Anita Pallenberg

deutsche Schauspielerin, Model und Modedesignerin (1942-2017)

Anita Pallenberg (* 6. April 1942 in Rom oder Hamburg; † 13. Juni 2017 in Chichester, England)[1][2] war eine deutsche Schauspielerin, Model und Modedesignerin. Bekannt wurde sie in den 1960er Jahren als Groupie, vor allem im Umfeld der Rockband The Rolling Stones.

Anita Pallenberg war die Tochter des in Italien tätigen deutschen Reisekaufmannes Arnold Pallenberg (1903–1986, in Italien als Arnaldo geführt), der zuweilen als Sänger und Maler in Erscheinung trat, und der Deutschen Elfriede Paula Wiederhold, Sekretärin an der deutschen Botschaft in Rom. Während die meisten Quellen Rom als Geburtsort nennen, berichteten verschiedene Nachrichtenquellen, darunter die New York Times, nach Pallenbergs Tod im Jahr 2017, ihr Sohn Marlon Richards habe dies korrigiert und erklärt, dass seine Mutter in Hamburg geboren worden sei.[3][4] Ihr Großvater Franz Pallenberg (1873–1949) war verheiratet mit Angela, geborene Böcklin (1867–1906),[5] einer Tochter des Malers Arnold Böcklin, und ein Nachfahre der Kölner Möbelfabrikantenfamilie Pallenberg. Er war ursprünglich beruflich nach Italien übergesiedelt, wo er deutsche Touristen betreute.[6] Gerüchte, dass sie die Nichte des Schauspielers Max Pallenberg sei, sind unzutreffend.[7][8]

Anita Pallenberg wurde auf Veranlassung ihres Vaters in ein Internat am Ammersee geschickt, wo sie jedoch wegen häufigen unentschuldigten Fehlens einen Schulverweis erhielt.[9] Danach versuchte sie Kunstrestauratorin zu werden, gab dieses Vorhaben jedoch rasch auf, um per Anhalter große europäische Städte zu bereisen. Per Schiff reiste sie nach New York, wo sie von einer Modelagentur als Mannequin entdeckt und vermittelt wurde. Mit dem Living Theatre trat sie in Paradise Now auf, unter anderem in Andy Warhols Factory.

Ihre Agentur schickte sie 1965 beruflich nach München, wo zur selben Zeit die Rolling Stones gastierten. Bei deren Konzert am 14. September lernte sie hinter der Bühne den Musiker und Stones-Mitbegründer Brian Jones kennen. Pallenberg reiste mit der Band zu einem Auftritt in Berlin und folgte Jones nach London, wo sie mit ihm in einer Liebesbeziehung lebte. Diese endete, nachdem sich Jones ihr gegenüber bei einem Aufenthalt in Marokko gewalttätig verhalten hatte.[10] In Deutschland gab ihr der Regisseur Volker Schlöndorff ihre ersten Rollen in seinen Filmen Mord und Totschlag (erschienen 1967) und Michael Kohlhaas – der Rebell (erschienen 1969).

 
Anita Pallenberg mit Sohn, Mailand 1970

Ab 1967 (nach der Razzia in Redlands und seit dem Aufenthalt der Stones in Marokko) war Pallenberg mit dem Rolling-Stones-Gitarristen Keith Richards liiert. Aus ihrer Beziehung stammen drei Kinder: Marlon Richards (* 10. August 1969), Dandelion Angela Richards (* 17. April 1972)[11] und Tara Jo Jo Gunne Richards (* 26. März 1976; † 6. Juni 1976), der an plötzlichem Kindstod starb.[12]

Zu einem Skandal kam es 1979, als man ihren 17-jährigen Bekannten Scott Cantrell tot in ihrem Bett in einem New Yorker Apartment auffand, das Keith Richards gehörte. Todesursache war Suizid. Pallenberg war zum Todeszeitpunkt in der Wohnung, wurde aber von jeder Mitschuld freigesprochen. Es gibt Berichte, Cantrell sei beim Russisch-Roulette-Spiel ums Leben gekommen.[13]

