Bahnstrecke Číčenice–Haidmühle

Číčenice–Haidmühle (Niederbay)
Kursbuchstrecke (SŽDC):197
Streckenlänge:69,715 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:C2
Höchstgeschwindigkeit:60 km/h
von Plzeň (vorm. KFJB)
0,000 Číčenice früher Wodňan-Čičenic 390 m
nach České Budějovice (vorm. KFJB) und
nach Týn nad Vltavou (vorm. LB Wodňan–Moldauthein)
4,309 Vodňany früher Wodňan Stadt 405 m
7,200 Pražák 420 m
10,300 Svinětice früher Svinětitz 420 m
12,413 Bavorov früher Barau 430 m
Blanice
16,500 Blanice früher Blanitz 440 m
18,623 Strunkovice nad Blanicí
früher Strunkowitz a. d. Blanitz-Wällischbirken
455 m
23,321 Husinec u Netolic früher Husinetz 585 m
ehemalige Protektoratsgrenze (1938–1945)
27,577 Prachatice früher Prachatitz 545 m
29,300 Prachatice lázně 585 m
33,700 Rohanov früher Thonetschlag 695 m
36,654 Chroboly früher Chrobold 760 m
38,700 Ovesné u Prachatic 795 m
41,000 Skříněřov früher Schreinetschlag 820 m
45,495 Zbytiny früher Oberhaid 800 m
47,000 Spálenec 785 m
55,871 Volary früher Wallern in Böhmen 760 m
nach Strakonice (vorm. LB Strakonitz–Winterberg)
Teplá Vltava
59,800 Dobrá na Šumavě früher Guthausen 745 m
Studená Vltava
von České Budějovice (vorm. Vereinigte Böhmerwald-Lokalbahnen)
61,866 Černý Kříž früher Schwarzes Kreuz 740 m
65,703 Stožec früher Tusset-Böhm. Röhren 785 m
69,615 Nové Údolí früher Neuthal 805 m
Eisenbahnmuseum Pošumavská jižní dráha
Pošumavská jižní dráha, Streckenende in Tschechien
69,715 Ruttenbach (Grenze Tschechien–Deutschland)[1] 805 m
Pošumavská jižní dráha, Streckenende in Deutschland
Haidmühle (Niederbay)
nach Waldkirchen (vorm. K. Bay. Sts. B.)

Quellen: [2][3]

Die Bahnstrecke Číčenice–Haidmühle ist eine regionale Eisenbahnverbindung in Tschechien, deren zwei Teilstrecken ursprünglich von der Lokalbahn Wodňan–Prachatitz und den Vereinigten Böhmerwald-Lokalbahnen als staatlich garantierte Lokalbahn erbaut wurde. Sie verläuft von Číčenice über Prachatice (Prachatitz) und Volary (Wallern) nach Nové Údolí (Neuthal). Der grenzüberschreitende Abschnitt ins bayerische Haidmühle wurde nach dem Zweiten Weltkrieg stillgelegt und abgebaut.

Nach einem Erlass der tschechischen Regierung ist die Strecke seit dem 20. Dezember 1995 als regionale Bahn („regionální dráha“) klassifiziert.[4]

Geschichte Bearbeiten

Erste Projekte für eine Eisenbahn im südlichen Böhmerwald stammten schon aus den 1870er Jahren. In jener Zeit wurde eine Eisenbahn von Liebenau in Nordböhmen bis zur Reichsgrenze bei Kuschwarda („Böhmische Südwestbahn“) projektiert. Die finanziellen Folgen der Wirtschaftskrise von 1873 ließen dieses Projekt jedoch scheitern.

 
Bahnhof Prachatice (2011)

Die Konzession für die Lokalbahn von Wodňan nach Prachatitz wurde am 18. April 1892 erteilt.[5] Am 18. Oktober 1893 wurde die Strecke eröffnet.[6] Den Betrieb führten die k.k. Staatsbahnen (kkStB) für Rechnung der Eigentümer aus. Am 22. Mai 1898 erhielt die Lokalbahngesellschaft noch die Konzession für die Fortführung der Strecke bis Wallern.[7] Am 16. Oktober 1899 ging die Streckenerweiterung in Betrieb.

