Der Bebop ist eine Musikrichtung, die Anfang der 1940er Jahre im Jazz den Swing als Hauptstilrichtung ablöste und somit den Ursprung des Modern Jazz bildete.[1]

Howard McGhee (Trompete), Miles Davis (Piano), Brick Fleagle (Gitarre), 1947; (im Hintergrund der Pianist Joe Albany)

Einführung

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Dizzy Gillespie, 1955

Wesentliche Elemente sind größere rhythmische Freiheiten für Schlagzeug und Bass, schnelles Tempo und komplexe Harmonie-Schemata. Komponisten des Bebop griffen oft auf bestehende musikalische Themen und Harmonieabfolgen zurück. Wesentlich für den Bebop sind zudem die Improvisationen auf langen formalen Strecken.[1]

Miles Davis beschrieb Bebop so: „... es fehlten die Harmonien, die man auf der Straße vor sich hin summte, um sein Mädchen aufs Küssen einzustimmen. Der Bebop hatte nicht die Menschlichkeit eines Duke Ellington. Man konnte sich nicht einmal die Melodien merken.“[2]

Mit dem Bebop verabschiedet sich der Jazz als Unterhaltungsmusik und wird nach und nach als Kunstmusik definiert. Dies beruht auf der Ablehnung des Bebop durch große Teile von Kritikern und Publikum sowie auf einem neuen Verständnis der Schallplatte als Medium. Die flüchtigen Improvisationen der Musiker sind durch die Schallplatte gespeichert und bringen ein Sammler- und Expertentum hervor – gerade auch in der weißen amerikanischen Mittelschicht und unter den europäischen Intellektuellen. Mit der verbesserten Aufnahmetechnik tritt der Solist stärker denn je als Individuum und Künstlerpersönlichkeit hervor. Niemals wieder jedoch fügte sich der Jazz in das Bild ein, das man sich zuvor von ihm gemacht hatte, in das Bild einer für alle zugänglichen Populärkultur.[1]

Entstehung

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Thelonious Monk, Howard McGhee, Roy Eldridge und Teddy Hill vor Minton's Playhouse, New York City, September 1947

Vermutlich hat eine Verkettung verschiedener Faktoren zur Entstehung dieses neuen Stils geführt. Am Ende der 1930er Jahre war Swing zu einem großen Geschäft geworden. Der kreative Zenit vieler Swingorchester war überschritten, und die Musik drohte in Formelhaftigkeit zu erstarren. Gelangweilt von der Routine als „Orchesterangestellte“ begannen zahlreiche Musiker – oft „afterhours“, nachdem sie ihren Job in der Big Band erledigt hatten – sich zu informellen Jam-Sessions zu treffen. Hier wurde gespielt und nach musikalischen Formen jenseits der Big Bands gesucht. Ein Kristallisationspunkt dieser Entwicklung war Minton’s Playhouse in Harlem und nicht die 52nd Street in Manhattan, wie oftmals fälschlicherweise behauptet wird. Zu den wichtigsten Musikern dieses Zirkels gehörten Dizzy Gillespie, Charlie Parker (die beide 1943 bei Earl Hines and His Orchestra spielten), Charlie Christian, Thelonious Monk und Kenny Clarke. Außerdem wird vermutet, dass die auf den Kriegseintritt der USA 1941 zurückzuführende Steuererhöhung auf Tanzveranstaltungen die Wirtschaftlichkeit der Big Bands allmählich untergrub, damit den Niedergang des Swing beschleunigte und die Entwicklung des neuen Stils in Form einer autonomen Kunstmusik begünstigte.

