Anna von Pritzbuer

deutsche Politikerin (SED) und Kulturfunktionärin

Anna von Pritzbuer (* 8. Juli 1900 in Berlin; † 8. Juli 1971 ebenda) war eine führende Kulturfunktionärin der SED.

Leben Bearbeiten

Anna von Pritzbuer wurde als Tochter von Friedrich von Pritzbuer (1868–1929) und Anna Viereck (1869–1942) geboren.[1] Nach dem Abitur in Berlin studierte Anna von Pritzbuer Mathematik und Nationalökonomie in Berlin und Göttingen. Als Diplom-Versicherungsmathematikerin arbeitete sie von 1923 bis 1925 bei der Hamburg-Mannheimer Versicherungs-AG in Hamburg. Von 1925 bis 1945 war sie leitende Angestellte der Allianz und Stuttgarter Versicherungs-AG in Berlin.

Nach Kriegsende 1945 trat sie der KPD bei und war bis April 1947 Prokuristin der Allianz Lebensversicherung AG in Berlin-Charlottenburg.[2] Anschließend arbeitete sie in der Stadtverwaltung von Berlin. Bei der ersten Nachkriegswahl zur Berliner Stadtverordnetenversammlung am 20. Oktober 1946 kandidierte sie für die SED, hatte aber auf Platz 79 der SED-Kandidatenliste keine Chance.[3] Im Februar 1948 wurde sie von Rektor Hermann Dersch zur Verwaltungsdirektorin der Berliner Universität berufen,[4] die 1949 in Humboldt-Universität zu Berlin umbenannt wurde. Während der hitzigen Debatte im April 1948 zwischen Studenten und der Universitäts- und SED-Vertretung sorgte Anna von Pritzbuer, SED-Mitglied und Leiterin der Universitätsverwaltung, dafür, dass das Übertragungskabel des Studenten und Hörfunkreporters des Senders RIAS, Gerhard Löwenthal, gekappt wurde, um kritische Berichterstattung zu verhindern. In einigen Studentenkreisen wurde Frau von Pritzbuer – hinter ihrem Rücken – die ‚Pasionaria’ der SED genannt.[5]

1950 wechselte sie als Abteilungsleiterin in die Deutsche Investitionsbank. Von 1953 bis 1960 war Anna von Pritzbuer die Leiterin der Arbeitsgruppe Kultur und Erziehung in der Zentralen Kommission für Staatliche Kontrolle (ZKSK) beim Ministerrat der DDR, die die Einhaltung von Gesetzen, Beschlüssen und volkswirtschaftlichen Planaufgaben überwachte. Von 1960 bis 1961 arbeitete sie in der Staatlichen Plankommission der DDR.

Sie starb an ihrem 71. Geburtstag in Ost-Berlin.[1][6]

Auszeichnungen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Jochen Staadt (Hrsg.): Die Eroberung der Kultur beginnt! Die Staatliche Kommission für Kunstangelegenheiten der DDR (1951–1953) und die Kulturpolitik der SED (= Studien des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin; 15). Lang, Frankfurt am Main u. a., 2011, ISBN 978-3-631-60548-6.
  • Beatrice Vierneisel: Rudolf Jahnke (1920–1981). Ein „Manager“ in der DDR. Aspekte der Kulturpolitik in den fünfziger Jahren. Hrsg. von der Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der Ehemaligen DDR. LSTU-MV, Schwerin 2002, ISBN 3-933255-16-3.
  • James Tent: Freie Universität Berlin: 1948–1988: Eine deutsche Hochschule im Zeitgeschehen. Colloquium Verlag, Berlin, 1988, ISBN 3-7678-0744-0, S. 98.
  • Barbara Eggenkämper, Gerd Modert, Stefan Pretzlik: Die Allianz. Geschichte des Unternehmens 1890–2015. C.H. Beck, München 2015, ISBN 978-3-406-66896-8 (online).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Dirk Peters: Anna Maria von Pritzbuer. In: genealogy.net. 14. März 2021, abgerufen am 9. Dezember 2022.
  2. Eintrag im Handelsregister des Amtsgerichts Berlin-Mitte, veröffentlicht in der Berliner Zeitung vom 31. Mai 1947.
  3. Wählt die Kandidaten des Volkes. In: Neues Deutschland, 13. Oktober 1946, S. 1.
  4. Verwaltungsdirektorin an der Universität. In: Neue Zeit, 28. Februar 1948, S. 3.
  5. James Tent (1988), S. 98.
  6. Nachruf der SED-Kreisleitung Berlin-Prenzlauer Berg in Neues Deutschland vom 18. August 1971, S. 12.