Dutasterid

Arzneistoff
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Dutasterid ist eine organische chemische Verbindung aus der Klasse der Steroide. Es wird wegen seiner Wirksamkeit als 5α-Reduktase-Hemmer, der die Umwandlungsrate von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) senkt und dadurch die DHT-Konzentration vermindert, als Arzneistoff zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie (BPH) eingesetzt. Der Handelsname des weltweit erhältlichen Fertigarzneimittels des Herstellers GlaxoSmithKline (GSK) lautet Avodart®.

Strukturformel
Strukturformel von Dutasterid
Allgemeines
Freiname Dutasterid
Andere Namen
  • (5α,17β)-N-(2,5-Bis(trifluormethyl)phenyl)-3-oxo-4-azaandrost-1-en-17-carboxamid
  • (1S,3aS,3bS,5aR,9aR,11aS)-N-[2,5-Bis(trifluormethyl)phenyl]-9a,11a-dimethyl-7-oxo-1,2,3,3a,3b,4,5,5a,6,9b,10,11-dodecahydroindeno[5,4-f]chinolin-1-carboxamid (IUPAC)
Summenformel C27H30F6N2O2
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 164656-23-9
EG-Nummer (Listennummer) 638-758-5
ECHA-InfoCard 100.166.372
PubChem 6918296
ChemSpider 5293502
DrugBank DB01126
Wikidata Q424760
Arzneistoffangaben
ATC-Code

G04CB02

Wirkstoffklasse

Urologika – Prostatamittel

Wirkmechanismus

nichtselektiver 5α-Reduktase-Inhibitor

Eigenschaften
Molare Masse 528,53 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

242–250 °C[1]

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 351​‐​360FD
P: 201​‐​308+313[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Anwendungsgebiete

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Dutasterid wird zur Behandlung der Symptome der benignen Prostatahyperplasie (BPH) eingesetzt. Auch zur Minderung des Risikos des akuten Harnverhalts und vor Prostataoperationen kommt Dutasterid bei bestehenden BPH-Symptomen zum Einsatz.

Prostatakarzinom

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Dutasterid reduziert bei Patienten mit einem niedrig malignen Prostatakarzinom, die eine Wait-and-see-Strategie verfolgen, das Risiko eines Progresses.[3] In der randomisierten, doppeltblinden, multizentrischen REDEEM-Studie wurden 302 Männer mit niedrig malignem Prostatakarzinom randomisiert. Nach drei Jahren hatten 38 % der mit Dutasterid behandelten Männer einen Tumorprogress, in der Placebo-Gruppe dagegen 48 %. In beiden Gruppen wurde kein tumorbedingter Todesfall oder eine Metastasierung beobachtet. Auf diese Behandlung wird weder in der S3-Leitlinie Prostatakarzinom der DKG[4] noch in der Guidelines on Prostate Cancer der EAU[5] eingegangen. Es besteht (Stand 2022) keine Zulassung für diese Indikation.[6]

Pharmakologie

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Dutasterid hemmt die 5α-Reduktase-Isoenzyme vom Typ 1, 2 und 3, die für den Abbau des Hormons Testosteron zu Dihydrotestosteron verantwortlich sind. Es senkt auf diese Weise die Konzentration des zirkulierenden Dihydrotestosterons. Diese Umwandlung erfolgt größtenteils in der Prostata, der Leber und der Haut. In den Zellen dieser drei Organe bindet DHT am Zellkern. Speziell in den Prostata-Zellen steigert DHT die Zellteilungsrate des Prostatagewebes und sorgt für deren Vergrößerung. Dutasterid ist derzeit nur für Behandlung der benignen Prostatahyperplasie (BPH) zugelassen. Das ähnliche Finasterid wird darüber hinaus auch zur Behandlung der androgenetischen Alopezie mit einem Fünftel der BPH-Arzneistoffdosis angewendet.

Sexuelle Nebenwirkungen

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Sexuelle Nebenwirkungen wurden bei Dutasterid in vier klinischen Studie mit folgenden Häufigkeiten beobachtet:[7]

Es gibt darüber hinaus Berichte über andauernde sexuelle Nebenwirkungen selbst nach Absetzen des Medikaments.[8][9]

Mögliche Risiken von Stoffwechselstörungen

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Mit Blick auf den langfristigen Charakter einer Behandlung und das fortgeschrittene Alter von betroffenen Patienten sind mögliche metabolische Folgen einer 5α-R-Hemmung zu erwägen. Während in fast keiner der originalen Zulassungsstudien mögliche Stoffwechselstörungen durch Dutasterid untersucht wurden, deuten zu späteren Zeitpunkten erhobene Daten aus präklinischen (Tiermodell) und klinischen Studien zunehmend auf solche Effekte in verschiedenen Organen hin. Die datengestützten potentiellen Risiken umfassen, unter anderem, Fettleber, Insulinresistenz (IR), Diabetes Typ 2, Syndrom des trockenen Auges und Nierenkrankheiten.[10]

