Arnaudija-Moschee

Moschee in Bosnien und Herzegowina

Die Arnaudija-Moschee oder auch Defterdar-Moschee (bosnisch Arnaudija džamija; Džamija Hasana defterdara; Defterdarija džamija) in Banja Luka in Bosnien und Herzegowina ist eine im Bosnienkrieg zerstörte Moschee, die mittlerweile wieder aufgebaut wird.

Wiederaufbau

Geschichte Bearbeiten

Die Moschee wurde vom Finanzminister des Paschalik Bosnien Hasan Defterdar während der Regierungszeit von Ferhat-Pascha Sokolović in Auftrag gegeben und von 1594 bis 1595 errichtet. In der Nacht zum 7. Mai 1993 wurde sie im Rahmen des Bosnienkrieges – fast gleichzeitig mit der ebenfalls von Sokolović stammenden Ferhadija-Moschee – gesprengt, ohne dass es zuvor zu Kriegshandlungen in Banja Luka gekommen war. Das Minarett überstand die erste Sprengung, wurde aber kurz darauf ebenfalls gesprengt.[1][2] Das Gotteshaus stand auf der „Liste des kulturellen Erbes der Menschheit“.[3] Mit der Nr. 696 wurden die Reste Moschee auf der Liste der nationalen Denkmäler (bosnisch Nacionalni spomenik Bosne i Hercegovine) registriert.[4]

Seit April 2017 wird die Kuppelmoschee wieder aufgebaut.[5] Auf Mülldeponien rund um Banja Luka fand man zuvor Teile der Arnaudija-Moschee wieder und trug diese zusammen, reinigte sie und bereitete so eine Wiederverwendung vor.[6] Zunächst wurde vermeldet, die Moschee könne bereits Ende 2019 fertiggestellt werden.[7] Während des durch eine türkische Stiftung finanzierten Wiederaufbaus kam es im April 2019 zur Schändung des Sakralbaus mit einem Hakenkreuz und dem häufig nationalistisch missbrauchten serbischen Kreuz, was international Aufsehen erregte.[8][9][10][11] Durch die weltweite COVID-19-Pandemie, von der auch die Republika Srpska stark betroffen war, kam es zu weiteren Verzögerungen beim Wiederaufbau, so dass die Fertigstellung auf das Jahr 2021 verschoben wurde.[12] Die Aufschiebung setzte sich auch in den folgenden Jahren fort. Aktuell wird das Jahr 2023 anvisiert.[13][14]

Von den 16 zerstörten Moscheen der Stadt wurden 15 wieder aufgebaut, so dass die Arnaudija die letzte unter ihnen ist.[15]

Anlage Bearbeiten

Die Moschee im Stadtteil Donji Šeher, wurde im „klassischen“ osmanischen Stil errichtet und besaß eine Kuppel auf einem achteckigen Tambour und ein steinernes Minarett. Sie wurde von einem Portikus geziert. Besonders bekannt war sie für ihre kunstvollen Verzierungen im Inneren. Der Entwurf wird dem Umfeld von Mimar Sinan zugeschrieben, da sie verschiedenen türkischen Moscheen ähnele. Im Hof der Moschee wurde auch ein Brunnen und das Grab für Hasan vorgesehen. Dieses war eine in der Form eines kleinen Minaretts errichtete Türbe.[16][17][3] Der Wiederaufbau soll ein identisches Aussehen erhalten.[5]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Hartwig Vens: Die bleibende Logik des Krieges. In: Neue Zürcher Zeitung. 14. Oktober 2010, abgerufen am 11. März 2021.
  2. Igor Požgaj: Foto galerija/ Obnova Arnaudije. 28. November 2019, abgerufen am 11. März 2021.
  3. a b Marko Plešnik: Bosnien-Herzegowina entdecken. Unterwegs zwischen Save und Adria, Berlin 2007, S. 165. Google Books-Ausgabe, abgerufen am 11. März 2021.
  4. NACIONALNI SPOMENICI BOSNE I HERCEGOVINE. Komisija za očuvanje nacionalnih spomenika Bosne i Hercegovine (deutsch Kommission für die Bewahrung der nationalen Denkmäler in Bosnien-Herzegowina), 13. März 2019, abgerufen am 11. März 2021.
  5. a b U Banjoj Luci danas počinje izgradnja džamije Arnaudija. In: klix.ba. 22. April 2017, abgerufen am 11. März 2021 (bosnisch).
  6. Banja Luka: Letzte im Krieg zerstörte Moschee im Wiederaufbau. In: kosmo.at. 14. April 2017, abgerufen am 11. März 2021.
  7. Amina Dzaferovic: Arnaudija Mosque to be completed by the End of 2019? In: Sarajevo Times. 21. April 2017, abgerufen am 11. März 2021 (englisch).
  8. Y.Z: Offensive Symbols drawn on Walls of Arnaudija Mosque in Banja Luka. In: Sarajevo Times. 10. April 2019, abgerufen am 11. März 2021 (englisch).
  9. Talha Ozturk: Bosnia: Historical mosque comes under racist attack. In: aa.com.tr. 10. April 2019, abgerufen am 11. März 2021 (englisch).
  10. Adis Karaca: Bosnia: Historical mosque comes under racist attack by Serb Christians. In: muslimnews.co.uk. 11. April 2019, abgerufen am 11. März 2021 (englisch).
  11. Talha Ozturk: Bosnia: Turkish envoy condemns racist attack on mosque. In: aa.com.tr. 11. April 2019, abgerufen am 11. März 2021.
  12. Ambasador Turske u BiH obišao radove na banjalučkoj Arnaudiji. In: arhiv.stav.ba. 13. Oktober 2020, abgerufen am 11. März 2021 (bosnisch).
  13. Banjalučka Arnaudija ponovo blista posebnim sjajem. In: federalna.ba. 16. November 2022, abgerufen am 8. November 2023 (bosnisch, deutsch: „Arnaudija aus Banja Luka erstrahlt wieder in besonderem Glanz“; im Text heißt es (im November 2022) „im nächsten Jahr“).
  14. „Nadamo se skorom otvorenju i Arnaudija džamije, sestre banjalučke Ferhadije“. In: n1info.ba. 7. Mai 2023, abgerufen am 8. November 2023 (bosnisch, deutsch: „Wir hoffen auf die baldige Eröffnung der Arnaudija-Moschee, der Schwester von Ferhadija aus Banja Luka.“).
  15. Sabine Adler: Bosnienkrieg. Die Narben von Banja Luka. Deutschlandfunk, 28. Mai 2018, abgerufen am 11. März 2021.
  16. Arnaudija džamija bit će završena do kraja 2019. godine, u zidove će biti ugrađeni stari dijelovi. In: preporod.info. 20. April 2017, abgerufen am 11. März 2021 (bosnisch).
  17. Franz N. Mehling: Knaurs Kulturführer in Farbe. Jugoslawien, München 1984, S. 16.

Weblinks Bearbeiten

Koordinaten: 44° 46′ 11,8″ N, 17° 10′ 54,4″ O