Alex Hyde

deutschstämmiger US-amerikanischer Musiker, Violinist, Bandleader

Alex Hyde (* 17. Februar 1898 in Hamburg, Deutschland; † 7. Juli 1956 in Santa Monica, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Geiger und Jazzkapellenleiter.

Biografie

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Hyde wurde zwei Jahre vor der Jahrhundertwende als Alexander Chalfan Hyde in Hamburg geboren. Als er zwei Jahre alt war, wanderte seine Familie in die USA aus, wo er zur Schule ging und anschließend bei Sascha Coleman und Michael Svedrofsky[1] eine Ausbildung zum Geiger erhielt.[2] Unter dem Namen Romance of Rhythm Orchestra gründete er eine eigene Tanzkapelle, mit der er zwischen 1919 und 1922 in Cafés und Lokalen in und um New York auftrat. Von 1922 bis 1923 tourte er damit auch durch Nordamerika.

Nach dem Ersten Weltkriege, in dem er als Militärkapellmeister bei der United States Navy gedient hatte, reiste Hyde nach Deutschland, um dort im besetzten Rheinland bei der Truppenbetreuung für amerikanische Soldaten Musik zu machen.

Grammophonaufnahmen mit dem Romance of Rhythm Orchestra waren erstmals 1923 auf dem Victor label nach einem Auftritt in Montreal, Canada[3] entstanden. Bei seinen Gastspielreisen durch Deutschland[4] folgten 1924 Aufnahmen von Hyde bei der „Vox-Schallplatten- und Sprechmaschinen-AG[5] und 1925 bei der “Grammophon”.[6]

Hydes erste Deutschland-Tournee begann im Frühjahr 1924 mit einem Auftritt im „Tivoli“-Varieté in Hannover.[7] Die deutschen Zuhörer, für die Hydes lockere „Doo-Wacka-Doo“-Musik[8] etwas ganz Neuartiges darstellte, nahmen seine Darbietung begeistert auf, obwohl sie mangels geeigneter Musiker[9] von zünftigem Hot Jazz noch ziemlich weit entfernt war und bestenfalls als jazz-beeinflusste, halt etwas ‘schräge’[10] Tanzmusik durchgehen konnte.

Nach dem Engagement im Deutschen Theater in München im Juni 1924, das seine erste Deutschlandtournee beendete, fuhr Hyde nach Amerika zurück. Mit einem neu zusammengestellten und in seiner musikalischen Qualität verbesserten Hot-Jazz-Ensemble kam er im Frühjahr 1925 wieder nach Deutschland.

Hyde hatte erstklassige Jazzmusiker als Solisten verpflichtet. Darunter waren der britische Trompeter Howard McFarlane,[11] der Pianist Walker O’Neill[12] und der Saxophonist Eddie Grosso. Bei einigen Sitzungen wirkte auch der Klarinettist und Tenorsaxophonist Gene Sedric mit. Den italienischstämmigen Banjoisten Michele „Mike“ Danzi traf er in New York und brachte ihn dazu, sich seinem neu aufgestellten Alex Hyde American Orchestra anzuschließen, das in Deutschland als Original New York Jazz Orchestra firmierte. Zum Orchester gehörten zu dieser Zeit neben Hyde und Danzi die Musiker Walter Kallander, Sam Dunkel, Mickey Diamond, Byron Hooper, Michael Polzer, Steve Kretschmer, Charles Herstoff, Max Rosen und Al Roth.[13] In Ewald André Duponts berühmtem Film „Varieté“ ist das Orchester 1925 in einigen kurzen Szenen, die in einem großen Varietétheater spielen, zu sehen, leider nicht zu hören, denn damals war der Film noch stumm.[14]

1927 reiste Hyde zurück nach Amerika.[15]

Um die Jahrzehntwende 1929/30 gastierte Hyde noch einmal in Deutschland. Mit einer Damenkapelle, den Red Heads, trat er in der Berliner Scala auf.[16]

In die USA zurückgekehrt eröffnete Hyde eine Talentagentur, schrieb Musik für Militärkapellen der U.S. Air Force und arbeitete für den Film bei MGM in Hollywood. Zusammen mit seinen Brüdern betrieb er als Teilhaber eine Versicherungsgesellschaft.

