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Deutschlands Pflichten ist der Leitartikel in der Ausgabe Nummer 29 vom 3. Februar 1832 der Zeitung Deutsche Tribüne. Des mitbegründende Herausgeber Johann Georg August Wirth bescrieb im Artikel die Grundzüge des „Deutschen Vaterlandsverein zur Unterstützung der freien Presse“ (Deutscher Preß- und Vaterlandsverein). Zugleich war es ein Aufruf zur ideellen als auch materiellen Anteilnahme am Verein.[1] Neben dem Erscheinen in der Deutschen Tribüne fand der Artikel als Flugblatt mit angeblich 50.000 Stück, zur Zeit der Restauration weite Verbreitung. Oppositionszeitungen folgten dem Aufruf und druckten die Schrift ab.

Auslöser „Erstes Schülerfest“

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Johann Georg August Wirth wie auch dessen Freundeskreis wollten die Pressefreiheit verwirklicht sehen. Ende 1831 regete Wirth einen Presseverein an.[2] In diesem Zusammenhang steht das „Erste Schülerfest“ zu Ehren des bayrischen Zweiten Kammerabgeordneten Friedrich Schüller.[3][2] Die beim Festessen zusammenkommenden Oppositionelle sahen sich selbst als Patrioten. Ihre Forderung war, dass sich jegliche Legitimation aus Volkssouveränität erschließen müsse.[4] Schüler machte sich auf seiner Rede die Oppositionsvorstellung zu eigen, die besagte, dass die freie Presse das wichtigste Instrumen wäre, um eine durchgreifende politische Reform zu erreichen – mit oder ohne Fürsten sei dahingestellt. Schülers Rede gab damit den Anstoß zur Gründung des Deutschen Preß- und Vaterlandsvereins.[2]

In der Weiterführung der Idee gründeten die Anwesenden den Deutscher Preß- und Vaterlandsverein. Den vorläufigen Vorsitz nahmen am 21. Februar die beiden Advokaten Joseph Savoye und Ferdinand Geib zusammen mit Schüler ein.[5][6]

„Deutschlands Pflichten“

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Nach Eike Wolgast plante Wirth im Nachgang des Festes die Grundzüge des Deutschen Press- und Vaterlandsvereins. Ihm schwebte dabei ein Unterstützungs- und Koordinationsorgan für die freie Presse vor. Er formulierte außen- und innenpolitische Ziele, die teilweise für den politischen Gehalt des Hambacher Festes richtungsweisend wurden.[2] Nach Edda Zieggler sollten an der Formulierung des Aufrufs auch die Zweibrücker Anwälte Friedrich Schüler und Joseph Savoye mitebeteiligt sein.[7] Die bereits auf dem „Schülerfest“ besprochenen von den Mitgliedern zu übernehmenden Verbindlichkeiten für den Deutschen Preß- und Vaterlandsvereins waren:[8]

  1. nach Maaßgabe ihres Einkommens und Vermögens eines regelmäßigen nonatlichen Geldbeitrag zu leisten;
  2. zur Verbreitung der Journale des Vereins aus allen Kräften mitzuwirken;
  3. so weit es in ihrem Vermögen liege, beizutragen, daß öffentliche Anzeigen udn Bekanntmachungen von Privaten und Behörden in den Journalen des Vereins eingerückt werden;
  4. diese Journale, so weit es Zeit und Fähigkeit erlauben, durch Aufsätze und Correspondenz-Artikel unterstützen und
  5. zur Expedition der Blätter des Volks durch expresse Boten aus allen Kräften mitwirken.

Eike Wolgast, Otto Dann und Weitere stellen mit ihrer Erwähnung fest, dass Wirth eine europäische Staatengesellschaft vorschwebte, die die Heilige Allianz ablösen sollte. Ein „treues Bündnis des französischen, deutschen und polnischen Volkes“ bildete das Grundgerüst der Überlegung; zur Isolation der russischen Regierung sollte diesem ein demokratisches Polen entgegenstehen. Das Übergewicht der deutschen Großstaaten Österreich und Preußen würde beendet durch die Schaffung eines Reiches mit demokratischer Verfassung.[9][2][10] Julia A. Schmidt-Funke geht mit dem Bezug auf das Hambacher Fest weiter und meint in der von Wirth gehaltenen Rede das Verständnis zu sehen: das die „vereinigten Freistaaten Deutschlands“ tatsächlich Bedinung für das „conförderierte republikanische Europa“ sein.[9]

Der Verein habe die Aufgabe an der „Wiedererweckung der deutschen Nation auf dem Wege der öffentlichen Meinungsbildung“ mitzuwirken. Die frei Presse diene hierin der „Wiedervereinigung im Geiste“.[2] Der Artikel ruft zur ideellen als auch materiellen Unterstünzung auf.[1] Im Dienst der Sache meinte Wirth, dass „die Unternehmer der deutschen Tribüne [...] das Eigentum dieses Blattes dem Verein zur Unterstützung der freien Presse“ abtreten. Sogar auf Einkommen wollte man verzichten, außer welches das nötigt sei für die „Lebens-Nothdurft“.[1]