Die kleinen Bands, die den neuen Jazzstil entwickelten, galten nicht als Tanz- oder Unterhaltungskapellen und waren dies in ihrem Selbstverständnis auch nicht, weswegen die Besitzer der Nachtclubs nicht mit den kriegsbedingten Sonderabgaben belegt wurden, wenn sie junge Bebop-Musiker mit ihren Combos engagierten. Wegen des Recording ban existieren keine Studioaufnahmen aus der Entstehungsphase dieses Stils; es existieren einzig einige private, technisch sehr unzulängliche Live-Mitschnitte aus „Minton's Playhouse“ und „Monroe’s Uptown House“. Als eine der frühesten Aufnahmen des Bebop gilt „Bu-Dee-Dah“ (Apollo, 16. Februar 1944), unter Leitung von Coleman Hawkins u. a. mit Dizzy Gillespie, Leo Parker, Budd Johnson, Ray Abrams, Don Byas, Clyde Hart, Oscar Pettiford und Max Roach.[3]

Man sagt auch, dass der Bebop als Reaktion der afroamerikanischen Bevölkerung auf den von Weißen dominierten Swing entstanden sei.[4]

Der Name Bebop

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Ella Fitzgerald, 1940

Die Herkunft des Worts „Bebop“ ist, wie so oft im Jazz, nicht ganz geklärt und es gibt viele Legenden über die Entstehung dieses Begriffs. Er geht wahrscheinlich auf die lautmalerischen Scat-Silben „be“, „re“, „de“ und „bop“ zurück, mit deren Hilfe sich Musiker untereinander komplizierte Linien in schnellen Tempi vorzusingen pflegten. Das ist wohl die wahrscheinlichste aller angebotenen Erklärungen, die es gibt; wobei dieser Name, wie so oft in der Musik, nicht von den Musikern selbst, sondern von der Presse stammt.

Ist der Zusammenhang unmissverständlich, wird auch von Bop gesprochen. Hingegen ist die Bezeichnung Rebop aus einem Unverständnis der damaligen Swingmusiker gegenüber dem Bebop heraus entstanden und bezeichnet den Bebop eben gerade nicht. Ebenso ist in vielen Fällen das Scatten kein Bebop, sondern lediglich Silbengesang, das die eigentümlichen Wendungen des Bebop vermissen lässt.

Merkmale des Bebop

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  • Komplizierter als der Swing, mehr Soli, mehr Improvisation.
  • Der zu den Blue Notes zählende Tritonus, der an verschiedenen Stellen auftaucht.
  • Saxophon und Trompete spielen unisono (das Gleiche).
  • Abkehr von der Big Band des Swing und Rückkehr zur Combo
  • Phrasierung abgerissen, abgerissene Melodie
  • keine Riffs
  • komplizierte Harmonik, viele II-V-I Verbindungen
  • übermäßige bzw. verminderte Septakkorde
  • stärkerer Einsatz von Alterationen (Quinte, None, Undezime)
  • wird oft "härter" gespielt
  • schnelle Tempi, hektischer Gestus

Standard-Besetzung

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Quintett: Trompete, Saxophon (meist Alt oder Tenor), Klavier, Kontrabass, Schlagzeug. Bigbands waren eher selten (eine Ausnahme bildet das Orchester von Dizzy Gillespie; auch Gene Krupa and His Orchestra unternahm 1947/48 Versuche, Bigband-Bop zu spielen, wie der von Gerry Mulligan arrangierte „Disc Jockey Jump“).

Wichtige Alben

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Siehe auch

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Literatur

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  • Thomas Owens: Bebop – the music and its players. Oxford University Press 1996
  • Scott DeVeaux: The Birth of Bebop, Picador 1999
  • Leonard Feather: Inside Jazz, Da Capo 1977 (zuerst 1949 als Inside Bebop)
  • Ira Gitler: Jazz masters of the 40s, Da Capo 1983 (später auch als The masters of Bebop, Da Capo 2001)
  • Kenny Mathieson: Giant Steps: Bebop and the Creators of Modern Jazz, 1945–65. Canongate Books, 2001, ISBN 978-0-86241-859-5.
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Commons: Bebop – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Musikbeispiele

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Einzelnachweise

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  1. a b c Ekkehard Jost: Bebop. In: Wolf Kampmann (Hrsg.): Reclams Jazzlexikon. Reclam, Stuttgart 2003, S. 584f.
  2. Miles David mit Quincy Troupe: Die Autobiographie, München 2002, S. 156.
  3. Ira Gitler: From Swing to Bop: An Oral History of the Transition in Jazz in the 1940s . Oxford University Press 1985, S. 97.
  4. Vgl. Eric Porter: "Dizzy Atmosphere": The Challenge of Bebop. American Music 17 (4): 422–446 (1999)