Bahnstrecke Braunschweig Nord–Lichtenberg

ehemalige, von der Braunschweigischen Landes-Eisenbahn-Gesellschaft (BLE) erbaute Bahnstrecke im östlichen Niedersachsen

Die Bahnstrecke Braunschweig Nord–Lichtenberg ist eine heute fast vollständig entwidmete Nebenbahn im östlichen Niedersachsen. Sie wurde im 19. Jahrhundert von der Braunschweigischen Landes-Eisenbahn-Gesellschaft (BLE) erbaut. Im Zuge der Industrialisierung wurde die Strecke mehrfach umgebaut, neu trassiert und schließlich ersetzt. Daraus entstanden bis Mitte des 20. Jahrhunderts die Bahnstrecke Leiferde–Salzgitter-Bad und Bahnstrecke Salzgitter-Drütte–Derneburg.

Braunschweig Nord–Lichtenberg
Strecke der Bahnstrecke Braunschweig Nord–Lichtenberg
DB 1924, Braunschweig West - Salzgitter-Barum
Streckennummer (DB):1903 (Ringbahn Braunschweig Nord–West)
1924 (Braunschweig West–Barum)
1926 (Barum–Lichtenberg)
Streckenlänge:32,8 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: 14,3 
Minimaler Radius:200 m
Schuntertalbahn
0,0 Braunschweig Nord
BS HKW Mitte (nach BLE-Zeiten eingerichtet)
Oker
1,7 Braunschweig Celler Straße (bis 1938)
Braunschweig Lehndorf (Gbf)
Abzw Braunschweig Celler Straße
3,7 Madamenweg (ab 1888)
4,3 Broitzemer Straße (ab 1893)
Alter Hauptbahnhof
von Helmstedt (neuer Hbf)
4,8 Braunschweig West Wilhelmitor
(Verbindung 1941–1960)
(Verbindung bis 1938)
nach Hannover
Strecke nach Bad Harzburg
10,3 Geitelde (bis 1941)
12,7 Thiede (bis 1941)
Hoheweg
Strecke nach Wolfenbüttel
Strecke von Leiferde
ehem. Strecke von Groß Gleidingen (1944–1992)
ehem. Strecke nach Wolfenbüttel (~1940–1977?)
von Wolfenbüttel (1941 bis 1959)
18,5 Salzgitter-Drütte (seit 1944[1])
Strecke nach Derneburg
Salzgitter-Immendorf (1954)
23,1 Barum (bis 1954)
Salzgitter-Barum (Anst)
Strecke nach Salzgitter-Bad
26,0 Salzgitter-Heerte (bis 1954)
VPS Watenstedt Nord–Voßpaß
VPS „Erzbahn“ Broistedt–Calbecht
30,3 Salzgitter-Salder (bis 1954)
Strecke von Salzgitter-Drütte
32,8 Salzgitter-Lichtenberg (bis 1984)
Strecke nach Derneburg

Der in Braunschweig verlaufende Teil der Trasse trägt heute den Namen Ringgleis und ist anderweitig genutzt.

Verlauf Bearbeiten

Die von 1886 bis etwa 1938 genutzte Strecke begann im Braunschweiger Nordbahnhof, dem Betriebsmittelpunkt der BLE. Sie führte durch die Braunschweiger Gartenstadt, Geitelde und Thiede nach Süden. Am Bahnhof „Hoheweg“ zweigte eine Anschlussstrecke nach Wolfenbüttel ab. Die Bahn verlief weiter über Immendorf und Barum nach Süden und knickte dort nach Westen bis Nordwesten ab. Weiter ging es über Lichtenberg und Osterlinde, um dann wieder in südwestlicher Richtung auf Derneburg zu treffen.

Diese Strecke war als Erschließungsstrecke im ländlichen Raum kurvenreich und machte größere Umwege. Sie ließ nur geringe Geschwindigkeiten zu.

Geschichte Bearbeiten

Zeit der Landeseisenbahn bis 1938 Bearbeiten

Beim Bau der Fernstrecken war das Dreieck zwischen der Braunschweigischen Südbahn (damals noch über Börßum Richtung Kreiensen), der Bahnstrecke Hildesheim–Goslar und der Bahnstrecke Hildesheim–Braunschweig frei geblieben. Zur Erschließung dieses Raumes erteilte die Landesregierung 1885 eine Konzession an die private BLE, eine Bahn nach Derneburg und von dort weiter nach Seesen zu bauen und zu betreiben. Sie gewährte Bauzuschüsse, um das Projekt interessant zu machen.

