Alex Capus

Schweizer Schriftsteller

Alex Capus [kapy] (* 23. Juli 1961 als Alexandre Michel Ernest Capus in Mortagne-au-Perche, Frankreich)[1] ist ein Schweizer Schriftsteller.

Alex Capus (2018)

Alexandre «Alex» Capus wurde in der Normandie als Sohn eines Franzosen und einer Schweizerin geboren. Er verbrachte die ersten fünf Lebensjahre in Paris bei seinem Grossvater, der Polizeichemiker am Quai des Orfèvres war. 1966 zog er mit seiner Mutter nach Olten in der Schweiz. Er studierte an der Universität Basel Geschichte, Philosophie und Ethnologie und arbeitete daneben (von ca. 1986 bis 1995) bei diversen Schweizer Tageszeitungen als Journalist. Vier Jahre hindurch war er als Inlandredaktor bei der Schweizerischen Depeschenagentur in Bern tätig.

Alex Capus lebt heute als freier Schriftsteller in Olten. Der französisch-schweizerische Doppelbürger[1] ist verheiratet mit Nadja Capus und Vater von fünf Söhnen.[2][3] Von November 2009 bis April 2012 war er Präsident der Sozialdemokratischen Partei Oltens.[4]

Capus veröffentlichte 1994 Diese verfluchte Schwerkraft. 1997 erschien Munzinger Pascha, eine «klassische» Erzählung. Bereits in diesem Roman bezieht sich Capus auf geschichtliche Ereignisse und auf den Schweizer Afrikaforscher Werner Munzinger. Das Buch ist eine Art literarisierte Biographie. 1998 folgte Eigermönchundjungfrau mit 19 Kurzgeschichten. 2001 erschien mit Mein Studium ferner Welten eine weitere Sammlung Kurzgeschichten, die nun durch die Protagonisten miteinander verbunden sind.

Als Nächstes veröffentlichte Capus mit Fast ein bißchen Frühling 2002 eine Mischung aus Dokumentation und Erzählung. Er beschreibt darin die Geschichte von Kurt Sandweg und Waldemar Velte aus Wuppertal, die der Herrschaft des NS-Regimes entkommen wollen. Nachdem sie eine Bank ausgeraubt haben, führt sie ihre Flucht jedoch nur bis Basel, wo sie sich in eine Beziehung mit zwei ortsansässigen Frauen verwickeln. Nach einer langen Jagd durch die Polizei werden die beiden schliesslich gefasst.

2003 erschien das Buch Glaubst du, daß es Liebe war?, das die alltäglichen Gefilde der vorigen Werke – ausser Munzinger Pascha spielen alle seine bis dahin erschienenen Bücher in der alltäglichen Schweiz – verlässt. 2004 erschien 13 wahre Geschichten, eine Sammlung von historischen Miniaturen.

2005 erschien der Tatsachenroman Reisen im Licht der Sterne, in dem Capus in detektivischer Kleinarbeit Robert Louis Stevensons Odyssee durch die Südsee verfolgt. Er schildert dessen Ehe- und Familiendramen im Dschungel Samoas und seinen beschwerlichen Alltag im vermeintlichen Inselparadies. Schliesslich gelangt Capus zur Überzeugung, dass der schottische Dichter und Verfasser der Schatzinsel die letzten Jahre seines Lebens nur deshalb in der Südsee verbrachte, weil er selbst auf Tafahi, einer kleinen Nachbarinsel Samoas, auf Schatzsuche war. Das Werk wurde ins Englische, Italienische, Spanische und Portugiesische übersetzt.

2006 veröffentlichte Capus die Porträtsammlung Patriarchen, in der er zehn grosse Firmengründer wie Henri Nestlé, Rudolf Lindt, Julius Maggi oder Carl Franz Bally porträtiert. Er sucht jeweils nach dem einen Augenblick, in dem sich ihre Idee kristallisierte, fragt nach den geschichtlichen und gesellschaftlichen Umständen, unter denen sie zu weltweiter Wirtschaftsmacht aufstiegen, und zeigt auf, dass unternehmerische Abenteuer stets auch mit menschlichen Wagnissen, enttäuschten Hoffnungen und familiären Tragödien verbunden sind.