Im Jahr 1908 fusionierte die Lokalbahn Wodňan–Prachatitz mit der benachbarten Lokalbahn Strakonitz–Winterberg. Fortan firmierte die Lokalbahngesellschaft als Vereinigte Böhmerwald-Lokalbahnen. Die neue Gesellschaft erhielt zudem die Konzession für die Erweiterung der bestehenden Strecke nach Salnau und zur Reichsgrenze in Neuthal.[8] Die neue Strecke wurde am 12. Juni 1910 eröffnet. Grenzbahnhof zu den Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen war der bayrische Bahnhof Haidmühle, wo die am 15. November 1910 eröffnete Bahnstrecke Waldkirchen–Haidmühle anschloss.

Im Jahr 1912 wies der Fahrplan der Lokalbahn drei Personenzugpaare 2. und 3. Klasse aus. Sie benötigten für die 85 Kilometer lange Strecke etwa 3,5 Stunden. Sonn- und feiertags bediente ein zusätzlicher Zug den Abschnitt Wallern–Haidmühle.[9]

 
Bahnhof Volary (2007)

Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns im Oktober 1918 ging die Betriebsführung an die neu gegründeten Tschechoslowakischen Staatsbahnen (ČSD) über. Mit der Verstaatlichung der Lokalbahngesellschaft gehörte ab 1. Jänner 1925 auch die Infrastruktur zum Netz der ČSD.

Mit dem Einsatz moderner Motorzüge kam es Ende der 1920er Jahre zu einer signifikanten Fahrzeitverkürzung. Der Winterfahrplan von 1937/38 verzeichnete bis zu zehn Personenzugpaare 3. Klasse, die zumeist als Motorzug verkehrten. Fünf Zugpaare bedienten den grenzüberschreitenden Abschnitt Wallern–Haidmühle, wo stets Anschluss an die Züge nach Passau bestand. Die Fahrzeit in der Relation Číčenice–Wallern betrug etwa zwei Stunden, zwischen Wallern und Haidmühle etwa 30 Minuten.[10]

Nach der Angliederung des Sudetenlandes an Deutschland im Herbst 1938 kam der Abschnitt zwischen Prachatitz und Haidmühle zur Deutschen Reichsbahn, Reichsbahndirektion Regensburg. Die restliche, im Protektorat Böhmen und Mähren verbliebene Strecke wurde durch die Protektoratsbahnen Böhmen und Mähren (ČMD-BMB) betrieben. Im Reichskursbuch war die Verbindung als Kursbuchstrecke 426r Passau–Haidmühle (Niederbay)–Prachatitz enthalten.[11] Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam die Strecke wieder vollständig zu den ČSD. Der grenzüberschreitende Verkehr wurde nicht wiederaufgenommen. Endpunkt im Binnenverkehr der ČSD war zunächst Nové Údolí. Am 29. Mai 1977 wurde der Reiseverkehr schließlich bis Stožec zurückgezogen.

Als Neuerung verkehrte ab 1950 ein mit Triebwagen geführter Schnellzug zwischen Prag und Prachatice.[12] In späteren Jahren gab es dann Kurswagen zwischen Prag und Volary. Diese direkte Zugverbindung zwischen der tschechoslowakischen Hauptstadt und dem Böhmerwald wurde erst in den 1990er Jahren aufgegeben.

 
Bahnhof Nové Údolí (2011)
 
Pošumavská jižní dráha

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs fuhr die ČSD ab 1. Juli 1990 mit ihren Reisezügen wieder bis an die Staatsgrenze in Nové Údolí, wo ein Straßengrenzübergang eingerichtet wurde. Weitergehende Planungen für einen Wiederaufbau der Trasse bis Haidmühle konnten jedoch aus finanziellen Gründen nicht realisiert werden. Ein Kuriosum ist die in den 1990er Jahren aufgebaute Museumsbahn am heutigen Streckenende. Die als Pošumavská jižní dráha firmierende Bahn wirbt mit dem Slogan „kürzeste internationale Eisenbahn der Welt.“

Am 1. Januar 1993 ging die Strecke im Zuge der Auflösung der Tschechoslowakei an die České dráhy (ČD) über. Seit 2003 gehört sie zum Netz des staatlichen Infrastrukturbetreibers Správa železniční dopravní cesty (SŽDC).