Bereits am 18. Juli 1886 wurde der Abschnitt nach Derneburg eröffnet, zunächst nur im Personenverkehr. Der Güterverkehr wurde am 5. August aufgenommen. Am 17. Oktober folgte die Verbindung vom Bahnhof Hoheweg quer durch Fümmelse[2] nach Wolfenbüttel. Auch diese diente jedoch eher der regionalen Erschließung, waren die größten Städte des Herzogtums doch bereits seit 1838 mit der heutigen Bahnstrecke Braunschweig–Bad Harzburg direkt verbunden. Sie bildete zusammen mit dem Abschnitt Lichtenberg–Derneburg der Bahnstrecke Salzgitter-Drütte–Derneburg die Stammstrecke dieser Gesellschaft und sollte Ende des 19. Jahrhunderts den damals ländlichen Raum des heutigen Salzgitter erschließen. Bis 1889 folgte die Verlängerung nach Seesen. Bis in die 1930er Jahre war die Strecke eine Nebenstrecke in einem ländlichen Raum mit geringem bis mittlerem Verkehrsaufkommen. Lichtenberg mit der Burg auf dem Salzgitter-Höhenzug war Ziel von Ausflügen.

Umbauten 1938 bis 1954 Bearbeiten

Um den neuen Industriekomplex mit der heutigen Salzgitter AG erschließen zu können, verstaatlichte die damalige Reichsregierung 1938 die BLE. Auch die Schuntertalbahn Braunschweig–Fallersleben, eine weitere BLE-Strecke, war für den Ausbau vorgesehen, um das Volkswagenwerk bei Fallersleben anzubinden.

Ab 1938 fuhren die Personenzüge in den damaligen Hauptbahnhof Braunschweig.

Es wurde die Bahnstrecke Leiferde–Barum als neue, gradlinige Verbindung von Leiferde an der Bahnstrecke Braunschweig–Wolfenbüttel nach Barum gebaut (Strecke 1920), die die alte BLE-Trasse nördlich von Barum im Durchgangsverkehr nach Braunschweig ersetzte. Übrig für den Laufweg nach Derneburg blieb nur noch der Abschnitt Barum–Lichtenberg. Bald darauf unterbrach der Krieg den weiteren Ausbau.

Nach dem Krieg wurde auch der Abschnitt von Drütte bis Lichtenberg über Watenstedt und Lebenstedt in Form der Neubaustrecke Drütte–Lichtenberg neu trassiert und deutlich verkürzt (Strecke 1923). Die Reststrecke über Barum und Heerte verlor am selben Tag den Personenverkehr[3] und diente allenfalls noch als Anschluss.

Der in Braunschweig verlaufende Teil der Bahnstrecke (Ringgleis) diente bis in die in den 1980er-Jahre dem Güterverkehr mit dem Bahnhof Braunschweig West als bedeutenden Umschlagpunkt. Die letzte Stilllegung im Abschnitt von der Celler Straße bis zum heutigen Streckenende erfolgte 1985. Der im Norden früher durch eine Brücke daran anschließende Abschnitt wird weiter zur Versorgung des Heizkraftwerks Mitte genutzt und aus den östlichen Bahnstrecken angefahren.

Literatur Bearbeiten

  • Wolfgang Fiegenbaum, Wolfgang Klee: Abschied von der Schiene. Stillgelegte Bahnstrecken im Personenzugverkehr Deutschlands 1980–1985. Motorbuch, Stuttgart 1988, ISBN 3-613-01191-3, S. 39 ff.
  • Christopher Wulfgramm: Die Braunschweigische Landes-Eisenbahn. EK-Verlag, Freiburg 2017, ISBN 978-3-8446-6409-6.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Bahnstrecke Braunschweig–Derneburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Drehscheibe Online
  2. Preußische Landesaufnahme
  3. Stillgelegte Bahnstrecken Deutschland (West) 1950-2005. Abgerufen am 30. Dezember 2022.