2007 erschien sein Roman Eine Frage der Zeit. Capus erzählt darin die auf authentischen Ereignissen basierende, abenteuerliche Geschichte dreier norddeutscher Werftarbeiter, die 1913 beauftragt werden, das Dampfschiff Goetzen in seine Einzelteile zu zerlegen und im kolonialen Afrika, am Tanganjika-See, wieder zusammenzusetzen. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, werden aus den am gegenüberliegenden Ufer stationierten Belgiern und Briten plötzlich Feinde. Keiner will, aber jeder muss Krieg führen, denn alle sind sie Gefangene ihrer Zeit. Der Roman war in Deutschland ein grosser Erfolg, verkaufte sich über 70'000mal und wurde ins Englische, Niederländische, Norwegische, Hebräische, Japanische und Griechische übersetzt.

Im September 2007 erschien im Magazin ein Artikel über den Schweizer Ballonpionier und Fotografen Eduard Spelterini. Die ungekürzte Ausgabe des Texts erschien im Bildband Eduard Spelterini – Fotografien des Ballonpioniers. Sein Band Der König von Olten von 2009 vereinigt Kurzgeschichten mit viel Lokalkolorit aus seiner Heimatstadt. Die Titelfigur ist ein schwarzweisser Kater namens «Toulouse».

In Léon und Louise, einem Roman, der im Februar 2011 erschien, erzählt Capus, an die Lebensgeschichte seines Grossvaters väterlicherseits angelehnt, die Liebesbeziehung zwischen Léon und Louise. In einer Art Dreiecksbeziehung, die schwerpunktmässig während des Ersten Weltkriegs in der Normandie und während des Zweiten Weltkriegs in Paris spielt, gelingt es Léon nur äusserlich, sich von seiner ewigen und doch unerreichbaren Liebe zu Louise zu lösen. Capus wurde für dieses Buch für den Deutschen Buchpreis 2011 nominiert.

Neben seiner eigenen schriftstellerischen Arbeit hat Capus vier Romane von John Fante und den amerikanischen Kultroman A Confederacy of Dunces (Die Verschwörung der Idioten) von John Kennedy Toole ins Deutsche übersetzt.

Auszeichnungen

Bearbeiten

Übersetzungen

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Alex Capus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

Bearbeiten
  1. a b Eintrag über Alex Capus im Lexikon des Vereins Autorinnen und Autoren der Schweiz, abgerufen am 14. Dezember 2018.
  2. Gestatten: Frau Alex Capus in bazonline, abgerufen am 31. Dezember 2016.
  3. Alex Capus: Ein Familienvater schreibt über die Liebe (Memento vom 7. August 2013 im Webarchiv archive.today) Ruhrnachrichten
  4. Schriftsteller Alex Capus zum Oltner SP-Parteipräsidenten gewählt. In: solothurnerzeitung.ch, 4. November 2009.
  5. «Ausstrahlung wie kein Zweiter»: Kulturpreis 2021 der Stadt Olten geht an Alex Capus. Abgerufen am 30. März 2021 (Schweizer Hochdeutsch).
  6. 10 Porträts: Rudolf Lindt, Carl Franz Bally, Julius Maggi, Antoine Le Coultre, Henri Nestle, Johann Jacob Leu, Fritz Hoffmann-La Roche, Charles Brown mit Walter Boveri, Walter Gerber und Emil Georg Bührle.
  7. Rezension (Memento des Originals vom 12. August 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.media-mania.de, Porträts von: Madame Tussaud, Jean-Paul Marat, Regula Engel-Egli, Ferdinand Hassler, Samuel Johann Pauli, Hans Jakob Meyer, Maria Manning, Adolf Haggenmacher, Eduard Spelterini, Isabelle Eberhardt, Pierre Gilliard und Fritz Zwicky