Anita Pallenberg starb am 13. Juni 2017 im Alter von 75 Jahren, nach Angaben ihres Sohnes an den Folgen einer Hepatitis-C-Erkrankung.[14] Ihr wurde nach ihrem Tod von ihrer Freundin Marianne Faithfull ein musikalisches Denkmal in dem Lied Born to live gesetzt; siehe Negative Capability.[15]

Filmografie

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Literatur

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  • Marc Spitz: Jagger. Rebel, Rock Star, Ramble, Rogue. 2011 (Gewidmet Brendan Mullen); deutsch: Mick Jagger. Rebell und Rockstar. Aus dem Amerikanischen von Sonja Kerkhoffs. Edel Germany, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8419-0122-4, S. 135–150.
  • Simon Wells: Wie ein Regenbogen: Das außergewöhnliche Leben von Anita Pallenberg. Hannibal-Verlag, Höfen 2020, ISBN 978-3854456971.
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Einzelnachweise

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  1. Anita Gates: Anita Pallenberg, Actress and Muse of Rolling Stones, Dies at 75. In: The New York Times. The New York Times Company, 14. Juni 2017, abgerufen am 3. Juli 2017 (englisch, Korrektur des Geburtsdatums und des Alters zum Zeitpunkt des Todes von 73 auf 75 durch die New York Times vom 14. Juni 2017).
  2. Pat Saperstein: Anita Pallenberg, Actress and Longtime Girlfriend of Keith Richards, Dies at 75. In: Variety. Penske Media Corporation, 13. Juni 2017, abgerufen am 3. Juli 2017 (englisch, das Alter zum Zeitpunkt des Todes wurde nach der Veröffentlichung von 73 (Memento vom 14. Juni 2017 im Internet Archive) auf 75 korrigiert).
  3. Anita Gates: Anita Pallenberg, Actress and Muse of Rolling Stones, Dies at 75 (Published 2017). In: nytimes.com. 14. Juni 2017, abgerufen am 3. Februar 2024 (englisch).
  4. https://magazin.nzz.ch/meinungen/anita-pallenbergmuse-im-kosmos-der-rolling-stones-ld.1301509?reduced=true
  5. Angela Böcklin Pallenberg in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 20. Januar 2024.
  6. Köln: Die kölsche Spur der Rolling Stones | Express. In: express.de. 28. Januar 2018, abgerufen am 9. März 2024.
  7. Christopher Sandford: The Rolling Stones: Fifty Years, Simon and Schuster, New York, 2012.
  8. Barbara Charone: Keith Richards: Life As a Rolling Stone. Doubleday, Garden City, New York, 1982. Lynn Barber: Lady Rolling Stone. In: The Observer. Guardian Media Group, 24. Februar 2008, abgerufen am 14. Juni 2017 (englisch).
  9. Barbara Hardinghaus/Wolfgang Reuss: Blind Date, 1961. In: Der Spiegel. Nr. 15, 10. April 2021, S. 50.
  10. Christopher Sandford: The Rolling Stones: Fifty Years, Simon and Schuster, New York, 2012.
  11. https://ultimateclassicrock.com/the-rolling-stones-children/
  12. Jim Johnson: Keith Richards Looks Back On Drug Use And Death Of Infant Son. (Memento vom 5. Februar 2017 im Internet Archive) In: womc.cbslocal.com. CBS Radio Inc., 27. Oktober 2015, abgerufen am 14. Juni 2017 (englisch).
  13. Chet Flippo: Teenager Dies in Keith Richards’ New York Home. In: Rolling Stone. Wenner Media, 6. September 1979, abgerufen am 14. Juni 2017 (englisch).
  14. Archiv New York Times
  15. songfacts.com