Alexander Tschirch

deutscher Pharmaziewissenschaftler

Wilhelm Oswald Alexander Tschirch (* 17. Oktober 1856 in Guben, Königreich Preußen; † 2. Dezember 1939 in Bern, Schweiz) war ein deutscher Apotheker und Professor der Pharmazie in Bern. Im Mittelpunkt seines Werkes standen Studien zur Pharmakognosie, zur Pflanzenanatomie, Untersuchungen über Anthrachinonglycoside und Beiträge zur Arzneimittelprüfung.

Alexander Tschirch, 1926

Leben Bearbeiten

Alexander Tschirch wurde als erster Sohn des Archidiakons Carl Adolf Tschirch (1815–1875)[1] und dessen Frau Marie, geborne Sausse, geboren. Sein jüngerer Bruder Otto (1858–1941) war ein deutscher Pädagoge, Historiker und Archivar, der neben seiner Lehrertätigkeit insbesondere zur Stadtgeschichte der Stadt Brandenburg an der Havel geforscht und publiziert hat.

Bis 1875 absolvierte Tschirch eine Apothekerlehre in Dresden und arbeitete ab 1877 in der Berner Staatsapotheke. Von 1878 bis 1880 studierte an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. Während seines Studiums wurde er 1879 Mitglied der Landsmannschaft Vandalia Berlin.[2] 1880 erhielt er die Approbation zum Apotheker und wurde 1881 in Freiburg im Breisgau promoviert. Von 1890 bis 1932 war er Professor für Pharmazie und Pharmakognosie an der Universität Bern.

Wirken Bearbeiten

 
Harzgewinnung in Frankreich, Holzstich im Werk von Tschirch (1906)

In Bern widmete sich Tschirch mit großem Engagement der Erforschung und Sammlung von Harzen und anderen Pflanzenextrakten. Dabei entstand eine große Sammlung dieser Substanzen und sein zur damaligen Zeit als Standardwerk geltendes Buch Die Harze und die Harzbehälter mit Einschluss der Milchsäfte (2. und erweiterte Auflage 1906, 1268 Seiten).

Ein Großteil der von Tschirch gesammelten Werke zur Materia medica befindet sich heute in der Historischen Bibliothek der Schweizer Pharmazie in Bern.

Ehrungen Bearbeiten

Werke Bearbeiten

  • Erlebtes und Erstrebtes. Lebenserinnerungen. Bonn 1921.
  • mit Erich Stock: Die Harze. 3., überarbeitete Auflage. Band 1, 2.1, 2.2.1, 2.2.2. Bornträger, Berlin 1933–1936.
  • Handbuch der Pharmakognosie. 3 Bände. Chr. Herm. Tauchnitz, Leipzig (1909) 1910–1923(1927). Band 1 Allgemeine Pharmakognosie, Abteilung 1 (Digitalisat), Band 1 Allgemeine Pharmakognosie, Abteilung 2 (Digitalisat), Band 2 Spezielle Pharmakognosie, Abteilung 1 (Digitalisat), Band 2 Spezielle Pharmakognosie, Abteilung 2 (Digitalisat), Band 3 Spezielle Pharmakognosie, Abteilung 1 (Digitalisat), Band 3 Spezielle Pharmakognosie, Abteilung 2 (Digitalisat), General-Register (Herausgegeben von E. Remy) (Digitalisat)
  • Les Problèmes modernes de la Pharmacognosie. 1911 (Digitalisat)
  • Terminologie und Systematik im pharmakochemischen Systeme der Drogen, speziell in der Kohlehydrat-o gruppe. 1911. (Digitalisat)
  • Naturforschung und Heilkunde. Rede, geh. gelegentlich des Rektorates bei der Stiftungsfeier der Universität Bern am 28. November 1908. 1909 (Digitalisat)
  • Die Harze und die Harzbehälter mit Einschluss der Milchsäfte. Leipzig (Borntraeger) 2. Aufl. 1906
  • Anatomischer Atlas der Pharmakognosie und Nahrungsmittelkunde: mit 81 Taf. Tauchnitz, Leipzig 1900 Digitalisierte Ausgabe
  • Das Kupfer vom Standpunkte der gerichtlichen Chemie, Toxicologie und Hygiene : mit besonderer Berücksichtigung der Reverdissage der Conserven und der Kupferung des Weins und der Kartoffeln / von Alexander Tschirch. Enke, Stuttgart 1893 Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  • Untersuchungen über die Sekrete. Publikationsfolge im Archiv der Pharmazie, ab 1890
  • Ueber photographische Aufnahmen in den Tropen, mit besonderer Berücksichtigung botanischer Objecte. In: Photographische Mitteilungen, Bd. 26, 1889/1890, S. 83f. und 97f.

Literatur Bearbeiten

  • H. Fürst: Prof. Dr. Alexander Tschirch und sein wissenschaftliches Werk. In: Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Bern 1939. Bern, 1940.[5]
  • Kirsten Bork: Alexander Tschirch: Eine Studie über das Leben eines wegweisenden Pharmakognosten und dessen Auffassung von Pharmakognosie mit besonderer Berücksichtigung seines Hauptwerkes (Handbuch der Pharmakognosie). Königshausen & Neumann, Würzburg 2003, ISBN 3-8260-2702-7

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. zu Carl Adolf Tschirch siehe: Vera Grützner: Tschirch, Carl Adolf. In: Friedrich Beck, Eckart Henning (Hrsg.): Brandenburgisches Biographisches Lexikon (= Einzelveröffentlichung der Brandenburgischen Historischen Kommission e.V., Band 5). Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2002, ISBN 3-935035-39-X, S. 399; Richard Schaal: Tschirch, Familie. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Band 13, 1966, Spalte 924–926; Tschirch, sechs Brüder. In: Alfred Einstein (Bearbeiter): Hugo Riemanns Musiklexikon. 11. Auflage, Berlin 1929, S. 1889
  2. Berthold Ohm und Alfred Philipp (Hrsg.): Anschriftenverzeichnis der Alten Herren der Deutschen Landsmannschaft. Teil 1. Hamburg 1932, S. 563.
  3. Mitgliedseintrag von Alexander Tschirch bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 18. November 2015.
  4. Winkler, Ludwig: F. Winkler’s Stadtapotheke zu Innsbruck. Innsbruck 1928 [Übersicht auf dem Einbanddeckel: Personelle Zusammensetzung der am 18. August 1926 zu Hall in Tirol gegründeten Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie]
  5. H. Flück: Prof. Dr. Alexander Tschirch und sein wissenschaftliches Werk. In: Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Bern 1939. Bern 1940, S. 102–111 (e-periodica.ch).