August Alle

estnischer Schriftsteller

August Alle (* 19. Augustjul. / 31. August 1890greg. in Viljandi; † 8. Juli 1952 in Tallinn) war ein estnischer Schriftsteller.

August Alle, 1917

Leben Bearbeiten

August Alle wurde in die Familie eines Steinmetz geboren. Er besucht zunächst die Kirchspiel-Schule in Viljandi, anschließend die Abendschule in Narva. 1915 legte er als Externer das Abitur in Orjol ab und begann eine Apothekerlehre, die er jedoch bald abbrach.

Von 1915 bis 1918 belegte er das Fach Medizin an der Universität von Saratow. Ab 1922 studierte August Alle Rechtswissenschaft an der Universität Tartu. Er legte erst 1937 sein juristisches Examen ab. Danach war er auch als freischaffender Anwalt tätig.

Literatur Bearbeiten

Nach seinem Studium der Medizin war August Alle in Estland zunächst als Journalist und Lektor tätig, bevor er sich ganz der Schriftstellerei widmete. Ab 1919 gehörte er der Künstlervereinigung Siuru an. Daneben war August Alle als bekannter Feuilletonist und bissiger Literaturkritiker erfolgreich. Sein literarischer Durchbruch gelang ihm 1921 mit der Gedichtsammlung Carmina Barbata.

Alle schrieb bewusst skandalös, ironisch, sarkastisch und satirisch. Er war ein Meister des Epigramms und des Feuilletons. Seine spitze Feder war in Estland gefürchtet. Er wandte sich vor allem gegen das aufstrebende Bürgertum der Zwischenkriegszeit.

In seinen Werken verarbeitete er auch seine Erlebnisse im revolutionären Petrograd und in Tartu nach dem Estnischen Freiheitskrieg. August Alle war mit seiner Bohèmehaftigkeit der Schrecken des Bürgertums und ein Idol der Jugend. Er selbst führte einen ausschweifenden Lebenswandel, zu dem auch ein Duell 1926 gehörte, das er freilich überlebte.

August Alle wandte sich mit seiner Dichtung stark gegen die faschistischen Tendenzen im Europa der damaligen Zeit. Der sowjetischen Besetzung Estlands ab 1940 gewann er auch positive Seiten ab. August Alle trat am 23. August 1940 den Vorsitz einer sowjetischen Kommission an, die auf vier Listen „antisowjetische“ und „antikommunistische“ Bücher zusammenstellte, deren Besitz verboten wurde und die aus den Bibliotheken entfernt werden sollten. Darunter waren Werke von Sigmund Freud, Rudolf Steiner, Artur Adson, Gustav Suits und Marie Under. 1552 Titel sollen der Aktion zum Opfer gefallen sein.[1]

 
Grabstein Alles auf dem Tallinner Waldfriedhof

August Alle gehörte zum Vorstand des Estnischen Schriftstellerverbands. Daneben war er Redakteur bei verschiedenen Literaturzeitschriften. Von 1946 bis zu seinem Tod war er Chefredakteur des renommierten, wenngleich nach 1944 von den Sowjetbehörden gleichgeschalteten Literaturmagazins Looming.

Werke (Auswahl) Bearbeiten

  • Üksinduse saartele (1918)
  • Carmina Barbata (1921)
  • Laul kleidist helesinisest ja roosast seelikust (1925)
  • Ummiklained (1930)
  • Karmid rütmid (1934)
  • Lilla elevant (1923)
  • Epigramme (1944).

Übersetzungen ins Deutsche Bearbeiten

Von August Alle sind nur wenige Gedichte in deutscher Übersetzung vorhanden.[2] Fünf Gedichte erschienen 1927 in einer in Estland gedruckten Anthologie[3], ferner ist der Autor in zwei Nachkriegsanthologien mit einem Gedicht vertreten.[4]

Weblinks Bearbeiten

Quellen Bearbeiten

  1. Cornelius Hasselblatt. Geschichte der estnischen Literatur. Berlin, New York 2006. ISBN 3-11-018025-1, S. 518f.
  2. Cornelius Hasselblatt: Estnische Literatur in deutscher Sprache 1784-2003. Bibliographie der Primär- und Sekundärliteratur. Bremen: Hempen Verlag 2004, S. 28.
  3. Almanach estnischer Dichtung und Kunst. Hrsg. von Johannes Semper. Tartu: Pallas Verlag 1927, S. 80–85.
  4. Wir kehren Heim. Estnische Lyrik und Prosa. Nachdichtungen von Martha v. Dehn-Grubbe. Karlsruhe: Der Karlsruher Bote 1962, S. 26; Manfred Peter Hein (Hg.): Auf der Karte Europas ein Fleck. Gedichte der osteuropäischen Avantgarde. Zürich: Ammann Verlag 1991, S. 297–299.