86757-686-4 S. 109-110
  13. a b c d e f g h i Robert Lehmann et al. (Hrsg.): Nub Nefer - Gutes Gold; Gedenkschrift für Manfred Gutgesell, Leidorf 2014, ISBN 978-3-86757-686-4 S. 110
  14. a b c d e f g h Robert Lehmann et al. (Hrsg.): Nub Nefer - Gutes Gold; Gedenkschrift für Manfred Gutgesell, Leidorf 2014, ISBN 978-3-86757-686-4 S. 111
  15. a b c Robert Lehmann et al. (Hrsg.): Nub Nefer - Gutes Gold; Gedenkschrift für Manfred Gutgesell, Leidorf 2014, ISBN 978-3-86757-686-4 S. 113
  16. Robert Lehmann et al. (Hrsg.): Nub Nefer - Gutes Gold; Gedenkschrift für Manfred Gutgesell, Leidorf 2014, ISBN 978-3-86757-686-4 S. 113-114
  17. Robert Lehmann et al. (Hrsg.): Nub Nefer - Gutes Gold; Gedenkschrift für Manfred Gutgesell, Leidorf 2014, ISBN 978-3-86757-686-4 S. 114

Literatur Bearbeiten

  • Catharine C. Lorber: Amphipolis. The Civic Coinage in Silver and Gold, Los Angeles 1990, ISBN 9780962698705
  • Robert Lehmann et al. (Hrsg.): Nub Nefer - Gutes Gold; Gedenkschrift für Manfred Gutgesell, Leidorf 2014, ISBN 978-3-86757-686-4 S. 107-114

Weblinks Bearbeiten