Im Zuge der Reaktivierung der Bahnstrecke Passau–Freyung wurde am Bahnhof Nové Údolí eine ÖPNV-Schnittstelle zwischen Bus und Bahn gebaut. An den Wochenenden verkehren Busse nach Waldkirchen, wo Anschluss an die Züge nach Passau besteht.

Im Fahrplan 2019 wird die Strecke Číčenice–Nové Údolí im Zweistundentakt von Personenzügen bedient. Alternierend verkehren zwischen Černý Kříž und Nové Údolí noch die Züge der Linie České Budějovice–Nové Údolí, so dass dort ein teilweiser Einstundentakt entsteht.[13]

Seit dem 5. Juli 2018 gibt es durch GW Train Regio eine in der Sommersaison betriebene, grenzüberschreitende Buslinie, die als „GW Bus“ vermarktet wird. Sie verbindet den Bahnhof Nové Údolí und Haidmühle. Die Anschlüsse von den Zügen zum Bus und umgekehrt sind hierzu angepasst.

Die Elektrifizierung der Teilstrecke Číčenice–Prachatice ist im Rahmen der Dekarbonisierung des Eisenbahnbetriebs bis 2032 vorgesehen.[14]

Fahrzeugeinsatz Bearbeiten

Die kkStB setzten auf der Strecke Lokomotiven der Reihen 97 und 178 ein, die von der Lokalbahngesellschaft finanziert wurden.

Bis 2017 wurde der Reisezugverkehr mit den Triebwagen der ČD-Baureihe 810 und deren modernisierter Version ČD-Baureihe 814 abgewickelt. Auf der Relation České Budějovice–Nové Údolí wurden überwiegend lokomotivbespannte Reisezüge eingesetzt. Sie bestanden aus einer Diesellokomotive der ČD-Baureihe 749 und Görlitzer Doppelstockwagen.

Seit Dezember 2017, mit Betriebswechsel zu GW Train Regio, verkehren RegioSprinter (Baureihe 654).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Railway line 194 (Czech Republic) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Railway line 197 (Czech Republic) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ruttenbach nach strassenkatalog.de
  2. Zdeněk Hudec u. a.: Atlas drah České republiky 2006–2007. 2. Auflage. Verlag Pavel Malkus, Praha 2006, ISBN 80-87047-00-1, S. 51.
  3. Artarias Eisenbahnkarte von Österreich-Ungarn und den Balkanstaaten. Mit Stationsverzeichnis. Artaria & Co., Wien 1913.
  4. Erlass der tschechischen Regierung vom 20. Dezember 1995
  5. Concessionsurkunde vom 18. April 1892, für die Localbahn Wodňan–Prachtitz. In: Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder. Wien 1892, online auf alex.onb.ac.at, abgerufen am 7. Oktober 2019.
  6. Aus Österreich-Ungarn: Eröffnung der Bühmerwaldbahnen. In: Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen. Nr. 82, 21. Oktober 1893, S. 777 (archive.org).
  7. Concessionsurkunde vom 22. Mai 1898 für die Localbahn Prachtitz–Wallern. In: Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder. Wien 7. Juni 1898, online auf alex.onb.ac.at, abgerufen am 7. Oktober 2019.
  8. Kundmachung des Eisenbahnministeriums vom 11. Februar 1908. In: Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder. Wien 22. Februar 1908, online auf alex.onb.ac.at, abgerufen am 7. Oktober 2019.
  9. Fahrplan 1912 der kkStB – gültig ab 1. Mai 1912.
  10. Winterfahrplan 1937/38 der ČSD – gültig ab 3. Oktober 1937.
  11. Deutsches Kursbuch – Jahresfahrplan 1944/45, Gültig vom 3. Juli 1944 an bis auf weiteres.
  12. Fahrplan 1950 der ČSD.
  13. 197 Číčenice - Nové Údolí. (PDF) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Februar 2019; abgerufen am 20. Februar 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.szdc.cz
  14. „Koncepce rozvoje elektrické Trakce v České republice“ auf zdopravy.cz (PDF; 2,7 MB)