Gebrauch gegen Haarausfall

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Bei einer ärztlichen Verschreibung von Dutasterid gegen androgenetische Alopezie handelt es sich um einen sogenannten Off-Label-Use. Der Fachausdruck off-label-use bezeichnet die Verwendung eines Arzneistoffs außerhalb der zugelassenen Indikation. Dutasterid ist derzeit nicht zur Behandlung der androgenetischen Alopezie zugelassen, anders als der pharmakologisch und chemisch eng verwandte Wirkstoff Finasterid, dessen Indikationen BPH und androgenetische Alopezie sind. 0,5 mg Dutasterid sind in der Lage, die Konzentration von DHT in der Kopfhaut stärker zu senken als die zehnfache Menge an Finasterid. Im Juni 2010 wurde eine Phase-III-Studie zur Behandlung der androgenetischen Alopezie publiziert, die zur Zulassung für eine Indikation nötig ist.[11]

Kontraindikationen

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Arzneimittel, die den Arzneistoff Dutasterid enthalten, dürfen nicht von Frauen, Kindern und Jugendlichen eingenommen werden und ebenso wenig von Personen mit schweren Leberfunktionsstörungen und Überempfindlichkeiten gegenüber anderen 5α-Reduktasehemmern.

Missbrauch im Sport

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Dutasterid wird angewendet, um die steoroidtypischen Nebenwirkungen von stark androgen wirkenden Steroiden zu unterbinden. Hierzu gehören Haarausfall, verstärktes Körperhaarwachstum und Akne. Dutasterid wirkt bei Testosteron, jedoch nicht bei DHT-basierten Hormonen, da Dutasterid nur das Enzym blockt, jedoch nicht DHT und seine androgene Wirkung (z. B. Drostanolon, Masteron).[12]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e FDA Label für Avodart® (Dutasterid) – Stand: September 2010 (PDF; 315 kB) auf der Website der Food and Drug Administration FDA.
  2. a b Datenblatt Dutasteride bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 3. Januar 2023 (PDF).
  3. Neil E Fleshner, M Scott Lucia, Blair Egerdie, Lorne Aaron, Gregg Eure: Dutasteride in localised prostate cancer management: the REDEEM randomised, double-blind, placebo-controlled trial. In: Lancet (London, England). Band 379, Nr. 9821, 24. März 2012, S. 1103–1111, doi:10.1016/S0140-6736(11)61619-X, PMID 22277570.
  4. Federführende Fachgesellschaft Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU): Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms. Version 5.0. (PDF) Leitlinienprogramm Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG) und Deutschen Krebshilfe (DKH), 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. April 2019; abgerufen am 11. April 2019.
  5. Guidelines on Prostate Cancer. European Association of Urology (EAU), 2019, abgerufen am 11. April 2019 (englisch).
  6. S3-Leitlinie Prostatakarzinom, Version 6.2 – Oktober 2021, AWMF-Registernummer: 043/022OL.
  7. A. M. Traish, A. Mulgaonkar, N. Giordano: The dark side of 5α-reductase inhibitors' therapy: sexual dysfunction, high Gleason grade prostate cancer and depression. In: Korean journal of urology. Band 55, Nummer 6, Juni 2014, S. 367–379, Table II, doi:10.4111/kju.2014.55.6.367, PMID 24955220, PMC 4064044 (freier Volltext) (Review).
  8. A.M. Traish, J. Hassani, A.T. Guay, M. Zitzmann, M.L. Hansen: Adverse side effects of 5α-reductase inhibitors therapy: persistent diminished libido and erectile dysfunction and depression in a subset of patients. In: The Journal of Sexual Medicine. 8/2011, S. 872–884. doi:10.1111/j.1743-6109.2010.02157.x. PMID 21176115.
  9. A. M. Traish, R. C. Melcangi, M. Bortolato, L. M. Garcia-Segura, M. Zitzmann: Adverse effects of 5α-reductase inhibitors: What do we know, don't know, and need to know? In: Reviews in endocrine & metabolic disorders. Band 16, Nummer 3, September 2015, S. 177–198, doi:10.1007/s11154-015-9319-y, PMID 26296373 (Review).
  10. A. M. Traish: Health Risks Associated with Long-Term Finasteride and Dutasteride Use: It's Time to Sound the Alarm. In: The world journal of men's health. Band 38, Nummer 3, Juli 2020, S. 323–337, doi:10.5534/wjmh.200012, PMID 32202088, PMC 7308241 (freier Volltext) (Review).
  11. Hee Chul Eun u. a.: Efficacy, safety, and tolerability of dutasteride 0.5 mg once daily in male patients with male pattern hair loss: A randomized, double-blind, placebo-controlled, phase III study. In: Journal of the American Academy of Dermatology, Volume 63, 2010, S. 252–258. doi:10.1016/j.jaad.2009.09.018.
  12. Das Schwarze Buch – Anabole Steroide. 2007, ISBN 978-3-00-020944-4, S. 114.