Beat Werdmüller

Zürcher Textilunternehmer und Ratsherr

Beat Werdmüller (* 1583 in Zürich; † 30. März 1640 in Küsnacht) war ein Zürcher Textilunternehmer und Ratsherr. Er erbaute das Landgut Wangensbach in Küsnacht.

Landgut Wangensbach (Schloss Küsnacht)

Beat Werdmüller war der Sohn des Kleinrats und Textilunternehmers Heinrich Werdmüller. Dieser hatte zusammen mit seinem Onkel David Werdmüller in Zürich die Seidenindustrie eingeführt. Heinrich Werdmüller hatte es als einer der reichsten Bürger Zürichs seiner Zeit zu einem Vermögen von 350'000 Gulden gebracht.[1] Die Mutter von Beat Werdmüller, Ursula Kitt, war die Tochter eines ebenfalls wohlhabenden Seilers aus Feldkirch. 1605 heiratete Beat Werdmüller Barbara Holzhalb, deren Vater, der frühere Landvogt von Kyburg, Leonhard Holzhalb, ab 1609 als Bürgermeister von Zürich wirkte.

Als erster von mehreren jungen Bürgerssöhnen reiste Beat Werdmüller 1608 im Ehrengeleit seines Schwiegervaters zum Dogen von Venedig.[2] Im Anschluss an den Aufenthalt des venetianischen Gesandten Giovanni Battista Padovina in Zürich sollte die Gesandtschaft eine Verbesserung der Handelsbedingungen im Territorium der Serenissima repùblica erwirken. Werdmüllers Beteiligung an der Reise, während der zahlreiche Sehenswürdigkeiten, wie das Arsenal, der Markusdom oder die Glasbläserinsel Murano, besucht wurden, brachte ihm und den Kaufleuten seines Geschlechts mehrere Privilegien ein: die Erlaubnis bei künftigen Aufenthalten eine Waffe auf sich zu tragen, ungehindert und befreit von diversen Steuern zu reisen sowie während Handelsreisen private Häuser und Wohnungen zu mieten.[3]

Seit 1610 im «Neuen Seidenhof» in Zürich ansässig, trat Beat Werdmüller 1617 aus der darin untergebrachten Handelsgesellschaft aus, um nach dem Tod Leonhard Holzhalbs einen grösseren Teil von dessen Geschäften zu übernehmen. Zwei Jahre später war er Besitzer des Hauses «zum Löwenberg» am inneren Rennweg, um dessen Ausbau er sich jedoch vergeblich bemühte.[4] 1621 wurde er als Zwölfer der «Zunft zur Saffran» zu deren Vertreter im Grossen Rat gewählt. Wenig später muss er das umfangreiche Rebgelände am Wangensbach in Küsnacht erworben haben, in dem er sich um 1624 einen repräsentativen Herrensitz baute.[5]

Das hohe gesellschaftliche Ansehen, das Beat Werdmüller und seine Familie zu diesem Zeitpunkt genossen, zeigt sich unter anderem in der 1624 vollzogenen Heirat seiner Tochter Ursula mit Statthalter Salomon Hirzel d. J., Sohn des bekannten früheren Bürgermeisters Salomon Hirzel, der zugleich eine Stellung im «Neuen Seidenhof» erhielt. Nach dem Tod seines Vaters Heinrich Werdmüller 1627 wird Beat Werdmüller zunächst als stiller Teilhaber an dem von ihm hinterlassenen Handelsgeschäft erwähnt. 1634 trat er zusammen mit seinem Bruder Hans Georg und Salomon Hirzel d. J. als dessen Inhaber und Leiter auf.[6]

Auf seinem Grabstein, der bis ins 19. Jahrhundert bei der Kirche Küsnacht zu sehen war, wurde Beat Werdmüller als Erbauer des Hauses am Wangensbach und Pfleger, das heisst, Rechnungsführer der «Zunft zur Saffran», erinnert.[7]

Literatur

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  • Martin Lassner: Beat Werdmüller. In: Historisches Lexikon der Schweiz. (Version vom 9. Oktober 2013, abgerufen am 4. April 2021)
  • Beat Werdmüller. In: Hans Jacob Leu: Allgemeines Helvetisches, Eydgenössisches Oder Schweizerisches Lexicon. 19. Bd., Zürich 1764, S. 320. Online (abgerufen am 4. April 2021)
  • Barbara Schmid: Reben, Wein und ein Schloss. Der Wangensbach und seine Gründer, in: Küsnachter Jahrheft, 61. Jahrgang, 2021, S. 87–97.

Einzelnachweise

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  1. Leo Weisz: Die Werdmüller. Schicksale eines alten Familiengeschlechtes. Band 1. Schultheß, Zürich 1949, S. 96.
  2. Eine Gesandtschaftsreise junger Zürcher nach Venedig 1608. Bericht eines der Teilnehmer. In: Zürcher Taschenbuch auf das Jahr 1914. NF 37. Jg. Beer, Zürich 1914, S. 33–90.
  3. Emil Usteri: Bürgermeister Leonhard Holzhalb 1553–1617. Der Wiedererwecker von Zürichs Bündnispolitik. Gebr. Leemann, Zürich 1944, S. 148.
  4. Adrian Corrodi-Sulzer: Häuserregesten der Zürcher Altstadt. Sign. VII.330, Stadtarchiv Zürich, S. 8–9.
  5. Zürcher Denkmalpflege (Hrsg.): 13. Bericht 1991-1994 (= Zürcher Denkmalpflege, Berichte). Kommissionsverlag, Zürich 1998, S. 159.
  6. Leo Weisz: Die Werdmüller. Schicksale eines alten Zürcher Geschlechtes. Band 2. Schultheß, Zürich 1949, S. 13–17.
  7. David von Moos: Thuricum Sepultum & tantum non ignoratum indagatum atque retectum: das ist Sammlung alter und neuer Grabschrifften welche in den Kirchen auf der Landschaft Zuerich, theils längstens verblichen, theils noch leserlich vorgefunden werden; samt einigen kurzen Nachrichten von den Lebens-Umständen der selig Verstorbenen maennlichen Geschlechts. 5. Theil. im Verlag des Verfassers, [Zürich] 1780, S. 183.