Hyde starb am 7. Juli 1956 in Santa Monica, Kalifornien. Er ruht im Forest Lawn Memorial Park (Glendale), Los Angeles County.[17]

Tondokumente (Beispiele)

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  • 01622 (Matr. 1846 A) Linger Awhile, Fox Trot (Rose) Alex Hyde and His New York Orchestra, aufgen. Berlin, Juni 1924
  • 01623 (Matr. 1848 A) Yes! We Have No Bananas, Fox Trot (Silver & Cohn) Alex Hyde and His New York Orchestra, aufgen. Berlin, Juni 1924
  • 01624 (Matr. 1852 A) A Kiss In The Dark, Waltz (Victor Herbert) Alex Hyde and His New York Orchestra, aufgen. Berlin, Juni 1924[18]
  • 01625 (Matr. 1855 A) May Be, Fox Trot (Ted Snyder) Alex Hyde and His New York Orchestra, aufgen. Berlin, Juni 1924[19]
  • 01626 (Matr. 1867 A) Down On The Farm, Fox Trot (Dale, Adams, Harrison & Parrott) Alex Hyde and His New York Orchestra, aufgen. Berlin, Juni 1924
  • 01627 (Matr. 1869 A) Lovey Come Back, Fox Trot (Joe Young) Alex Hyde and His New York Orchestra, aufgen. Berlin, Juni 1924[20]

Auf Grammophon

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  • 20 218 / B 40 987 (Matr. 1897 at) Shine (Sonnenschein) Foxtrot (Cecil Mack, Lew Brown, Ford Dabney) Alex Hyde m. sein. Orig. New Yorker Jazz Orchester, aufgen. Berlin, April 1925[21]
  • 20 235 / B 41 000 (Matr. 1911 at) Javanella, Fox Trot (Felix Bernard) Alex Hyde m. sein. Orig. New Yorker Jazz Orchester, aufgen. Berlin, April 1925[22]
  • 20 234 / B 41 016 (Matr. 1945 at) Alabamy Bound (Alabama Klänge), Foxtrot (B.Green, B.deSylva, R.Henderson) Alex Hyde m. sein. Orig. New Yorker Jazz Orchester, aufgen. Berlin, Mai 1925.[23]
  • 20 237 / B 41 020 (Matr. 1963 ½ at) Yearning (In Sehnsucht um Dich), Foxtrot (Davis & Burke) Alex Hyde m. sein. Orig. New Yorker Jazz Orchester, aufgen. Berlin, Juni 1925[24]
  • 20 252 / B 41 049 (Matr. 2041 at) Hong Kong Dream Girl (Chinesischer Liebestraum), Fox Trot (Springer & Barris) April 1925[25]

Wiederveröffentlichung

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Kuratiert von Jazzforscher Rainer E. Lotz erschienen bei Harlequin Records 1985/1999 zwei Vinyl-LPs mit historischen Originalaufnahmen von Alex Hyde: Hot Dance and doo-wacka-doo from Germany 1924 (Vol. I, HQ 2033, enthält Einspielungen auf Vox) und Jazz and Hot Dance from Germany 1925 (Vol. II, HQ 2034, enthält Einspielungen auf Grammophon).[26]

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Literatur

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  • Horst J. P. Bergmeier, Rainer E. Lotz: Alex Hyde, bio-discography. (= Jazzfreund-Publikation. Nr. 28). Edition Der Jazzfreund, Menden 1985, DNB 860384764.
  • Michael Danzi, Rainer E. Lotz (Hrsg.): American musician in Germany, 1924–1939: memoirs of the jazz, entertainment, and movie world of Berlin during the Weimar Republic and the Nazi era, and in the United States. Verlag N. Ruecker, 1986, ISBN 3-923397-02-X, S. 10–11 u. 15.
  • Horst H. Lange: Jazz in Deutschland. Die deutsche Jazz Chronik 1900–1960. Colloquium Verlag, Berlin 1966, S. 23, 26, 28, 37, 44, 51, 166.
  • Horst H. Lange: Die deutsche “78er” Diskografie der Hot-Dance und Jazz-Musik 1903–1958. Colloquium Verlag, Berlin 1966. (2., erweiterte Auflage. 1978, ISBN 3-7678-0452-2)
  • Horst H. Lange: Als der Jazz begann: 1916–1923; die Anfänge des instrumentalen Jazz – von der "Original Dixieland-Jazz-Band bis Louis Armstrong. Verlag Olms-Presse, 2000, ISBN 3-487-08417-1.
  • Rainer E. Lotz: Hot Dance Bands in Germany: The 1920s. (= Hot Dance Bands in Germany: A Photo Album. Band 2). Verlag Jazzfreund, 1982, DNB 830680713, S. 35, 37, 71.
  • Waldemar R. Röhrbein, Klaus Mlynek (Hrsg.): Geschichte der Stadt Hannover: Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart (= Geschichte der Stadt Hannover. Band 2). Verlag Schlütersche, 1994, ISBN 3-87706-364-0.
  • Peter Struck: Hannover in 3 Tagen: ein kurzweiliger Kulturführer. Verlag Schlütersche, 2008, ISBN 978-3-89993-659-9.
  • Jürgen Wölfer: Jazz in Deutschland. Das Lexikon. Alle Musiker und Plattenfirmen von 1920 bis heute. Hannibal, Höfen 2008, ISBN 978-3-85445-274-4.
  • Christian Zwarg: VOX Catalogue Numbers — 6000 to 6499: Instrumental Soli and Chamber Music. (discography.phonomuseum.at, PDF)