Bedeutung

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Am 16. Februar teilte die Deutsche Tribüne mit, dass der Artikel zur Beschlagnahmung führe, aber dieser schon zwölftausend mal verteilt sei und in gleicher Stückzahl nochmals herausgegeben würde. Die Ausgaben mit dem Artikel sollten zudem unter Kouvert verschickt werden, um behördlichen Zugriff zu umgehen.[1] Das Flugblatt „Deutschlands Pflichten“ erzeugte seinerzeit mit einer damals, gemessen an Vergleichserzeugnissen, hohen Auflage von angeblich fünfzigtausend Stück einen großen Widerhall in der Bevölkerung.[7][2] Das Flugblatt erschien zum gleichnamigen Artikel der Deutschen Tribüne vom 3. Februar 1832. Der Artikel wurde von anderen liberalen Zeitungen übernommen.[11] Im Nachgang beschlagnahmten die Behörden teilweise diese Nummer der Deutschen Tribüne, das Flugblatt und Journale mit Abdruck.[8][1] Joachim Lelewel dankte Wirth für den Artikel in einem Brief, da dieser im Zuge der Polenbegeisterung wirkte.[12]

Dem Artikel könnte nach Hüls und Schmidts Meinung in groben Zügen die Funktion einer Satzung für den Verein zugesprochen werde.[11] Die Tätigkeiten des Vereins bestanden nach Stand der Forschung in der Hauptsache im Sammeln von Geld, der Organisation von Zusammenkünfte, Verschicken von Protestnoten und der Unterstützung von Schriftsteller als auch Zeitschriften.[13]

Der Text wird als Übungen zur Interpretation historischer Textquellen an Schulen verwendet.[14]

  • Johann Georg August Wirth: Deutsche Tribüne. Nummer 29, Gedruckt bei G. Ritter, Zweibrücken, 3. Februar 1832, (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)

Literatur

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  • Johann Georg August Wirth: Deutsche Tribüne (1831–1832). neu herausgegeben von Wolfram Siemann und Christof Müller-Wirth. 2 Bände in 3 Teilbänden (Neusatz des Originals mit umfassendem Kommentarband). K G Saur, München 2007, ISBN 978-3-598-11543-1. Band 1: Deutsche Tribüne. bearbeitet von Elisabeth Hüls und Hedwig Herold-Schmidt. Band 2: Darstellung, Kommentar, Glossar, Register, Dokumente. von Elisabeth Hüls und Hedwig Herold-Schmidt.
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Fußnoten

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  1. a b c d e Elisabeth Hüls, Hedwig Herold Schmidt: Deutsche Tribüne. Band 2: Darstellung, Kommentar, Glossar, Register, Dokumente. S. 49 f. (Abschnitt über die Verflechtung von Deutsche Tribüne und PVV von Seite 47 bis 52)
  2. a b c d e f g Eike Wolgast: Feste als Ausdruck nationaler und demokratischer Opposition – Wartburgfest 1817 und Hambacher Fest 1832. S. 8 ff., abgerufen am 18. März 2013 (Jahresgabe der Gesellschaft für burschenschaftliche Gesichtsforschung 1980/81/1982, herausgegeben von Horst Bernhardi und Ernst Wilhelm Wreden, o.O./o.J., S. 41–71).
  3. Haus der Bayerischen Geschichte (Bayrisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst): 5. Landtag: 1831 (3. Wahlperiode 1831-1836) - Sitzungsdauer: 20.02.1831-29.12.1831. Abgerufen am 16. März 2013 (6. Landtag: 1834 (3. Wahlperiode 1831-1836) - Sitzungsdauer: 04.03.1834-03.07.1834).
  4. Johann Georg August Wirth: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Neustadt 1832, S. 4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Wilhelm Kreutz: Hambach 1832. Deutsches Freiheitsfest und Vorbote des europäischen Völkerfrühlings. Hrsg.: Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Mainz 2007, S. 19 f. (als PDF Zugriff: 12. Januar 2013).
  6. Hans-Werner Hahn, Helmut Berding: Handbuch der Deutschen Geschichte / Reformen, Restauration und Revolution 1806-1848/49. Band 14. Klett-Cotta, 2009, ISBN 978-3-608-60014-8, S. 446 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. a b Edda Ziegler: Literarische Zensur in Deutschland 1819-1848. Hrsg.: Allitera Verlag. II Auflage. Allitera Verlag, München 2006, ISBN 3-86520-200-4, S. 77 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. a b Johann Georg Krünitz: ökonomisch-technologische Enzyklopädie. Band 195. Paulische Buchhandlung, Berlin 1848, S. 78 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. a b Julia A. Schmidt-Funke: Revolution als europäisches Ereignis. Revolutionsrezeption und Europakonzeption im Gefolge der Julirevolution 1830. In: Hein Duchhardt (Hrsg.): Jahrbuch für Europäische Geschichte. Band 10. Oldenbourgh, München 2009, ISBN 978-3-486-58928-3, S. 256 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Otto Dann: Nation und Nationalismus in Deutschland. 1770-1990. 3 erweiterte Auflage. Beck'sche Reihe, München 1996, ISBN 3-406-34086-5, S. 107 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. a b Elisabeth Hüls, Hedwig Herold Schmidt: Deutsche Tribüne. Band 2: Darstellung, Kommentar, Glossar, Register, Dokumente. S. 128.
  12. Elisabeth Hüls, Hedwig Herold Schmidt: Deutsche Tribüne. Band 2: Darstellung, Kommentar, Glossar, Register, Dokumente. S. 94. (siehe Anmerkung 239)
  13. Rudolf Stöber: Deutsche Pressegeschichte. 2. Auflage. UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2005, ISBN 3-8252-2716-2, S. 230 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Heinz-Jürgen Trütken-Kirsch: Übungen zur Interpretation historischer Textquellen. In: Analyse und Interpretation historischer Textquellen & geschichtswissenschaftlicher Sekundärtexte. Books on Demand, 2009, ISBN 978-3-8370-9042-0, S. 37 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – siehe auch exemplarisch als Klausurtext; S. 27 ff.).


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