Einzelnachweise

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  1. 1873–1936, war von 1904 bis 1906 Konzertmeister beim Philadelphia Sinfonie-Orchester, danach an der Metropolitan Opera, vgl. stokowski.org
  2. vgl. Murray Pfeffer (Memento vom 14. August 2017 im Internet Archive): „...he was educated in New York city public schools as well as in private music study with Sascha Coleman and Michael Svedrofsky, eventually earning an honorary Mus. D.“
  3. vgl. Bergmeier-Lotz S. 9 und Murray Pfeffer (Memento vom 14. August 2017 im Internet Archive), American Band's Alphabetical Index: Alex Hyde Orchestra
  4. „Am 1. Mai 1924 startete die Alex Hyde-Band aus New York als erste amerikanische jazzband ihre Deutschland-Tournée im Tivoli-Varieté in Hannover“, vgl. Struck S. 71. Ein Photo mit der damaligen Besetzung abgeb. bei redhotjazz.com (Memento vom 8. Februar 2008 im Internet Archive)
  5. Vox 01622 bis 01627, Juni 1924, vgl. Lange, “78er” Discogr, S. 485.
  6. Gr 20 218 bis 20 286, April bis Juli 1925, vgl. Lange, “78er” Discogr, S. 485–486. Eine Werbeanzeige der “Grammophon” aus diesem Jahre reiht Hyde unter „Die Meister der Tanzmusik: Alex Hyde, Efim Schachmeister, Eric Borchard, Paul Godwin“ ein, welche bei ihr unter Vertrag spielten.
  7. zu diesem Etablissement vgl. Röhrbein-Mlynek S. 475 „Das Tivoli selbst, zwischen Königstraße und Schiffgraben gelegen und einer jüdischen Familie gehörend, genoß als Varieté internationalen Ruf. Künstler und Artisten von Weltgeltung gaben sich hier die Klinke in die Hand...“, und Andreas-Andrew Bornemann bei postkarten-archiv.de (Memento des Originals vom 14. August 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.postkarten-archiv.de
  8. der Name ahmt die Effekte nach, die man mit dem Dämpfer bei Trompete und Posaune erzielen kann, und wurde bald generisch für die gesamte Stilrichtung Hot Dance gebraucht. Ein dafür typisches Musikstück trug ihn sogar als Titel, vgl. loc.gov. zu „Doo Wacka Doo“, Fox Trot von Clarence Gaskill, George Horther und Will Donaldson 1924.
  9. Eddie Grosso war damals der einzige Mitspieler mit Jazz-Erfahrung, vgl. ‘arwulf’ bei allmusic.com: „The only really adept jazz musician in this 1924 troupe was reedman Edwin „Eddie“ Grosso, and despite his best efforts the band sounds like a slightly intoxicated long-lost pit orchestra throughout.“
  10. „"Linger Awhile" is profoundly weird, as is "Yes We Have No Bananas."“ urteilt ‘arwulf’ bei allmusic.com
  11. nachmals bei den Tanzorchestern von Bernard Etté und Dajos Béla, vgl. Lotz, Hot Dance Bands S. 71f.
  12. von ihm und seinem Partner Ray Allen machte Vox eine eigene Platte: 06217 (Matr. 1869 A) Dustin' the Keys (Walker O'Neill) Walker O'Neill and Ray Allen, piano duet. Rec. late May 1924 („Matrix number used twice (both records inspected))“ (Zwarg) und 06217 (Matr. 2019 A) Geenwich Witch (Zez Confrey) Ray Allen, piano. Rec. November 1924, vgl. Zwarg, VOX Catalogue Numbers — 6000 to 6499: Instrumental Soli and Chamber Music, S. 55 und Bergmeier-Lotz S. 23.
  13. vgl. redhotjazz.com, (Memento vom 14. August 2017 im Internet Archive), Danzi S. 15 und Lange, Jazz Chronik S. 23, Lange, “78er” Discogr, S. 485.
  14. vgl. Photo bei redhotjazz.com, (Memento vom 14. August 2017 im Internet Archive), Filmplakat bei wikimedia.org
  15. vgl. Text der Anzeige in Variety v. 12. Nov. 1924, abgeb. bei mediahist.org
  16. Lange, Jazz Chronik S. 23; lt. Bergmeier-Lotz S. 75f. auch Auftritte im „Wintergarten“ und im „Kabarett der Komiker“ (KadeKo), die jedoch wegen zu geringen Könnens missfielen, vgl. ebenda S. 77: die Musikerinnen waren „not yet mature as instrumentalists“.
  17. Alexander Chalfan Hyde in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 19. November 2022.
  18. anzuhören auf youtube
  19. anzuhören auf youtube
  20. anzuhören auf youtube
  21. anzuhören auf youtube
  22. anzuhören auf youtube
  23. anzuhören auf youtube
  24. anzuhören auf youtube
  25. anzuhören auf youtube
  26. Besprechung von arwulf bei allmusic.com, Plattencover (Vol. II) abgeb. bei ebayimg.com